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Veröffentlicht am 10.09.2021

Ein wahnsinniges Gedankenexperiment!

Der Report der Magd
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Was soll man dazu sagen? Fesselnd. Beängstigend. Berührend. Grausam. Spannend. Anregend. Verstörend.

In einer nahen Zukunft ist ein Großteil der Menschheit durch die selbst-verursachten Umweltsünden ...

Was soll man dazu sagen? Fesselnd. Beängstigend. Berührend. Grausam. Spannend. Anregend. Verstörend.

In einer nahen Zukunft ist ein Großteil der Menschheit durch die selbst-verursachten Umweltsünden steril. Eine Gruppe von totalitär religiösen Unterdrückern hat das Regime übernommen. Menschen werden bewertet, verurteilt, entmündigt. Strenge Regeln beherrschen den Alltag. Kein Platz für Diversität, kein Platz für freien Willen.

Wir verbringen die Zeit in Desfreds Kopf. Desfred ist eine Magd, eine Dienerin wider Willen, deren einzige Aufgabe es ist, ein gesundes Kind für ihren Herrn zur Welt zu bringen. Wir lesen ihre Gedanken, ihre Eindrücke, ihre Gefühle. Erfahren dabei mehr über die Welt in der sie lebt. Wie es dazu kam. Wie ihr Leben „vorher“ ausgesehen hat.

Ein für mich extrem spannendes, wenn auch sehr sehr beängstigendes Zukunftsszenario. Desfreds intelligente und berührende Gedanken sind so nüchtern, so resigniert. Sie hat mit der Welt „vorher“ abgeschlossen und fügt sich, hat aufgehört zu hinterfragen. Dennoch ist ein rebellischer Funken Hoffnung in ihr, der nicht erlischt. Ihre Sehnsucht nach Liebe und Berührung, die Isolation, der sie ausgesetzt ist - das ist für mich als Leser die schlimmste Vorstellung. Keine Möglichkeit zu zwischenmenschlicher Interaktion streut Verzweiflung.

Die Welt, die Margaret Atwood erschaffen hat, ist extrem, aber doch nicht gänzlich unrealistisch. Angst ist Macht, Angst lähmt die Menschen und lässt sie alles geschehen lassen. Fast ein leichtes, ein totalitäres religiöses Regelwerk mit harten unmenschlichen Bestrafungen und der vollständigen Entmündigung der Frau einzuführen.

Einzig die Sprünge in den Gedanken der Magd waren ab und an irritierend und schwer nachzuvollziehen. Aber ich schätze, so ist die Gedankenwelt einer Person, die sich hauptsächlich mit sich selbst beschäftigen muss. Sprunghaft, wie ein Grashalm im Wind.

Große Leseempfehlung! Und zu diesem Buch gibt es auch eine großartige Serie auf Amazon, absolut sehenswert und unglaublich gut umgesetzt!

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Ein Reinfall.

Das Lied der Kämpferin
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Vielen lieben Dank an das @bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! Das war eine… interessante Leseerfahrung.
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In einer nahen Zukunft - eine Geokatastrophe ist eingetreten, die ...

