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Veröffentlicht am 24.12.2019

Der bisher beste Band der Reihe

Missing Boy
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Worum geht’s?
In ihrem dritten Fall ermitteln Ted Conkaffey und Amanda Pharrell im Umfeld eines achtjährigen Jungen, der spurlos aus einem Hotelzimmer verschwunden ist. Zum Entsetzen der örtlichen Polizei ...

Worum geht’s?
In ihrem dritten Fall ermitteln Ted Conkaffey und Amanda Pharrell im Umfeld eines achtjährigen Jungen, der spurlos aus einem Hotelzimmer verschwunden ist. Zum Entsetzen der örtlichen Polizei bittet die Mutter des kleinen Richie ausgerechnet Ted um Hilfe, der sich angeblich an einem Mädchen vergangen haben soll und nur aus Mangel an Beweisen nicht verurteilt wurde. Für ihn kommt der Auftrag zeitlich jedoch gänzlich unpassend, denn seine Exfrau ist mit ihrer gemeinsamen Tochter Lillian und ihrem neuen Freund auf dem Weg in den Norden Australiens, und die wenige Zeit, die er mit seinem Kind hat, sollte er eigentlich für gemeinsame Unternehmungen nutzen.

Missing Boy ist der dritte Teil der Crimson-Lake-Reihe um das Ermittlerduo Ted Conkaffey und Amanda Pharrell. Die Bände bauen lose aufeinander auf, müssen aber nicht zwangsläufig chronologisch gelesen werden, um die Handlung zu verstehen.


Meine Meinung
Missing Boy ist jetzt das dritte Buch, welches ich von Candice Fox gelesen habe und ohne die Bücher ihrer anderen Reihen zu kennen, finde ich dieses hier bisher am besten. Mit dem Schreibstil musste ich mich erst ein wenig anfreunden, aber nach zwei Büchern war das kein Problem mehr und ich konnte der Geschichte gut folgen.

Auch die beiden Protagonisten wirkten nicht mehr ganz so seltsam auf mich wie das im ersten Band noch der Fall war, auch wenn sich ihr Verhalten keinesfalls normalisiert hat. Besonders Amanda zeigt keinerlei Bestrebungen, sich in irgendeiner Art und Weise anzupassen, was meiner Meinung nach aber irgendwie auch einen gewissen Teil ihres rauen Charmes ausmacht.

Ted dagegen nähert sich langsam aber sicher einem halbwegs normalen Leben an und lernt sogar eine Frau kennen, mit der er sich vorstellen könnte, mehr Zeit zu verbringen. Dass seine Exfrau ihm erlaubt, auf die gemeinsame Tochter aufzupassen, während sie und ihr neuer Freund zu einer mehrtägigen Veranstaltung fahren, ist für ihn Erfolg und Grund zur Panik zugleich. Einerseits hat er absolut keine Ahnung, wie er mit seiner Tochter umgehen soll, andererseits freut er sich natürlich riesig darüber, noch immer Teil ihres Lebens sein zu dürfen.

Für Leser, die keinen der beiden Vorgängerbände gelesen haben, ist es sicherlich sehr praktisch, dass die Vorgeschichten der Charaktere immer wieder zur Sprache kommen und man so in der Lage ist, jeden Band ohne Kenntnis der anderen Bücher zu lesen. Wer beim Lesen chronologisch vorgeht, hat dadurch ein paar Gedächtnisstützen zur Hand, sollte man einige Details mal nicht mehr direkt im Kopf haben.

Im direkten Vergleich mit den vorherigen Bänden ist mir besonders positiv aufgefallen, dass ich tatsächlich an die verschiedenen Lösungsansätze zum Rätsel um Richies Verschwinden geglaubt habe, nur um dann ein paar Seiten später von einer ganz anderen Theorie überzeugt zu sein. So kam kaum Langeweile bei mir auf und ich konnte tatsächlich auf die richtige Lösung hin fiebern, was beispielsweise im ersten Band fast gar nicht der Fall war.


Fazit
Missing Boy hat mir von allen drei Bänden der Crimson-Lake-Reihe bisher am besten gefallen.

