Profilbild von buechermango

buechermango

Lesejury Profi
offline

buechermango ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit buechermango über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.09.2022

Starke Frauen und bewegende Schicksale

Die versteckte Apotheke
0

1791 - Nella ist eine einsame Frau, die die Apotheke ihrer Mutter übernommen hat. Von ihr hat sie alles gelernt, was sie über Medizin wissen muss und noch mehr. Nella konnte den Tod ihrer Mutter nie richtig ...

1791 - Nella ist eine einsame Frau, die die Apotheke ihrer Mutter übernommen hat. Von ihr hat sie alles gelernt, was sie über Medizin wissen muss und noch mehr. Nella konnte den Tod ihrer Mutter nie richtig verarbeiten, sie fühlt sich vom Glück verlassen. Ihren Lebenssinn sieht sie darin, anderen Frauen zu helfen, auf unterschiedliche Arten. Sie kennt sich aus und weißt auch, wie schnell ein Wirkstoff, der eigentlich heilt, eine ganz andere Wirkung hat - den Tod. Die richtige Menge in Lebensmittel gemischt und niemand wird rausfinden, was wirklich passiert ist.
So sitzt sie in ihrem kleinen Kämmerchen und wartet auf verzweifelte Frauen, die aus den unterschiedlichsten Gründen die Männer in ihrem Umfeld töten müssen.
Das alles geht lange gut, bis die kleine Eliza bei ihr einkauft und immer wieder auftaucht. Das zwölfjährige Mädchen möchte von ihr lernen und ihr helfen und auch Nella ist irgendwie angetan von ihr, auch wenn sie es nicht möchte. Bis ein blöder Fehler passiert und die beiden um ihre eigene Sicherheit bangen müssen.

“Es bestand absolut kein Zweifel daran, dass ich eines Tages den Laden meiner Mutter übernehmen und ihr Vermächtnis zum Wohle der Frauen fortführen würde. Es war niemals meine Absicht, ihr Erbe zu beschmutzen – es zu verderben und zu beflecken.”

In der Gegenwart begleiten wir Caroline. Die junge Frau haut gerade erfahren, dass sie von ihrem Mann James betrogen wurde. Ihren zehnten Hochzeitstag wollten sie eigentlich gemeinsam in London verbringen, doch nach all dem Stress ist sie allein gefahren, um einen klaren Kopf zu bekommen. James kann das nicht ganz so gut respektieren, allgemein scheint sie sich in den letzten Jahren zu sehr nach ihm gerichtet zu haben. Beim Mudlarking, einer Schatzsuche im Uferschlamm, bei der sie spontan teilnimmt, findet sie ein kleines Fläschchen, das sehr alt zu sein scheint. Auch die besondere Gravur macht sie neugierig. Caroline, die bevor sie sich entschieden hat James zu heiraten und im Familienbetrieb zu arbeiten, Historikerin werden wollte, geht dem Rätsel nach und findet dabei neben einer neuen Freundin, einige lange verborgene Geheimnisse.

“Hier in London, auf dieser besonderen Reise anlässlich unseres Hochzeitstags, musste ich herausfinden, was ich wirklich wollte und ob zu dem Leben, das ich mir vorstellte, immer noch James und die Kinder gehörten, die wir uns gewünscht hatten.”

Ich war ziemlich überrascht davon, wie schnell ich in die Geschichte eintauchen konnte und dass es mit jeder Seite intensiver wurde. Sarah Penner macht hier verdammt viel richtig. Realistischen Charakteren, mit denen man einfach mitfühlt. Ein flüssiger Schreibstil, der durch die Geschichte fliegen lässt und eine spannende Story, die fesselt.

Wir erleben die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven und lernen dadurch die einzelnen Protagonistinnen natürlich noch mal tiefer kennen. Ich liebe Geschichten über starke Frauen, vor allem, wenn sie einander helfen, und das ist hier immer wieder passiert. Mich haben die Schicksale sehr bewegt und auch die Sprünge zwischen den Zeiten haben gut funktioniert.

