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Veröffentlicht am 24.07.2020

Zeitgeschichte sehr spannend verpackt

Zwei fremde Leben
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Ein Buch was mich auf mehreren Ebenen neugierig gemacht hat. Zum einen habe ich vom Autor Frank Goldammer schon zwei historische Krimis gelesen, die ich sehr gelungen und authentisch fand, zum anderen ...

Ein Buch was mich auf mehreren Ebenen neugierig gemacht hat. Zum einen habe ich vom Autor Frank Goldammer schon zwei historische Krimis gelesen, die ich sehr gelungen und authentisch fand, zum anderen bin ich selbst DDR-Kind und habe mich mit diesem Thema noch nie wirklich beschäftigt.
Der Roman beginnt 1973 in Dresden. Polizeikommissar Thomas Rust wartet vor dem Krankenhaus, um Nachricht über seine schwangere Frau zu bekommen, die er gerade eingeliefert hat. Dabei kommt er mit einem Mann ins Gespräch, dessen Frau auch im Krankenhaus liegt, aber gerade ihr Kind verloren hat. Irgendwas kommt Rust merkwürdig vor und er hängt sich an den Fall, ohne zu ahnen, dass dieser Fall sein ganzes Leben verändern wird.
Auch diesmal hat sich der Autor wieder an ein wenig bekanntes, aber dafür umso erschreckendes Thema beschäftigt: Kindswegnahme, hier Neugeborene, in der DDR. Dabei erzählt er die Geschichte von Ricarda, die 1973 ihr Kind verliert, offiziell ist es gestorben, aber Ricarda glaubt nicht daran, sondern vermutet, dass es ihr weggenommen wurde. Denn schon damals gab es das Gerücht, dass Eltern, die nicht ins Weltbild des Sozialismus passten, ihre Babys weggenommen wurden, aber offiziell die Kinder gestorben waren. Ricarda kämpft Jahrzehnte um die Wahrheit. Ihre Verzweiflung, gerade weil ihr keiner glaubt, hat der Autor wunderbar beschrieben. Aber auch Rust entwickelt sich immer mehr zu einem starken Charakter, der mich sehr an Max Heller, dem Kommissar aus Frank Goldammers Serie aus dem Nachkriegsdresden. Rust glaubt an den Sozialismus und ist praktisch ein treuer Diener des Staates, aber umso mehr er sich in den Fall verbeißt, umso mehr Zweifel kommen.
Sehr gelungen ist auch der Übergang in der Wendezeit. Die Freude und dann die schnelle Erkenntnis zu welchem Preis die Freiheit erkauft wurde. Ricardas beruflicher Absturz und die Arroganz, mit der vor allem die neuen westlichen Arbeitgeber ihr begegnet sind, hat mich sehr an meine Eltern erinnert. Die Enttäuschung und auch Wut von einem Großteil der ehemaligen DDR-Bürgern hat Goldammer im Charakter von Ricarda wunderbar beschrieben.
Dank der verschiedenen Handlungsstränge und auch Zeitebenen hat der Autor ein gelungenes Bild der Thematik des „Kindesraubes“, aber auch die Verstrickungen der Stasi mit der DDR und der BRD Regierung. Die Charakterzeichnung ist realistisch, die Protagonisten haben ihre Schwächen und dürfen sie auch zeigen. Der Spannungsbogen wurde wunderbar gehalten, ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen. Eine großartige Mischung aus Krimi und wichtiger Zeitgeschichte. Dazu ein überraschendes Ende.

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Veröffentlicht am 21.07.2020

Sehr ehrlich geschrieben

Mehr als wir uns erträumten
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Dieses Buch habe ich vor allem deshalb gelesen, da ich selbst ein Frühchen habe und ich es spannend fand diese Erlebnisse aus Sicht des Vaters zu lesen. Das Buch hat mich jedenfalls sehr überrascht, es ...

Dieses Buch habe ich vor allem deshalb gelesen, da ich selbst ein Frühchen habe und ich es spannend fand diese Erlebnisse aus Sicht des Vaters zu lesen. Das Buch hat mich jedenfalls sehr überrascht, es ist nicht so ein typischer Schicksalsroman, der von starken Emotionen lebt. Man merkte sofort, dass der Autor Schriftsteller ist und versucht seine persönlichen Erlebnisse literarisch umzusetzen.

Er hat mit seiner Frau zwei gesunde Kinder und lebt ein glückliches Familienleben. So richtig kann er sich nicht für ein drittes Kind entscheiden, aber das Schicksal entscheidet für ihn. Seine Frau wird schwanger, aber es gibt Schwierigkeiten. Seine Frau hofft weiter, er ist im Zwiespalt. Ihr Kind stirbt, aber schon kurze Zeit danach wird sie wieder schwanger, sogar mit Zwillingen, leider auch mit Komplikationen. Die Zwillinge werden zu früh geboren.

