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Veröffentlicht am 15.07.2022

Nette Sommerlektüre

Kein Sommer ohne dich
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Poppy und Alex fahren durch einige kleine Zufälle gemeinsam in den Urlaub. Sie kennen sich nicht besonders gut und der Start ist schwierig. Ihre Unterschiede scheinen ihnen im Weg zu stehen. Während der ...

Poppy und Alex fahren durch einige kleine Zufälle gemeinsam in den Urlaub. Sie kennen sich nicht besonders gut und der Start ist schwierig. Ihre Unterschiede scheinen ihnen im Weg zu stehen. Während der disziplinierte Alex Veränderungen hasst und allgemein der Inbegriff von Selbstkontrolle ist, ist Poppy das Chaos. Doch schnell merken die beiden, dass sie einiges gemeinsam haben und sich doch sehr sympathisch sind. Die beiden werden enge Freunde und fahren nun jedes Jahr gemeinsam in den Urlaub. Sie sehen viele Länder, lernen fremde Menschen kennen und genießen ihre Freundschaft und diese wenigen Prozent ‚Was wäre wenn?‘, die bei Poppy mit jedem gemeinsamen Urlaub mehr werden.
Nach einigen Jahren kommt der Cut. Keine gemeinsamen Urlaube mehr, eigentlich gar keine Gespräche mehr. Bis die beiden nach zwei stillen Jahren wieder Kontakt aufnehmen. Ein weiterer gemeinsamer Urlaub soll alles retten, und die beiden wieder näher zusammenbringen. Es darf nur nicht wieder schief laufen, es gibt viele Themen, die nicht angesprochen werden sollen. Und dann kommen sie in er furchtbaren Unterkunft an..

Wir erleben die Geschichte von Poppy und Alex in all ihren Facetten. Die Gegenwart und der aktuelle Urlaub, aber auch Rückblenden zu ihren vergangenen Urlauben. Ich mochte Poppy und Alex auf Anhieb und habe sie total gern begleitet. Ihre Freundschaft ist was besonderes und die Nähe zwischen den beiden einfach echt.

“Die Version von mir, die Alex zum Vorschein bringt, mag ich lieber als die in meiner Heimatstadt. Diese Poppy fühlt sich nämlich sicher in der Welt, weil es ihn gibt und weil er, ganz tief in seinem Inneren, dort, wo es wichtig ist, so ist wie ich.”


Auch die beiden an sich waren einfach toll. Poppy und ihre besondere Familie, Alex und sein optimistisches Wesen.. Einfach liebenswerte Protas, für die sich viel Zeit genommen wurde. Ich dachte lange, ich könnte ewig von den beiden Lesen, aber zum Ende hin wurde es mir dann doch etwas zu viel. Zu viel Drama, zu viele furchtbare Gespräche.. Da hatte die Autorin dann doch etwas viel gewollt.

Was zu dem Cut ihrer Freundschaft geführt hat, war eigentlich total naheliegend. Ich hatte die ganze Zeit gehofft, dass da noch irgendwas kommt. Es wurde wirklich bis fast zum Schluss ein Geheimnis draus gemacht, um es dann so langweilig zu thematisieren.. Ich hab mich schon etwas verarscht gefühlt.

Letztendlich ging es auch hier mal wieder um Kommunikation und da war ich dann echt kurz genervt. Don’t get me wrong, ich mochte das Buch und hab es gern gelesen, aber das Ende hätte besser sein können.. Unnötig Dramatisch. und klischeehaft.

“»Ist das nicht lächerlich?« Ich stöhne und lache gleichzeitig. »Mein Leben ist genauso geworden, wie ich es mir erhofft habe, und jetzt vermisse ich es so, etwas zu wollen.«“

Außerdem fand ich die Lösung auch eher schwierig. ‼️Spoiler Warnung! ‼️Am Ende ging es etwas darum, das Poppy unzufrieden ist. Sie hat ihre Ziele erreicht und empfindet immer seltener Freude. Irgendwann gegen Ende wird ihr klar, dass sie wirklich etwas tun muss. Eine eigentlich sehr interessante Perspektive. Leider war ihre Lösung die Liebe und Ne. So läuft das Leben nicht. Du kannst von einer Beziehung nicht erwarten, dass sich plötzlich all deine Probleme in Luft auflöse. ‼️Spoiler Warnung Ende ‼️

Eine sommerliche, leichte Geschichte, die immer wieder etwas vor sich hinplätschert. Ich hatte viel Spaß beim Lesen, ein krasses Highlight ist das Buch aber natürlich nicht. Wenn ihr nichts gegen Drama habt und am Ende vielleicht ein Auge zudrücken könnt, gibts eine Empfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 12.07.2022

Ganz nett

1919 - Das Jahr der Frauen
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1919 - Ein Jahr, in dem sehr viel passiert ist, vor allem für Frauen. Wir befinden uns in einer Zeit, in der Homosexualität noch unter Strafe steht, Frauen von der Gesetzgebung eher wie Gebärmaschinen ...

