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Veröffentlicht am 11.05.2022

Netter Krimi mit tollen Charakteren

Der letzte Schrei
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Oded Hefer, ein ungewöhnlicher Detektiv, träumt von einem Leben in Saus und Braus. Sein bescheidenes Leben langweilt ihn und so ist er voller Vorfreude, als er den Auftrag bekommt, sich um ein 15-jähriges ...

Oded Hefer, ein ungewöhnlicher Detektiv, träumt von einem Leben in Saus und Braus. Sein bescheidenes Leben langweilt ihn und so ist er voller Vorfreude, als er den Auftrag bekommt, sich um ein 15-jähriges Pop-Sternchen zu kümmern. Er sieht seine Aufstiegsmöglichkeit und den Zutritt in Israels wohlhabende Elite. Was ihm wie ein Kinderspiel vorkommt, endet mit einigen Überraschungen. Außerdem verschwindet eine Bekannte von ihm, deren Verschwinden auch geklärt werden muss.
Bei seinen Ermittlungen blickt er hinter die Fassade der Welt, von der er träumt und deckt dabei mehr auf, als er eigentlich sollte. Dabei merkt er schnell, dass er niemandem mehr trauen kann.

Oded ist wirklich ein besonderer Protagonist. Er ist queer, wird als Mann gelesen, bezeichnet sich selbst aber regelmäßig als Frau. Ich habe mich jetzt für die männliche Form entschieden, weil das im Klappentext auch so gemacht wird. (Soweit ich mitbekommen habe, ist das der dritte Roman über Oded, leider aber der erste, der ins deutsche übersetzt wurde. Ich weiß nicht, ob das Thema in den ersten Bänden behandelt wurde)
Außerdem sind viele Charaktere in seinem Umfeld trans. Ich finds total interessant, dieses Thema mal so in einer Geschichte zu erleben, sollte viel häufiger so sein und hat total Spaß gemacht. Das Buch wird getragen von den Gespräche und der Interaktion zwischen diesen liebevollen, besonderen Charakteren. Mir haben die Einblicke in das queere Leben in Israel sehr interessiert.

Aber zurück zu Oded. Er hat kaum Erfahrungen mit Ermittlungen und eigentlich genug mit sich selbst zutun. Er ist impulsiv und labert zu viel, lässt sich von jedem hübschen Mann ablenken und ist schnell beleidigt. Trotzdem hätte ich gern viel mehr von ihm gelesen. Ich hab ihn einfach ins Herz geschlossen.

Die Spannung kommt natürlich auch nicht zu kurz. Ich hatte beim Lesen immer mal wieder kleine Tiefs, in denen das Buch mich etwas verloren hatte. Irgendwie hat zwischendurch in dem Bereich ein bisschen was gefehlt. Das Ende kam dann aber sehr überraschend, die letzten 100 Seiten haben mich total gekriegt.

Ein netter Krimi, der sich gut lesen lässt, einige neue Elemente einbringt und uns nach Tel Aviv entführt, dazu ein (meistens) spannender Fall, hinter dem sich einiges verbirgt. Was wollt ihr mehr von einem Krimi?

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Veröffentlicht am 10.05.2022

Mutige Worte einer starken Frau

Ich, die Kämpferin
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Sara Aduse wächst bei ihrer Großmutter in Äthiopien auf. Als sie sieben Jahre alt ist, versammeln sich plötzlich viele Menschen in dem Haus, alle in bester Stimmung. Es gibt viele Geschenke für Sara, alles ...

