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Veröffentlicht am 06.10.2021

Ein wunderbarer Komplex aus Realität und Fiktion

The Shape of Water
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Wer kennt den Film zu diesem Wunderwerk?
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Baltimore, in den 60er Jahren. Elisa, eine stumme Putzkraft aus der eines Regierungsgebäudes, entdeckt in einem Labor eine Kreatur. Ein Fischmann, uralt und ...

Wer kennt den Film zu diesem Wunderwerk?
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Baltimore, in den 60er Jahren. Elisa, eine stumme Putzkraft aus der eines Regierungsgebäudes, entdeckt in einem Labor eine Kreatur. Ein Fischmann, uralt und strahlend schön. Wie Licht für Motten wirkt er auf Elisa anziehend, so dass zwischen den beiden bald ein zartes Band einsteht. Jedoch fühlt sich nicht nur Elisa zu ihm hingezogen, sondern auch der Beamte Richard Strickland - jedoch auf ganz andere Weise. Der Fischmann ist mit seinen unbekannten Fähigkeiten ein Forschungsobjekt und wird auch als solches behandelt.
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Der Fokus liegt klar auf dem Dreieck zwischen Elisa, Strickland und der Wasserkreatur. Elisas liebevolle Zuneigung steht stark im Kontrast zu der besitzergreifenden Machtgier Stricklands. So geraten die Dinge in Bewegung, nicht nur Elisas und Stricklands Leben werden vom Auftauchen der Kreatur durcheinander gewirbelt, sondern auch die Leben von Kollegen, Freunden und Familie.
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Manchmal frage ich mich wirklich wie manche Autoren auf derartig großartige Ideen kommen. Die einzelnen Probleme der Figuren gekonnt aus der Realität gegriffen, alles miteinander verwoben durch die Präsenz der fantastischen Kreatur. Die Handlung ist so einfach - und dann doch so tiefgründig. Ein großartiges Buch! Geschrieben aus der Sicht vieler einzelner Personen wird eine Vielzahl an Thematiken behandelt.
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Große Leseempfehlung! Einziges Manko: Ab und an etwas langatmig. Aber wirklich nur ab und an - durch den ansprechenden Schreibstil kann man getrost darüber hinweg sehen.
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Wer das Buch nicht lesen möchte: Schaut euch den Film an! Großes Kino!

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Leider eher Mau als Wow!

Wütender Sturm (Die Farben des Blutes 4)
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Ach herrje, ach herrje… seit Band 2 bin ich schon nicht mehr ganz so begeistert von der Reihe, wie ich es gerne wäre. Band 3 war dann wieder ein richtiger Aufschwung und Band 4 ist jetzt.. tja, eher ein ...

Ach herrje, ach herrje… seit Band 2 bin ich schon nicht mehr ganz so begeistert von der Reihe, wie ich es gerne wäre. Band 3 war dann wieder ein richtiger Aufschwung und Band 4 ist jetzt.. tja, eher ein Fail.
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Ich möchte über die Handlung nicht zu viel verraten. Der Verlauf der Geschichte war gut, enthielt jetzt aber keine besonderen „Aha“-Momente. Keine Überraschungen, keine Schock-Szenen.. der Plot war leider vorhersehbar - da war wenig Kreativität, wenig Neues. Victoria Aveyards Schreibstil ist aber, wie gewohnt, super. Detailliert und emotional, so dass sich das Buch flüssig wie Butter weg lesen lässt.
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Die Entwicklung der Figuren konnte man sich von Anfang an vorstellen - genauso wie das Ende der Geschichte. Man hätte das ganze deutlich kürzen und eine der drölf beschriebenen Schlachten aus dem Buch schneiden können. Oder da mal ein bisschen Action reinbringen, denn leider stirbt nicht mal jemand wichtiges (ok sorry hört sich drastisch an, aber ein bisschen fiktives Drama hat noch keiner Geschichte geschadet) und alles geht gut aus. Kein Moment des Herzwehs - der Spannungsbogen ist konstant, aber leider niedrig.
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Viel politisches Geplänkel wechselt sich mit einer Schlacht nach der anderen ab. Dazwischen gibts ein bisschen (für mich leider wenig authentischen) Liebeskummer und das wars. Also für mich leider nope. Das war zu lange zu eintönig.
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Man muss der Autorin aber zu gute halten - und das ist für mich eigentlich der springende Punkt, warum ich diese Reihe trotzdem ziemlich feiere - dass mit diesem Werk viele leider immer noch präsenten Themen unserer Gesellschaft gekonnt aufgegriffen wurden. Rassismus, Rassentrennung, Unterdrückung, Machtmissbrauch, gespaltene Gesellschaften. Sie schafft es aufzuzeigen, dass Veränderung möglich ist. Der Weg mag zwar steinig und voller Widerstand sein, aber auch die am tiefsten wurzelnden „Werte“ der Menschen können mit Ausdauer und Willenskraft ausgerissen werden.
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Der Hintergrund und die Gedanken bei der Geschichte eindeutig: WOW. Die Umsetzung leider eher MAU.

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Lesenswert, aber kein Highlight!

Be My Tomorrow
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Seit „Never Doubt“ bin ich Emma Scott etwas verfallen. So musste ich mir auch gleich den ersten Band ihrer neuen Trilogie checken und hab den gleich mal verschlungen.
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Worum geht es? Zelda kommt nach ...

Seit „Never Doubt“ bin ich Emma Scott etwas verfallen. So musste ich mir auch gleich den ersten Band ihrer neuen Trilogie checken und hab den gleich mal verschlungen.
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Worum geht es? Zelda kommt nach New York, um ihre Graphic Novel groß herauszubringen. Doch es läuft nicht alles wie gewünscht, Zelda steht mit nichts als ihren Zeichnungen und ein paar wenigen Dollar auf der Straße. Da begegnet sie Beckett, der selbst am Rande der Existenz lebt. Zelda schaltet schnell, schlägt vor bei ihm einzuziehen und so die ihrer beider Probleme vorübergehend mal aus der Welt zu schaffen. Aber nicht nur Zelda wird von den Geistern ihrer Vergangenheit geplagt, sondern auch Beckett hat einen dunklen Fleck in seiner Geschichte.. na wie sich das wohl entwickeln wird höhö?
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Ich mag Emma Scotts künstlerisch angehauchte Romane - bei „Never Doubt" die Theaterspielerei, diesmal das Zeichnen. Dazu zwei tragische Schicksale und die Geschichte ist perfekt: ja, dieses Buch ist vom Grundprinzip ähnlich wie „Never Doubt“. Trotzdem hatte ich großes Lesevergnügen, man weiß ja, worauf man sich einlässt.
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Zelda: schlagfertig, smart und mutig, wieder mal eine tolle Protagonistin. Beckett fand ich anfangs umwerfend, der sensible und gequälte Ritter in der weißen Rüstung.. meine Begeisterung für ihn nahm aber leider mit Fortlauf des Buches ab. Der selbstlose und liebenswerte junge Mann ist am Anfang geheimnisvoll und spannend - wird aber irgendwie fade, spätestens dann, als Zelda und er zueinander finden und er sich aufführt wie ein männliches hormongesteuertes Karnickel, bei dem sonst nicht mehr viel dahinter steckt. Und WTF soll dieses ständige „Baby“? Als hätte er von einer Seite auf die nächste irgendwo ne Hirnhälfte verloren.
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Schade, ich fand es zwar toll, dass in diesem Buch etwas mehr Sex gab - aber eine geballte Ladung am Schluss war mir zu viel. Der ganze wirklich gefühlvolle und bewegende Aufbau der Geschichte ging dadurch etwas verloren.
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Aber gerade dieser Aufbau der Geschichte macht das Buch unglaublich lesenswert - Zelda und Beckett mochte ich als Freunde am meisten, wie sie aufeinander achten, miteinander umgehen, sich Gutes tun.
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Ich freue mich auf Band 2 - für NA Fans definitiv ein lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 24.09.2021

Ein unglaublicher Einblick in die Schrecken des 2. Weltkriegs

Die Unschuld der Opfer
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Marilyn Yalom, Literaturwissenschaftlerin, Geschlechtsforscherin und feministische Sachbuchautorin, wurde 1932 in Chicago geboren und ist jüdischer Abstammung. In diesem Buch erzählt sie von ihren Erinnerungen ...

Marilyn Yalom, Literaturwissenschaftlerin, Geschlechtsforscherin und feministische Sachbuchautorin, wurde 1932 in Chicago geboren und ist jüdischer Abstammung. In diesem Buch erzählt sie von ihren Erinnerungen als jüdisches Kind während der Schrecken des zweiten Weltkriegs. Nicht nur sie, sondern auch sechs weitere Zeitzeugen erzählen ihre eigene Geschichte.
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Ich möchte einen Ausschnitt aus Marylin Yaloms Statement zu diesem Buch wiedergeben, da dies am besten beschreibt, warum es unbedingt von jedermann gelesen werden sollte:
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»Wir sind die letzten Zeitzeugen, die den Zweiten Weltkrieg noch erlebt haben, und bald werden wir nicht mehr da sein. Dieses Buch möchte ich als ein Zeugnis und eine Mahnung hinterlassen in der Hoffnung, dass diese Lebenswege uns die Sinnlosigkeit des Krieges vor Augen führen. Gerade jetzt, in Zeiten des wiedererstarkenden Nationalismus und eskalierender Konflikte weltweit mögen uns diese Schicksale dazu bringen, uns zu fragen, ob auch unsere Kinder und Enkelkinder zu Opfern machthungriger Erwachsener werden.« - Marilyn Yalom
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Ich finde, das beschreibt am treffendsten, worum es bei diesem Buch geht. Die Geschichten der einzelnen Personen sind bewegend, traurig, erschütternd. Aber auch voller Hoffnung, voller Stärke und voller Mut. Beim Gedanken an einen Krieg vergisst man gerne das Grauen, das über einen Einzelnen kommt. Man sieht nur die Gesamtheit, astronomische Zahlen an Todesopfern, Waisen, Vermissten, den vollkommenen Schrecken und kann sich darunter nur wenig vorstellen. Marilyn Yaloms Buch bringt einzelne Schicksale auf die Bühne, wie es sie wohl zu tausenden gegeben hat. Diese Geschichten dürfen nicht in Vergessenheit geraten.
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Große Leseempfehlung. Kein Buch, das man danach einfach so zur Seite legt.

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Veröffentlicht am 21.09.2021

Nr. 348 - Klassiker der Weltliteratur

Auf Erden sind wir kurz grandios
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In einem Brief an seine Mutter, die weder schreiben noch lesen kann, erzählt Ocean Vuong von seinen Eindrücken als heranwachsender homosexueller Vietnamese, der mit 2 Jahren zusammen mit Großmutter, Mutter ...

In einem Brief an seine Mutter, die weder schreiben noch lesen kann, erzählt Ocean Vuong von seinen Eindrücken als heranwachsender homosexueller Vietnamese, der mit 2 Jahren zusammen mit Großmutter, Mutter und Tante nach Amerika gekommen ist.
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Mit gewählten Worten beschreibt er den gemeinsamen Alltag. Besondere Momente, die hängen geblieben sind. Simple Situationen, die trotz ihrer Einfachheit im Kopf verharren. Einfühlsam schildert er seine Jugend. Die langsam dement werdende Großmutter, die von ihrer eigenen Geschichte - ihrer Flucht aus Vietnam, ihrer Liebe, ihrem Kampfgeist - erzählt. Die Mutter, die die Familie zusammenhält, die sich bei ihrer Arbeit im Nagelstudio verausgabt, der Knotenpunkt in seinem Leben. Trevor, das erste Liebesgefühl. Die vielen Gedanken und Erinnerungen - die vielen Sorgen, aber auch schönen Momente.
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Das Buch liest sich leicht, bleibt aber schwer zurück. Kein Buch, das man vergisst. Man vergisst das, was tatsächlich darin steht. Aber das Gefühl dazu bleibt. Man erinnert sich an den Jungen, der sich nie akzeptiert gefühlt hat, der lernen musste, sich selbst zu lieben, der zwischen zwei Welten lebt und nicht sicher ist, zu welcher er gehört.
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Ocean Vuong wurde durch seine lyrischen Texte bekannt - „Auf Erden sind wir kurz grandios“ ist sein erster Roman. Das merkt man, die Schreibweise ist außergewöhnlich, man muss sich erst daran gewöhnen. Doch sobald man das getan hat, ist dieses Buch ein Leseerlebnis der Sonderklasse.

Gibt von Kathi eine Leseempfehlung, für die, die mal was Neues probieren wollen!

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