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Veröffentlicht am 28.04.2022

Ein intensiver Blick auf die höhere Gesellschaft Ende des 19Jh.

Die Forsyte Saga
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Der Reclam Verlag hat eine wunderschöne Neuauflage der bekannten Roman Reihe des Literatur Nobelpreis Autoren John Galsworthy herausgebracht. Alle drei Romane sind einzeln im Hardcover und werden in einem ...

Der Reclam Verlag hat eine wunderschöne Neuauflage der bekannten Roman Reihe des Literatur Nobelpreis Autoren John Galsworthy herausgebracht. Alle drei Romane sind einzeln im Hardcover und werden in einem stabilen Schuber angeboten. Mir gefiel sofort die Gestaltung der Bücher und des Schubers. In dezenten Farben gehalten, sind auf dem Covern gemalte Porträts im Hintergrund eine typische englische Landschaft. Dazu sind die einzelnen Bücher mit Lesebändchen ausgestattet und es liegt ein Stammbaum der Familie bei, den ich sehr intensiv nutzte.
Wie der Titel schon sagt, geht es in den Romanen um die Familie Forsyte. Eine Familie, die sich in höhere Gesellschaft gekämpft hat und nicht dem elitären englischen Adel angehört. Im ersten Roman steht vor allem die Verlobung von June, Enkelin von Jolyon, dem Älteren (die Bezeichnung ist wichtig, denn die Väter hatten die Angewohnheit ihre ältesten Söhne nach sich selbst zu benennen, was beim Lesen sehr anstrengend ist und den Stammbaum umso nützlicher werden lässt) und Bosinney, einem Architekten im Vordergrund. Dieser wird von der Familie Forsyte kritisch beäugt. Besonders als immer deutlicher wird, dass Irene, die Ehefrau von Soames (Neffe von Jolyon dem Älteren) und Bosinney eine Affäre beginnen. Dazu kommt, dass Soames sein neues Landhaus vom Bosinney gestalten lässt und die Kosten immer weiter steigen. Gleichzeitig verschlechtert sich das so und so angespannte Verhältnis zwischen Irene und Soames immer mehr. Die ganze Familie bekommt dies mit, auch wenn es nicht offen angesprochen wird.
Der zweite Roman setzt ca. 7 Jahre später ein. Es stehen wieder Irene, Soames, Jolyon der Älteren und der Jüngere im Vordergrund. Der ältere Jolyon verstirbt. Damit fällt ein wichtiger Anker der Familie weg und die Familie geht noch weiter auseinander. Dafür kommt es zu neuen Liebschaften, diesmal ist die Liebschaft zwischen Irene und Jolyon dem Jüngere Gespräch. Soames hat sich zwar offiziell von Irene getrennt, aber kommt von ihr nicht richtig los. Die Abneigung zwischen den einzelnen Forsyte Linien verstärkt sich immer mehr. Erst die neue Generation verbindet sie ganz neu oder scheitert endgültig.
So auch im dritten Teil, wo im Mittelpunkt die Liebe zwischen Jolyons Sohn dem Jüngeren, Jon und Fleur, der Tochter von Soames und seiner neuen Frau, steht. Diese Liebe schafft es aber nicht und wird durch den Hass ihrer Eltern aufeinander, auseinandergetrieben. Am Ende ist nicht viel da von der Forsyte Familie, die zu Beginn wenigstens noch öffentlich einen großen Zusammenhalt zeigte.
Insgesamt muss ich leider zugeben, dass ich mich etwas durch die Romanreihe gequält habe. Ich habe schon einige Romane aus dieser Zeit gelesen, man darf es natürlich nicht mit dem heutigen Schreibstil vergleichen, trotzdem habe ich mich hier schwergetan. Erst einmal brauchte ich sehr lange, um überhaupt einen Überblick zu bekommen, viele Namen und Verbindungen werden am Anfang genannt, die ich mir kaum merken konnte und sehr dankbar über den Familienstammbaum war. Einige wichtige Charaktere blieben mir zum Teil fremd, vor allem Irene, die immer nur von anderen beschrieben wurde und da ging es hauptsächlich um ihr Aussehen. Mir fehlten oft die Emotionen. Obwohl ich nicht sagen kann, dass wie wirklich fehlten, da vor allem die negativen oft beschrieben wurden. Aber zwischen Familienmitgliedern und dem ganzen Roman hindurch blieb es meistens kalt und distanziert. Der Stil des Autors, Geschehnisse vorweg zu nehmen und sie zu bewerten gefiel mir nicht. Mir als Leser blieb damit wenig Möglichkeit zur Eigeninterpretation. Dennoch liefert die Romanreihe einen guten Blick über eine reiche, aber dennoch keine adlige Familie, deren Familienzusammenhalt langsam auseinanderbricht. Aber wie es oft bei Büchern ist, die den Nobelpreis erhalten, sie sind anspruchsvolle Kost und nichts für leichte Leseabende.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Interessante Welt mit einer langatmigen ersten Hälfte