Sara Aduse wächst bei ihrer Großmutter in Äthiopien auf. Als sie sieben Jahre alt ist, versammeln sich plötzlich viele Menschen in dem Haus, alle in bester Stimmung. Es gibt viele Geschenke für Sara, alles wirkt wie ein Fest. Bis es dann zu ihrer Beschneidung kommt, bei der sie aufgrund der Schmerzen sogar das Bewusstsein verliert. Obwohl das in ihrem Umfeld was normales ist und alle sich für sie zu freuen scheinen, fühlt Sara sich überhaupt nicht gut. Noch lange hat sie damit zu kämpfen.
Jahre später lebt sie in der Schweiz und versucht, sich etwas aufzubauen, als diese Erinnerungen sie wieder einholen. Sie hat mit Panikattacken zu kämpfen, bewegt sich zwischen tiefer Trauer und rasender Wut, kann kaum Nähe zulassen und flüchtet sich aus Selbsthass in toxische Beziehungen.
Erst die Aufarbeitung ihrer Geschichte und die Anerkennung ihres Traumas ermöglicht ihr ein freies Leben. Dazu gehören nicht nur die Arbeit an sich selbst, sonst auch eine längere, emotionale Reise nach Äthiopien.

Was für eine tragische Geschichte. Auch, wenn die Beschneidung von Mädchen in Äthiopien heutzutage verboten ist, passiert sie immer noch zu häufig - selten aus böser Absicht. Mütter, die zumeist selbst in ihrer Kindheit beschnitten wurden, oft unter noch schlimmeren Voraussetzungen, wollen ihre Mädchen schützen und ihnen helfen. Sara Adusa schafft es in ihrem Buch, über ihre eigenen Gefühle zu reden, ohne andere Abzuwerten. Sie nimmt andere Perspektiven ein und übt sich in Vergebung.

Das alles heißt natürlich nicht, dass das nicht aufhören muss. In Äthiopien spricht sie mit verschiedenen Menschen, hält einen Vortrag an einer Schule und besucht die Frau, die sie damals beschnitten hat. Wir begleiten sie also auf einer Reise der Heilung, aber auch der Aufklärung. Dabei ist sie wahnsinnig empathisch und beweist ihr beeindruckendes Kommunikationstalent. Gleichzeitig steht sie aber auch immer wieder für sich selbst ein und spricht darüber, wie falsch Beschneidungen sind. Auch ihre eigene Familiengeschichte arbeitet sie dabei zum Teil auf.

Ein interessantes Buch von einer mutigen Frau, die schon jetzt so viel erreicht hat. Obwohl das Buch nur etwa 160 Seiten umfasst, ist es sehr informativ und gar nicht schnell weggelesen. Ich brauchte zumindest einige Pausen zum Durchatmen. Trotzdem sollten wir die Augen nicht vor diesem Thema verschließen und uns klar machen, dass Mädchen immer noch viel zu häufig unter der Beschneidung leiden.

Auch, wenn dieses Buch sehr erdrückend ist, gibt es Hoffnung. Sara hat ihren Weg gefunden und kämpft heute für andere Frauen. Danke, für dein mutiges Werk und deine Arbeit Sara Aduse.

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Veröffentlicht am 08.05.2022

Unterhaltsam und lehrreich

It’s a date!
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Pia Kabitzsch ist Psychologin. Auf ihrem Youtube Kanal Psychologeek widmet sie sich verschiedenen Themen wissenschaftlich und bringt den Zuschauenden Psychologie unterhaltsam näher. Mit It’s a date hat ...

Pia Kabitzsch ist Psychologin. Auf ihrem Youtube Kanal Psychologeek widmet sie sich verschiedenen Themen wissenschaftlich und bringt den Zuschauenden Psychologie unterhaltsam näher. Mit It’s a date hat sie ihr erstes Buch geschrieben, in dem sie das Thema Dating wissenschaftlich behandelt. Ich habe das Hörbuch gehört, gesprochen von der Autorin, weil ich sie in ihren Youtube Videos schon immer so sympathisch fand. Würde ich immer wieder so machen.

