Schürt falsche Erwartungen
Inselluft
Es hätte so schön sein können, hätte die Autorin nicht so verdammt viel gewollt. Die Themen, die hier aufgemacht werden, sind teilweise wirklich krass. Und es sind so verdammt viele. Jeder auf dieser ...
Es hätte so schön sein können, hätte die Autorin nicht so verdammt viel gewollt. Die Themen, die hier aufgemacht werden, sind teilweise wirklich krass. Und es sind so verdammt viele. Jeder auf dieser Insel scheint ein tiefsitzendes Trauma zu haben. Wäre an sich auch mal eine coole Idee - Eine Selbsthilfegruppe auf Föhr, könnte man was draus machen. Ist ja auch nachvollziehbar, dass alle versuchen ihren Problemen mit einer Flucht an einen schönen Ort zu entgehen. Blöd nur, dass die Probleme mitkommen und niemand dazuzulernen scheint.
Ich hätte mir da im Klappentext mehr Bezug dazu gewünscht. Für mich klingt der viel zu positiv, dafür, dass wir kaum schöne Momente erleben und alles von dieser Tragik geprägt wird. Sarahs beste Freundin Isabel kommt zum Beispiel für ein paar Tage auf die Insel. Von ihr erleben wir nur ernste Gespräche und am Ende wird ein schöner Abend geplant, der uns komplett vorenthalten wird, Isabel ist plötzlich einfach wieder weg. Das Buch ist nicht mal 300 Seiten lang, wäre es nicht möglich gewesen, uns da auch ein paar nette Momente zu zeigen? Es ist alles so gewollt aufs negative gelenkt. Obwohl, Sarahs Pollenallergie wird nach knapp 100 Seiten einfach gar nicht mehr erwähnt, glaube ich. Also doch ein Erfolgserlebnis..
Außerdem werden diese krassen Themen kaum bearbeitet und komplett oberflächlich behandelt. Es ist schwierig, darüber zu reden, ohne groß zu spoilern, aber ich bin zwischendurch so wütend geworden. Wir reden hier über krasse Traumata, die die Figuren teilweise seit Jahrzehnten begleiten und ihr Leben mitbestimmen. Sie machen vieles mit sich aus. Wenn mal drüber gesprochen wird, gibts Mitleid, aber die Idee, vielleicht mal eine Therapie zu machen, kommt absolut niemanden. Und dann dieses Ende. Ne, echt nicht. Weltfremder gehts kaum.
Die Charaktere waren allesamt meh. Sarah hat sich immer weiter ins negative entwickelt. Irgendwie sieht sie sich als die moralische Instanz und muss sich in alles einmischen - Hauptsache die eigenen Probleme vergessen, lieben wir.
Und dann gabs da noch Fee. Die Frau, die mir das letzte bisschen Spaß an diesem Buch genommen hat. Sie nimmt viel zu viel Raum ein und verhält sich einfach unmöglich und übergriffig. Aber dieses Übergriffige scheint ein Ding hier zu sein. Vor allem die Frauen mischen sich in alles ein und haben zu allem eine klare Meinung.
Die Männer blieben eher schwammig. Der eine war ein perfekter Saubermann, ohne Ecken und Kanten, der andere das genaue Gegenteil. Viel mehr Persönlichkeit hab ich da nicht gesehen.
Es handelt sich hier um den Auftakt einer Reihe und ich kann nur hoffen, dass diese Themen später noch tiefer behandelt werden, ich bezweifle es aber leider und werde den nächsten Band natürlich nicht lesen. Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, finde das Cover auch wunderschön, aber war dann einfach froh, als es vorbei war.