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Veröffentlicht am 28.08.2024

Groll, Küchenhexe und Apfeleierkuchen

Der Morgen nach dem Regen
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Das Cover des neuen Romanes von Melanie Levensohn "Der Morgen nach dem Regen" ist besonders und verrät nicht allzuviel über den Inhalt. Es könnte sein, daß Elsa auf den Apfelbaum in Antonias Garten schaut.

Der ...

Das Cover des neuen Romanes von Melanie Levensohn "Der Morgen nach dem Regen" ist besonders und verrät nicht allzuviel über den Inhalt. Es könnte sein, daß Elsa auf den Apfelbaum in Antonias Garten schaut.

Der lockere, fast plaudernde Erzählstil der Ich-Erzählerin Johanna weckte zu Beginn sehr schnell Nähe und Sympathie zur Figur. Johanna hat Jahrzehnte für die UN in Krisengebieten gearbeitet, setzte sich für diejenigen ein, die sonst keine Stimme haben und vergessen werden. Und verließ dafür wieder und wieder ihre Familie zuhause.
Ihr gegenüber steht Tochter Elsa, Rechtsanwältin in Dauerüberlastung, frisch (und unglücklich) getrennt, akutes Burnout und damit zwangsbeurlaubt.

Beide treffen im Haus von Tante Toni (verstorben) wieder aufeinander, nachdem sie seit Jahren eine extrem schwierige Beziehung zueinander haben, die hauptsächlich in der Abwesenheit durch den Beruf begründet zu sein scheint. Die Welt zu retten hatte offenbar mehr Gewicht für Johanna als ihre Tochter Elsa.

Nach angestrengt fröhlichen Sätzen der Mutter folgt passiv-aggressives Ignorieren der Tochter. Schmerz, Einsamkeit und ständige Ohnmacht sind deutlich spürbar. Sehnen sich beide nach Verständnis und Geborgenheit, so schaffen sie jedoch keine Basis, die eine ehrliche, vertrauensvolle Kommunikation erlaubt. Konflikte, alte Verletzungen und Vorwürfe sind an der Tagesordnung.

Und kommt es dann doch zur vorsichtigen Annäherung, eröffnet die Mutter ihrer Tochter, WARUM sie abwesend und später depressiv war.
Eine erneute Verletzung, die man der geschundenen Elsa gern erspart hätte. Statt sie um Verzeihung zu bitten, sie als Kind so häufig verlassen und nicht gesehen (ihre Bedürfnisse) zu haben, erwartet Johanna nun tatsächlich Verständnis für eine vergangene Affäre???

Absolut unverständlich, warum die kranke Elsa zur Erholung in ein extrem spannungsgeladenes Umfeld reist.
Die Mutter, Johanna, alle Vorwürfe erträgt, schweigt und stattdessen ihrer Tochter Mahlzeiten vor die geschlossene Tür stellt und die mit Renovierungsfragen beschäftigt.

So intelligente, soziale Frauen und dann fehlt die Empathie füreinander??
Keine der Figuren konnte mich schlußendlich überzeugen.

Ganz schlimm empfand ich, daß zum Ende noch eine Liebesbeziehung entsteht, die völlig fehl am Platze wirkt.
Das hatte etwas von " Abhaken einer Liste".

Der Schreibstil war flüssig, leicht lesbar.

Die Handlungen der Figuren waren häufig für mich nicht nachvollziehbar, die Charaktere zu unausgegoren. Erst starr und eingefahren, ist dann alles vergessen, Harmonie pur und im wahrsten Sinne des Wortes "Friede, Freude, (Apfel-Zimt-) Eierkuchen".

Für einen Urlaubsroman zu dramatisch und anstrengend, für einen Roman des Genres Literatur zu flach und unausgereift.
Schade, der Beginn ließ mich etwas anderes erwarten.

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Veröffentlicht am 09.02.2020

Peter Maffay's Bio-Insel

Hier und Jetzt
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Musiker und nun auch Autor- Peter Maffay ist mit seinen 70 Jahren an einen Punkt gelangt, an dem er Bilanz zieht. 

Zusammen mit seinem neuen Album „Jetzt", erscheint nun das Buch: „Hier und Jetzt. Mein ...

Musiker und nun auch Autor- Peter Maffay ist mit seinen 70 Jahren an einen Punkt gelangt, an dem er Bilanz zieht. 

Zusammen mit seinem neuen Album „Jetzt", erscheint nun das Buch: „Hier und Jetzt. Mein Bild von einer besseren Zukunft" im Lübbe Verlag. Dieses durfte ich im Rahmen dieser LR lesen und nun rezensieren.

Das Cover zeigt Maffay, im Vordergrund einer wundervollen Naturaufnahme, sicher eine Aufnahme vom Gut Dietlhofen (bei Weilheim in Oberbayern). Denn diese „kleine, intakte Welt, eingebettet in eine wunderschöne Landschaft", das er erwarb, will Peter Maffay teilen. Nicht nur mit Kindern in schwierigen Lebenssituationen, sondern auch mit denen, die offenbar den Bezug zur (Bio)Landwirtschaft und der Natur verloren haben. Denn das sieht Maffay durchaus mit Sorge.

