Profilbild von buecher_heldin

buecher_heldin

Lesejury Profi
offline

buecher_heldin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit buecher_heldin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.12.2017

Düster-stimmungsvoller Krimi mit vielschichtigem Ermittler

Totengrab
0

Totengrab ist der erste Band der neuen englischen Krimireihe um Detective Sergeant Solomon Gray und beginnt gleich mit einem persönlichen Drama des Protagonisten. Denn Solomon Gray steht vor den Scherben ...

Totengrab ist der erste Band der neuen englischen Krimireihe um Detective Sergeant Solomon Gray und beginnt gleich mit einem persönlichen Drama des Protagonisten. Denn Solomon Gray steht vor den Scherben seines Lebens: Sein 6-jähriger Sohn verschwand vor 10 Jahren auf unerklärliche Weise. Er wurde nie gefunden und Solomon quält sich seitdem mit Schuldgefühlen. Seine Frau beging kurze Zeit später Selbstmord, weil ihre Ehe mit Solomon nach dem Verschwinden des Sohnes auseinanderbricht und Tochter Hope wird von den Großeltern großgezogen und entfremdet sich immer mehr von ihrem Vater. Er selbst ist alles andere als psychisch stabil, trinkt viel zu viel Alkohol, lebt etwas heruntergekommen und allein im großen verlassenen Haus und versucht sich mit Medikamenten einigermaßen stabil zu halten. Als eines Tages ein 16-Jähriger Teenager in den Tod stürzt und alles zuerst nach Selbstmord aussieht, wird Solomon wieder mit der alten Vergangenheit konfrontiert. Denn auf dem Handy des Toten ist seine Telefonnummer abgespeichert, was bei seinen Kollegen so einige Fragen aufwirft. Solomon begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit. Die Zeit drängt, als der Täter ein weiteres Mal zuschlägt.

Totengrab habe ich als e-Book gelesen. Es ist das erste Buch einer neuen Krimireihe und spielt im englischen Küstenstädtchen Margate. Totengrab ist alles andere als ein humorvoller oder regionaler Krimi. Man spürt von Anfang eine schwere Tristesse und Düsternis in der englischen Landschaft, die sich hier eher im Hintergrund abspielt. Gleichzeitig passt dies aber hervorragend zur depressiven Stimmung von Solomon Gray, dem man von Anfang an sein eigenes schweres Schicksal abnimmt. Durch verschiedene Zeitsprünge erfährt man immer mehr vom tragischen Verschwinden seines Sohnes und ist somit sehr nah dran an dessen Gefühlen und Einstellungn. Sein persönliches Ringen mit der Vergangenheit ist das eigentliche Hauptmotiv der Geschichte. Die Morde, die auch Solomon persönlich betreffen werden, treten dabei fast in den Hintergrund. Ich finde, dass dem Autor hier dennoch eine solide Kriminalgeschichte gelungen ist, die vor allem durch eine überzeugende Hauptfigur punktet. Abzüge muss ich allerdings bei den teilweise doch flaschen, klischeehaften Dialogen machen. Anfangs hatte ich befürchtet, dass die Kriminalgeschichte abflacht, denke aber, dass am Ende doch noch eine überraschende Wendung die Handlung zu einm guten Abschluss gebracht hat. Das Buch selbst lässt sich schnell und flüssig lesen. Das Cover spiegelt aus meiner Sicht gut die persönliche tragische Geschichte der Hauptfigur wider. Die Nebenfiguren sind für meinen Geschmack noch ausbaufähig und werde hoffentlich in einem der Folgekrimis an Tiefe gewinnen. Mein Fazit: Solide Kriminalgeschichte mit einem vielversprechenden Ermittler.

Veröffentlicht am 04.12.2017

Fluffig, lockere Familienkomödie 1.0

Pasta Mista 1: Fünf Zutaten für die Liebe
0

Liv's Leben könnte so einfach sein. Sie lebt mit ihrer Mutter allein in München, liebt Kochen über alles und hat tolle Freundinnen. Doch ihr Leben ändert sich von einem Tag auf den anderen, als Roberto ...

