Atmosphärisch stark
Tage in Cape MayDas Cover passt perfekt zur Atmosphäre des Buches: „ein entspanntes in den Tag-hinein-Leben“. Denn, dass wollen die zwei Protagonisten Henry und Effie als sie ihre Flitterwochen in dem Ferienort Cape May ...
Das Cover passt perfekt zur Atmosphäre des Buches: „ein entspanntes in den Tag-hinein-Leben“. Denn, dass wollen die zwei Protagonisten Henry und Effie als sie ihre Flitterwochen in dem Ferienort Cape May an der Ostküste der USA beginnen. Sie kennen sich seit Kindertagen, haben direkt nach ihrem Highschoolabschluss geheiratet und kommen aus einem verschlafenen Nest irgendwo in den USA.
Effie kennt den Badeort noch aus ihrer Kindheit, als sie dort Urlaub gemacht hat und ihr ein wenig das Gefühl der weiten Welt gegeben hat. Es ist aber Nebensaison und der Ort wirkt fast wie ausgestorben. Während Henry alles mit großer Neugier aufnimmt, es scheint seine erste wirkliche Reise zu sein, ist Effie etwas enttäuscht und beginnt sich zu langweilen. Das hilft es auch nicht viel, dass die beiden ihre neu entdeckte Sexualität aneinander ausprobieren. Alles ändert sich als sie auf eine Gruppe junger reicher New Yorker treffen, die sie zu ihren Partys einladen. Beide lernen eine ganz neue Seite an sich kennen.
Der Roman beginnt ganz allmählich und beschreibt wunderbar die Stimmung in dem verschlafenen Badeort. Die Ruhe und nun auch auftretende Langeweile wird durchbrochen, durch die Ankunft junger feierwütiger New Yorker der Upper class. Dies verändert nicht nur die Flitterwochen von Effie und Henry, sie müssen sich auch fragen, was ihre Beziehung aushält. Die Tage in Cape May sind ein Gegenentwurf ihres prüden und bürgerlichen Lebens ihrer Familien. Wie sie langsam ihre Konventionen über Bord werfen, ist spannend. Nur das Ende ist für mich nicht gelungen, auch wenn ich offene Enden nicht mag, hier wäre es angebracht gewesen. Das auf nur wenige Seiten beschriebene restliche Leben der Protagonisten hat für mich den Zauber von Cape May zerstört und passte für mich nicht zur Atmosphäre des Romans.
Insgesamt war es für mich ein sehr stimmiger und auch spannender Roman. Er hat sehr gut das Leben der 50er eingefangen, das konservative und gleichzeitig die sexuelle Zügellosigkeit hinter den verschlossenen Türen. Der Sex wird deutlich beschrieben, das sollten prüde Leser*innen wissen. Das ist auch kein Roman, wo viel „passiert“, sondern dessen Spannung von der Entwicklung der Charaktere und ihrer Beziehung zueinander, lebt.