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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2023

Histo- Kunst- und Politik-Krimi-Mix

Die Akte Madrid
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Im 2. Band der Lennard-Lomberg-Reihe muss sich die Hauptfigur erneut mit der Wiederbeschaffung von Raubkunst befassen. Bildeten im ersten Band die Raubzüge im besetzen Frankreich den Aufhänger, sind es ...

Im 2. Band der Lennard-Lomberg-Reihe muss sich die Hauptfigur erneut mit der Wiederbeschaffung von Raubkunst befassen. Bildeten im ersten Band die Raubzüge im besetzen Frankreich den Aufhänger, sind es diesmal die widerrechtliche Aneignung eines Kunstwerkes aus Spanien zur Zeit der Franco-Diktatur. Da Lomberg bei seiner Suche in Kreise vordringt, wo Geheimes geheim bleiben soll, wird auch dieser neue Auftrag ihm wieder alles abverlangen.

In steten Wechseln zwischen Vergangenheit und Gegenwart verfolgt man als Leser nun die Aktivitäten Lombergs, die ihn europaweit z. B. von Madrid nach Granada bis nach Bonn führen werden und bei denen er auf aktive Mithilfe von Kriminalrätin Sina Röhm und seinem direkten persönlichen Umfeld zählen kann. Denn das Geflecht aus Verstrickungen des Franco-Regimes mit rechtsgerichteten Kreisen in der BRD und der Surrealisten-Bewegung um Lorca, Bunuel und Dali sind selbst für Lomberg allein nicht so einfach zu entwirren.

„Die Akte Madrid“ ist eine gelungene Fortsetzung, die wieder mit interessanten historischen und kunsthistorischen Fakten aufwartet. Die komplexe, detailreiche Handlung lebt auch durch den bildhaften, leicht verständlichen Schreib- und Erzählstil der sich mit weit schweifenden Ausschmückungen zurückhält. Ein Figurenregister mit den fiktiven und realen Charakteren ist im Anschluss angefügt und in den Klappdeckeln sind jeweils ein Kartenausschnitt von Granada und Bonn skizziert, so dass man auch optisch die Wege nachvollziehen kann.

Ich kann das Buch, ein Mix aus Histo- Kunst- und Politik-Krimi definitiv weiterempfehlen und vergebe 4 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Ein heikles Thema hervorragend umgesetzt

Am roten Strand
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„Am roten Strand“ ist der 2. Einsatz für Ben Neven und Christian Sandner und schließt wirklich nahtlos an den Band „Sommer bei Nacht“ an. Deshalb empfehle ich an dieser Stelle den ersten Teil vorab gelesen ...

„Am roten Strand“ ist der 2. Einsatz für Ben Neven und Christian Sandner und schließt wirklich nahtlos an den Band „Sommer bei Nacht“ an. Deshalb empfehle ich an dieser Stelle den ersten Teil vorab gelesen zu haben. Das erleichtert doch das Verständnis der Umstände die hier erzählt werden um ein Vielfaches.

Im ersten Teil konnten die beiden Ermittler die Entführung eines kleinen Jungen aufklären und kamen dabei einem Pädophilenring auf die Spur. Geendet hat dies mit einem erschossenen Mittäter und einem Hauptverdächtigen in Untersuchungshaft. Nun heißt es für Neven und Sandner weitere Männer aus dieser Szene zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen. Doch dann geschehen weitere Morde und die beiden Ermittler müssen sich fragen werden die Opfer von einst nun zu Tätern?

Wie schon im vorangegangenen Band gibt es auch hier wieder kurze Kapitel bei denen jeweils die Perspektive wechselt. Das schafft Dringlichkeit und Spannung und lässt einen so schnell nicht das Buch aus der Hand legen. Aber was wohl den meisten Lesern ein Wechselbad der Gefühle bescheren dürfte ist der Zwiespalt des einen Ermittlers, der einerseits die Pädophilen jagt und andererseits selbst nicht frei von schändlichen Aktivitäten ist. An diesem Punkt der Geschichte schafft es der Autor allerdings ohne Effekthascherei das diffizile Thema überzeugend zu erzählen und mit einem erschütternden Schluss zu enden.

Fazit: Dieses Buch ist keine leichte Kost. Der Autor hat hier Kindesmissbrauch in all seinen Facetten und mit all seinen Konsequenzen für Täter und Opfer zum Thema gemacht, welches wohl so manchen Leser nachdenklich aber vielleicht auch ratlos zurücklassen wird. Bei mir jedenfalls hat das Buch noch lange nachgewirkt. Ich kann dieses Buch absolut empfehlen, verweise aber gern noch mal darauf den ersten Teil gelesen zu haben, und vergebe volle 5 Sterne.

Veröffentlicht am 02.08.2023

Aufwühlend, spannend, herzergreifend

Von hier bis zum Anfang
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Der neueste Roman von Chris Whitaker ist ein brillanter, intensiver und wunderschön geschriebener Roman über die kämpferische 13-jährige Duchess, der das Leben übel mitspielt, die aber ihren Lebensmut ...