Zu Beginn des Buches gibt es eine wunderschöne kleine Karte des alten Londons, am Ende erfahren wir noch mal was über einige der Gifte und bekommen Rezepte, zum Beispiel das Mönchsbalsam gegen Stiche. Das alles rundet diese wunderschöne Geschichte für mich komplett ab,

Träume, die gar nicht die eigenen sind. Gefühle und Wünsche, die lange verdrängt wurden und Geheimnisse, die nicht für immer verborgen bleiben können. Die versteckte Apotheke bietet unheimlich viel, ohne dabei überladen zu wirken und macht einfach Spaß. Es wird keine Überraschung sein, dass ich das Buch total gern gelesen habe und euch nur ans Herz legen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.09.2022

Unterhaltsame, liebenswerte Charaktere und eine spannende Geschichte

People Person
0

Eine People Person ist ein Mensch, der gern unter anderen Menschen ist. Offen und extrovertiert. In diese Kategorie lässt sich auch Cyril Pennington einordnen - solange die anderen Menschen nicht seine ...

Eine People Person ist ein Mensch, der gern unter anderen Menschen ist. Offen und extrovertiert. In diese Kategorie lässt sich auch Cyril Pennington einordnen - solange die anderen Menschen nicht seine eignen Kinde sind. Er hat gleich fünf Kinder von vier unterschiedlichen Frauen, um keins kümmert er sich. Der Busfahrer ist ein ziemliches Ekelpaket und statt seine Kinder zu unterstützen, leiht er sich lieber Geld von ihnen und macht Versprechen, die er niemals halten wird.
Da seine Kinder aber relativ nah beieinander wohnen beschließt er, sie einander vorzustellen. So sammelt er seine Kinder, die gerade zwischen 9 und 19 sind und nichts von ihren Geschwistern wissen ein. Er möchte damit verhindern, dass seine Kinder einander unbewusst näher kommen.. Gut läuft daa alles natürlich nicht aus.
Knapp 20 Jahre später treffen sich dann alle wieder bei Dimple, um ihr bei einem großen Problem zu helfen, das ihre Leben auf den Kopf stellt.

Ich wusste echt nicht, wie viel ich von People Person erwarten kann. Und dann war ich plötzlich komplett gefesselt von dieser großartigen Geschichte. Und das lag nicht mal nur an der spannenden Situation, in der sich die Geschwister plötzlich befunden haben.

Wir erleben die Geschichte zum Großteil aus Dimples Sicht, bekommen aber auch viele Einblicke in die anderen Charaktere. Dimple ist eine ziemlich unsichere Frau. Als Kind war sie dick, als Erwachsene hat sie immer noch mehr Kurven, als vielen lieb ist. Das Verhältnis zu ihrer Mutter Janet ist schwierig. Sie ist ihre einzige Freundin und beide sind abhängig voneinander. Der plötzliche Kontakt zu ihren Geschwistern schmeckt Janet überhaupt nicht. Dimple ist mehr als überfordert mit der Situation.

Dementgegen steht ihre wenige Wochen ältere Schwester Lizzie. Sie sieht in Dimple eine Person, die gern das Opfer ist und keine Verantwortung übernehmen möchte. Streit und Anfeindungen sind da natürlich vorprogrammiert.Nikisha ist die älteste, was sie auch immer wieder deutlich macht. Automatisch übernimmt sie die Organisation und mischt sich in alles ein, während der jüngste im Bunde Prynce ein kleiner Träumer ist, der gerne redet und kifft. Mit Danny ist die Runde komplett. Er ist auf den ersten Blick ein optimistischer, lockerer Typ, aber natürlich steckt einiges hinter seiner Fassade.
Auch Cyril lernen wir besser kennen. Ich hab wirklich versucht, ihm gegenüber offen zu sein, aber war schnell angewidert von ihm. Auch wenn er mir bis zum End nicht sympathisch wurde, bin ich froh, noch mehr über ihn erfahren zu habe. Seine Geschichte und sein Verhalten sind alles andere als schön, aber irgendwo nachvollziehbar.
Ihr merkt es vielleicht schon - Ich bin unheimlich verliebt in die Charaktere und die realistische Tiefe, die sie mitbringen. Obwohl wir hier viele Personen haben und auch ihre Mütter noch Raum einnehmen, konnte ich sie schnell auseinander halten und hab zum Ende immer öfter gedacht ‚Hach, wie typisch für x.‘
Ich hätte diese einzigartige Konstellation am liebsten noch ewig begleitet, aber natürlich war die Geschichte irgendwann auserzählt. Auf die eigentliche Story kann ich leider nicht zu sehr eingehen, ohne groß zu spoilern. Glaubt mir einfach, dass sie unterhaltsam ist und sich lohnt.
Außerdem wurden verschiedene Themen wie Rassismus, Haft, Traumata und mehr perfekt in die Geschichte eingeflochten. Ich bin ja ein großer Fan davon, wen solche Dinge nicht totgeschwiegen und einfach gut in eine Geschichte integriert werden, ohne dass sich plötzlich alles darum dreht.
So, ihr seht, ich bin begeistert und das passiert wirklich nicht allzu oft 🤭 Von mir eine große Empfehlung, wenn ihr realistische Charaktere mögt, die zwar nicht perfekt, aber sehr unterhaltsam und liebenswert sind. Ich empfehle aber auf jeden Fall erstmal.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.09.2022

