Grace hat einen großen Plan. Nachdem ihre Mutter so ziemlich alles gegeben hat, damit Grace eine schöne Kindheit hat, will Grace jetzt Rache. Ihre Mutter ist schon lange tot, von ihrem Vater hat sie nie ...
Grace hat einen großen Plan. Nachdem ihre Mutter so ziemlich alles gegeben hat, damit Grace eine schöne Kindheit hat, will Grace jetzt Rache. Ihre Mutter ist schon lange tot, von ihrem Vater hat sie nie Unterstützung bekommen, obwohl er mehr als genug Geld hätte. So fängt sie also an, einen großen Teil ihrer Familie nach und nach umzubringen. Nach dem sechsten ‚tragischen Unfall‘ hat noch keine*r etwas gemerkt, Grace scheint mit allem durchzukommen. Ihr Leben hat aber Humor, denn plötzlich landet sie im Gefängnis. Für einen Mord, den sie nie begannen hat. Sie beginnt, ihre Geschichte aufzuschreiben, während sie für ihre Freiheit kämpft.
Mein erstes Problem ist der Aufbau des Buches. Diese ganze Gefängnis storry wird immer wieder eingeschoben. Grace erzählt von einem Mord und dann sitzen wir wieder mit ihr in der Zelle und schlagen uns mit ihrer Mittbewohnerin rum. Mich hat das immer wieder ziemlich rausgerissen und wirklich nicht gut unterhalten.
Das größte Problem ist aber Grace. Sie ist einfach unausstehlich und das nicht auf die gute Art. Ich liebe es, wenn Protas nicht super sympathisch sind. Grade komplexe Frauen faszinieren mich, sie dürfen auch gern das Böse in Person sein. Und Anfangs fand ich Grace auch noch ganz interessant. Sie ist sehr von sich und ihren Fähigkeiten überzeugt, umso weniger von anderen Menschen. Leider wird das ganze Ding schnell plump und einfach anstrengend. Grace hat unheimlich viel Glück mit verdammt dummen Ideen und spielt sich auf, als hätte sie gerade was krasses gerissen.
Ihre Oberflächlichkeit, die Vorurteile und dass sie alle Menschen so stark abwertet, könnten interessant sein, schnell wirkt das alles aber einfach zu gewollt. Ein bisschen wie ein Teenager, der gerade seine Anti Alles Phase durchmacht, nur viel dümmer.
Jedes Klischee wird bedient und Grace kommt mit Sachen durch die einfach absurd sind. Ich habe nicht besonders viel Fantasie, sein wir ehrlich, aber auch wenns anders wäre, müsste man hier mindestens ein Auge zu kneifen..
Ich mochte ihre feministischen Ansichten. Ihre Eat the rich Einstellung und dass sie viel Kritik am Patriarchat äußert. Leider bleibt das auch das einzige wirklich positive.
Die Geschichte verliert sich für mich in der Mitte ein bisschen. Zu viele Details, zu wenig Inhalt. Ich habe es trotzdem beendet, weil ich manchmal vielleicht auch ein bisschen dumm bin, dafür kann ich euch jetzt immerhin davon abraten.
Weniger Details und weniger Doppelmoral von Grace hätten dem Buch wirklich gut getan, an sich gefällt mir die Idee dahinter immer noch total gut Schade Schokolade.
Nachdem ich von People Person absolut begeistert war, wollte ich natürlich mehr von Candice Carty-Williams. Dass ich Queenie dann auf Bookbeat gefunden hab, war einfach großes Glück. Mal abgesehen davon, ...
Nachdem ich von People Person absolut begeistert war, wollte ich natürlich mehr von Candice Carty-Williams. Dass ich Queenie dann auf Bookbeat gefunden hab, war einfach großes Glück. Mal abgesehen davon, dass mir die Geschichte sehr gut gefallen hat, hat auch Patricia Cordiun einen tollen Job als Sprecherin gemacht. Sie hat die Emotionen wirklich gut transportiert und die Geschichte noch bedeutender gemacht.