1919 - Ein Jahr, in dem sehr viel passiert ist, vor allem für Frauen. Wir befinden uns in einer Zeit, in der Homosexualität noch unter Strafe steht, Frauen von der Gesetzgebung eher wie Gebärmaschinen behandelt werden und Scheidungen unnötig kompliziert sind, um mal ein paar der Nachteile zu nennen, mit denen Frauen zu kämpfen hatten.

Zum Glück gab es auch damals schon starke Frauen, die sich für die Gleichberechtigung eingesetzt haben. Am 19. Januar 1919 dürfen die ersten Frauen in Deutschland wählen.

Für einen kleinen Einblick dieser Frauen verweise ich gerne auf den Klappentext.

Ausführlich und sympathisch führt Unda Hörner durch das Jahr, das vieles ins Rollen brachte. Sie arbeitet sich durch die einzelnen Monate, viele Frauen kommen immer wieder vor und wir erleben ihre Erfolge (und Niederlagen). Mir hat diese Ausführung gut gefallen. Das Buch liest sich wirklich wie ein Roman und bringt viele Themen näher.


Leider verliert die Autorin sich immer wieder in Details und schaffte es für mich nicht durchgängig, die Spannung zu halten. Obwohl mich das Thema wirklich interessiert, habe ich mich zwischendurch gelangweilt. Ich hätte mir das ganze lieber etwas fokussierter gewünscht. Mein größtes Problem ist aber die Glaubwürdigkeit. Belege und Quellenangaben sind hier Mangelware, nach Fußnoten muss gar nicht erst gesucht werden. Gerade durch die besondere Erzählart der Autorin kann man hier nie ganz sicher sein, was genau so passiert und was eher ein Hirngespinst ist.

Das Buch gibt nette Einblicke und reißt spannende Themen an. Es lässt sich flüssig lesen und macht Neugierig. Leider kratzt es doch sehr an der Oberfläche. Ich habe, als ich das Buch beendet hatte, erstmal gegoogelt und viele Themen noch mal vertieft. Dafür eignet sich das Buch wirklich gut. Lest unbedingt erstmal die Leseprobe, der Stil ist doch etwas eigen, für dieses Thema und das muss man natürlich mögen.

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Veröffentlicht am 09.07.2022

Was für eine tolle Geschichte

Miss Elizas englische Küche
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Es gibt Bücher, an die man nicht die größten Erwartungen hat, um dann nach wenigen Seiten begeistert zu sein. Miss Elizas englische Küche zählt da definitiv rein. Eine rührende, fesselnde Geschichte, einfach ...

Es gibt Bücher, an die man nicht die größten Erwartungen hat, um dann nach wenigen Seiten begeistert zu sein. Miss Elizas englische Küche zählt da definitiv rein. Eine rührende, fesselnde Geschichte, einfach wunderschön erzählt.

Eliza Acton hat einen erfolgreichen Gedichtband geschrieben, sie liebt Lyrik und das Schreiben. Ihre Mutter liebt ihren Ruf und ihr Ansehen. Im Jahr 1835 stehen sich diese Dinge aber im Weg. Wenn es nach ihrer Mutter ginge, würde Eliza reich heiraten und die Familienprobleme lösen. Weibliche Bescheidenheit wird immer wieder gefordert, aber Eliza möchte Schreiben. Leider merkt sie schnell, dass nicht nur ihre Mutter ihr im Weg steht. Niemand möchte ihre Texte veröffentlichen, stattdessen soll sie jetzt ein Kochbuch liefern. Passt doch auch einfach am besten zu einer Frau. Als die Wut verflogen ist, entwickelt sie Interesse für diesen Vorschlag. Sie hat bisher kaum Erfahrung in der Küche, aber ist genervt, von bisher bestehenden Kochbüchern und möchte es besser machen.
Glücklicherweise kommt ihr Ann Kirby zu Hilfe. Die Junge Frau geht bei Familie Acton in Stellung. Sie rechnet damit, Kohle und Wasser schleppen zu müssen. Keine schöne Arbeit, aber sie muss Geld verdienen. Die junge Frau kommt aus armen Verhältnissen, ihre Mutter ist ‚geistesabwesend‘ und landet in der ‚Irrenanstalt‘. Heute würde man sie wegen ihrer Demenz behandeln, damals wurde sie versteckt. Ihr Vater ist dem Alkohol sehr zugeneigt und kommt auch sonst nicht besonders gut mit seinem Leben in Armut klar. Ann kümmerte sich liebevoll um ihre Eltern, aber natürlich muss Geld reinkommen. In der Küche mit Eliza fühlt sie sich aber schnell wohl. Die beiden entwickeln eine interessante Verbindung und viele tolle Rezepte.

