Potential verschenkt
Mord am Mandela SquareDas schön gestaltete Cover und der Handlungsort des Romans haben mich neugierig gemacht. Auch wenn der Autor schon ein paar Bücher veröffentlicht hat, ist dies mein erstes von Matthias Boll. Der Einstieg ...
Das schön gestaltete Cover und der Handlungsort des Romans haben mich neugierig gemacht. Auch wenn der Autor schon ein paar Bücher veröffentlicht hat, ist dies mein erstes von Matthias Boll. Der Einstieg in den Roman hat mir gut gefallen. Ein Toter in einer Badewanne in Johannesburg, Südafrika. Szenenwechsel: Frank Sattler, Naturwissenschaftler muss vor Gericht ein Wassergutachten verteidigen. Ein typischer Krimieinstieg also, der mit einem Mord beginnt und sich in mehreren Handlungssträngen öffnet, wobei man als Leser die ganze Zeit Vermutungen anstellt, wie diese wohl zusammenhängen.
Frank Sattler stellt sich schließlich als Protagonist raus, der auf Wunsch seines Freundes, nach Johannesburg reist, um die Tochter seines Freundes vor einer unbekannten Gefahr zu schützen. Sattlers Entscheidung konnte ich nicht ganz nachvollziehen, aber gut jeder Mensch tickt anders. Leider konnte ich Sattlers Verhalten im ganzen Roman nicht verstehen. Er wurde vom Autor als bekannter gefestigter Wissenschaftler aufgebaut, verhält sich aber wie ein pubertierender Naivling. Die Idee von Hausbesetzung, Korruption in Johannesburg fand ich wirklich gut gemacht, leider verliert sich die Geschichte aber immer mehr in weiteren, für mich, etwas abstrusen Handlungssträngen unter anderem über eine verlorene gegangene Superwaffe.
Am Ende des Buches war ich verwirrt und enttäuscht. Ich habe das Gefühl, dass der Autor viele interessante Ideen hatte, leider hatte er versucht sie in einem Buch unterzubringen. Mich hat es an die Aufgaben in der Schule erinnert, wo man bestimmte Begriffe in einer Geschichte unterbringen musste, obwohl sie nicht zusammenpassen. Leider leidet darunter auch der Spannungsbogen, obwohl natürlich der Wechsel zwischen den verschiedenen Handlungssträngen schon eine Grundspannung aufbaut. Gut gelungen fand ich die Beschreibungen Südafrikas, da habe ich wirklich gemerkt, dass der Autor dort oft war. Die Stimmung und die Landschaften konnte er gut einfangen. Die Südafrikaner selber sind leider nur Randfiguren, Protagonisten bleiben die Deutschen.
Insgesamt ist der Krimi leider nicht rund. Die Charaktere und die Handlung wirkte auf mich manchmal sehr abstrus. Der Roman startete sehr gut, leider verliert sich der Autor in zu vielen Handlungssträngen. Die guten Anfangsideen werden nicht wirklich zu Ende geführt. Die Charaktere bleiben eindimensional und ihre Handlungen für mich nachvollziehbar. Es ist wirklich schade, denn die Romanidee mit dem besetzten Hotel und den Morden darum hat für mich wirklich Potential.