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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2019

Potential verschenkt

Mord am Mandela Square
1

Das schön gestaltete Cover und der Handlungsort des Romans haben mich neugierig gemacht. Auch wenn der Autor schon ein paar Bücher veröffentlicht hat, ist dies mein erstes von Matthias Boll. Der Einstieg ...

Das schön gestaltete Cover und der Handlungsort des Romans haben mich neugierig gemacht. Auch wenn der Autor schon ein paar Bücher veröffentlicht hat, ist dies mein erstes von Matthias Boll. Der Einstieg in den Roman hat mir gut gefallen. Ein Toter in einer Badewanne in Johannesburg, Südafrika. Szenenwechsel: Frank Sattler, Naturwissenschaftler muss vor Gericht ein Wassergutachten verteidigen. Ein typischer Krimieinstieg also, der mit einem Mord beginnt und sich in mehreren Handlungssträngen öffnet, wobei man als Leser die ganze Zeit Vermutungen anstellt, wie diese wohl zusammenhängen.
Frank Sattler stellt sich schließlich als Protagonist raus, der auf Wunsch seines Freundes, nach Johannesburg reist, um die Tochter seines Freundes vor einer unbekannten Gefahr zu schützen. Sattlers Entscheidung konnte ich nicht ganz nachvollziehen, aber gut jeder Mensch tickt anders. Leider konnte ich Sattlers Verhalten im ganzen Roman nicht verstehen. Er wurde vom Autor als bekannter gefestigter Wissenschaftler aufgebaut, verhält sich aber wie ein pubertierender Naivling. Die Idee von Hausbesetzung, Korruption in Johannesburg fand ich wirklich gut gemacht, leider verliert sich die Geschichte aber immer mehr in weiteren, für mich, etwas abstrusen Handlungssträngen unter anderem über eine verlorene gegangene Superwaffe.
Am Ende des Buches war ich verwirrt und enttäuscht. Ich habe das Gefühl, dass der Autor viele interessante Ideen hatte, leider hatte er versucht sie in einem Buch unterzubringen. Mich hat es an die Aufgaben in der Schule erinnert, wo man bestimmte Begriffe in einer Geschichte unterbringen musste, obwohl sie nicht zusammenpassen. Leider leidet darunter auch der Spannungsbogen, obwohl natürlich der Wechsel zwischen den verschiedenen Handlungssträngen schon eine Grundspannung aufbaut. Gut gelungen fand ich die Beschreibungen Südafrikas, da habe ich wirklich gemerkt, dass der Autor dort oft war. Die Stimmung und die Landschaften konnte er gut einfangen. Die Südafrikaner selber sind leider nur Randfiguren, Protagonisten bleiben die Deutschen.
Insgesamt ist der Krimi leider nicht rund. Die Charaktere und die Handlung wirkte auf mich manchmal sehr abstrus. Der Roman startete sehr gut, leider verliert sich der Autor in zu vielen Handlungssträngen. Die guten Anfangsideen werden nicht wirklich zu Ende geführt. Die Charaktere bleiben eindimensional und ihre Handlungen für mich nachvollziehbar. Es ist wirklich schade, denn die Romanidee mit dem besetzten Hotel und den Morden darum hat für mich wirklich Potential.

Veröffentlicht am 10.05.2019

Atmosphärisch top, Spannungsbogen Flop

Die Blüten von Pigalle
3

Nachdem ich die ersten Seiten gelesen habe, war ich erst einmal überrascht, herauszufinden, dass dies der Folgeband ist. Leider wurde das durch das Cover und Klappentext nicht wirklich deutlich. Das könnte ...

