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Veröffentlicht am 10.09.2021

Nr. 62 - Klassiker der Weltliteratur

Münchhausen
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Wikipedia hat mir gerade verraten, dass es den Lügenbaron von Münchhausen wirklich gab. Er wurde im 18. Jhdt. als Geschichtenerzähler im deutschen Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg bekannt. Und nachdem ...

Wikipedia hat mir gerade verraten, dass es den Lügenbaron von Münchhausen wirklich gab. Er wurde im 18. Jhdt. als Geschichtenerzähler im deutschen Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg bekannt. Und nachdem ich mir seine Kurzbiografie durchgelesen habe, wird mir klar, dass viele seiner absurden Geschichten auf tatsächlichen Begebenheiten seiner Reisen beruhen – zumindest im Ansatz.
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Münchhausens Abenteuer sind ganz ohne Magie oder Fantasie, sondern einfach nur nach allen Maßen der Kunst übertrieben – biologisch und physikalisch. Ein Beispiel: „ Münchhausen zieht sich und sein Pferd am eigenen Zopf aus dem Sumpf.“ .. Schräg zu lesen, aber irgendwie auch sehr amüsant, da man so eine Form des der-Fantasie-freien-Lauf-lassen heute selten in Büchern findet.
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Eins schmeckt mir aber nicht: Münchhausens Geschichten wurden vor über 200 Jahren in ihrer Urform festgehalten.. Der Umgang mit Menschen und ganz besonders mit Tieren war damals ein ganz anderer als heute. Einige der Geschichten übertreten heutige moralische (und auch gesetzliche) Grenzen, in einem Maße, dass es einem schlecht wird.
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Veröffentlicht am 10.09.2021

Nr. 311 - Klassiker der Weltliteratur

Die Vermessung der Welt
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Daddy sorgt dafür, dass Kathi guten Lesestoff bekommt. So mögen wir das, bester Papa.
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Daniel Kehlmann erzählt in diesem biographischen Roman die Lebensgeschichte zweier bedeutender Wissenschaftler: ...

Daddy sorgt dafür, dass Kathi guten Lesestoff bekommt. So mögen wir das, bester Papa.
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Daniel Kehlmann erzählt in diesem biographischen Roman die Lebensgeschichte zweier bedeutender Wissenschaftler: Alexander von Humboldt, dessen Name wahrscheinlich vielen bekannt ist: wissbegieriger und empirischer Naturforscher deluxe, der für seine Expeditionen quer über den Planeten gereist ist. Carl Friedrich Gauß, theoretischer Mathematiker, Astronom, blitzgescheit und Stubenhocker vom feinsten.
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Der Schreibstil des Buches ist ansprechend, aber gewöhnungsbedürftig. Hier wird nichts beschönigt: mit trockenem Humor und einer guten Portion Zynismus beschreibt Daniel Kehlmann die beiden Persönlichkeiten und ihren Werdegang, was für viele Schmunzler zwischendurch sorgt. Jeder bekommt sein Fett weg. Im Gegensatz zu den positiven Eigenschaften der Herren Forscher werden deren negativen übertrieben dargestellt - was für einen gewissen Unterhaltungsfaktor sorgt. So ist Gauß ein engstirniger sturer Kauz und Humboldt ein prüder Naivling. Beschrieben wird ihr Weg zur Forschung, Ausbildung, wissenschaftlichen Errungenschaften sowie die distanzierte, aber doch freundschaftliche Beziehung der beiden.
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Die Bedeutung des Titels hat sich mir erst gegen Ende hin erschlossen - Kathi mit Brett vor dem Kopf: da hätte ich auch früher draufkommen können. Die Welt wird natürlich nicht wortwörtlich vermessen, viel eher zeigt der Autor durch die Darstellung der Lebensgeschichten die beiden unterschiedlichen Herangehensweise um die Vorgänge der Natur zu verstehen. Der eine erkundet, erforscht, misst, notiert - der andere berechnet, kalkuliert, denkt. Beide kommen so jedoch zu ihrer Wahrheit.
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Eine tolle Geschichte - doch trotz des positiv ungewöhnlichen Schreibstils und dem biographischen Ansatz konnte mich das Buch leider nicht gänzlich abholen.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Nr. 57 - Klassiker der Weltliteratur

Nathan der Weise
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So Hose runter: 2 Anläufe hat es gebraucht, bis ich die ersten 30 Seiten gecheckt hab. Dann hab ich im Internet nachrecherchiert. Keine Chance das alleine hinzukriegen. Ich finds traurig für mich selbst, ...

So Hose runter: 2 Anläufe hat es gebraucht, bis ich die ersten 30 Seiten gecheckt hab. Dann hab ich im Internet nachrecherchiert. Keine Chance das alleine hinzukriegen. Ich finds traurig für mich selbst, aber das ist mir zu.. hoch? Zu verworren auf jeden Fall.