Liv's Leben könnte so einfach sein. Sie lebt mit ihrer Mutter allein in München, liebt Kochen über alles und hat tolle Freundinnen. Doch ihr Leben ändert sich von einem Tag auf den anderen, als Roberto ins Leben ihrer Mutter tritt. Und dieser kommt nicht allein: denn er bringt seine beiden 16-jährigen Zwillinge Angelo und Sonia mit. Zusammen wollen sie 3 Wochen lang testen, ob das Experiment Patchwork-Familie funktioniert. Für Liv nicht einfach, denn Angelo ist ein echter Traumtyp, in den sich Liv gleich auf den ersten Blick verliebt und Sonia scheint anfangs eine Zicke zu sein, die nur ihre Ballettänzerei im Kopf hat.

Susanne Fülscher's Jugendbuch ist der erste Teil einer neuen Reihe über Liv und ihre Patchworkfamilie. Locker, leicht wie das italienische Lebensgefühl entführt uns die Autorin in die Gedanken- und Gefühlswelt von Liv, die als 15-jähriger Teenager so ihre eigenen Herausforderungen meistern muss: eine heimliche Liebe oder der erste Kuss. Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen. Die Schrift ist etwas größer und mit ca. 300 Seiten war das Buch auch sehr schnell gut zu lesen. Die junge Liv war mir in ihrer Art als Teenager von Anfang an sehr sympathisch: unkompliziert, nicht überheblich, sehr hilfsbereit, irgendwie schon früh erwachsen. Durch kleine witzige Kommentare kann man sich immer sehr gut in die aktuelle Gedankenwelt von Liv hineinversetzen. Die Covergestaltung ist richtig toll und macht nicht nur neugierig, sondern auch Lust auf's Lesen - und vielleicht auch ein wenig auf die italienische Küche, denn am Ende des Buches gibt es ein Rezept aus dem Buch zum Nachkochen. Für mich ist das ein sehr schön gelungener Auftakt einer neuen Buchreihe für junge Mädchen ab 12 Jahren und für Fans des italienischen Lebensgefühls.

Veröffentlicht am 04.12.2017

Glück ist Ansichtssache oder wie man dem Hamsterrad entkommt

Die Entdeckung des Glücks
0

Auch das Hamsterrad sieht von innen aus wie einen Karriereleiter. In Zeiten von Workaholismus, Burnout im Job, Entspannungs-/Yoga und Meditationskursen und jede Menge an Ratgebern, wie man den richtigen ...

Auch das Hamsterrad sieht von innen aus wie einen Karriereleiter. In Zeiten von Workaholismus, Burnout im Job, Entspannungs-/Yoga und Meditationskursen und jede Menge an Ratgebern, wie man den richtigen Job für sich findet, wirft Isabell Prophet's Ratgeber einen etwas anderen Blick auf diese aktuelle Thematik. In ihrem Ratgeber wirft sie die Frage auf "Ob man glücklich in seinem Job ist" und liefert Tipps und Methoden, wie für man sich im Job entspannter und glücklicher wird. Denn eines ist klar: verantwortlich sind nicht die anderen, sondern man selbst. Das eigene Verhalten zu verändern, fällt vielen nicht leicht. Und genau da setzt die Autorin mit ihrem Ratgeber auf eine unterhaltsamer und fundiert wissenschaftliche Art und Weise an. In Teil 1 zeigt sie auf, wie wir uns selbst im Weg stehen und woran es liegt, dass wir kein Glück im Job finden. Im zweiten Teil erfahren wir, wo wir unser Glück finden, um dann im dritten Teil viele praktische Anregungen zu erhalten, was wir selbst tun können/müssen, um glücklich zu sein.

Aus meiner Sicht hat die Autorin der Nerv der Zeit getroffen. Es finden sich zwar viele altbkekannte Themen wieder, aber diese werden neu verpackt und in einer sehr anschaulichen, praktischen Art präsentiert. Die Autorin nutzt viele wissenschaftliche Quellen und neueste Studien, um ihre Theorien gerade im ersten Teil zu untermauern. Das Buch lässt sich insgesamt schnell und flüssig lesen und ist insgesamt sehr kurzweilig. Dafür sorgt auch der sehr anschauliche und leicht saloppe Sprachstil der Autorin. Wunderbar gestaltet, ist aus meiner Sicht auch das Cover des Buches. Der Goldschimmer passt wunderbar zum Thema und ist ein echter Blickfang. Sehr gut fand ich die vielen persönlichen Beispiele der Autorin, die diesen Ratgeber für mich sehr authentisch wirken lassen. Mir persönlich fiel es leicht, Vergleiche zu ziehen und die eigene Verhaltensweise mal gründlich zu überdenken. Ein Buch, das auf jeden Fall zum Hinterfragen einlädt. Und das macht für mich den Wert dieses Buches aus. Wer hier allerdings einen Ratgeber für akute Notlagen im Job sucht, wird nicht fündig. Das Buch betrachtet das Thema Zufriedenheit im Job eher aus einer anderen Perspektive und bleibt dadurch zwangsläufig etwas an der Oberfläche. Für jeden Suchenden, der ab und zu mal einen reflektierenden Ratgeber braucht, um dem Hamsterrad zu entkommen, der wird die zahlreichen Anregungen in diesem Buch wunderbar hilfreich finden.