Nachdem ich die ersten Seiten gelesen habe, war ich erst einmal überrascht, herauszufinden, dass dies der Folgeband ist. Leider wurde das durch das Cover und Klappentext nicht wirklich deutlich. Das könnte der Verlag bei einer Neuauflage vielleicht ändern. Denn auch wenn es hier um einen abgeschlossenen Kriminalfall handelt, wird gerade was die privaten Beziehungen angeht, sehr oft Bezug auf Ereignisse im Vorgängerband genommen.
Das Buch beginnt sehr spannend. Im bekannten und luxuriösen Hotel in Paris dem Lutetia, welches wirklich bis heute existiert und eine bewegende Geschichte beherbergt, wird ein Mann ermordet. Das ist besonders tragisch, weil er gerade als Rückkehrer aus einem Konzentrationslager der Deutschen gekommen ist. Das Lutetia ist in den Tagen nach dem Zweiten Weltkrieg Auffanglager der Überlebenden aus den Konzentrationslagern.
Mit der Ermittlung in diesem Mordfall wird Inspektor Jean Ricolet, der mit Hilfe seiner Freundin, der Kunststudentin Pauline in verschiedene Richtungen ermittelt. Hat es vielleicht mit den Fälscher-Werkstätten in den Konzentrationslagern zu tun oder wollte jemand einen möglichen Zeugen ermorden, der erzählen konnte, wer mit den Deutschen kollaboriert hat?
Von Anfang an gefiel mir, wie die Autorin die Umgebung, die Geräusche, das ganze Umfeld von Paris in dieser Umbruchzeit beschreibt. Sie fängt die Atmosphäre sehr gut ein und gibt sie so wieder, dass ich mich sofort fühlte als wäre ich dabei. Auch die Geschichte um das Hotel und seine neuen Gäste gefiel mir sehr. Diese Kombination aus Luxus und diesen Menschen, die das schlimmste erlebt hatten, schafft eine ganz eigene Atmosphäre.
Die Atmosphäre bleibt, leider verliert die Handlung sehr an Schwung. Die Ermittlungen ziehen sich hin. Auch die Charaktere vor allem Pauline sind etwas fad. Ihre Gefühle werden eher oberflächlich beschrieben und erinnern mich sehr an einen Teenager. Ihre Handlungen sind für mich auch nicht immer nachvollziehbar. Jean ist einfach zu lieb, wenn ich das sagen darf, mir fehlten bei ihm ein wenig die Ecken und Kanten. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden fand ich am Ende einfach sehr kitschig.
Es ist wirklich schade, denn Atmosphäre und Schreibstil des Buches gefiel mir wirklich gut, aber die Spannung blieb auf der Strecke zwischendurch und auch der Fall selbst hätte meiner Meinung mehr Potenzial geboten, als wie er dann wirklich endete. Außerdem empfehle ich den Vorgängerband vorher zu lesen, mir fehlte einfach einiges an Vorwissen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 07.05.2019

Gute Idee, Umsetzung schwierig

Die Geschichte der schweigenden Frauen
1

Dieses Buch hat mich schon vom rein äußerlichen angesprochen. Ich mag den Mix aus Hardcover und Broschur. Es liest sich gut und die Haptik ist schön. Auch das Cover macht neugierig, denn erwartet habe ...

Dieses Buch hat mich schon vom rein äußerlichen angesprochen. Ich mag den Mix aus Hardcover und Broschur. Es liest sich gut und die Haptik ist schön. Auch das Cover macht neugierig, denn erwartet habe ich einen historischen Roman und keine moderne Dystopie. Auch der Plot hat mich gefesselt.
Eine moderne Welt, die sich nach kriegerischen Auseinandersetzungen neu aufgestellt hat. Es wäre alles gut, würden nicht die Frauen an einem Virus sterben. Das hat die Gesellschaft umgekrempelt und Frauen zu einem wertvollen Gut gemacht. Aber statt das die Frauen die Macht haben, werden sie fremdbestimmt. Sie werden als Gebährmaschinen gesehen, die die Bevölkerung wieder stabilisieren sollen. Sie müssen regelmäßig gesundheitlich überwachen lassen, mehrere verordnete Ehemänner nehmen. Liebe und Selbstbestimmung ist nicht vorgesehen. Ein paar wenige Frauen rebellieren dagegen, rebellieren ist eigentlich das falsche Wort, denn eigentlich verstecken sie sich. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie, in dem sie einsamen Männern Nähe schenken, ohne sexuelle Handlungen. Soweit der Plot.
Leider plätschert dann die Handlung vor sich hin. Auch vermutete ich, dass sich diese Frauen und vor allem die Protagonistin Sabine sich gegen das System wehren, aber ganz im Gegenteil, sie bleiben Abhängige der Männer. Sie üben eine Art Prostitution ohne Sex aus. Sie leben im Verborgenen und haben eigentlich keine Ziele. Dann plötzlich geschieht etwas, was alles in Frage stellt. Die Handlung gewinnt an Spannung. Aber die Protagonisten treffen Entscheidungen, die ich nicht ganz nachvollziehen kann.
Insgesamt gesehen, habe ich von dem Roman mehr erwartet. Die dystopische Welt, die die Autorin erschafft bleibt für mich wenig vorstellbar. Sie erklärt wenig dazu, ich kann mir die Gesellschaft und selbst die Stadt nicht richtig vorstellen, da fehlen mir einfach wichtige Details. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sich die Protagonisten aus deren Blickwinkeln die Geschichte erzählt wird, wenig Gedanken um das Gesamtbild der Gesellschaft machen. Sie leben alle in ihrer kleinen beschränkten Welt. Enttäuscht war ich, dass keiner versucht hat irgendetwas an der Gesellschaft zu ändern.
Ein großer Pluspunkt ist der Schreibstil, die Autorin schreibt sehr poetisch, manche Sätze wirken nach. Das macht leider die Kritikpunkte bei der Handlung und im Spannungsbogen nicht weg. Dennoch werde ich die Autorin im Auge behalten, denn Plot und Sprache sind gelungen.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Interessantes Thema

Die Frauen von Salaga
1

Bei diesem Buch hat mich das Cover angelockt. Es ist farbenprächtig und fällt dadurch auf. Der Hintergrund erinnert mich an afrikanische Stoffmuster. Man sieht sofort, dass es Afrika als Thema hat, ohne ...