Wir alle haben unser Leben lang die verschiedensten Mythen und Regeln gehört, wenn es ums Thema Dating geht. Wie schnell sollte der erste Kontakt nach dem ersten Date stattfinden und wer macht den ersten Schritt? Wirkt die Farbe rot wirklich so anziehend auf Männer? Können wir uns durch 36 Fragen verlieben? Und kann Generation Beziehungsunfähig überhaupt Beziehungen führen? Diesen Fragen und einigen mehr geht Pia Kabitzsch in It’s a date auf den Grund. Außerdem widmet sie sich toxischen Beziehungen, erklärt Ghosting und gibt Einblicke in ihre eigenen Dating-Erfahrungen. Bedingt durch die Pandemie geht es hier vorallem um Online-Dating.

Die Themen, die sie behandelt sind interessant und gut recherchiert. Ich glaube, hier wird es für jede*n einige Aha-Momente geben. Zwischendurch behandelt sie immer wieder die eigene Rolle im ganzen ‚Dating-Wahnsinn’ und gibt Raum zum reflektieren. Um ehrlich zu sein war ich zwischendurch immer wieder super erleichtert, mich nicht (mehr) mit Dating rumschlagen zu müssen.

Wie offen Pia Kabitzsch auch über unangenehme Dinge spricht, und die Leichtigkeit, die sie mitbringt, haben mich sehr beeindruckt. Auch, wie viele eigene Erfahrungen sie teilt und dass sie auch ‚Misserfolgen‘ etwas Positives abgewinnen kann. Vor allem die liebevollen Gespräche mit Freundinnen, von denen es einige gab, waren schön zu lesen. Das ganze Buch hat etwas total herzliches und wird durch den tollen Humor der Autorin noch weiter aufgelockert.

Das Buch überzeugt für mich vor allem durch die Mischung aus Wissen und privaten Stories, die immer wieder perfekt ineinander übergehen. Wenn ihr Lust auf ein unterhaltsames Buch habt, dass euch gleichzeitig noch ein bisschen was beibringt, wird It’s a date euch wahrscheinlich gefallen. Ihr müsst dafür auch gar nicht selbst daten.

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Veröffentlicht am 06.05.2022

Ein Einblick in das Leben der sympathischen Autorin, mehr aber auch nicht

Darf ich vorstellen: Legasthenie
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Darf ich vorstellen: Legasthenie ist ein Buch, auf das ich mich sehr gefreut habe. Das Thema Legasthenie hat mich sehr interessiert, leider kommt es sehr kurz. Fiona Coors hat ihre Lebensgeschichte hier ...

Darf ich vorstellen: Legasthenie ist ein Buch, auf das ich mich sehr gefreut habe. Das Thema Legasthenie hat mich sehr interessiert, leider kommt es sehr kurz. Fiona Coors hat ihre Lebensgeschichte hier kurz, aber sympathisch und reflektiert erzählt.

In den ersten Kapiteln schildert die Autorin neben familiären Problemen ihre Erfahrungen mit der Legasthenie.. In der Schule ist sie komplett überfordert und bekommt leider nicht die nötige Unterstützung.Erst mit Anfang 30 erkennt sie, dass sie Legasthenikerin ist. Zur Schauspielerei kommt sie früh und schafft es durch Vorarbeit, ihre Schwierigkeiten verdeckt zu halten. Das Leid, das sie in all den Jahren empfunden hat, lässt sie aber nicht los. Auch lange nach der Schulzeit ist sie sehr unsicher, fühlt sich dumm und wird von Albträumen heimgesucht.

„Meine Lebenskämpfe führte ich innerlich. Mit meinem konstanten Gefühl der Minderwertigkeit, meinem überhöhten Anspruch an mich selbst, meinem Perfektionismus, meinen Versagensängsten. “

Fiona Coors nutzt tolle Vergleiche und gibt Interessante Einblicke, die mir das Thema Legasthenie ein wenig näher gebracht haben. Sie bezeichnet sich selbst als Gefühlsmensch und das habe ich auf jeder Seite gespürt. Ihre Schmerz ist greifbar und berührt. Aber auch ihre Lebensfreude ist ein großes Thema. Sie zeichnet wunderschöne Bilder, zum Beispiel bei einem Retreat in Nepa.