Queenie ist eine sehr eigene Protagonistin. Mit Mitte 20 denkt sie, ihr Leben sei vorbei. Die Beziehung zu ihrem Freund Tom kriselt, mit der Beziehungspause kann sie nicht umgehen. Auch mit ihrer Arbeit ist sie nicht besonders zufrieden. In der Zeitungsredaktion scheint sie sich nicht durchsetzen zu können, ihre halbherzigen Versuche, über Feminismus und Rassismus zu schreiben, werden abgeschmettert.
Ihre Verzweiflung wird immer greifbarer und zeigt sich in selbstzerstörerischen Handlungen. Sie lässt sich auf Männer ein, die offensichtlich nicht gut für sie sind, nimmt Dinge hin, die sie offensichtlich nicht möchte, Hauptsache jemand ist da. Auf dieser Abwärtsspirale begleiten wir sie sehr lange und auch sexuelle Handlungen, mit denen sie nicht immer einverstanden ist, werden explizit beschrieben. Wartet unbedingt mit dem Buch, wenn ihr euch da nicht stabil genug fühlt.
Als sie ganz unten angekommen ist, ohne Wohnung, mit gefährdetem Job und einem geschundenen Körper, wird es endlich Zeit für sie, etwas zu verändern. Der Weg zurück in ihr Leben ist steinig und erfordert viel Mut, aber Queenie ist bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Ich wusste nicht ganz, was mich erwarten würde, aber damit hab ich nicht gerechnet. Die Tiefgründigkeit und die Härte, die diese Geschichte mitbringen, haben mich doch überrascht. Ich hatte eher mit einer leichteren, lustigeren Geschichte gerechnet, nach den kurze, begeisterten Sätzen, die ich so gelesen hatte.
Aber das, was ich bekommen habe, war so viel besser. Es liefert eine wertvolle Perspektive, die, einer schwarzen Frau mit psychischen Problemen. Eine, die es hasst, wenn ihre Haare angefasst werden. Die aufgeklärt ist Rassismus klar benennt. Aber auch eine, die sich selbst nicht genug ist. Die eigentlich weiß, dass das alles so nicht okay ist, aber trotzdem mitmacht.
Nein, Queenie ist nicht die größte Sympathieträgerin. Sie kann frustrierend sein und trifft Entscheidungen, die auf den ersten Blick absolut unlogisch sind. Aber Candice Carty-Williams schafft es in meinen Augen, sie nachvollziehbar zu machen. Ohne ihr Handeln durchgängig zu erklären, bekommen wir gute Einblicke in ihre Gedanken und ihre Vergangenheit. Es ist keine Überraschung, dass Queenie fühlt, wie sie fühlt, auch wenns nicht immer angenehm ist.
Ihre größte Stütze sind ihre Freundinnen, die es mit ihr alles andere als leicht haben. Trotzdem bleiben sie an ihrer Seite, sind ehrlich zu ihr, auch wenn es weh tut. Mich bewegen solche Dynamiken ja immer sehr. Der Konkurrenzkampf wird unter Frauen zu gern befeuert und es ist wunderschön, hier eine Gruppe starker, unterschiedlicher Frauen zu haben, die sich gegenseitig unterstützen und verzeihen.
Das Buch greift unheimlich viele wichtige Faktoren auf. Zum einen geht es sehr viel um die Fetischisierung schwarzer Frauen. Um den Druck, der westlichen Leistungsgesellschaft und vor allem darum, dass wir unser Glück am Ende bei uns selbst und nicht in einer Beziehung finden.
Queenie wird nicht jedem gefallen und sie wird euch zwischendurch frustrieren. Aber wenn ihr euch darauf einlassen könnt und empathisch an ihre Geschichte herangeht, wird sie euch berühren. Ich werde sie nicht vergessen und kann euch dieses Buch nur ans Herz legen.
