Zwanzig Jahre nach ihrem ersten Roman - "Der Gott der kleinen Dinge" - und vielen politischen Schriften, kommt nun der langersehnte zweite Roman von Arundhati Roy.
Getreu ihrem Leben als politische Aktivistin, Journalistin, Globalkritikerin und nebenbei Booker Preisträgerin (für ihren ersten Roman), ist "The Ministry of Utmost Happiness" ein sehr politischer Roman.
Man wird tief in die Probleme des heutigen Indiens hineingezogen. Ein Land zwischen Moderne und Tradition, bitter arm und reich. Ein Vielvölkerstaat mit den verschiedensten Sprachen, Religionen und Interessen. Es werden Naturkathastrophen, Feminismus, das dritte Geschlecht Indiens - die Hijras -, Kasten, der Kaschmirkonflikt und einiges mehr angesprochen.
Wer vorher noch nicht mit der Geschichte Indiens vertraut war, zumindest im Groben, der wird vor allem im ersten Teil mit Fakten überhäuft, so dass die Handlung leicht verloren gehen kann. Roy setzt viel an Wissen voraus und reiht nur die Fakten nur so aneinander.
Das Buch ist ganz klar an Leser des indischen Subkontinents gerichtet, was auch durch die vielen Worte, die auf Urdu verwendet werden, deutlich wird. Ich finde dies sehr gelungen und authentisch. Für den europäischen Leser ist es aber natürlich nicht ganz leicht sich genaue Vorstellungen der Dinge zu machen. Es wird jedoch im Groben immer klar um was es sich handelt, zum Beispiel eine eher traditionelle Hose etc..
Mir hat dieses Buch sehr gefallen, es ist jedoch klar zu sagen, dass es kein klassischer 08/15-Roman ist, den man mal so nebenher liest. Wer sich nicht mit der Politik Indiens und einer Gesellschaftskritik auseinandersetzen möchte, der sollte sich einen anderen guten Roman über Indien aussuchen. Dieser erwartet von einem, dass man sich über das gelesene Gedanken macht.