Eine flache Geschichte die immer nur an der Oberfläche kratzt

Der gute Doktor
0

Frank Eloff ist Arzt ohne richtige Funktion. Er lebt und arbeitet in einem halb verlassenen Krankenhaus tief in den ehemaligen Homelands von Südamerika. Kranke Menschen kommen immer seltener, die meisten ...

Frank Eloff ist Arzt ohne richtige Funktion. Er lebt und arbeitet in einem halb verlassenen Krankenhaus tief in den ehemaligen Homelands von Südamerika. Kranke Menschen kommen immer seltener, die meisten müssen ins nächste größere Krankenhaus gebracht werden, um vernünftig behandelt zu werden. Sieben Jahre lang wartet er darauf, wie versprochen die Leitung des Krankenhauses zu übernehmen, doch Dr. Ruth Ngema bleibt an der Spitze, hält ihn hin.
Obwohl es nichts zu tun gibt, taucht Laurence Waters auf, um sein freiwilliges Jahr zu absolvieren. Der junge Arzt ist ein Weltverbesserer und sieht ein großes Projekt vor sich. Seine Naivität und die Weltfremdheit kommen bei Frank gar nicht mal so gut an. Er selbst ist sehr pessimistisch und gemütlich. Die beiden, die sich zu allem Unglück auch noch ein Zimmer teilen müssen, geben ein ungleiches Paar ab. Schnell betrachtet Laurence Frank als Freund, ist ihm total zugeneigt und zieht ihn in seine Pläne rein. Der Idealismus färbt natürlich nicht so schnell ab und Frank, der doch einfach nur seine Ruhe haben und sich dafür bemitleiden möchte, sein Leben verkackt zu haben, wird zunehmend genervter.
Aber das sollen nicht die einzigen Spannungen bleiben. Laurence wagt sich immer weiter in Gebiete vor, die nicht erkundet werden wollen und auch Frank steckt plötzlich immer tiefer drin.

Der gute Dokter bietet unheimlich viele gute Ideen, die Geschichte hatte eine menge Potential. Leider wurde dieses in meinen Augen nicht ganz ausgeschöpft und ich hätte mir gewünscht, mehr als die knapp 300 Seiten zu bekommen.

Die meisten Themen werden nur grob angerissen, die Tiefe fehlt komplett. Auch die Charaktere bleiben oberflächlich. Sie haben ihre Eckpunkte und bewegen sich nur innerhalb der Klischees ihrer Hülle. Eine Entwicklung findet nicht wirklich statt..

Die Dynamik zwischen Frank und Laurence war interessant, aber schnell sehr unspektakulär. Auch hier wird wieder deutlich, dass die Charaktere einfach zu fremd bleiben, was mir hier leider einfach nicht gefällt.

“Ich wunderte mich über meine eigene Wut, über die Kälte und Klarheit meines Zorns - obwohl ich nicht recht wusste, gegen wen er sich richtete. Wir befanden uns jetzt in einer Welt ohne Nuancen, in der sich alle feinen Farbabstufungen in Schwarz und Weiß verwandelt hatten.”

Eine leichte Spannung kommt relativ schnell auf, diese zieht sich auch durch das ganze Buch, bleibt aber eben genau das. Eine kleine Vorahnung, minimaler Nervenkitzel, aber, auch zum Ende hin, einfach nicht mehr.

Gut gefallen hat mir dafür die Atmosphäre des Buches. Das Krankenhaus und der Alltag. Die Beschreibungen der Umgebung, allgemein der Schreibstil. Obwohl ich nicht wirklich gefesselt war, kam ich unheimlich gut durch die Seiten und war fasziniert von einigen Formulierungen. Ich möchte Damon Galgut auf jeden Fall noch eine weitere Chance geben, vielleicht kann ich mit einer anderen Idee mehr anfangen..

Als ich das Buch zugeschlagen habe, blieb ein großes Hä. Nicht unbedingt, weil ich die Geschichte nicht verstanden habe. Sie war relativ schnell vorbei und es war überhaupt nicht schlimm, sie zu lesen, aber am Ende blieb die Frage, ob es sich denn gelohnt hat. Für mich leider nicht, auch wenn ich mich jetzt nicht total ärgere.