Ich fand es wunderbar zu lesen, in welchen Gefühlschaos der Autor war. Er war voll mit Zweifeln und das konnte ich selbst nachvollziehen. Es wirkte oft kalt und emotionslos, aber genau das gefiel mir, da ich sonst wenig typische Schicksalsromane lese, weil sie mir zu emotional geschrieben sind. Die Gefühle seiner Frau bleiben etwas außen vor, aber es ist sein Roman.

Zwischendurch hatte es ein paar Längen, wo es doch etwas anstrengend dem Buch noch zu folgen, aber dann ging die Handlung wieder weiter und ich war einfach gespannt, wie es mit dem Babys weitergeht. Das Geschehen auf der Neugeborenen Intensivstation war sehr realistisch beschrieben, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.

Für mich ist es kein Buch für Menschen, die erstmals Eltern werden wollen. Denn meist leben diese noch in einer rosaroten Wolke, wo Kinder bekommen noch sowas wundervolles ist, wo man die Schattenseiten nicht sieht. Was auch gut ist. Ich würde dieses Buch eher Menschen empfehlen, die schon Kinder haben und vor allem Eltern, die selbst in dieser Situation waren. Ich habe mich mit meinen eigenen Gefühlen sehr wieder gefunden. Gerade beim zweiten Teil des Buches kamen viele Erinnerungen und Gefühle, die ich bei der Geburt meines Frühchens hatte, wieder. Mir tat es gut.

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Veröffentlicht am 14.07.2020

Nicht so stark wie Teil 1 und Teil 2

Das Gedächtnis von Babel
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Ich bin etwas unschlüssig, nachdem ich nun den dritten Teil der Spiegelreisenden-Reihe gehört habe. So richtig glücklich wurde ich am Ende nicht zurückgelassen. Denn die ganze Zeit hatte ich hier das Gefühl, ...

Ich bin etwas unschlüssig, nachdem ich nun den dritten Teil der Spiegelreisenden-Reihe gehört habe. So richtig glücklich wurde ich am Ende nicht zurückgelassen. Denn die ganze Zeit hatte ich hier das Gefühl, dass die Autorin irgendwie schon das Ende im Kopf hatte, aber unbedingt einen Vierteiler statt Dreiteiler schreiben wollte und nun noch irgendeine Zwischenepisode einbauen musste. Die Rahmenhandlung kommt kaum voran und einiges fühlte sich an wie eine Wiederholung.
Ophelia muss wieder eine andere Identität schlüpfen und einiges über sich ergehen lassen. Es dauert lange bis endlich Thorn auftaucht und ihr Wiedersehen ist völlig anders als erwartet. Mit Babel hat sich die Autorin wieder eine interessante Welt ausgedacht, in der alles reglementiert ist, völlige Überwachung herrscht und keine freie Meinungsäußerung möglich ist. Dazu viele Automaten, die die Arbeit erledigen. Da hätte ich mir etwas mehr Einblicke in das alltägliche Leben gewünscht, denn Ophelia bleibt doch auf ihre “Schule“ beschränkt. Dennoch es ist spannend, wie nach und nach weitere Geheimnisse aufgedeckt werden und vor allem das erste Zusammentreffen mit Thorn nach drei Jahren Trennung war sehr interessant und überraschend.
Sehr gut gelungen ist der zweite Handlungsstrang am Pol, aus der Sicht der kleinen Victoria erzählt. Deren ungewöhnliche Gabe neue Aspekte von Gott aufdecken. Am Ende kommt es schließlich zum absoluten Cliffhanger.
Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten und überrascht. Die Handlung ist bei der Autorin keinesfalls vorhersehbar, was mir sehr gut gefällt. Auch die Liebe zum Detail hat mich wieder überzeugt, denn auch in diesem Buch erfährt man wieder mehr über diese sehr komplexe Welt, die die Autorin erschaffen hat und die kaum zwischen zwei Buchdeckel passt. Deshalb bin ich umso mehr gespannt, wie sie die Reihe nach dem vierten Teil beenden möchte, denn ich habe das Gefühl, es gibt noch sehr viel zu erzählen.
Die Sprecherin des Hörbuchs Laura Maire macht wieder einen sehr guten Job. Mir gefallen vor allem die unterschiedliche Stimme und Sprechweise von Ophelia und Thorn, die gegensätzlicher nicht sein könnte und die sie mit ihrer Stimme und Satzmelodie einen ganz eigenen Charakter gibt.

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Veröffentlicht am 23.06.2020

Großartiges Setting

Im grausamen Licht der Sonne
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Ich liebe Thriller und die Gestaltwandler Romane von der Autorin Nalini Singh. Nun hat sie ihren ersten Thriller geschrieben und ich war sehr gespannt, ob dieser genauso einen Lesesog entwickelt wie ihre ...