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia
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Dieses Buch ist optisch schon eine Augenweide. Das Cover mit den dunklen Farben und der wunderschönen Protagonistin fallen sofort ins Auge. Dazu der mit farbigen Ornamenten gestaltete Buchschnitt. Eine ...

Dieses Buch ist optisch schon eine Augenweide. Das Cover mit den dunklen Farben und der wunderschönen Protagonistin fallen sofort ins Auge. Dazu der mit farbigen Ornamenten gestaltete Buchschnitt. Eine Freundin, die sah wie ich das Buch las, war gleich begeistert vom Design und fragte, warum der Buchschnitt nicht immer so schön gestaltet ist, und ich musste ihr recht geben.
Als Afrikanistin und Fantasy Literatur Fan suche ich immer wieder nach Romanen die meine zwei Leidenschaften kombinieren und ich bin sehr froh, dass es immer mehr Autor:innen gibt, die afrikanische Kultur mit Fantasy/Science Fiction Romanen kombinieren. Mit freudigen Erwartungen ging ich den Roman also an.
Der Aufbau und der Plot gefielen mir gut. Erzählt wird aus zwei Perspektiven. Zum einen Karina, eine Prinzessin, die nach der Ermordung ihrer Mutter, plötzlich Königin eines Reiches ist. Einen Posten, den sie nie haben wollte. Weshalb sie alles versucht, ihre Mutter ins Leben zurückzuholen. Der zweite Protagonist ist Malik, ein Waisenjunge eines unterdrückten Volkes mit einer besonderen Gabe. Er muss aus sich herauswachsen, um seine kleine Schwester zu retten. Karina und Maliks sind tief miteinander verwoben.
Der Wechsel der Erzählperspektive sollte eigentlich eine gewisse Spannung erzeugen, leider gelingt dies hier nur bedingt. Ich muss zugeben, dass ich mich durch die erste Hälfte wirklich etwas gequält habe. Weder konnte der Roman eine wirkliche Spannung erzeugen, noch fand ich Zugang zu der doch interessanten Welt. Erst im zweiten Teil nahm die Geschichte Fahrt an und auch zu den Charakteren fand ich besseren Zugang.
Sehr interessant fand ich wie die Autorin afrikanische Kultur und Traditionen einband, sei es durch westafrikanisches Essen oder Glaubensvorstellungen z.B. in Form einer Hyäne. Die Kultur und die Geschichte dieser Welt war sehr interessant und ich hätte gern noch mehr darüber erfahren. Manches wurde meiner Meinung zu schnell abgehandelt, während vor allem die immer gleichen Selbstvorwürfe der Protagonisten sich wiederholten. Insgesamt war hat die Autorin eine wirklich interessante und neue Welt geschaffen, aber für mich war der Einstieg zu lang und die Charaktere blieben mir zu oberflächlich. Dennoch würde ich den zweiten Teil gerne lesen, da das Ende einfach zu viele Fragen offenließ.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Krimi und Biografie sind beide zu kurz gekommen

Mrs Agatha Christie
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Die Idee der Reihe „Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte“ zu der dieser Roman zählt, finde ich sehr gut. Die Autorin hat sich bereits den Frauen Clementine Churchill und Mileva Einstein gewidmet. ...