“Und mir scheint, dass die Küche mit ihrer natürlichen Intimität Freundschaft und Liebe zuträglicher ist, als jeder andere Raum im Haus: das beständige, ungefähre Muster der Tage, die man dort verbringt, die betörenden, unvergesslichen Gerüche, die Wärme und der Schutz dieses abgeschotteten Raums:”

Ich war sehr schnell gefangen in dieser besonderen Geschichte. Der Schreibstil macht es wirklich leicht, dieses Buch nicht aus der Hand legen zu wollen und einfach immer weiter zu lesen. Auch die Protagonistinnen hab ich schnell ins Herz geschlossen. Ihre persönlichen Umstände haben mich total berührt und es war sehr interessant, diese unterschiedlichen Leben kennenzulernen.

Das Kochen kam in diesem Buch auch nicht zu kurz. Irgendwann hab ich mir immer schon vor dem Lesen was zu Essen bereit gestellt, weil der Hunger einfach immer kam. Die Beschreibungen sind wirklich gut getroffen und es hat mir total gut gefallen, wie viel Liebe da reingesteckt wurde. Vor allem Gewürze bekommen viel Raum und hach, es war einfach ein Traum.

“Vielleicht bin ich nicht dazu gemacht, ein trübseliges Leben zu leben, eine gebrochene Frau zu sein. Vielleicht kann das Erfinden von Rezepten mich stützen und nähren, ganz wie das Verseschreiben. Vielleicht kann ich mehr sein als eine alte Jungfer”

Das Ende war dann leider ziemlich meh. Plötzlich ging alles ganz schnell. Es hat auf mich total lieblos gewirkt und ich hätte mir viel mehr gewünscht.. Es ist schlüssig und abgeschlossen, immerhin, aber es wurde auf wenigen Seiten hingerotzt, obwohl wirklich viel großes passiert. Das ist aber zum Glück nur das Ende, das Buch bleibt absolut lesenswert.

Gut gefallen hat mir außerdem, dass es zum Ende noch eine kleine Einordnung gibt. Vieles basiert auf wahren Begebenheiten, einiges ist dazu gedichtet. Dass Spekulationen hier noch mal klar benannt werden, fand ich ziemlich cool. Die Rezepte ganz zum Schluss.. Passen bestimmt zur Zeit und sind Interessant für einige.. Für Leute, die kein Fleisch essen, eher eklig.

Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter. Es hat mir total gut gefallen, diese beiden besonderen Frauen etwas zu begleiten und eine tiefe Verbindung zwischen Frauen zu erleben, bei der es nicht in jedem zweiten Gespräch um Männer geht.. Allgemein nehmen Männer und Beziehungen hier weniger Raum ein and I fucking love it. Außerdem gehts um Essen, was könnte überzeugender sein?

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Veröffentlicht am 04.07.2022

Interessante Perspektive

Störgefühle
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Wow, was für ein Buch. Um ehrlich zu sein ist das Thema Anti-Asiatischem-Rassismus bisher ziemlich an mir vorbei gegangen. Ich hatte den Podcast Daspor.Asia gehört. (Es gibt leider wenige Folgen, aber ...

Wow, was für ein Buch. Um ehrlich zu sein ist das Thema Anti-Asiatischem-Rassismus bisher ziemlich an mir vorbei gegangen. Ich hatte den Podcast Daspor.Asia gehört. (Es gibt leider wenige Folgen, aber die sind total informativ und toll. Kleine Empfehlung am Rande). Das reicht mir natürlich nicht und so musste ich Störgefühle einfach lesen. Es war um ehrlich zu sein anders, als ich erwartet hatte, aber sehr gut.

„Störgefühle kommen bei Angehörigen von Minderheiten auf, wenn ihnen der amerikanische Optimismus aufgedrängt wird, aber im Kontrast zu ihrem eigenen Erleben steht und so ein ständiges Hintergrundrauschen kognitiver Dissonanz auslöst“
Woran denkt ihr als erstes, wenn ihr an das Thema denkt? Ich hatte direkt im Kopf, wie alle Asiatinnen kollektiv als Chinesinnen bezeichnet werden. Was sie sich aufgrund ihrer kleineren Augen anhören müssen, und dass sie ja eh alle gleich sind. Die Scham, die in ihrer Existenz liegt und das Gefühl, für alles Dankbar sein zu müssen, auch wenn sie vielleicht gerade Diskriminierung erfahren. Auf diese Punkte und viele mehr geht Cathy Park Hong ausführlich ein und hat meinen Horizont damit immer wieder erweitert.

