Nimmt erst spät Fahrt auf
HafenmörderIn „Hafenmörder“ ereignen sich im Hamburg des Jahres 1904 einige Morde, bei denen auf der Stirn der Opfer ein nicht näher zu identifizierendes Zeichen gefunden wird. Mit den Ermittlungen wird der Polizist ...
In „Hafenmörder“ ereignen sich im Hamburg des Jahres 1904 einige Morde, bei denen auf der Stirn der Opfer ein nicht näher zu identifizierendes Zeichen gefunden wird. Mit den Ermittlungen wird der Polizist Martin Bucher beauftragt. Als es zum Cholera-Verdacht bei einem Opfer kommt, schaltet er seinen Freund Carl-Jakob Melcher ein, der am Tropeninstitut zu Hamburg arbeitet.
Erzählt wird die Geschichte durch den Ich-Erzähler Carl-Jakob und beginnt mit einer kurzen Einführung über ihn selbst und ohne langes Vorgeplänkel wird dann auch schon das erste Opfer gefunden. Das Mordopfer und die Tat selbst lassen genügend Raum für Spekulationen. Der Täter könnte sowohl aus den Villen der Pfeffersäcke kommen, aber auch in der ärmlichsten Hütte zu finden sein. Martin und Carl-Jakob stürzen sich sofort eigenmächtig in die Ermittlungen, und so bekommt der Leser gleich mal einen Einblick in das sich weiter entwickelnde Hamburg zu Beginn des 20. Jh. Danach stagniert dann die Krimihandlung und der Autor geht (leider) zu ausführlich auf Politik, Wirtschaft und Stadtentwicklung ein. Auch kam für meinen Geschmack die Arbeit eines Bakteriologen innerhalb der Geschichte zu kurz, weil es auch die Handlung selbst nicht wirklich hergab. Die einzelnen Figuren agierten in Bezug auf ihre Herkunft, Stand und Profession zwar aus meiner Sicht authentisch, blieben aber für mich zu flach. Hier gibt es für weitere Bände definitiv noch Potential nach oben. Die Krimihandlung nimmt nach der Hälfte des Buches dann endlich an Fahrt auf und es kommt zu einigen Wendungen, die auch die Spannung und das Tempo voranbringen. Als aufmerksamer Leser kann man den Fall durchaus lösen, der schlüssig und nachvollziehbar von unserem Ermittlergespann geklärt wird.
Mein Fazit: Die Idee eines Mordfälle lösenden Bakteriologen im Hamburg des beginnenden 20. Jh. fand ich ausgesprochen interessant. Nur leider kam genau dieser Fakt viel zu kurz. Der Roman kann sich nicht wirklich zwischen HistoRoman und HistoKrimi entscheiden. Somit fehlt eine durchgängige Spannung und der Leser bekommt dafür im Gegenzug die verschiedensten historischen Informationen. Der Roman liest sich jedoch leicht und flüssig und eine Leseempfehlung für den (ersten?) Fall von Bucher und Melcher möchte ich hiermit gern aussprechen.