Veröffentlicht am 26.11.2017

Eine Frage der Schuld

In einem anderen Licht
0

Miriam arbeitet als Journalistin und steckt gerade mitten in der Vorbereitung des renommierten Sartorius-Preises für Zivilcourage, als ihr mehrere anonyme Briefe mit einer rätselhaften Botschaft ins Haus ...

Miriam arbeitet als Journalistin und steckt gerade mitten in der Vorbereitung des renommierten Sartorius-Preises für Zivilcourage, als ihr mehrere anonyme Briefe mit einer rätselhaften Botschaft ins Haus flattern: "Fragen Sie Dorothea nach Marguerite". Worauf weist der anonyme Absender hin? Die charismatische Witwe des Reeders und Stifterin des Preises, Dorothea Sartorius, reagiert nur ausweichend auf Miriam's Fragen, deren journalistischer Spürsinn sofort geweckt wird. Die Spuren führen in die mysteriöse Vergangenheit der Witwe, in die 70er Jahre, als linksextreme Terrorgruppen Deutschland in Angst und Unruhe versetzt hatten. Miriam begibt sich auf die Suche an die Schlei und versucht dort die Wahrheit über Dorothea Sartorius herauszufinden. Dabei gerät sie nicht nur selbst in schwere Gewissenskonflikte, sondern muss sich auch zwischen ihrem journalistischen Ehrgefühl, und dem Mann entscheiden, der ihr und ihrem Sohn Max wieder neue Hoffnung auf ein neues Lebensglück gibt.

Katrin Burseg ist ein ungewöhnlich ruhiger Roman über ein sehr spannendes und vielfältig diskutiertes Thema der deutschen Geschichte gelungen: den Deutschen Herbst. Dabei verknüpft sie aus meiner Sicht gekonnt geschichtliche Fragen nach Schuld und Unschuld, mit Trauer und Trauerbewältigung, und dem Mut sich der Vergangenheit und der Zukunft zu stellen. Im Zentrum steht die Hamburger Journalistin Miriam, die nach einem tragischen Unglücksfall ihren Mann bei einem journalistischen Auslandseinsatz verliert. Mit ihrem kleinen fünfjährigen Sohn Max versucht sie ein neues Leben zu beginnen, das ihr natürlich nicht immer leicht fällt. Dabei geholfen hat ihr eine Selbsthilfegruppe, die von der Reederin Dorothea Sartorius selbst ins Leben gerufen hatte. Für mich war Miriam von Anfang an sehr sympathisch und in ihrer Trauerbewältigung auch nachvollziehbar beschrieben. Rührend versucht sie sich um ihren kleinen Sohn Max zu kümmern und es ist gut nachvollziehbar, mit welchen Gewissensbissen sie zu kämpfen hat, als sie während ihrer Recherchen an der Schlei einen Mann kennenlernt, der für sie und ihren Sohn eine neue Chance auf ein neues Lebensglück bietet. Spannend und mysteriös zugleich erzählt, war für mich die Figur der Mäzenin Dorothea Sartorius, die als großzügige Stifterin anfangs in einem extrem positiven Licht erscheint und durch ihre Vergangenheit zunehmend zu einem Rätsel für den Leser wird - eben in einem anderen Licht erscheint. Ich persönlich hätte gern noch viel mehr Hintergründe aus der Vergangenheit der Sartorius erfahren. Bietet doch allein die Geschichte um die RAF schon genug Stoff, um hier eine äußerst spannende Geschichte zu erzählen. So bleibt dem Leser nur ein kleiner, wenn auch trotzdem nicht unspannender Einblick in die Vergangenheit der Sartorius, die auch für die Mäzenin im Zuge der Recherchen von Miriam zu einem Gewissenskonflikt wird: die Wahrheit zu sagen oder weiter eine Lüge zu leben. Insofern erscheint mir der Roman äußerst facettenreich wie die Handlung und ihre Charaktere.