„Dieses Land behauptet, unsere race würde keine Rolle spielen, sie habe nichts damit zu tun, dass man uns schikaniert, uns bei Beförderungen übergeht oder uns ins Wort fällt, sobald wir den Mund aufmachen. Unsere race spielt in diesem Land so sehr keine Rolle, dass wir bei Umfragen oft in der Rubrik »andere« geführt werden."
Gerade zu Beginn geht Cathy Park Hong auf die Geschichte zwischen Amerika und Asien ein. Sie erzählt von chinesischen Gastarbeitern, die in Amerika ausgebeutet werden, von dem Koreakrieg, bei dem etwa 10 Prozent der koreanischen Bevölkerung starben und vom Einreiseverbot, das die USA lange verhängt hatte.

„Asiaten fehlt es an Präsenz. Asiaten wirken, als wäre es ihnen peinlich, überhaupt Raum einzunehmen. Unsere Präsenz reicht nicht mal aus, um als echte Minderheit durchzugehen. Wir sind ethnisch nicht interessant genug, als dass es Quotenasiaten gäbe. Wir spielen im Diskurs um race kaum eine Rolle, wir sind Silikon. “
Sie geht auch immer wieder auf die asiatischen Amerikaner*innen in ihrem Umfeld ein. So berichtet sie ausführlich von der Freundschaft mit zwei Freundinnen aus der Uni, die stark durch die asiatische Herkunft geprägt ist. Auch die Zeit ihres Vaters im Krieg findet einen Platz. Bewusst verzichtet sie auf eine Darstellung ihrer Mutter und fragt „ Müssen asiatisch-amerikanische Narrative immer auf die Mutter zurückgehen?“

Auch das Thema schlechtes Englisch kommt auf, mein absolutes Lieblingskapitel. Ich fand es wunderschön, wie sie die Scham ablegt und ihre ‚Fehler‘ für ihre Kunst nutzt und tiefgründige Gedichte daraus schafft. Cathy Park Hong ist Schriftstellerin und interessiert sich für Kunst und Comedy. Das ist auch der Punkt, der mich an dem Buch ein wenig ‚gestört‘ hat. Es geht viel um diese Themen. Natürlich, sie sind ihr wichtig und sie bringt ja auch eine interessante Perspektive mit. Ich hatte um ehrlich zu sein aber nicht damit gerechnet, dass gleich so viele Kapitel sich darum drehen. Ein gewisses Interesse an Kunst und STand-up-comedy könnte hier von Vorteil sein.

Stilistisch fand ich das Buch ziemlich durchwachsen. Man merkt, dass die Autorin gerne mit der Sprache spielt und einen großen Wortschatz hat. Sie schmückt Geschichten aus und springt gern mal zwischen Themen. Ich hatte zwischendurch ein wenig zu kämpfen, musste zurück blättern und mich sehr konzentrieren. Ich find grundsätzlich auch gut, dass die Autorin sich hier so frei ausgedrückt hat und hab auch nicht das Gefühl, wenig verstanden zu haben. Gleichzeitig finde ich es schade, weil es eben so wenige Bücher zu dem Thema gibt und ich befürchte, dass einige keinen Zugang zu dem Buch finden werden.

Ein wirklich interessantes Buch, das zum Umdenken bringt. Von mir eine Empfehlung, aber lest vorher vielleicht die Leseprobe und guck, ob ihr mit dem Schreibstil klarkommt. In der Mitte wirds etwas zäh und thematisch eher speziell, aber die Mühe lohnt sich.

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Nette Geschichte über Zusammenhalt und Freundschaft

Und dann kam das Glück
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Die Rue de la Chance ist ein magischer Ort. Träume werden wahr, in der einzigartigen Straße im Künstlerviertel Belleville. Auch Chloé betreibt hier einen kleinen Leiden. Im Rose Rouge verkauft sie wunderschöne ...