Was für ein aufregendes Buch. Ich bin großer Friends Fan, auch wenn es mir immer schwerer fällt, das so sagen, weil ich mich bei jedem rewatch über etwas neues aufrege. Die Serie ist wirklich nicht gut ...
Was für ein aufregendes Buch. Ich bin großer Friends Fan, auch wenn es mir immer schwerer fällt, das so sagen, weil ich mich bei jedem rewatch über etwas neues aufrege. Die Serie ist wirklich nicht gut gealtert, aber sie hat mir ein Zuhause gegeben und ich kehre gern zurück. Vor allem Chandler Bing hats mir angetan, zum ersten mal war ich richtig verknallt in eine fiktive Figur.
Heute, nach dem Lesen von The big terrible thing weiß ich, wie viel on Matthew Perry in dieser Rolle steckt. Und wie unsympathisch der Schauspieler mir ist. Schade Schokolade.
Beginnen wir vorne. Matthew Perry beginnt in seiner Kindheit. Beruhigungsmittel, die er mit wenigen Monaten bekommt, weil er viel geweint hat. Flugreisen, die er mit 5 Jahren alleine antritt. Dinge, die heute glücklicherweise nicht mehr die Norm sind, die ihn offensichtlich noch prägen.
Es folgt eine lange Aufarbeitung der Familiengeschichte, dabei ist immer wieder wichtig zu betonen, wie wunderschön seine Eltern sind. Seine Gefühle und Erlebnisse schildert er unglaublich ehrlich. Er beschönigt nichts, sucht aber auch keinen Schuldigen. Heute hat er vieles reflektiert und betrachtet Situationen reflektiert. Seine Sucht, the big terrible thing, ist keine Überraschung, nach allem, was er erlebt hat.
Ich wusste schon länger, dass er solche Probleme hat, wie ernst die ganze Situation aber wirklich war, hat mich schockiert. Wie oft er fast gestorben ist und auch die Erkenntnis, dass er ohne seinen Erfolg heute wohl nicht mehr Leben würde. 65 Entzüge hat er gemacht, den ersten mit 26. Auch hier sind seine Erfahrungen teilweise einfach schockierend. Das Buch ist wirklich nicht ohne.
Besonders berührt hat mich hier, wie offen er immer wieder über das Monster Sucht spricht. Ich glaube, dass er hier wirklich gute Worte gefunden hat und Menschen erreichen kann, die weniger Erfahrung mit dem Thema haben. Rauschzustände beschreibt er eindrücklich und immer wieder kommt er auf Mechanismen zu sprechen, die das Aufhören zu einem so schweren Kampf machen.
Schnell werden Parallelen zwischen Matthew und Chandler deutlich. Humor ist für beide eine wertvolle Copingstrategie. Gerade in der ersten Hälfte wird das sehr deutlich und was mich zu Beginn noch gut unterhalten hat, wirkt bald anstrengend und gewollt.
Ich verstehe den Impuls, sich mit Humor zu schützen und die Geschichte für die Lesenden etwas auflockern zu wollen. In Kombination mit anderen Dingen, auf die wir noch zu sprechen kommen, wirkt dadurch vieles aber leider sehr oberflächlich.
Was mir in der ersten Hälfte so gut gefallen hat, die Reflexion und die Aufarbeitung, fehlt in der zweiten Hälfte dann fast komplett, genauso fehlt hier aber auch der rote Faden. Wir springen von Entzug zu Entzug, von Beziehung zu Beziehung. Es wird wirr und oberflächlich und Matthew Perry immer unsympathischer.
Es werden immer neue Namen von Entzugsklinken rausgehauen, Frauen kommen und gehen. Irgendwann hab ich mich an den Stil gewöhnt, habe mich dann aber immer wieder gefragt, ob da jetzt inhaltlich noch was kommt. Natürlich, so eine Sucht ist die Hölle und leider haben einige Menschen da mit vielen Rückfällen zu kämpfen und es ist wichtig, hier deutlich zu machen, wie gefährlich das alles ist.