Katrin Burseg hat einen sehr angenehmen und ruhigen Schreibstil. Ich mag ihre unbewertende Art zu schreiben und man durchaus den Eindruck, dass sie sich mit den historischen Fakten, wenn auch nicht so tiefgründig, befasst hat. Als Leser bekomme ich durchaus die Chance mir selbst ein Urteil über die handelnden Personen zu bilden. Das machte für mich das Lesen dieses Romans zu einem sehr angenehmen Lesevergnügen.

Mein Fazit: Ein ruhiger und zutiefst aufrüttelnder Roman über ein Stück deutscher Geschichte, der sich gekonnt mit den Themen Schuld, Trauer und Mut auseinandersetzt.

Veröffentlicht am 26.11.2017

Mord auf britisch

Geheimnis in Rot
0

Eigentlich sollte es ein gemütliches Weihnachtsfest im Hause Melbury werden. Der Familienpatriarch Sir Osmund Melbury versammelt seinen Sohn und seine Töchter mit ihren Familien um sich. Doch das familiäre ...

Eigentlich sollte es ein gemütliches Weihnachtsfest im Hause Melbury werden. Der Familienpatriarch Sir Osmund Melbury versammelt seinen Sohn und seine Töchter mit ihren Familien um sich. Doch das familiäre Beisammensein wird jäh zerstört, als am ersten Weihnachtsfeiertag der Patriarch tot in seinem Arbeitszimmer aufgefunden wird. Die Trauer aller Anwesenden hält sich jedoch in Grenzen. Denn der Verstorbene war als Familientyrann berüchtigt und hinterlässt ein beträchtliches Erbe. Alle haben ein Motiv und ziehen einen Nutzen aus seinem Tod, wie Colonol Halstock, der mit den Ermittlungen beauftragt wird, schnell herausfinden muss. Innerhalb kürzester Zeit muss sich Halstock durch das Dickicht von Lügen, Verdächtigungen, falschen Fährten und Neid kämpfen, bevor er schließlich die Wahrheit herausfindet.

Dieser kleine, feine Landhauskrimi ist ein kleines literarisches Schmuckstück. Nicht nur der schön gestaltete Leineneinband und das tolle Covermotiv weckte meine Neugierde auf die Ereignisse. Auch die Handlung selbst, die in den 20igern des vergangenen Jahrhunderts spielt, lässt einen Hauch von Nostalgie aufkommen, der mich persönlich sehr an die guten alten Miss Marple Krimis erinnert. Die Handlung selbst ist sehr britisch und liest sich durchweg leicht, flüssig und angenehm. Unaufgeregt und ohne wilde Verfolgungsjagden entwickeln sich die Ereignisse Stück für Stück. Interessant ist dabei der häufige Perspektivwechsel, der die Ereignisse vor dem Mord aus Sicht verschiedener Familienmitglieder darstellt, bevor dann im Rahmen der Ermittlungen nur noch aus der Perspektive des leitenden Ermittlers Halstock und die eines Bekannten der Familie Melbury, Kenneth Stour, berichtet wird. Der Erzählstil ähnelt dabei sehr an einen Bericht, was manchmal auch etwas distanziert wirkt. Aber so bekommt der Leser durchaus die Möglichkeit sich selbst ein Urteil über die einzelnen Charaktere zu bilden, die für mich durchaus sehr lebendig geschildert werden. Die Erzählperspektiven erlauben dem Leser vorab einen tiefen Einblick in die psychologischen Motive und Positionen einzelner für die Aufklärung des Falles relevanter Personen. Für den Leser bieten sie aber auch verschiedene Möglichkeiten an Tätern bzw. Mitwissern, was den Krimi an sich durchaus spannend und unterhaltsam macht. Und er begibt sich natürlich durch die Perspektive des Colonal Halstocks fast schon selbst auf Rätsel- und Verbrecherjagd.

Mein Fazit: Ein durchaus unterhaltsamer, nostalgischer Krimi im typisch britischen Stil, der perfekt in die winterliche Vorweihnachtszeit passt.