Ich habe tatsächlich zwei Bücher lang gebraucht, um mit dem Schreibstil und den Protagonisten warm zu werden, bin jetzt aber auch froh, mir diese Zeit genommen zu haben. Die Handlung und insbesondere die Plottwists waren spannend erzählt und haben mich mit den beiden Ermittlern mitfiebern lassen. Das Setting im nordaustralischen Sumpf ist der Grundstimmung der Geschichte absolut zuträglich und hat mich regelmäßig zum Schaudern gebracht.

Dieses Buch hat die Bezeichnung Thriller definitiv eher verdient als Band eins und ist für mich damit eindeutig der am besten gelungene Teil der Reihe.

Dafür gibt es von mir vier Bücherstapel



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2019

Ermittlungen im australischen Sumpf

Crimson Lake
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Worum geht’s?
Es brauchte nur sechs Minuten und ein paar Zeugen, um das Leben von Streifenpolizist Ted Conkaffey zu zerstören. Er soll ein kleines Mädchen vergewaltigt haben, die Anklage wird aber nach ...

Worum geht’s?
Es brauchte nur sechs Minuten und ein paar Zeugen, um das Leben von Streifenpolizist Ted Conkaffey zu zerstören. Er soll ein kleines Mädchen vergewaltigt haben, die Anklage wird aber nach knapp acht Monaten Haft aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. Um der Horde wütender Menschen zu entgehen, die es fortan auf ihn abgesehen haben, lässt er sich in dem kleinen Örtchen Crimson Lake nieder. Dort trifft er auf Amanda Pharrell, eine verurteilte Mörderin, die nach ihrer Haftentlassung eine Privatdetektei eröffnet hat. Gemeinsam ermitteln die beiden im Fall eines verschwundenen Autors, dessen geheimes Doppelleben zunächst der Grund für sein Verschwinden zu sein scheint.


Meine Meinung
Das Cover ist ehrlich gesagt nicht so wirklich mein Fall, auch wenn es theoretisch zu meiner Vorstellung von der Gegend um Crimson Lake passen würde.

Der Schreibstil ist manchmal etwas trocken und verfängt sich an einigen Stellen in Details, aber im Großen und Ganzen kann man die Geschichte trotzdem noch relativ gut runter lesen. Gerade zu Anfang läuft die Geschichte nur relativ schleppend an und beleuchtet zunächst mehr Ted und seinen Fall, was zum Kennenlernen des Charakters hilfreich, aber meiner Meinung nach nicht besonders elegant gelöst ist. Die Details seines Falles hätte man eventuell ähnlich wie bei Amanda nur stückchenweise in die Geschichte mit einfließen lassen können, um so mehr Spannung zu erzeugen.

Ted wirkt wie der nette Kerl von nebenan, dessen Leben zerstört wurde, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war. Was mir an der Gestaltung seines Charakters wirklich gut gefallen hat war, dass er nicht völlig unberührt von den Ereignissen und seiner Inhaftierung geblieben ist. Er hat immer wieder mit Panikattacken zu kämpfen und hält sich mit der Hoffnung aufrecht, seine Tochter Lillian irgendwann wiedersehen zu dürfen. Dadurch wirkt er authentischer und hat mir als Leser wirklich Leid getan.

Amanda ist ein eher schwieriger Charakter mit sehr spezielle Ansichten und Verhaltensweisen, die so gut wie jeden vor den Kopf stößt. Ihr Auftreten wirkt auch auf den Leser sehr befremdlich, da sie alles mit übertriebenem Humor nimmt und in jedem zweiten Satz reimt. Auf Dauer war mir das etwas zu viel und ich konnte nicht so wirklich warm mit ihr werden.

Was mir insgesamt nicht ganz so gut gefallen hat, war der Aufbau der Geschichte. Der erste Teil fokussiert sich fast ausschließlich auf Teds Hintergrundgeschichte und behandelt den von mir eigentlich an dieser Stelle erwarteten Fall so gut wie gar nicht. Erst in der zweiten Hälfte wurden dann die Ermittlungen zum Thema, wobei ich auch hier teilweise das Gefühl hatte, dass man als Leser nicht wirklich mit Erkenntnissen gefüttert wird und die Handlung eine ganze Weile lang nur sehr schleppend voran kommt.