Aber ich hätte mir mehr persönliches gewünscht. Er hat natürlich das Recht, eine Grenze zu setzen und darf selbst entscheiden, wie viel er preisgibt. Aber wofür dann das Buch? Vieles bleibt unbehandelt und wir drehen uns beim Lesen im Kreis.
Deutlich wurden hier auch immer wieder seine blinden Punkte, was ich zwischendurch sehr unangenehm fand. Frauen sind ein großes Thema und auch heute trauert Matthew Perry noch einer Idealvorstellung hinterher. Die perfekte Kernfamilie. Frau und Kinder, in einem seiner großen Häuser, mehr will er doch gar nicht.
Dass er überhaupt nicht in der Lage zu sein scheint, die Verantwortung dafür zu tragen, scheint ihm nicht bewusst zu sein. Dass es nicht die Lösung ist, eine Frau zu seiner neuen Sucht zu machen, wird ignoriert. Er zeichnet ein sehr idealisiertes Bild der Ehe und wirkt unheimlich verzweifelt und unreflektiert auf der Suche danach.
Gleichzeitig idealisiert er die Menschen in seinem Umfeld.
Besonders Frauen sind alle WUNDERSCHÖN (Das scheint wirklich wichtig in seiner Welt zu sein) und clever und sowieso ganz ganz toll. Er verbockt es trotzdem jedes mal wieder, aus Angst verlassen zu werden. Im Buch klingt es oft so, als würde er seine Exfreundinnen am liebsten anbetteln, zu ihm zurück zu kommen, um seiner Existenz endlich einen Sinn zu geben.
Für mich waren diese Kapitel sehr unangenehm zu lesen, sein Verhalten ist für mich fast schon obsessiv und geht weit über ein gesundes Bedürfnis nach Nähe hinaus. Dass das hier so gar nicht reflektiert, sondern noch normalisiert wird, stört mich sehr.
Auch in anderen Situationen zeigt er sich nicht von seiner besten Seite. An sich absolut okay, Menschen dürfen Fehler machen, aber er scheint diese Fehler nicht als solche zu sehen, beschreibt sie im Buch als Normal und fühlt sich anscheinend noch gut damit. Er würde wohl gern bescheiden und freundlich wirken, zeigt dann aber immer wieder, dass er es nicht ist. Sein Ego steht ihm oft im Weg und seine Prioritäten sind nicht immer nachvollziehbar. Ich wäre wahrscheinlich sogar glücklicher gewesen, wenn er einfach dazu gestanden hätte und nicht versucht hätte, sich anders zu präsentieren.
So gab es zum Beispiel zwei unnötige, furchtbare Witze auf Kosten von Keanu Reeves. Er hat sich im Nachhinein dafür entschuldigt, ich frage mich aber wirklich, wieso da keiner eingeschritten ist. Außerdem idealisiert er eine nicht wirklich gesund wirkende Beziehung mit einer 23 jährigen, während er selbst 36 und in einer offensichtlichen Machtposition war. Allgemein hat er ein wirklich schwieriges Verhältnis zu Frauen und haut einige Aussagen raus, bei denen mir echt unwohl wurde. Aber Hauptsache, die Frauen sehen gut aus und er hat genug Geld und Ruhm..
Es gab auch andere Situationen, in denen er gezeigt hat, dass er oberflächlicher ist, als wir uns wohl gewünscht hätten. Er hat ein absolut krankes Verhältnis zu Geld und wirkt hier teilweise sehr weltfremd. Ich frage mich wirklich, wie ein Mensch nach so viel Therapie so unreflektiert sein kann.
Natürlich ist klar, dass es in dem Buch von Matthew Perry nicht nur um die Serie Friends gehen kann. Gerade, nachdem er so viel erlebt und zu erzählen hat. Ich möchte mich jetzt auch nicht beschweren, dass das Thema eher kurz kommt. Wenn euch das Buch aber genau deswegen anspricht, wirds eine Enttäuschung und ich finde es sehr ungünstig, dass in der Vermarktung doch sehr auf die Show gesetzt wird.