Ich liebe Thriller und die Gestaltwandler Romane von der Autorin Nalini Singh. Nun hat sie ihren ersten Thriller geschrieben und ich war sehr gespannt, ob dieser genauso einen Lesesog entwickelt wie ihre anderen Bücher.
Der Plot ist gelungen. Ana kehrt nach Jahren aus dem quirligen London in ihre Heimatkleinstadt nach Neuseeland zurück. Sie verbindet keine guten Erinnerungen mit dem Ort ihrer Kindheit, aber auch ihr neues Leben in London hat seine Schatten hinterlassen. Aber kaum möchte sie sich mit den Geistern ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, holt sie die Gegenwart ein. Eine junge hübsche Frau wird vermisst. Ihr Verschwinden erinnert an eine Serie von drei verschwundenen Wanderinnen vor 15 Jahren. Aber können diese Fälle zusammenhängen?
Will, der einzige Polizist m Ort, selbst geplagt von bösen Erinnerungen, klemmt sich hinter den Fall und deckt nach und nach die Geheimnisse der Bewohner auf. Ana hilft ihm dabei und stellt sich damit ihren eigenen Erinnerungen.
Der Roman ist geprägt von vielen Geheimnissen aus der Vergangenheit bei den Protagonisten. Diese überschatten sehr das aktuelle Geschehen. Beide Will und Ana sind sehr verschlossen nicht nur gegenüber anderer Charaktere sondern auch mir als Leserin. Sie blieben auf Abstand. Dennoch die Geschichte hatten einen starken Spannungsbogen, der mich nicht losließ. Auch das Setting um die Kleinstadt, den Urwald und die Küste ist sehr gut beschrieben und hat mich in eine für mich fremde Welt entführt. Selten sind die Seiten so geflogen, auch bei diesem neuen Genre hat mich wieder der Lesesog erwischt. Ich hoffe sehr, dass sie weitere Thriller schreibt. Wenn sie sich dann noch etwas mehr auf die Charaktere, auch dem Täter konzentriert und dem Ende auch genug Raum lässt, wird es perfekt.

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Veröffentlicht am 30.05.2020

Positiv überrascht

Die Verlobten des Winters
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Diese Reihe ist mir durch zahlreiche Leserunde und Besprechungen in vielen Foren und Blogs schon begegnet. Und irgendwie hatte ich eine Abneigung entwickelt, nach dem Motto schon wieder ein viel hoch gelobter ...

Diese Reihe ist mir durch zahlreiche Leserunde und Besprechungen in vielen Foren und Blogs schon begegnet. Und irgendwie hatte ich eine Abneigung entwickelt, nach dem Motto schon wieder ein viel hoch gelobter Fantasyroman. Jetzt wo der vierte Teil der Reihe bald rauskommt, war meine Neugierde doch stärker und ich habe mich entschlossen den ersten Teil als Hörbuch kennenzulernen. Und gerade habe ich die letzten aufregenden Minuten genossen und bin wahnsinnig froh, dass ich jetzt erst mit der Reihe angefangen habe, denn so muss ich nicht so lange auf die Fortsetzung warten. Denn es war einfach großartig.
Den Start empfand ich als etwas langatmig und holprig. Ophelia als Protagonistin konnte mich nicht wirklich packen, zu schüchtern und naiv empfand ich sie. Aber wie alle anderen im Roman überraschte auch sie mich als Leserin, denn in ihr steckt soviel mehr. Ihre Entwicklung im Roman ist großartig. Dazu ihr zukünftiger Ehemann Thorn, weder gutaussehend noch charmant und dennoch interessant und geheimnisvoll. Die Beziehung zwischen Ophelia und Thorn hatte mich manchmal an Jane Eyre erinnert obwohl es für ihre Liebesbeziehung eher schlecht bestellt ist, aber das macht auch den Reiz der Geschichte aus.
Neben den interessanten Charakteren, die immer wieder überraschen und zum Teil undurchschaubar sind, bietet die Welt der Archen, die die Autorin aufbaut, viel Abwechslung. Die Details sind gelungen und realistisch beschrieben. Es machte mir Freude in diese Welt abzutauchen, trotz der Grausamkeiten. Die Himmelsburg, Hauptschauplatz, ist atemberaubend und die Teilung der Gesellschaft in Adlige und Bedienstete erinnert dabei sehr an „Downtown Abbey“, wenn auch sehr viel gefährlicher. Die Vielzahl an Intrigen ist der Kern der Geschichte, wer ist Freund und wer ist Feind? Bis zum Schluss nicht durchschaubar.
Mich hat der Roman richtig mitgerissen. Das Hörbuch war auch dank der Sprecherin sehr angenehm. Manchmal hat es mich nur gestört, wenn sie ihre Stimme zu sehr verstellt hat, um die verschiedenen Charaktere zu unterscheiden, das klang dann einfach unecht, wie der bösartige kleine Junge und die dunkle Stimme von Thorn. Einfach weniger verstellen, wäre mein Tipp. Ansonsten freue ich mich schon riesig auf den Folgeband und bin sehr gespannt, wie sich Ophelia weiter entwickelt.

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