Ich bin richtig froh, dass ich meinen Sturschädel stumm geschalten hab und nicht selbst probiert hab daraus schlau zu werden – das wäre mir never ever gelungen. So konnte ich während dem Lesen tatsächlich auch einen tieferen Sinn der Geschichte erfassen und hab mich irgendwann auch an diese Ausdrucksweise gewöhnt..

Den Inhalt erspar ich euch jetzt mal, den kennen bestimmt einige noch aus der Schule - er ist nicht herausragend. Aber die Botschaft dahinter war 1779 offensichtlich schon genauso aktuell wie heute.

Im Mittelpunkt: Nathan, der Weise. Ein Aushängeschild der Aufklärung, selbst gläubig, erzieht jedoch seine Ziehtochter ohne bestimmten Glauben - lässt sie also selbst entscheiden. Im Schlüsselmoment präsentiert er dem Sultan Saladin die Ringparabel. Eine kurze Geschichte, deren Grundgedanke ist, dass mehrere Überzeugungen auch parallel existieren können.. ohne dass man unbedingt eruieren muss, welche denn die richtige ist – wie bei mehreren Weltreligionen. Dabei steht Recha, Ziehtochter von Nathan, dem Juden, deren Verwandte Muslime und Christen sind. Die also 3 der großen Religionen in sich vereint.

Für mich beeindruckend mit welchem Fingerspitzengefühl G.E. Lessing durch die Blume sehr viel gesagt hat. Auch wenn ich kein Fan von diesem Schreibstil bin, ermöglicht er es doch, mit wenigen Worten viel zu sagen. Sehr viel mehr, als eigentlich da steht. Und das bewundere ich zutiefst.

Ich kann mir gut vorstellen, dieses Buch in ein paar Jahren nochmals zu lesen. Aber ich finde auch, dass es für ein tatsächliches Verständnis Input von außen geben muss. UND hätte ich das Buch während meiner Schulzeit gelesen, hätte ich persönlich es NIEMALS so verstanden wie heute.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Nr. 53 - Klassiker der Weltliteratur

Emilia Galotti. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen – Kritische Studienausgabe mit Zusatzinformationen zu Überlieferung und Uraufführung – Reclam
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Ein bürgerliches Trauerspiel auf 82 Seiten in einem reclam Heftchen..
In meiner Schulzeit mussten wir Emilia Galotti lesen - ich habs damals weder verstanden noch konnte ich in irgendeiner Weise was damit ...

Ein bürgerliches Trauerspiel auf 82 Seiten in einem reclam Heftchen..
In meiner Schulzeit mussten wir Emilia Galotti lesen - ich habs damals weder verstanden noch konnte ich in irgendeiner Weise was damit anfangen.. Aber heute Nachmittag, es regnet, ich liege gemütlich auf der Couch und trinke den fünften Kaffee.. Heute hab ich Emilia und Gotthold noch eine Chance gegeben. Und darauf bin ich ein bisschen stolz.
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Ich will mich gar nicht zu weit aus dem Fenster lehnen - für eine tiefgründige Interpretation fehlt mir leider der literarische Geist. Das Stück ist geprägt von der Willkür des Prinzen von Guastalla. Nach seinen Gelüsten haben die Dinge zu verlaufen, so auch das Leben Emilia Galottis, ihrer Familie und ihres Verlobten. Ein erschütternder Einblick in die Macht es Adels und die relative Wehrlosigkeit des Bürgertums im 18. Jhdt. ..

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Nr. 34 der Klassik-Challenge

Till Eulenspiegel
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Till Eulenspiegel ist, und war immer, eine meiner Lieblingsfiguren. Jedes Mal, wenn ich meine Oma besucht habe, habe ich bei ihr zumindest einen Teil des Buches gelesen, wenn nicht gleich das ganze!
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Till Eulenspiegel ist, und war immer, eine meiner Lieblingsfiguren. Jedes Mal, wenn ich meine Oma besucht habe, habe ich bei ihr zumindest einen Teil des Buches gelesen, wenn nicht gleich das ganze!
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Ich liebe die Kurzgeschichten des fiktiven Schalks, der die Leute durch seine vorgegaukelte Dummheit zum Narren hält. Till zieht im deutschen Mittelalter von Stadt zu Stadt, schlüpft einmal in die Rolle eines Gerbers, einmal ist er ein Schmied, einmal ein Bäckersgeselle.. und nimmt die Leute wahrhaftig immer beim Wort.
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Das Buch war schon im 16. Jhdt. ein Weltbestseller und ich finde, dass es immer noch fixer Bestandteil in jedem Kinderbuchregal sein sollte.

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