Die finale Auflösung wirkte auf mich zwar schon sehr überraschend, gleichzeitig aber irgendwie auch ein bisschen zu gewollt. Ich wäre im Leben nicht auf den Täter gekommen, und das Motiv erscheint mir dann doch etwas fragwürdig.

Auch wenn man sich meiner Meinung nach deutlich mehr mit dem Vermisstenfall hätte beschäftigen sollen, wollte ich irgendwie trotzdem wissen, wie sich der Fall auflösen würde. Insgesamt fehlte mir für einen Thriller aber eindeutig die Spannung, und da Crimson Lake als mehrteilige Reihe geplant ist, hätte man die Details der Hintergrundgeschichten der beiden Ermittler auch gut und gerne deutlich reduzieren bzw. auf die Folgebände verschieben können.


Fazit
Mit Crimson Lake hat Candice Fox einen eigentlich ganz nett zu lesenden Krimi geschrieben, der mich als Leser jedoch nicht durchgehend fesseln konnte. Der Fokus der Geschichte liegt zunächst vor allem auf den Hintergrundgeschichten der beiden Hauptfiguren und beschäftigt sich erst spät mit dem eigentlich zu behandelnden Fall.

Im Großen und Ganzen war die Geschichte eigentlich doch ganz interessant zu lesen und auch die Lösung des Falls hat mich schon interessiert. Wer hier aber einen packenden Thriller erwartet, wird mit Sicherheit enttäuscht sein.

Dafür gibt es von mir drei Bücherstapel

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2019

Eine schöne Mischung aus Thriller und Romantik

Er wird dich jagen
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Worum geht’s?
Journalistin und Bestsellerautorin Carmen Jacobs zieht sich über Weihnachten in eine einsame Hütte im Wald zurück, um sich nach der Veröffentlichung ihres Buches von dem damit einhergehenden ...

Worum geht’s?
Journalistin und Bestsellerautorin Carmen Jacobs zieht sich über Weihnachten in eine einsame Hütte im Wald zurück, um sich nach der Veröffentlichung ihres Buches von dem damit einhergehenden Stress zu erholen. Soweit zumindest der Plan, denn als sie auf ihrer Veranda über einen Umschlag mit Fotos von ermordeten Frauen stolpert, ist es ganz schnell vorbei mit der Winteridylle. Die Polizei hält die Fotos lediglich für einen Trick, um den Verkauf ihrer Bücher anzukurbeln und sieht keine Veranlassung dazu, Ermittlungen anzustellen. Völlig verzweifelt bittet Carmen den IT-Experten Griffin Archer um Hilfe, der zunächst gar nicht begeistert von ihrem Auftauchen ist, da Carmen in der Vergangenheit nicht gerade ehrlich zu ihm war. Trotz aller verletzten Gefühle erkennt er jedoch bald, dass er der einzige ist, der Carmen dabei helfen kann den Killer aufzuhalten.

Er wird dich jagen ist der zweite und bisher letzte ins Deutsche übersetzte Teil der Romantic-Suspence-Reihe von Alexandra Ivy. Die Handlung ist auch ohne Vorkenntnisse aus dem ersten Teil Er wird dich finden problemlos zu verstehen, empfehlenswert wäre es aber trotzdem, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.


Meine Meinung
Das Genre Romantic-Suspence hat mir vorher tatsächlich noch nichts gesagt, weshalb ich auf jeden Fall gespannt war, was mich bei dieser Art der Geschichte erwarten würde.

Das Cover konnte ich im ersten Moment nicht wirklich mit der Handlung in Verbindung bringen und jetzt nach dem Lesen des Buches bin ich mir ziemlich sicher, dass man da auch problemlos ein anderes Motiv mit mehr Bedeutung hätte wählen können.

Der Schreibstil hat mir überwiegend gut gefallen, lediglich an einigen Stellen hätte man sich wirklich kürzer fassen können um unnötige Längen zu vermeiden. Das galt besonders für das ganze Hin und Her zwischen Carmen und Griffin, dessen Ende jetzt nicht gerade unvorhersehbar war, und leider auch für die Parts, in denen der Mörder im Vordergrund stand.

Was mich leider auch immer mal wieder gestört hat, waren die ewigen und sich ständig wiederholenden Beschreibungen von Carmens Äußerem. Sie soll ja eigentlich eine selbstbestimmt und taffe Persönlichkeit darstellen, doch wenn man mir dreißig Mal erzählt, dass die Protagonistin ja ach so engelsgleich und blondgelockt ist, dann kann ich das ehrlich gesagt nicht mehr wirklich ernst nehmen.