Vielen lieben Dank an das @bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! Das war eine… interessante Leseerfahrung.
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In einer nahen Zukunft - eine Geokatastrophe ist eingetreten, die Erde ist praktisch unbewohnbar. Die Menschheit hat sich bekriegt, entwickelt, gespalten. Im Kampf gegen die Unfruchtbarkeit, die De-Evolution und für das Überleben stehen Jean de Men und Joan auf gegensätzlichen Seiten.
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Jean de Men, Herrscher über CIEL - ein künstlicher Staat im Weltall. Hier leben die, die es sich leisten konnten. Ihr Geist wurde in eine fleischliche menschenähnliche Hülle gepflanzt, ein Körper ohne Identität, ohne Geschlecht. Ein totalitäres Regelsystem, keine Freiheit, der einzige Sinn: das Überleben.
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Und Joan, in der das Lied der Natur klingt. Die nicht nur für die Menschen, sondern auch für den Planeten steht, in der das Licht und die Kraft leuchtet. Als letzte fruchtbare Frau der Erde, kämpft sie gegen die totale Ausbeutung des Planeten durch CIEL und gegen die absolute Diktatur durch Jean de Men.
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Ja, hört sich etwas schräg an. Und genauso ist das Buch auch. Die Geschichte arbeitet viel mit Symbolen. Das Licht in Joan, das erklingende Lied, Hautveredelungen, durch die Geschichte niedergeschrieben wird, Verständigung durch Olme …dadurch fällt es schwer, die Message der Geschichte herauszufiltern.
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Zusätzlich macht die abstrakte Darstellung vieler Gegebenheiten das Verständnis der Handlung leider nicht unbedingt leicht.. und mindert so auch das Lesevergnügen.
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100 Punkte für die Idee - wie schaut die Zukunft der Menschheit aus? Natur gegen Technik? Die Umsetzung konnte mich jedoch leider nicht überzeugen. Schade.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Langatmiger Einblick in ein Forscherleben

Euphoria
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Der Klappentext dieses Buchs hat in mir die Gier entfacht.

Es geht um die Ethnologin Nell Stone, die gemeinsam mit ihrem Mann und einem befreundeten Forscher die Naturstämme des Sepik in Neuguinea Anfang ...

Der Klappentext dieses Buchs hat in mir die Gier entfacht.

Es geht um die Ethnologin Nell Stone, die gemeinsam mit ihrem Mann und einem befreundeten Forscher die Naturstämme des Sepik in Neuguinea Anfang des 20. Jhdt. erforscht. Die verschiedenen Zugänge der drei Protagonisten zu den Eingeborenen bringen unterschiedlichste Einblicke in das dortige Leben, die Kultur, den Alltag. Zeitgleich entsteht zwischen den dreien eine Beziehung der besonderen Art.. die irgendwann kollabiert.

Der Anfang des Buches war für mich spannend, neu und ich war richtig aufgeregt. Das ist so eine Thematik, über die ich selten lese. Prinzipiell gefällt mir die Herangehensweise der Autorin: Es wird nicht direkt über das Naturvolk geschrieben, viel mehr darüber, wie man den besten Zugang zu ihnen bekommt: worauf legt man Fokus? Was will man verstehen? Wie geht man mit Menschen um, deren Weltbild man so gar nicht kennt?

Durch diese Erzählweise wurde das Buch aber leider im Mittelteil auch sehr langatmig. Es ist sehr persönlich, geht unter die Haut, irgendwo dreht es sich jedoch im Kreis. Die beiden, die mir vernünftig und besonnen erschienen, lassen die Dinge jedoch nur passieren, sind keine Personen der Tat, mehr des Kopfes. Und die Figur, der das Forschungsleben am wenigsten steht, ist vielleicht selbstsüchtig und brutal, bekommt jedoch was sie will. Ich bin bezüglich aller drei sehr unschlüssig. Und auch die Dreiecksbeziehung ist mir eher schal im Kopf geblieben, so … dezent und unleidenschaftlich.

Was mir am meisten hängen geblieben ist: Es lohnt sich nicht, Dinge einfach hinzunehmen.

Ich habe mir von diesem Buch leider mehr erwartet - ich bin definitiv beeindruckt von dem Setting, den Einblicken in das Leben am Sepik, den Einblick in das Leben eines Ethnologen dieser Zeit! Die Hauptgeschichte konnte mich jedoch leider nicht so wirklich überzeugen.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Unsere Gesellschaft in Bewegung

Geht's noch!
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Warum die konservative Wende für Frauen gefährlich ist.

Lisz Hirn beleuchtet in diesem Buch unsere sich wandelnde Gesellschaft mit besonderem Augenmerk auf die Auswirkungen, die dieser Wandel auf das ...

Warum die konservative Wende für Frauen gefährlich ist.

Lisz Hirn beleuchtet in diesem Buch unsere sich wandelnde Gesellschaft mit besonderem Augenmerk auf die Auswirkungen, die dieser Wandel auf das weibliche Geschlecht hat.