Der gute Doktor ist kein Buch, das ich begeistert empfehlen würde, aber auch keins, über dass ich einen leidenschaftlichen Verriss schreiben würde. Eine Geschichte, auf die man Lust haben und Charaktere, mit denen man klar kommen muss. Wenn ihr dazu damit leben könnt, das viele Themen einfach nur angerissen werden, könnte euch die Geschichte sogar gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.08.2022

Einzigartige Trauerarbeit einer besonderen Familie

Schlangen im Garten
0

“Zum Abendbrot isst er jetzt immer eine Seite aus dem Tagebuch seiner verstorbenen Frau. Er isst sie roh, und er tut es aus Liebe.“

So beginnt das Buch und genau so geht es weiter. Eine Frau stirbt und ...

“Zum Abendbrot isst er jetzt immer eine Seite aus dem Tagebuch seiner verstorbenen Frau. Er isst sie roh, und er tut es aus Liebe.“

So beginnt das Buch und genau so geht es weiter. Eine Frau stirbt und hinterlässt Mann und Kinder. Eine Familie, die mit dem Leben ohne sie und der Trauer um sie komplett überfordert ist.

Vater Adam geht ein. Ist abwesend, auch wenn er da ist. Sohn Steve versucht Verantwortung für die Familie zu übernehmen und vergisst sich selbst dabei. Tochter Linne flüchtet sich in Aggressionen, der äußere Schmerz tut doch viel weniger weh als der Innere. Nesthäkchen Micha beobachtet und flüchtet in die eigene Welt.

Lange scheint sie nur ihre Trauer zu verbinden, doch mit der Zeit tauchen immer mehr Leute auf. Erinnerungen werden wach und vor allem geteilt. Familie Mohn überwindet die Gräben, die der Verlust zwischen ihnen geschaffen hat, und es ist ein ganz besonderes Gefühl, ihnen dabei zuzuschauen.

“Wer beim Trauern auffällt, richtet gesellschaftlichen Schaden an. Es macht Ärger, wenn einer seine Arbeit aufgibt, wie Adam es getan hat. Wenn Studenten ein Semester aussetzen wie Steve. Wenn Kinder aus der Reihe tanzen wie diese Kinder. Es gilt, das Sterben generell fernzuhalten, denn sonst wird nicht mehr richtig gelebt und konsumiert.“

Natürlich handelt es sich hier um eine sehr emotionale Geschichte. Das Thema ist kein Leichtes und hier gibt es viel, was schief gehen kann. In meinen Augen ist aber verdammt viel gut gelaufen.

Mir haben die Charaktere total gut gefallen. Nein, super sympathisch waren sie erst alle nicht, aber sie wachsen. Sie fallen hin, sie stehen auf, sie machen weiter, auch wenn sie gar nicht wollen. Die Geschichte entwickelt sich wie von allein und ich bin nur so durch die Seiten geflogen.

„Aber Linne und Micha stehen wie kleine Automaten, die ihre Aufgaben ordnungsgemäß erledigt haben, denen aber im System die Funktion fehlt, was zu tun ist, hat man eben diese Aufgaben ausgeführt. Vielleicht ist es ja das, was Steve gerade bei sich und den anderen spürt. Ob sie deswegen alle auseinanderfallen. Weil ihnen die Funktion fehlt, was zu tun ist, stirbt einer von ihnen.“

Es passieren einige absurde Dinge, die die Stimmung immer wieder aufhellen und einfach zu dieser besonderen Situation passen. Die Tragik kommt aber natürlich nicht zu kurz, wir haben hier kein easy Wohlfühlbuch und das zeigt auch der Schreibstil. Teilweise etwas schnörkelig und detailliert, manchmal für mich fast schon zu abgehackt. Hier ist auf jeden Fall etwas Konzentration erforderlich.

Schlangen im Garten ist eine zarte Geschichte voller Trauer und Erkenntnisse. Ich habe Familie Mohn einfach in mein Herz geschlossen und bin froh, dass ich sie begleiten konnte. Eine Geschichte, die ins Herz geht und sich festsetzt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.08.2022

Viel Potential verschenkt

Nothing Left for Us (deutsche Ausgabe von Radio Silence)
0

Frances lebt für die Schule und den Traum, in Cambridge zu studieren. Freundschaften pflegt sie kaum, besonders nahe steht sie nur ihrer Mutter. Ihr einziges richtiges Hobby ist das Zeichnen, das lebt ...