Er erzählt, wie er zu seiner Rolle kam und wie knapp das alles war. Es scheint hier wirklich Schicksal im Spiel gewesen zu sein und seine Dankbarkeit und Freude, werden sehr deutlich. Es hat mich unheimlich erleichtert, zu lesen, dass die ‚Friends‘ wirklich gut miteinander auskamen. David Schwimmer hat sich früh als Teamplayer bewiesen und mich mit seiner Größe sehr beeindruckt. Auch über die anderen findet Matthew Perry schöne Worte, ihr könnt euch meine Erleichterung nicht vorstellen. Nach meiner zu positiven Idee von Matthew Perry hätte ich nicht auch noch Friends verlieren können.. :D
Von seiner Arbeit unter Drogen erzählt er relativ wenig und auch sonst wird das Thema Friends allerhöchstens angerissen. Das Thema Schuld zieht sich durch das ganze Buch, Matthew fühlt sich oft schlecht, läuft voller Reue durchs Leben. Natürlich kommt das auch hier hoch, grundsätzlich scheint die Arbeit an der Serie ihm wirklich gut getan und ihm viel gegeben zu haben.
Das Ende ist weniger Happy End, als sich wohl alle wünschen. Die Sucht ist ein Arschloch und wenn etwas in diesem Buch deutlich wird, dann das Willenskraft allein nicht immer ausreicht. Matthew Perry ist heute clean, unter anderem, weil die Drogen einfach nicht mehr helfen. Dafür hat er entdeckt, wie viel es ihm gibt, andere zu unterstützen und etwas zurück zu geben. Sein Fazit ist eher ernüchternd und es bleibt nur zu hoffen, dass er seinen Weg so weiterführt.
Ich weiß, ich hatte hier einiges zu sagen, aber das Buch ist wirklich schwer einzuordnen und ich bin mir immer noch nicht sicher, wie und wem ich es empfehlen würde. Also, wenn euch Friends an sich interessiert, aber nicht Matthew Perry, oder seine Sucht, ist wohl deutlich geworden, dass das Buch nichts für euch ist.
Für mich ist das Thema Sucht kein unbekanntes, ich habe viel drüber gelesen, viel drüber gesprochen und somit war das alles nicht neu für mich. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Einblicke hilfreich sind für Leute, die dieses Verständnis nicht haben und offen für das Thema sind. Gleichzeitig braucht es hier aber auch viel Empathie. Wer Sucht absolut nicht versteht, wird auch die vielen Rückfälle nicht verstehen und wer nicht versteht, dass das keine bewusste Entscheidung ist, sollte sich ein anderes Buch suchen.
Wer ein eher idealisiertes Bild von Matthew Perry hat (Hi), wird hier auf jeden Fall wieder in die Realität geholt. Das Buch sollte in meinen Augen kritisch betrachtet und wirklich konzentriert gelesen werden. Ich bin froh, dass Matthew Perry so offen über ein so großes Thema spricht, wenn auch etwas enttäuscht von fehlender Reflexion und Oberflächlichkeit. Trotz all meiner Kritik bereue ich absolut nicht, dieses Buch gelesen zu haben und hoffe, dass ihr einen guten Einblick bekommen habt, um diese Entscheidung für euch zu treffen
Henriette scheint nicht so ganz in unsere Welt zu passen. Was sie in ihrem Leben erlebt hat, zwang sie, sich zurück zu ziehen. Es sind Regeln und Strukturen, die ihr Halt geben, andere Menschen meidet ...