Puh, ich möchte bei einzelnen Thematiken gar nicht zu sehr in die Tiefe gehen - einerseits möchte ich nichts falsch wiedergeben, andrerseits !! Männer und Frauen lest dieses Buch !! und denkt darüber nach.

Unsere Gesellschaft ist in Bewegung, alte Rollenbilder werden wieder modern (das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen) - Kinder vs. Karriere, was wird einem als Frau möglich gemacht? Muss man sich entscheiden oder ist man ohnehin gezwungen, beides zu schaffen? Unter welchen Bedingungen geschieht dies und wer bestimmt diese Bedingungen?

Und ich will definitiv nicht gegen konservative Biedermänner (Frau, ab an den Herd!) schimpfen. Erstmal gibt es bestimmt auch nicht-karrieregeile Papas, die gerne wesentlich mehr Zeit daheim verbringen würden, es aber nicht können. Zusätzlich tragen wir Frauen genauso unseren Teil zu der Misere bei - sich beschweren ist die eine Sache, aktiv etwas ändern die andere. Sofern man denn überhaupt will.

Teilzeitarbeit, Altersarmut, Karenzzeit, Care-Arbeit, Verhütungsmethoden, Mehrfachbelastung - Begriffe, die einer Frau vermutlich eher bekannt sind, als einem Mann. Darüber sollte man mal nachdenken.

Also lest dieses Buch und macht euch Gedanken.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Gute Idee, ganze miese Umsetzung

Moxyland
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Und wieder ist wunderbarer (und diesmal auch wundersamer) buddyread mit meiner Lieblings-Linda aka Bücher Bro aka @penguins.books vorbei - unser Austausch war mir ein inneres Blumen pflücken, immer wieder ...

Und wieder ist wunderbarer (und diesmal auch wundersamer) buddyread mit meiner Lieblings-Linda aka Bücher Bro aka @penguins.books vorbei - unser Austausch war mir ein inneres Blumen pflücken, immer wieder gerne und jederzeit!

Worum gehts? Ja gute Frage - ganz hab ich das auch nach Beenden des Buches nicht überrissen. Ich glaube, die Idee dahinter war kritisch die Probleme unserer Gesellschaft in einen dystopischen Roman zu verpacken. Ging leider ziemlich in die Hose. Nicht mal eine Windel hätte geholfen.. nein, nicht mal drei Windeln hätten geholfen. Und wenn, dann nur die super saugfähigen mit extra Flügeln + Auslaufschutz.

Ansatz, Idee, Message dahinter top. Wenn man das beim Lesen mitbekommt. In der nahen Zukunft: ein hoch technologisierter totalitärer Sicherheitsstaat, 2-Klassen-Gesellschaft, keine Meinungsfreiheit: das volle Paket an verabscheuenswürdiger Politikmache. Man begleitet im Buch vier Figuren, die auf die eine oder andere Weise mit diesem System in Kontakt kommen. Ein Unabhängigkeitskämpfer, eine Hackerin, eine Künstlerin und der freie Vogel. Nur irgendwie … passiert viel, doch es ist schwierig herauszufiltern 1. was wichtig ist und 2. worauf das auch nur irgendwie hinauslaufen soll. Der Plot fehlt einfach.

Zusätzlich wird man einfach mit seitenweise Fremdwörtern überschwemmt, die Flut nimmt gar kein Ende. Einerseits Unmengen an südafrikanischen Wörtern (ahja es spielt in Kapstadt, tut aber kaum was zur Sache) bzw. Slang - der aber zumindest im Anhang erklärt wird. Dazu kommen noch Millionen an Hightech Begriffen die man 1. nicht kennt, weil noch nicht erfunden und deswegen noch nie gehört und 2. die nicht erklärt werden. Das geht ja noch, bei einem Wort, aber bei gefühlt 5-10 pro Seite reduziert das das Lesevergnügen auf ein „Epilieren des Intimbereichs“-Spaß-Niveau.

2/5 ✨ - einen Stern dafür, dass die Autorin sich viel dabei gedacht hat und die besten Absichten hatte.

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