Die Idee der Reihe „Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte“ zu der dieser Roman zählt, finde ich sehr gut. Die Autorin hat sich bereits den Frauen Clementine Churchill und Mileva Einstein gewidmet. Diese zwei Frauen standen vor allem öffentlich im Schatten ihrer berühmten Männer. Agatha Christie ist es andersherum, da ist sie die Berühmtheit und ihr Mann ist im Schatten.
Um Agathas Leben zu erzählen hat sich die Autorin das mysteriöse bis heute nicht geklärte Verschwinden von Agatha Christie 1926 herausgesucht. Agatha verschwand 11 Tage, was genau geschehen ist, wurde nicht geklärt.
Der Roman wechselt in kurzen Kapiteln zwischen zwei Zeit- und Handlungssträngen. Der eine Handlungsstrang beginnt mit dem Tag ihres Verschwindens und wird aus der Sicht ihres Mannes erzählt. Der zweite beginnt mit dem Kennenlernen der Beiden aus Sicht von Agatha und erzählt in großen Sprüngen die Ehe der Christies.
Beide Stränge konnten bei mir keine richtige Spannung aufbauen. Das lag zum einen an den Charakteren, beide blieben ohne Tiefe. Ihr Mann ist scheinbar nur langweilig, egoistisch und unsympathisch, während Agatha blind vor den gesellschaftlichen Zwängen ewig braucht, um eine Art Selbstbewusstsein aufzubauen. Viel zu wenig ging mir die Autorin darauf ein, wie Agatha es schaffte in Zeiten der Kriege zu einer der erfolgreichsten Krimiautorinnen zu entwickeln. Im Roman blieb sie völlig farblos.
Ich hatte bereits den Roman über Frau Churchill von der Autorin gelesen und fand die Darstellung von ihr furchtbar. Churchills Frau war mir nach dem Roman unsympathisch. Aber da ich biographische Romane sehr mag und hier auch den Krimiaspekt sehr spannend fand, habe ich mich wieder an einem Buch von Marie Benedict gewagt. Aber auch hier gefällt mir die Darstellung der Protagonistin nicht. Sie bleibt einfach ohne Tiefe mit wenig eigenen Gedanken. Auch aus der Geschichte ihres Verschwindens hätte man mehr machen können.
Insgesamt konnte mich diese Romanbiographie nicht überzeugen, mir fehlte die Spannung und auch das Bild von Agatha Christie blieb mir zu eintönig. Mir gefielen der Plot und der Aufbau des Romans.

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Veröffentlicht am 03.03.2022

Spannender Entspannungskrimi

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Der Roman wird als typisch englisch gemütlicher Krimi beworben und das ist er auch. Schon allein das Cover hat mich in eine englische Kleinstadt versetzt, wie ich sie auch den bekannten englischen Fernsehkrimis ...

Der Roman wird als typisch englisch gemütlicher Krimi beworben und das ist er auch. Schon allein das Cover hat mich in eine englische Kleinstadt versetzt, wie ich sie auch den bekannten englischen Fernsehkrimis kenne und liebe. Durch den Art Deco Rahmen wirkt das Buch gleich edler.