Der neueste Roman von Chris Whitaker ist ein brillanter, intensiver und wunderschön geschriebener Roman über die kämpferische 13-jährige Duchess, der das Leben übel mitspielt, die aber ihren Lebensmut nie verliert und sich den Widrigkeiten stellt.
Whitakers knallharte Erzählung handelt von gebrochenen Menschen, von Liebe, Verlust, Hingabe, Geheimnissen, Familie, Bedauern, Rache und Vergeltung und ist herzergreifend. Er erzählt von der Suche nach Absolution und Erlösung und von der Unmöglichkeit, jemanden zu retten, der nicht gerettet werden will. Die einzelnen Figuren, allen voran Duchess, sind unglaublich gut charakterisiert, und ich habe mit jeder einzelnen mitgefühlt. Dieser Roman ist nicht nur ein Familiendrama, er mutet teils wie ein Krimi an und ist aber auch ein Buch über das Erwachsenwerden. Die Beschreibungen der Kleinstadtatmosphäre war wunderbar anschaulich und ließen die Schauplätze vor meinem inneren Auge förmlich Gestalt annehmen.
Fazit: „Von hier bis zum Anfang“ ist ein ergreifender Roman, der eine Sogwirkung entwickelt und einen nicht mehr loslässt. Ich bin total überwältigt. Ich kann diesen Roman absolut weiterempfehlen und vergebe 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.06.2023

Sehr gelungener Serienauftakt

Sommer bei Nacht
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In diesem Roman, der neuen Reihe von Jan Costin Wagner, treten die beiden Ermittler Ben Neven und Christian Sandner zum ersten Mal ihren Dienst an. Und der Fall den es zu lösen gilt ist alles andere als ...

In diesem Roman, der neuen Reihe von Jan Costin Wagner, treten die beiden Ermittler Ben Neven und Christian Sandner zum ersten Mal ihren Dienst an. Und der Fall den es zu lösen gilt ist alles andere als ein Selbstläufer. Ein kleiner Junge, Jannis, wird vermisst, Eile ist also geboten. Doch eine sofort eingeleitet Suche bleibt ergebnislos, so dass es nun für Neven, Sandner und ihr Team heißt, sich in die Materie einzugraben. Ihre Suche führt sie dabei von Wiesbaden über Frankfurt, Berlin, und Rosenheim bis nach Salzburg und wird sie bis an ihre Grenzen bringen.

Ganz allmählich entfaltet der Autor Jan Costin Wagner hier das Psychogramm einer Tat, bei der Kindesentführung und -missbrauch das Thema sind. Erzählt wird aus immer wieder wechselnder Perspektive, so dass der Leser stets über das Seelenleben der mit dem Fall verbundenen Figuren – Opfer, Täter, Ermittler, Familien – aber auch über den Fortgang der Ermittlungen im Bilde ist. Der Schreib- und Erzählstil ist dabei anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig, beschränkt sich der Autor doch auf die wesentlichsten Worte. Aber hatte ich erst einmal meinen Lesefluss gefunden, konnte ich von dem Buch auch nicht mehr lassen. Die dunkle und kalte Atmosphäre, die man ja sonst nur aus seinen skandinavischen Krimis kennt, kommt hier, passend zum Thema, sehr gut zum tragen, und stellt einen weiteren Pluspunkt dieses Romans dar.

Mein Fazit: „Sommer bei Nacht“ ist ein in allen Teilen – Handlung, Figuren, Atmosphäre, Schreib- und Erzählstil – ein sehr gelungener Serienauftakt. Das Ende dieses Bandes gibt eigentlich eine interessante Ausgangslage für einen nächsten Band vor. Hier bin ich mal gespannt, ob und wie Jan Costin Wagner seine Ermittler weiter agieren lassen wird. Aber bis dahin bewerte ich diesen Roman mit vollen 5 Sternen und empfehle: UNBEDINGT Hören.

Veröffentlicht am 02.05.2023

Psychostudie

In blaukalter Tiefe
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Zwei Pärchen plus Skipper unternehmen einen gemeinsamen Segeltörn in die schwedischen Schären. Das Brisante: Andreas ist Chef von Daniel, und Tanja, die Freundin von Daniel fühlt sich Caroline und natürlich ...

Zwei Pärchen plus Skipper unternehmen einen gemeinsamen Segeltörn in die schwedischen Schären. Das Brisante: Andreas ist Chef von Daniel, und Tanja, die Freundin von Daniel fühlt sich Caroline und natürlich auch Andreas weit unterlegen, ist sie doch „nur“ medizinische Bademeisterin. Aber um Daniels Karrierechance nicht im Weg zu stehen willigt sie ein, diese Reise mitzumachen. Natürlich kommt es wie es kommen muss, denn die Konflikte lassen auf dem begrenzten Raum nicht lange auf sich warten.

Eigentlich eine interessante Ausgangsposition mit viel Potential, nur leider hat die Autorin es nicht geschafft eine fesselnde Geschichte daraus zu machen. Die Beschreibungen der Natur oder beim Segeln kann man sich gut vorstellen, aber die Umsetzungen der zahlreichen Probleme aller Beteiligten gipfelte letztlich in einer Aneinanderreihung von Geschehnissen, die, hätte man sich mal vernünftig ausgesprochen, so nicht hätten passieren müssen. Für mich wirkte die ganze Geschichte nicht überzeugend, sprich schon arg konstruiert. Dazu kam noch, dass ich die Protagonisten eher unausstehlich fand. Anhand des Klappentextes hatte ich eine Geschichte mit mehr Spannung und Action erwartet. Bekommen habe ich einen Roman, der Partnerschafts-Karriere-Konflikte thematisiert aber keine Lösung am Ende bietet.

Fazit: „In blaukalter Tiefe“ ist ein Roman, dem es leider an Tiefe fehlt. Die atmosphärischen Natur- und Segelschilderungen sind bildlich und passend. Die 5 Charaktere blieben jedoch über das gesamte Buch hinweg eher blass und wenig einnehmend. Richtig mitreißen konnte mich das Buch nicht. Einen gewissen Unterhaltungswert möchte ich dem Roman aber nicht absprechen, deshalb bewerte ich ihn mit aufgerundeten 3 von 5 Sternen.