Henriette scheint nicht so ganz in unsere Welt zu passen. Was sie in ihrem Leben erlebt hat, zwang sie, sich zurück zu ziehen. Es sind Regeln und Strukturen, die ihr Halt geben, andere Menschen meidet sie. Nur ihrem Hund Dave, der auch seine Eigenheiten mitbringt, lässt sie an sich ran. Ihre Gefühle hält sie tief in sich verborge, zu Sentimentalitäten neigt sie nicht. Die perfekten Voraussetzung für ihren neuen Job im Café Leben. Es gehört zur Rosendale-Krebsambulanz, ihre neue Aufgabe ist es, Lebensbücher zu erstellen. Todkranke Menschen erzählen ihre Geschichte - Für sich selbst, oder für Angehörige - und im Cafè Leben werden Bücher daraus gemacht.
“Ihrer Erfahrung nach sind Witze wie Bälle, die einem in hohem Tempo zugeworfen werden: schwer zu fangen und noch schwerer zurückzuspielen.”
Auch wenn es ein Vorteil ist, dass Henriette bei den Geschichten nicht wie ihre Vorgängerin weint, machen es ihr ihre sozialen Schwierigkeiten nicht immer leicht. Ihre größte und wichtigste Aufgabe ist die Geschichte der exzentrischen Annie. Annie ist 66 und hat keine Angehörigen, für die sie das Buch möchte. Sie lebt mit furchtbaren Erinnerungen und blickt voller Reue auf ihr Leben zurück. Ihr letzter Wunsch ist es, diese Dinge auszusprechen und hinter sich zu lassen, um in Frieden sterben zu können.
“Jedenfalls fühlt es sich ganz ähnlich an, wenn sie nach alten Erinnerungen gräbt: So weit wie möglich streckt sie die Hände aus, um die frühsten, glücklichsten zu erreichen, aber sie kann sie nicht finden. Bei jedem Versuch schließen sich ihre Finger um etwas Scheußliches, das dichter an der Oberfläche ist.
Nach einem holprigen Start beginnt Annie zu erzählen, scheint aber Dinge zu verschweigen. Henriette, die an ihre eigenen Kämpfe erinnert wird, kann das alles nicht so stehen lassen. Das große Geheimnis, dass Annies Leben bestimmte, muss gelüftet werden und sie möchte Annie Antworten liefern. Neben einer spannenden Suche, entsteht auch eine Freundschaft zwischen den, auf den ersten Blick, sehr unterschiedlichen Frauen. Inhaltlich möchte ich gar nicht zu sehr auf die Traumata, die beide mit sich tragen eingehen, der Klappentext ist da auch seeehr zurückhaltend. Aber damit ihr bescheid wisst, worauf ihr euch einlasst: Es geht um den Tod und das verschwinden von Kindern und um Gewalt in Partnerschaften. Die ganze Geschichte ist ziemlich düster und wer mit Leichtigkeit und einer kurzweiligen Story rechnet, wird enttäuscht.
Die Story an sich hatte wirklich starke Momente. Der Beginn war gut, ich mochte Henriette auf Anhieb und war gespannt, was hinter Annies Geschichte und Henriettes Traurigkeit liegt. Leider verliert die Geschichte dann immer mehr an Tempo und die Charaktere sind immer schwerer greifbar. Der Mittelteil plätschert vor sich hin und auch wenn hier wirklich krasse Themen behandelt werden und beide Frauen einiges durchgemacht haben, konnte mich das Buch einfach nicht packen oder berühren. Ich bin bei Büchern eigentlich sehr nah am Wasser gebaut, dieses lies mich aber kalt.
Am Ende wurde dann noch mal Gas gegeben und alles ausgepackt. Plötzlich wurde es noch mal spannend, leider immer noch nicht wirklich berührend. Die Idee hinter der Geschichte ist wirklich gut und durch den angenehmen Schreibstil lies es sich dann trotz der Längen ganz gut lesen.
“Aber in den vielen Stunden im Café Leben hat Henriette gelernt, dass die Gesprächspausen, die Momente, in denen die Menschen verstummen, genauso wichtig sind, wie die Worte, die sie aussprechen.”