Bei diesem Buch hat mich das Cover angelockt. Es ist farbenprächtig und fällt dadurch auf. Der Hintergrund erinnert mich an afrikanische Stoffmuster. Man sieht sofort, dass es Afrika als Thema hat, ohne das es mit diesen typischen Kitschbeladen Afrikabildern versehen ist.
Der Klappentext erzählt schon sehr viel über diese Geschichte, die zwar im vorkolonialen Afrika spielen soll, aber eigentlich ist Afrika schon mitten drin in der Zeit der Fremdbestimmung. Die Protagonisten sind zwei sehr verschiedene Frauen, die jede auf ihre Weise um Unabhängigkeit kämpfen. Wobei Aminah, gefangen von Sklavenjägern, das härtere Los erwischt. Wurche dagegen, Tochter einer Herrscherfamilie, kämpft vor allem um Emanzipation.
Im Buch wechseln sich die Kapitel über Wurche und Aminah ab, das erhöht natürlich die Spannung, da man gerne wissen möchte wie es mit dem Handlungsfaden weitergeht, der gerade unterbrochen wird. Das Aufeinandertreffen der Frauen erfolgt erst sehr spät, da erzählt der Klappentext einfach schon zu viel.
Der Schreibstil der Autorin hat mir gefallen, auch wenn er wenig Emotionen transportiert, was ich aber gerade bei den schrecklichen Ereignissen, die Aminah erlebt hat, gut fand. Aminahs Gefühle brauchten auch Schutz, weshalb sie ihre Gefühle anderen und auch dem Leser kaum zeigte. Dennoch die Trennung von ihrer Familie und deren Schicksal haben mich tief berührt. Wurches Charakter hat mich zu anfangs nicht so stark berührt. Sie ist doch sehr eigensinnig und zum Teil doch sehr egoistisch. Dennoch fand ich ihre Entwicklung sehr spannend.
Insgesamt fand ich die Hintergründe, vor allem das Leben am Hof bei Wurche sehr interessant, denn darüber habe ich bis jetzt sehr wenig gelesen. Gerne hätte die Autorin da noch ausführlicher sein können. Auch das Zusammentreffen mit den Europäern war für mich aus dieser Sichtweise, also von Wurche aus gesehen, sehr interessant.
Für mich ein sehr gelungener historischer Roman, der eine spannende und wenig beleuchtete Zeit in Afrika zum Thema hat. Insgesamt hätte er ruhig ausführlicher sein können und auch das Ende ließ mich nicht ganz befriedigt zurück. Dennoch hoffe ich in Zukunft noch mehr Bücher der Autorin lesen zu können.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Spannend, aber oberflächlich

Nightflyers
1

Als großer Fan George R.R. Martins Fantasy Epos war ich sehr neugierig diesen kurzen Science-Fiction Roman von ihm zu lesen. Den Hörbuchsprecher Reinhard Kuhnert kannte ich bereits von den GOT Hörbüchern ...

Als großer Fan George R.R. Martins Fantasy Epos war ich sehr neugierig diesen kurzen Science-Fiction Roman von ihm zu lesen. Den Hörbuchsprecher Reinhard Kuhnert kannte ich bereits von den GOT Hörbüchern und mag seine ruhige Art, wenn er auch nicht unbedingt zu meinen Lieblingssprechern gehört, da seine Stimme relativ gleichbleibend ist.
Die Geschichte ist schnell erzählt: ein Raumschiff mit Wissenschaftlern auf dem Weg zu einer unbekannten Spezies. Dann beginnt das Morden. An sich sehr spannend und mysteriös. Leider hatte ich von Anfang an Probleme mit den Charakteren. Sie bleiben alle sehr farblos. Und gerade bei einem Hörbuch ist es dann schwierig sie auseinander zu halten. Die einzige, von der ich mir wirklich ein Bild machen konnte, war Melantha Jhirl, sozusagen die Protagonistin.
Gekonnt schwillt im gesamten Buch eine unterschwellige Spannung und Angst mit, weshalb auch der Spannungsbogen relativ hoch ist. Das Ende ist für mich überraschend, ließ aber auch einige Fragen offen und war für mich an sich auch nicht gut nachvollziehbar.
Insgesamt zwar ein spannender Roman, der aber auf mich unausgereift wirkt. Die doch interessanten Wissenschaftler sind viel zu grob gezeichnet. Ich bin ihnen nicht nah gekommen und konnte deshalb an ihrem Schicksal wenig mitfiebern. Wirklich schade, denn die Idee ist wirklich gut, weshalb wahrscheinlich auch eine gute Fernsehserie gedreht wurde.