Die Charaktere sind gelungen. Sie präsentieren sehr unterschiedliche Menschen, zum einen die selbstbewusste Judith, ältere Dame, die weiß was sie will. Ein Genussmensch, der sich wenig Gedanken darum macht was die Mitmenschen von ihr denken. Ich fand sie sehr erfrischend und vorbildhaft, wie ich im Alter sein möchte. Die etwas gegenteilige Persönlichkeit Becks, eine junge Frau, die wahnsinnig unsicher ist und sich sehr viel Gedanken macht, was andere von ihr halten. Und schließlich Suzie, eine toughe Frau, die aber auch nicht ganz glücklich mit ihrem Leben ist. Eine tolle Mischung hat der Autor da zusammengestellt. Sehr gelungen ist ihm dabei auch die Weiterentwicklung der Charaktere im Roman, sie bleiben nicht stehen.

Die Krimigeschichte an sich ist auch gelungen für mich. Denn immer wieder konnte der Autor mich überraschen, auch mit dem Ende, bei dem sich die Fäden gekonnt zusammenzogen. Die ganze Zeit konnte ich als Leserin miträtseln und wurde immer wieder, genau wie die Protagonisten in eine Sackgasse geführt.

Am Ende gab es für mich etwas zu viel Action für diesen gemütlichen Krimi, aber das gibt keinen ganzen Punkt Abzug Sprachlich ist der Krimi einfach gehalten, es liest sich sehr gut und schnell. Die Spannung wird immer gehalten und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Ein wirklich humorvoller, spannender Krimi mit sympathischen Protagonistinnen.

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Mehr Gesellschaftsroman als Krimi

Im Schatten der Wende
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Die Verknüpfung zwischen Historien und Krimi ist Frank Goldammer schon in seinen Nachkriegsromanen sehr gut gelungen. Diesmal widmet er sich der chaotischen Zeit ´89/90 in der DDR, genauer in Dresden. ...

Die Verknüpfung zwischen Historien und Krimi ist Frank Goldammer schon in seinen Nachkriegsromanen sehr gut gelungen. Diesmal widmet er sich der chaotischen Zeit ´89/90 in der DDR, genauer in Dresden. Den Einstieg im Roman beginnt er aber mit sehr emotionalen Szenen von der bekannten Demonstration ´89 in Leipzig, aus Sicht eines Polizisten. Als Leipzigerin, deren Eltern selbst bei dieser Demo waren, war es besonders emotional für mich.
Danach gab es einen Szenenwechsel nach Dresden kurz vor der Wende. Sehr gut beschreibt Goldammer anhand seiner Protagonisten die Zerrissenheit der Gesellschaft und auch der einzelnen Personen. Der Kriminalfall an sich war im ersten Teil des Buches für mich eher verwirrend und nicht gut herausgearbeitet. Aber vielleicht war des extra so, denn Polizeianfänger Tobias Falck wirkte oft orientierungslos und war allein mit seinen Ermittlungen.
Dann der Wechsel Falck beginnt seine neue Stelle nach der Wende im Dresdner Kriminal Dauerdienst. Auch hier wirkte der Fall für mich durcheinander gewürfelt. Gut gelungen ist dagegen, wie der Autor das Leben in dieser Zeit dargestellt hat. Es ist keine Ostalgie, sondern beschreibt auch eindeutig das Ende des korrupten, bankroten Staates, der so hätte, nicht weiter existieren können. Gleichzeitig beschreibt er aber auch, welche Veränderungen es für alle DDR-Bewohner bedeutet hat. Veränderungen, die für die Menschen in der BRD kaum nachvollziehbar sind.
Insgesamt ist der Roman eher Gesellschaftsroman als Krimi. Denn die Krimihandlung fand ich etwas schwach und verworren, sie konnte mich nicht so richtig packen. Dagegen gefiel mir die Beschreibung von Dresden, hauptsächlich Dresden Neustadt, das gesellschaftliche Leben und die gut herausgearbeiteten Charaktere sehr gut.
Ich würde mich sehr freuen, wenn weitere Romane über den KDD kommen, die Charaktere bieten noch einiges an Potential für weitere Geschichten.

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