Die Rue de la Chance ist ein magischer Ort. Träume werden wahr, in der einzigartigen Straße im Künstlerviertel Belleville. Auch Chloé betreibt hier einen kleinen Leiden. Im Rose Rouge verkauft sie wunderschöne Blumen und genießt den Kontakt zur Kundschaft, auch wenn sie sonst eher schüchtern ist. Ihr Wellensittich leistet ihr oft Gesellschaft, aber auch ihre Freund*innen kommen immer wieder gern vorbei. Ihr bester Freund Pierre, ein exzentrischer schwuler Mann, der persönliche Grenzen nicht unbedingt zu kennen scheint, aber immer wieder bedingungslos für Chloé da ist, verkauft selbstgegossene Kerzen in der Rue de la Chance. Auch die pragmatische Kim hat hier ein Geschäft. Nachdem sie ihr Jurastudium aufgegeben hat, führt sie einen kleinen Eisladen. Sie ist ein sehr direkter Mensch, der alles im Griff zu haben scheint. Bücher gibt es in der Rue de la Chance natürlich auch. Lilou, ein kreativer Bücherwurm mit komischen Träumen, hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Die letzte im Bunde ist Bernadette. Die Gebäckfee ohne künstlerisches Talent betreibt eine Pâtisserie in der Rue de la Chance. Mit ihrer lockeren, flippen Art hat sie mich genau wie alle anderen, von sich überzeugen können.

Ich weiß, ich weiß, das Buch geht eigentlich mehr um eine Lovestory, und auf die komme ich auch noch zu sprechen. Für mich steht im Fokus aber einfach diese tolle Straße, mit den wundervollen Charakteren und ihrem Zusammenhalt. Hier werden gemeinsam Schaufenster dekoriert und einmal im Monat gibts eine Open-Mic-Veranstaltung. Alle sind füreinander da und greifen den anderen unter die Arme. Mir hat diese familiäre Freundschaft wirklich gut gefallen, genau wie die ganzen Beschreibungen der Rue de la Chance, von denen ich gern mehr gehabt hätte. Lilou und Bernadette gehen leider etwas unter, und wenn wir ehrlich sind, sind die Charaktere ganz schöne Klischees, genau wie es das ganze Buch eigentlich ist. Aber das ist mir sowas von egal, ich hatte so viel Spaß beim Lesen und hätte diese tolle Truppe noch ewig weiter begleiten können.

„Doch nicht nur in Pierre lebte ein hoffnungsloser Optimist. Auch in Lilou, Bernadette, Kim und mir. Wir alle suchten das Gute und zelebrierten es, wenn wir es gefunden hatten. So wie unsere Freundschaft.“

Aber natürlich reicht sowas nicht. Wir brauchen eine große Liebesgeschichte, die dem Buch einen Sinn gibt, ihr wisst bescheid. Der Fokus liegt hierbei komplett auf Chloè. In der Rue de la Chance entsteht eine Baustelle, direkt neben ihrem Blumenladen. Der Krach verschreckt viele Kunden und auch die Blumen, die Chloé sehr am Herzen liegen, bekommen sehr viel Staub ab. Zu gerne würde Chloé etwas unternehmen, aber den attraktiven Bauleiter ansprechen? Das ist dann doch zu viel verlangt, um die eigene Existenz zu retten. Schnell drehen sich ihre Gedanken immer wieder um ihn und sein tolles Aussehen. Natürlich kamen die beiden irgendwann ins Gespräch und im Schneckentempo entwickelt sich etwas zwischen ihnen..

Ich wünschte, ich hätte zwischen den beiden irgendwas fühlen können. Leider blieb Ben sehr farblos und undurchsichtig. Die Momente der beiden wirkten gezwungen und einfach nicht schön. Die Lovestory war für mich einfach kaum vorhanden, wenn ihr sowas lesen wollt, ist das Buch vielleicht nicht unbedingt das richtige.. Wie gesagt, liegt das große Plus bei diesem Buch bei den tollen Charakteren. Klischeehaft und drüber ist hier natürlich einiges. Einfach einen blöden Tag haben reicht nicht, da wird beim Aufstehen direkt die Starbucks Bestellung vertauscht und kurz danach in einen Haufen Scheiße getreten. Aber manchmal ist das genau was ich will (Also, nicht in einen Haufen Scheiße treten, sondern leichte, anspruchslose Bücher, die mir ein gutes Gefühl geben, natürlich).

Chloé hat nämlich auffallend viel Pech. Andauernd ist irgendwas in ihrem Laden kaputt und auch dieses Rätsel (Das absolut keins ist, es dürfte jedem direkt klar sein, was abgeht), wird am Ende gelöst. Für mich war das Buch kein Highlight, aber ich habs gern gelesen. Empfehlen würde ich es bedingt - wenn ihr den Fokus auf Lovestorys setzt, wird euch das Buch eher nicht zusagen. Ansonsten ist es eine nette, warme Geschichte, mit tollem Setting und sympathischen Figuren.

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