Die Thriller-Aspekte wurden spannend umgesetzt und der Leser wird durch mehrere Wendungen auf der Suche nach dem Mörder immer wieder in die Irre geführt. Besonders mit der Endszene und der Demaskierung des Täters hat die Autorin ein packendes Finale geschaffen, das mich atemlos zurück gelassen hat. Wirklich rund wäre der Schluss dann allerdings nur gewesen, wenn man sich einen realistischen Grund ausgedacht hätte, durch den Carmen in die Gewalt des Täters gekommen ist. Ignoriert man diese kleinen Schwächen jedoch, war diese Geschichte durchaus spannend zu lesen und verbindet zwei sehr gegensätzliche Genres ganz passend miteinander.


Fazit
Mit Er wird dich jagen hat Alexandra Ivy eine schöne Mischung aus Thriller und Romanze kreiert. Abgesehen von kleinen Schwächen beim Schreibstil ist die Geschichte gelungen und hat mir beim Lesen Spaß gemacht. Die Verbindung von zwei so gegensätzlichen Genres wie Romantik und Thriller ist eventuell nicht für jeden etwas, aber mir persönlich gefällt diese Idee wirklich gut und ich bin auf jeden Fall gespannt, ob die Folgebände dieser Reihe bald ins Deutsche übersetzt werden.

Dafür gibt es vier Bücherstapel von mir

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 28.11.2019

Ein Kurzurlaub in der Provence

Verhängnisvolle Provence (Hannah Richter 3)
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Worum geht’s?
Für Kommissarin Hannah Richter endet der wohlverdiente Urlaub bei ihrem Lebensgefährten Serge abrupt, als in Köln die Leiche eines Franzosen gefunden wird. Der Mann war Mitarbeiter in einer ...

Worum geht’s?
Für Kommissarin Hannah Richter endet der wohlverdiente Urlaub bei ihrem Lebensgefährten Serge abrupt, als in Köln die Leiche eines Franzosen gefunden wird. Der Mann war Mitarbeiter in einer kleinen, familiengeführten Kosmetikfabrik bei Vaison-la-Romaine, welche kurz vor dem Release einer erfolgversprechenden Produktlinie steht. Hannah, die schon einmal in der Gegend gearbeitet hat, wird zu Ermittlungen vor Ort abgestellt. Kaum taucht sie tiefer in den Fall ein, wird auch schon eine weitere Leiche gefunden. Auch diesmal handelt es sich um eine Angestellte von COSVINECO, und schon bald wird den ermittelnden Beamten klar, dass ihnen für die Aufklärung des Falles nicht mehr viel Zeit bleibt.

Verhängnisvolle Provence ist nach Mord in der Provence und Tödliche Provence bereits der dritte Teil der Reihe um Hannah Richter.


Meine Meinung
Schon das Cover versprüht einen ganz typischen Provence-Flair und wirkt dabei gleichzeitig sehr gemütlich. Der Schreibstil ist oftmals sehr detailliert, aber angenehm zu lesen und erzeugt direkt tolle Landschaftsbilder im Kopf.

Je mehr der Handlung in Frankreich spielt, desto netter wird auch die Gesamtatmosphäre der Geschichte. Obwohl die beiden Mordfälle und auch die Ermittlungen fast durchgehend Thema der Erzählung sind, hatte ich als Leser nicht wirklich das Gefühl, einen Krimi zu lesen. Das lag noch nicht einmal so sehr daran, dass auch immer mal wieder Hannahs Privatleben und das Leben in der Provence ganz allgemein in den Vordergrund rückt, als vielmehr an der Wohlfühlatmosphäre, die sich relativ schnell aufgebaut hat.

Der Spannungsbogen verläuft relativ linear, bleibt aber zumeist eher flach. Die Ermittlungen tröpfeln so vor sich hin, es wird viel gekocht und dann taucht irgendwann noch eine zweite Leiche auf. Obwohl man die Arbeit der Ermittler direkt verfolgen konnte, hatte ich irgendwie das Gefühl, dass immer eine gewisse Distanz zwischen Fall und Leser bestand und man nicht wirklich in die menschlichen Abgründe eintauchen konnte, die sich eigentlich hätten auftun können. Für mich war es da tatsächlich irgendwie spannender herauszufinden, wie die weitere Zukunftsplanung von Hannah und ihrem Freund Serge aussieht.

Mir als absolutem Frankreich – Fan haben die besonders in Gesprächen immer wieder auftauchenden französischen Ausdrücke gut gefallen, weil sie das Geschehen ein wenig lebensnaher gemacht haben und das Gesamtbild der Geschichte gut ergänzen. Am Ende wurden diese auch noch mal übersetzt, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass jemand, der kein Französisch spricht sich eventuell ein wenig in seinem Lesefluss gestört fühlen könnte.

Ein wenig gestört hat mich dann die Auflösung der beiden Mordfälle. Mit dem Täter im zweiten Mordfall, der gleichzeitig auch verantwortlich für den Betrugsversuch bei der neuen Produktlinie von COSVINECO ist, habe ich überhaupt nicht gerechnet. Normalerweise sind überraschende Wendungen ja eigentlich etwas absolut Positives, nur hier wirkten Täter und Motiv leider ein wenig an den Haaren herbei gezogen und sehr willkürlich gewählt. Hätte es zuvor ein oder zwei Hinweise gegeben, die wenigstens ansatzweise in diese Richtung gedeutet hätten werden können, wäre mir das Ende vielleicht nicht ganz so urplötzlich vorgekommen. Fast das selbe gilt auch für den ersten Mord, denn dessen Aufklärung wird im Epilog mit wenigen Sätzen abgehandelt. Zu meinem Gesamteindruck vom Buch passt diese Herangehensweise sogar irgendwie, aber ein richtiges Krimi – Feeling kam bei mir deshalb einfach nicht auf.


Fazit
Mit Verhängnisvolle Provence hat Sandra Åslund vor allem einen Wohlfühlkrimi geschaffen, der den Leser auf einen Kurzurlaub nach Südfrankreich entführt. Mit übermäßiger Spannung darf man hierbei jetzt nicht rechnen, und auch die Aufklärung der beiden Mordfälle wird auf passionierte Krimileser eher etwas befremdlich und sehr hektisch wirken.

Wer sich aber gerne mit der Zusammensetzung von Naturkosmetik und dem Lebensgefühl der Provence beschäftigt, dem wird dieses Buch auf jeden Fall gefallen. Ich persönlich habe mich beim Lesen dieses Buches sehr wohl gefühlt, auch wenn ich gegen etwas mehr Spannung nichts einzuwenden gehabt hätte.

Dafür gibt es vier Bücherstapel von mir

Veröffentlicht am 24.11.2019

Eine spannungsgeladene Zeitreise

Die Schuld jenes Sommers
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Worum geht’s?
Im April 1942 fallen Bomben auf die englische Stadt Bath. Mitten im Chaos verschwindet der kleine Davy, auf den Frances eigentlich hätte aufpassen sollen. Verzweifelt macht sie sich auf eine ...

Worum geht’s?
Im April 1942 fallen Bomben auf die englische Stadt Bath. Mitten im Chaos verschwindet der kleine Davy, auf den Frances eigentlich hätte aufpassen sollen. Verzweifelt macht sie sich auf eine aussichtslos erscheinende Suche, denn Davy war schon immer ein wenig anders als die meisten Kinder und auch die deutschen Bomber fliegen noch immer Angriffe auf ihre Heimatstadt. Kurz darauf wird das Skelett eines kleinen Mädchens gefunden, verscharrt im Garten ihrer eigenen Familie. Für Frances ist das ein Schock, denn das tote Mädchen ist ihre beste Freundin Wyn, die vor 24 Jahren verschwand und nie wieder aufgetaucht ist. Während sie die Stadt auf der Suche nach Davy durchkämmt, taucht Frances auch in ihre Vergangenheit ein und will unbedingt herausfinden, was wirklich im Sommer 1918 geschah.


Meine Meinung
Die Schuld jenes Sommers spielt vor einer sehr bedrückenden Kulisse. Der Zweite Weltkrieg ist in vollem Gange, die Stadt Bath wird bombardiert und die Umgebung wird größtenteils von Zerstörung geprägt. Dazu kommen noch Frances erdrückende Schuldgefühle, die man als Leser sehr deutlich zu fühlen bekommt.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen und wirklich sehr detailreich. An manchen Stellen hatte ich das Gefühl, die Landschaft besser zu kennen als den Ausblick von meinem Bürofenster und hätte nichts dagegen gehabt, wenn es da ein bisschen schneller mit der eigentlichen Geschichte hätte weiter gehen können.

Besonders spannend fand ich auch die Zeitsprünge zwischen 1942 und 1918, dem Jahr in dem Wyn verschwand. So konnte man neben der eigentlichen Handlung auch die Geschehnisse in der Vergangenheit nachvollziehen und Informationen aus diesen Perspektivwechseln mit Ereignissen aus der „Gegenwart“ verknüpfen. Den einzigen Nachteil dieser Darstellungsform sehe ich leider darin, dass man als Leser relativ häufig aus der aktuellen Handlung herausgerissen wird und der Lesefluss nie von besonders langer Dauer ist. Darüber hinaus hatte ich bei den meist sehr unterschiedlich langen Kapiteln teilweise Probleme, mich nach einem Zeitsprung wieder in der Handlung zu orientieren und nicht den Überblick zu verlieren.

Mit Frances als Protagonistin konnte ich einfach nur Mitleid haben. Sie musste schon sehr früh in ihrem Leben einige traumatische Erlebnisse wegstecken und schützt sich selbst durch Verdrängung. Ein großer Teil des Spannungsbogens wird auch dadurch aufrecht erhalten, dass sich Frances an wichtige Schlüsselerlebnisse aus dem Sommer 1918 nicht mehr erinnern kann und sie sich dessen auch voll bewusst ist. In beiden erzählten Zeiten werden immer nur gerade genug neue Details und Informationen eingestreut, dass man als Leser nur Vermutungen über die Geschehnisse und mögliche Täter anstellen kann.

Die finale Auflösung hat mich schlussendlich erschüttert und wirklich überrascht. Ich hatte zeitweise zwar tatsächlich einen Verdacht, wer eventuell der Täter sein könnte, aber gerechnet habe ich damit definitiv nicht. Das Ende zeigt damit aber auch, wie das Leben manchmal eben ist – brutal, hässlich und nicht immer mit einem Happy End versehen. Dadurch, dass man als Leser mit einem relativ offenen Ende da steht und sich selbst überlegen kann, wie es wohl mit Frances und den übrigen Charakteren weiter gehen könnte, hatte ich ehrlich gesagt noch nicht wirklich das Gefühl, mit der Geschichte abgeschlossen zu haben. Trotzdem ist diese Lösung in erzählerischer Hinsicht nicht unbedingt unbefriedigend für den Leser, weil eben alle wesentlichen Handlungsstränge der beiden Kriminalfälle sinnvoll zum Abschluss gebracht wurden.


Fazit
Geschichten mit bedeutenden historischen Elementen sind sicherlich eine Herausforderung in der Recherche, die hier hervorragend gemeistert wurde. Mir sind keine offensichtlichen Fehler aufgefallen und ich konnte das Lesen dieses Buches wirklich genießen.

Hin und wieder hätte man sicherlich auf die ein oder andere Landschaftsbeschreibung verzichten und sich stattdessen auf die Auflösung der beiden Fälle konzentrieren können, aber im Großen und Ganzen langweilt man sich bei dieser Geschichte nicht, sondern wird von dem flüssigen Schreibstil der Autorin durch das gesamte Buch getragen.

Wer jetzt die Augen verdreht und sich fragt, ob man denn noch einen Roman braucht, der während des Zweiten Weltkrieges spielt – Ja, den hier braucht man. Denn der Krieg ist hier zwar präsent, bildet aber nicht die Haupthandlung und lenkt auch nicht zwangsläufig von der Frage ab, was damals mit Wyn und „heute“ mit Davy passiert ist. Das Setting passt einfach hervorragend zur eh schon bedrückten Grundstimmung und macht das Ganze zu einer sehr bewegenden Geschichte, über die ich sicherlich noch einige Zeit lang nachdenken werden muss.

Dafür vergebe ich insgesamt vier Bücherstapel