Ich hätte das Buch so gern so richtig gemocht, vor allem, weil mir auch Henriette auf Anhieb so gut gefallen hatte. Sie zeigt, wie liebenswert Eigenheiten sein können und dass es immer Menschen gibt, die diese zu schätzen wissen, wenn man den Mut aufbringt, sich zu öffnen.
Café Leben lebt von der einzigartigen Prämisse und einem besonderen Rätsel. Der Fokus liegt für mich mehr auf der Story und den kleinen Twist, das Herz fehlt aber leider einfach.
Ich hab mal wieder ein großartiges Buch gelesen! How to be an Antiracist von Ibram X. Kendi. Ja, es geht mal wieder um Rassismus und wenn ihr euch jetzt denkt ‚Ach komm, muss das sein?‘ dann kann ich nur ...
Ich hab mal wieder ein großartiges Buch gelesen! How to be an Antiracist von Ibram X. Kendi. Ja, es geht mal wieder um Rassismus und wenn ihr euch jetzt denkt ‚Ach komm, muss das sein?‘ dann kann ich nur sagen ‚JA! Und wenn ihr das nicht versteht, wirds Zeit, auch mal anzufangen, sich damit zu beschäftigen.‘
Genau wie Ibram X. Kendi würde ich auch gern in einer Rassismusfreien Welt leben. Aber der Wunsch, dass Rassismus aufhört und ‚colorblind‘ sein, lösen das Problem nicht, wie der Autor hier wundervoll aufarbeitet. Wir alle haben eine Verantwortung und müssen eine Entscheidung treffen. Rassist, oder Antirassist?
“Wir wissen, wie man rassistisch ist. Wir wissen, wie man so tut, als ob man nichtrassistisch wäre. Jetzt müssen wir nur noch lernen, wie man antirassistisch wird.”
Obwohl How to be an Antiracist viel theoretisches bietet und viele Themen behandelt, wird es nicht trocken. Das liegt besonders an Ibram X. Kendi. Er reflektiert sich selbst, beleuchtet seine Vergangenheit und ist schonungslos ehrlich. Sein Mut hat mich wirklich beeindruckt. In den letzten Jahren hat er viel dazu gelernt und spricht heute offen über früherer Fehler und seinen ‚Schwarzen Richter‘.
Bisher habe ich mich tatsächlich mehr mit deutschen Autorinnen und dem Rassismus in Deutschland beschäftigt. Hier bekommen wir jetzt mal einen Einblick in Amerika und puh. An sich ist das alles nichts neues, aber so noch mal so geballt zu lesen, ist wirklich schlimm. Trotzdem bin ich froh, es getan zu haben.
“Wir waren unbewaffnet, aber wir wussten, dass unser Schwarzsein auch ohne Waffen als bewaffnet galt. Ihr Weißsein entwaffnete die Polizisten - sie machte aus ihnen furchtsame, potentielle Opfer -, selbst wenn sie sich nur einer Gruppe harmloser und ängstlicher Teenager näherten.”
Nach einer allgemeinen Einführung widmet Ibram X Kendi dann verschiedenen Ebenen des Rassismus. Immer im Hinterkopf dabei der intersektionelle Gedanke. Er spricht von biologischen, raumspezifischen, verhaltensspezifischen, klassenspezifischen, ethischen und körperspezifischen Rassistinnen. Auch kultureller, antiqueerer und gender Rassismus werden behandelt. Viele Themen, viele Probleme. Aber alle verständlich dargestellt, immer mit einer persönlichen Note, die dieses Buch so einzigartig macht.
Über How to be an Antiracist gibt es unheimlich viel zu sagen, aber diesem Buch würden meine Worte niemals gerecht werden. Es ist bisher definitiv eins der besten Bücher, die ich zum Thema gelesen habe. Ich kann es euch nur empfehlen und bin sehr dankbar, für die wertvollen Denkanstöße.