„Ich hätte die gleißenden Kleider von Schneeweißchen und Rosenrot minutiös beschreiben und im Kopf sogar umnähen können, doch es ging allein darum, das Sch und das R zu schreiben.“

Bei dem Titel hätte ich mir gerade nach dem ersten Drittel einen größeren Bezug zur Legasthenie gewünscht. Die meiste Zeit geht es um Fiona Coors, in der Mitte gibt es auch ein paar Seiten mit wunderschönen Bildern von ihr und ihrer Familie. Außerdem erzählt sie von traurigen Verlusten, ihrem Weg in die Schauspielerei und ihrer Selbstfindungsreise. Am Ende bietet sie einen kleinen “Werkzeugkasten” mit tollen Tipps und Ideen, die Kraft geben. Vollkommen cool, aber nicht so ganz meine Erwartungen.

Da das Buch relativ kurz und Fiona Coors mir sympathisch ist, bereue ich nicht, das Buch gelesen zu haben. Empfehlen würde ich es aber wirklich nur Fans oder denen, die Selbstfindungsbücher mögen. Über Legasthenie werdet ihr hier nicht allzu viel lernen.

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Liebevolle Hilfe für ein rassismuskritisches Leben

Und jetzt du.
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Nachdem ich Exit Racism von Tupoka Ogette gehört und geliebt hatte, musste ich mich natürlich auch mit Und jetzt Du. auseinandersetzen. Ich bin sehr dankbar für dieses Buch und möchte direkt eine große ...

Nachdem ich Exit Racism von Tupoka Ogette gehört und geliebt hatte, musste ich mich natürlich auch mit Und jetzt Du. auseinandersetzen. Ich bin sehr dankbar für dieses Buch und möchte direkt eine große Empfehlung aussprechen.

Tupoka Odette ist seit 2012 Beraterin und Trainierin im Bereich Rassismuskritik. Sie leitet Workshops und Fortbildungen und tritt als Speakerin auf. In ihrem neuen Buch spricht sie über rassistische Strukturen und die erklärt, dass Rassismus in einer rassistisch sozialisierten Gesellschaft überall stattfindet.
Sie widmet sich unter anderen den Bereichen Schule, Gesundheitssystem und der Werbung und bietet Raum, das eigenes Denken zu reflektieren und gute Tipps, um ins Gespräch mit Freunden oder der Familie zu gehen.

Ein Buch kann den Rassismus der letzten Jahrhunderte nicht bekämpfen und Rassismuskritisches Denken ist eine lebenslange Aufgabe und ein Prozess, klar. Dieses Buch bietet aber einige gute Anhaltspunkte und kann helfen, ein paar Denkmuster zu durchbrechen. Auch wenn ihr denkt, dass ihr nicht rassistisch seid, oder vielleicht gerade dann, wird dieses Buch euch so viel neues bieten.

Mir hat die klare Sprache der Autorin sehr gut gefallen. Sie benennt die Dinge direkt und kommt schnell auf den Punkt. Das Lesen war sehr einfach, auch wenn die Themen natürlich immer wieder eine kleine Pause zum reflektieren gefordert haben. Da sind vor allem die hübschen grünen Kästchen am Ende einiger Kapitel nützlich. In denen werden direkte Fragen gestellt und To-do-Liste geboten, die ich sehr hilfreich fand.

Trocken ist das Buch zum Glück überhaupt nicht Zwischendurch spickt Tupoka Ogette ihre klugen Beiträge mit Humor und schafft es, dieses große, schwere Thema zugänglich zu machen. Trotz klarer Worte bringt sie sehr viel Wärme mit und zeigt, wie wichtig es ist, dass wir alle diesen Kampf gemeinsam bestreiten.

Ich kann nur noch mal sagen, wie wertvoll dieses Buch ist und wie hilfreich die Anregungen im Bezug auf ein Rassismuskritisches Leben sind. Von mir nicht nur eine Leseempfehlung, sondern vor allem die Bitte, sich mit diesem Thema zu beschäftigen und nicht wegzuschauen.

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