Frances lebt für die Schule und den Traum, in Cambridge zu studieren. Freundschaften pflegt sie kaum, besonders nahe steht sie nur ihrer Mutter. Ihr einziges richtiges Hobby ist das Zeichnen, das lebt sie in den eigenen vier Wänden aus, ihre Interessen hält sie geheim. Bloß nicht auffallen, das stört ja eh nur beim Lernen.

„Schließlich zog ich fast mein gesamtes Selbstbewusstsein aus meiner Intelligenz. Genau genommen bin ich in jederlei Hinsicht eine traurige Gestalt, aber immerhin werde ich zur Uni gehen.“

Abschalten kann sie beim Hören ihres Lieblingspodcasts, dem sie schon lange begeistert zuhört. Ein paar Zufälle später ist sie Teil des ganzen und beginnt eine Freundschaft zu ihrem Nachbarn Aled aufzubauen, der hinter dem Podcast steckt.

Die beiden merken schnell, wie viel sie verbinden. Beide können zum ersten Mal ehrlich sein, müssen keine Masken mehr tragen und fühlen sich einfach wohl. Aber beide haben auch besondere Ansprüche an sich selbst und Ziele vor Augen. Doch sind diese Ziele wirklich noch ihre eigenen und lohnt es sich, das eigene Selbst dafür weiter zu verdrängen? In Nothing left for us gehts um die typischen Themen: Selbstfindung, Zugehörigkeit und das nicht Erfüllen der Erwartungen von Außen.

Besonders gut gefallen, hat mir, dass es hier nicht durchgängig um romantische Liebe geht. Natürlich bekommt sie ihren Raum, aber sie steht nicht im Fokus. Es geht viel eher um eine Freundschaft, die Berge versetzt. Um Intimität und Vertrauen, ohne sexuell zu werden. Mich hat die Nähe zwischen Frances und Aled berührt und ich mochte sie sehr gern.

„Vermutlich denkt ihr, Aled Last und ich, wir würden uns ineinander verlieben oder so etwas. Weil er ein Typ ist und ich ein Mädchen.
Dazu will ich nur eins sagen:
Das passiert nicht.
Und das war’s auch schon.“

Die Geschichte plätschert aber leider die meiste Zeit vor sich hin und kam für mich nicht so ganz in Fahrt. Ich konnte die Probleme der beiden verstehen, fand einige Stellen interessant, aber die große Sogwirkung blieb aus.

Leider hat mir das ganze irgendwann immer weniger Spaß gemacht und ist dann plötzlich ganz falsch abgebogen. Ja, wir haben hier ein Jugendbuch und natürlich habe ich mit Drama gerechnet. Aber das war dann doch ein bisschen viel. Gerade am Ende hat es die Autorin verdammt gut gemeint und noch mal alles ausgepackt. Das war mir alles einfach wieder too much.

„Ihr denkt sicher, ich hätte keinen Grund, mich zu beklagen, oder dass ich ein weinerlicher Teenager bin. Und yeah, dass ich mir das alles nur eingebildet habe. Das heißt nicht, dass es nicht real war. Deshalb fuck you all.“

Aleds Mutter hat einige krasse Probleme, die sie zu seinen macht und auch um seine Schwester gibt es eine Geschichte. Ich finde, dass der Klappentext sich sehr auf den Podcast konzentriert, obwohl das alles dann doch in eine etwas andere Richtung läuft. Besonders schade finde ich dabei aber, dass diese Themen teilweise sehr oberflächlich behandelt und am Ende dann einfach schnell abgehakt werden.

Der Schreibstil von Alice Oseman ist super. Er passt perfekt ins Genre und lässt einen flüssig durch die Geschichte wandern. Ich mag ihre Bücher sonst auch ganz gern und bin gern bereit, mal ein Auge zuzudrücken, ich bin halt einfach kein großer Fan von Jugenbüchern, außer sie sind richtig gut gemacht. Leider gilt das in meinen Augen nicht für Nothing left for us. Das ganze Ding ist sehr konstruiert und lebt von Drama, das zu oft nicht aufgearbeitet wird. Die eigentlichen Themen und Gefühle sind für mich zu sehr untergegangen.

Die Message des Buches gefällt mir und ich finde, dass Frances wirklich realistisch ist und wahrscheinlich eine wichtige Protagonistin für einige Jugendliche ist. Mir persönlich hat das Buch nicht gefallen, aber ich bin auch einfach nicht die Zielgruppe. Empfehlen kann ich es, wenn ihr dieses Drama irgendwie genießen könnt auf jeden Fall.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere