Kaja leidet schon in jungen Jahren an dem Verlust ihrer Zwillingsschwester und wird vom ebenso jungen Fischerjungen, Nio, aufgefangen. Die beiden werden beste Freunde. Seitdem sind viele Jahre vergangen und diese Freundschaft besteht noch immer. Kaja macht sich bereits Gedanken über ihre Zukunft, womöglich mit Nio? Doch dann lernt sie den Waldwandler Teon kennen und muss feststellen, dass die Abneigung der Städter gegen diese vermeidlich Wilden nur schlechtem Gerede und Angst vor dem Unbekannten entspringt. Sie lernt die Welt der Waldwandler kennen, lernt Teon besser zu verstehen und ihre Gefühle spielen verrückt. Dass Nio sich dann auch noch eben darum von ihr distanziert macht sie sehr traurig. Jedoch haben sowohl Städter als auch Waldwandler, trotz ihrer gegenseitigen Abneigung, einen gemeinsamen Feind: Die Schattenwesen. Und diese werden immer gefährlicher!
Die Idee der Geschichte um die Glücksbringerinnen, Talisma, gefiel mir echt gut und auch die Schattenwesen und die Waldwandler mit ihren Gaben geben der Geschichte das gewisse Etwas. Ein wenig irritiert hat mich das Dasein der Glücksbringer, die angeblich allen Menschen um sich herum eben Glück bringen. Dies ist mir insgesamt leider viel zu wenig ausgearbeitet und, wenn ich es nicht schlicht überlesen habe, bleibt doch ungeklärt wieso das so ist. Bei Glücksbringerin der Schattenwälder handelt es sich um das Debüt der Autorin, Marie Mohn, welches vor allem mit der Idee einer historischen Romantic-Fantasy Geschichte punkten kann. So sehr jedoch die Idee gefällt, hapert es der Autorin doch noch ein bisschen an Erfahrung. So ist der Schreibstil zwar flüssig, doch sind die Dialoge oftmals noch recht gestelzt. Gerade zu Anfang der Geschichte machte mir dies Probleme. Des weiteren hatte ich oftmals das Gefühl, dass Kaja eine sehr sprunghafte Person sei. Vor allem ihre Stimmungen, welche sich von jetzt auf gleich ändern, gaben mir das Gefühl, sie selbst wisse nicht was sie wolle. Im einen Moment ist sie glücklich und schon im nächsten Satz schreit sie denjenigen an, wegen dem sie kurz zuvor noch ein wohliges Gefühl empfand. Dies kommt leider recht oft vor und in meinem Kopfkino hatte dies einen sehr störenden Effekt. Vielleicht hätte hier ein kleiner Zwischensatz das Geschehene weniger plötzlich und mehr nachvollziehbar gestalten können, so dass Kajas Schwankungen nicht allzu abrupt wirken.
Besonders gefallen haben mir die Sichtwechsel in der Geschichte, denn so erfahren wir nicht nur alles aus Kajas Sicht, sondern dürfen auch in Teons und Nios Kopf herumschleichen. Das bringt einem die Charaktere auf jeden Fall näher und gibt dem Leser ein Gefühl für die Dynamik der Beziehung zwischen den dreien. Und damit wären wir bei dem Punkt, dem ich ebenfalls sehr kritisch entgegen gesehen habe: Die Dreiecksbeziehung. Ich muss gestehen, dass Marie Mohn es sehr überraschend gestaltet hat und obwohl ich die Charaktere alle gut leiden konnte, hatte ich da doch meinen Favorit! Natürlich.
Kaja ist eigentlich ein sehr starker Charakter, dennoch wirkt sie, wie oben erwähnt, oft sehr unbedarft. Ihre Stimmungsschwankungen machen sie nicht gerade zur sympathischsten aller Mädchen, doch ist es gerade bei Teon offensichtlich, wieso sie entsprechend reagiert, denn er bringt sie ständig auf die Palme. Teon war auf jeden Fall seit Anfang an mein Favorit. Er strahlt eine gewisse Wärme aus und ist als Waldwandler einer Magie mächtig, welche sich die Städter nicht einmal vorstellen können. Er ist mehr Mann als nur Junge, was sich vor allem in der Art zeigt, wie er von seinem Volk angesehen wird. Kajas bester Freund Nio kam mir im Gegensatz etwas jünger und unbedarfter, jedoch nicht weniger sympathisch vor. Er ist ein sehr guter Freund, ein fleißiger Arbeiter und eben total verliebt. Die Dynamik der Beziehung zwischen Teon und Kaja, sowie Nio und Kaja ist gar nicht einfach zu erklären und macht einen großen Teil der Geschichte aus. Das ganze ist zwar ein kleines bisschen Vorhersehbar, doch nicht gerade schlecht ausgearbeitet. Mir gefiel es ganz gut und sogar die heroischen Selbstopferungen gehören doch irgendwie dazu. Aus Liebe, versteht sich.
Zuletzt habe ich noch einen Punkt der mich einfach stört und den ich nicht ungenannt lassen möchte. Und zwar werden die Städter immer als "menschlich" bezeichnet, die Waldwandler jedoch nicht. Hier scheint ein Unterschied gemacht zu werden und den einzigen Unterschied den ich sehen kann ist, dass die Waldwandler eine gewisse Magie ausüben können und, wie der Name schon sagt, im Wald leben. Die Städter leben einfach in der Stadt. Punkt. Wieso sind also die einen menschlich und die anderen nicht? Diese Tatsache hat das Buch leider nicht geklärt.
Insgesamt hatte ich mir mehr von dieser Geschichte erhofft. Leider steckt hinter diesem wunderschönen Cover, für mich, nur eine mittelmäßige Geschichte. Einige Punkte gefielen mir richtig gut, aber es gab aus meiner Sicht einfach zu viele Kritikpunkte, weswegen sich mein Lesespaß leider in Grenzen hielt.
2,5/5 Sternen