Darüber hinaus geht es in diesem Buch aber um so vieles mehr- so teilt er seine Ansichten zum zu intensiven Gebrauch Waschmitteln, Vorteile der Gründüngung und einen Vorschlag, um die Folgen der Automatisierung für die Rentenkasse zu minimieren. Selbst aus seinem Geburtsland geflüchtet, nimmt er Stellung zur Aufnahme von Geflüchteten und Einwanderern, seiner Beziehung zu Gott-ganz Privates bleibt jedoch außen vor.
So werden zwar Erinnerungen an seine Kindheit in Rumänien und die Eltern erörtert oder Freundschaften, wie zum Beispiel die mit Siegmar Gabriel. Oder seine Liebe zu seiner Lebensgefährtin und seinen 2 Kindern kurz angerissen.

Man erlebt beim Lesen einen zwar sehr erfolgreichen, jedoch bodenständigen und disziplinierten Maffay, der fernab vom Starsein vor allem Mensch ist, der besorgt die Klimakrise wahrnimmt und deshalb zu einem bewußteren Umgang mit Ressourcen aufruft. Zudem wünscht er sich ein innigeres Mit- statt Gegeneinander.

War er zuvor in seinem Leben oft ruhelos, lebte in Kanada, auf Mallorca, stellt er nun fest, daß die Gegend vom Starnberger See bis Oberbayern ihm so vertraut ist, dass er ein Teil davon geworden sei: „Ich bin angekommen und möchte bleiben."

Mir hat dieser Einblick in Maffays Leben sehr gefallen. Ich mag seine Musik, würde mich aber nicht als Fan bezeichnen.

Fan hingegen bin ich von ihm als Mensch. Als Vorbild sollten seine Taten dienen- daß jeder so viel erreichen kann- wenn er nur will. Meinen Respekt hat er auf jeden Fall und ich hoffe, man wird noch viele Jahre von ihm hören.

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Veröffentlicht am 24.06.2017

Wer ist der Engel der Toten?

Totenengel
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Liverpool im Winter. Eine Frau bricht auf der Straße zusammen, sie stammelt wirre Sätze von Blut und einem Mord. Detective Eve Clay wird zu ihrem Haus geschickt und findet dort einen grotesken Anblick ...

Liverpool im Winter. Eine Frau bricht auf der Straße zusammen, sie stammelt wirre Sätze von Blut und einem Mord. Detective Eve Clay wird zu ihrem Haus geschickt und findet dort einen grotesken Anblick vor: Der Vater der Frau, ein ehemaliger Kunstprofessor, wurde ermordet, sein Körper wie eine Installation inszeniert, doch durch/ von wem und aus welchen Beweggründen?

Das Cover des Buches ist recht zurückhaltend in Schwarz gestaltet, der Titel in Grau ähnlich einem Kreuz angeordnet. Es passt zu dem vorliegendem Thriller.

Das Buch "Totenengel" ist nach "Totenprediger" das 2. Buch um die Ermittlerin Eve Clay. Der Roman ist unabhängig vom ersten lesbar, da er über eine in sich abgeschlossen Handlung verfügt.

Der Autor Mark Roberts hat seinen Thriller im recht lockeren, spannenden Erzählstil geschrieben. Als Leser ist man bei allen Ermittlungsschritten und Überlegungen des Teams um Eve mit dabei.

Diese wurde, obwohl Hauptprotagonistin, jedoch nur äußerst oberflächlich beschrieben. Ihre Vergangenheit wurde im Prolog kurz angerissen, dieser beginnt mit einem Rückblick in ihre Kindheit. Dies´ hätte man deutlich mehr ausführen können, um etwas mehr Tiefe zu erzielen.

Auch die weiteren Charaktere werden nur sehr gering, z.T. gar nicht beschrieben.
Dazu taucht zu Beginn eine Vielzahl an Ermittlern auf, über die man sehr bald den Überblick verliert, zumal sie häufig nur beim Nachnamen oder Vornamen betitelt werden- das sorgte für unnötige Fragen und beeinflußte den Lesefluß negativ.

Positiv empfand ich die recht kurzen, übersichtlichen Kapitel, auch die verschiedenen Handlungs- und Zeitstränge, die die Spannung doch recht hoch halten konnten.

Dieser Thriller erinnerte sehr an Dan Brown und seine religiösen Themen, die Grausamkeit der Verstümmelung des Mordopfers jedoch an einige andere Autoren.

Fazit: ein spannender Thriller um eine (leider zu blasse) Ermittlerin mit einigen Schwächen, dem ein wenig mehr Tiefe hinsichtlich der Personen gut getan hätte. Die Handlung an sich gefiel, wenn auch die Aufklärung zum Ende wieder etwas konfus erschien.


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Veröffentlicht am 26.09.2024

heiße Schokolade und warme Umarmung

Spellshop
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Das Cover von Sarah Beth Dursts "Spellshop" hat mich sofort eingefangen. Ein kleines Cottage inmitten einer märchenhaften Lichtung, von gebrochenen Sonnenstrahlen beschienen. Zauberhafte Blumen neben uralten, ...

Das Cover von Sarah Beth Dursts "Spellshop" hat mich sofort eingefangen. Ein kleines Cottage inmitten einer märchenhaften Lichtung, von gebrochenen Sonnenstrahlen beschienen. Zauberhafte Blumen neben uralten, knorrigen Bäumen, um die sich z.B. Blauregen rankt und auf den alten Steinstufen schlafend eine geflügelte Katze.
Ein wahr-gewordener Traum.

Und so liest sich auch diese magische Cozy-Fantasy-Geschichte.

Nach der Beschreibung konnte ich es kaum erwarten, die flüchtenden Kiela und ihren besten Freund Caz bei ihrem Neuanfang zu begleiten.

„Es war nicht so, dass sie Menschen nicht mochte. Sie mochte bloß Bücher lieber.“
Ein Wesenszug, den ich gut nachvollziehen kann und der mir Kiela sehr nah werden ließ. Ihre Entwicklung von der kleinen, grauen Bibliothekarin ohne Kontakt hin zu einem offenen, weitherzigen Mitglied der Inselgemeinschaft war fast so magisch wie ihre Zaubersprüche.

Stolpersteine im Sinne von mißgünstigen Nachbarn, eine Ermittlerin des Kaisers im Nacken, falsche Zauber, Stürme, die die Insel bedrohen und Kielas Introvertiertheit machen es ihr auch nicht allzu leicht auf ihrer Geburtsinsel eine neue Heimat zu finden.

Doch unerschrocken, tatkräftig und vor allem der Unterstützung ihrer (neuen) Freunde schafft Kiela für alle Bewohner ein besseres Zuhause. Und beweist einmal mehr, daß man sich eine Familie auch selbst aussuchen/ schaffen kann.

S.B. Durst wollte mit dieser Geschichte etwas schreiben, das sich wie eine warme Umarmung anfühlt, wie eine Tasse heiße Schokolade mit Gebäck und Marmelade. Das ist ihr bestens gelungen.

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Freunde für's Leben

Unsere Jahre auf Fellowship Point
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Das Cover spricht mich in seiner Gestaltung an und paßt- nach dem Lesen- sehr gut zur Geschichte: eine leicht pastellige Farbgebung und zwei Frauen an einer Küste stehend, auf's Meer schauend. Vielleicht ...

Das Cover spricht mich in seiner Gestaltung an und paßt- nach dem Lesen- sehr gut zur Geschichte: eine leicht pastellige Farbgebung und zwei Frauen an einer Küste stehend, auf's Meer schauend. Vielleicht erzählen sie sich die neuesten Ereignisse oder schwelgen in gemeinsamen Erinnerungen?

Die Freundinnen Agnes und Polly können auf über 80 gemeinsame Sommer zurückblicken, die sie an der Küste Maines verbrachten.
Trotz verschiedener Lebenswege- Agnes ist Autorin und stellte ihre Arbeit immer an die erste Stelle, Polly ist aufopfernde Ehefrau und Mutter- und den Herausforderungen des Lebens konnten sie sich eine unverbrüchliche Freundschaft bewahren.

Der angenehm ruhige Schreibstil nahm mich gleich gefangen und so konnte ich leicht in das umfangreiche Werk der Autorin Alice Elliott Dark eintauchen.
Ihr gelingt es, beide(r) Lebensentwürfe, so unterschiedlich sie auch sein mögen, ohne Wertung darzustellen, einfach nur glaubhaft abzubilden, wie die Leben von Agnes und Polly verliefen.
Rückblenden in Form von Briefen sorgen dafür, daß die Erzählung nicht zu überfrachtet wirkt.
Der Fokus liegt eindeutig auf der engen Freundschaft der Frauen, die auf großer Empathie und gegenseitigem Verständnis basiert und dadurch alle Lebensphasen überdauert.
Dennoch werden auch Sehnsüchte und Konflikte angesprochen, die der Erzählung mehr Tiefe und Ehrlichkeit verleihen.

Ein großartiger Roman, der zwar 17 Jahre zur Entstehung benötigte, dennoch überzeugend zwei ganze Leben abbildet, ohne dabei in Klischees oder gar Kitschigkeit abzudriften.
Es war eine besondere Freude, Agnes und Polly zu begleiten- besonders Agnes ist mir sehr nahe mit ihrem eigenen Humor und ihrer direkten, ehrlichen Sicht auf die Welt. Ein sehr emotionales, zum Teil nachdenkliches, aber immer ein sehr vergnügliches Leseerlebnis.

Ein wertschätzender, respektvoller Roman über die Tiefe einer Freundschaft, die mit den Damen gemeinsam altert, aber nie vergessen (sein) wird.

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