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Veröffentlicht am 21.02.2017

"Epidemie" von Asa Ericsdotter

Epidemie
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Inhalt

Die Gesundheitspartei hat die Macht übernomen. Ihr politisches Programm: die Epidemie der Fettsucht zu bekämpfen. Landon, ein junger Forscher , findet auf der Suche nach seiner Liebe Helena
ein ...

Inhalt

Die Gesundheitspartei hat die Macht übernomen. Ihr politisches Programm: die Epidemie der Fettsucht zu bekämpfen. Landon, ein junger Forscher , findet auf der Suche nach seiner Liebe Helena
ein verändertes Land vor: Propaganda und Diskriminierung greifen um sich und die Angst ist allgegenwärtig. Als Johan Svärd, der Ministerpräsident, seine Macht schwinden sieht, lässt er die
Übergewichtigen in sogenannte Fat Camps bringen.

Eindruck

Ich muss ganz ehrlich gestehen, dieses Buch hat mich überrollt wie ein Tsunami und ich musste nach dem vorletzten Abschnitt erstmal durchatmen und das Gelesene sacken lassen. Dystopie oder Polit-
thriller ist die Frage. Denn soweit hergeholt erscheint mir das Szenario nicht.

Ein Partei, die nach der Regierungsübernahme übergewichtige Menschen drangsaliert, diskriminiert und diffamiert. Ärzte die auf Teufel komm raus Diätpräparate verschreiben, Propaganda für Sport-Boot-Camps und Kirchen die in Hardcore-Fitness-Center umfunktioniert werden. Dazu Initiativen die sich für "fettfreies Wohnen" einsetzen und Menschen die sich aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes zu Tode hungern. Das alles wäre schon unglaublich genug. Aber als alle Zwangsmaßnahmen unter dem Deckmantel der Gesundheitsreform nicht bei allen greifen, schlagen Viehtransporte auf um die "Unbelehrbaren" in sogenannte Fat Camps zu deportieren.

Was dort geschah, ist an Grausamkeit, Abartigkeit und Menschen-verachtung kaum noch zu überbieten. Das Ganze ließ die Verfolgung der Juden unter Hitler wieder und wieder vor den Augen aufleben.

Dieses Buch sollte als Warnung genommen werden. Als Warnung, keinen politischen Strömungen hinterher zu laufen, nur weil sie gerade den Nerv von unzufriedenen Minderheiten treffen. Es sollte dazu aufrütteln reißerische Hetzpropaganda mit den offensten Ohren die uns möglich sind, zu hören und solchen gefährlichen politischen Flügeln keine Lobby zu bieten um ihr widerwärtiges Gedankengut in die Tat umzusetzen.

Fazit

Fassungslosigkeit, Entsetzen, Ekel, Wut und Trauer - ich kann meine Gefühle gar nicht zusammenfassen. Ein gradioses Buch, das für mich ein Highlight - nicht nur in 2017 - ist, obwohl oder gerade weil mich die Geschichte sehr mitgenommen hat.

Veröffentlicht am 20.02.2017

"Der Kuss der Lüge" von Mary E. Pearson

Der Kuss der Lüge
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Inhalt

Lia ist die älteste Tochter im Königshaus Morrighan. Gerade mal 17 Jahre alt, soll sie mit einem Prinzen verheiratet werden, den sie noch nie in ihrem Leben gesehen hat. Doch die Prinzessin entscheidet ...

Inhalt

Lia ist die älteste Tochter im Königshaus Morrighan. Gerade mal 17 Jahre alt, soll sie mit einem Prinzen verheiratet werden, den sie noch nie in ihrem Leben gesehen hat. Doch die Prinzessin entscheidet sich, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Sie flieht und heuert weit entfernt von zu Hause in einer Taverne an. Dort lernt sie zwei Männer kennen, die sofort ihre Aufmerksamkeit erregen. Was sie nicht weiß: Beide sind auf der Suche nach ihr. Einer wurde ausgesandt, um die Königstochter zu töten. Und der andere ist ausgerechnet jener Prinz, den sie heiraten sollte. Schnell fühlt sich Lia zu beiden hingezogen ...

Eindruck

Eine Geschichte um die Flucht vor einer arrangierten Ehe, die Liebe und eine Jahrhunderte alte Prophe-zeihung. Der erste Band beginnt mit einem Verwirr-spiel und ganz vielen Geheimnissen die geklärt werden, aber auch wieder neue Fragen aufwerfen. Die Protagonistin erscheint im ersten Moment sehr selbstbewußt, modern und mutig als sie entgegen aller Traditionen und Konventionen vor der arrangierten Ehe mit dem Königssohn des Nachbarreiches flieht, weil sie sich eine Hochzeit aus wahrer Liebe wünscht. Doch handelt sie dann im weiteren sehr naiv und blauäugig, was man aber wohl ihrem Alter und der mangelnden Lebenserfahrung zuschreiben muss, allerdings hätte man ein wenig mehr Instinkt erwartet. Sie entwickelt sich jedoch im Laufe der Geschichte, so dass sie den Leser wieder auf ihre Seite zieht.

Die Charaktere fand ich biser eher durchschnittlich, was ich der Tatsache zuschreibe, dass es eine Reihe
mit insgesamt 4 Bänden wird, also dass die Personen sich noch sehr entwickeln werden.Ebenso die Handlung selbst, die phasenweise ein wenig trocken vor sich hin plätscherte, aber genug Potenzial mitbringt um ein Knaller zu werden. Ich bin gespannt wie es mit den 3 Reichen weitergeht und was es mit Gaudrels Vermächtnis auf sich hat. Schaffen es Rafe und Lia aus den Fängen Vendas zu entkommen? Werden sie einen gemeinsamen Weg gehen oder ist doch eher Kaden dem Lia's Herz gehört? Wird es ein Wiedersehen in Morrighan geben? Fragen über Fragen mit denen die Autorin den Leser zurücklässt.

Das Buch selbst ist sehr edel aufgemacht. Unter den Überschriften findet sich der jeweilige Name um den es in dem Kapitel geht, sowie einige Ausschnitte aus Graudrels Vermächtnis und aus Vedas Lied. Diese sind sehr geheimnisvoll und mystisch geschrieben. Man fühlt sich in eine andere Zeit versetzt und rätselt was es damit auf sich hat.

Fazit

"Die Chroniken der Verbliebenen - Der Kuss der Lüge", schöner und spannender Auftakt einer vierbändigen Reihe mit raffiniert konstruiertem Verwirrspiel um den Prinz und den Attentäter, jedoch nicht frei von einigen Längen. Trotzdem gelungen und zu empfehlen und ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Spannung
  • Cover
  • Fantasie
  • Abenteuer
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.02.2017

"Hotel du Barry oder das Findelkind in der Suppenschüssel" von Lesley Truffle

Hotel du Barry oder das Findelkind in der Suppenschüssel
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Inhalt

London 1919. Seit im Keller des ehrenwerten Hotel du Barry ein lachendes Baby an der Wäscheleine gefunden wurde, besteht kein Zweifel: Hier ist etwas Besonderes im Gange. Prompt beschließt die ...

Inhalt

London 1919. Seit im Keller des ehrenwerten Hotel du Barry ein lachendes Baby an der Wäscheleine gefunden wurde, besteht kein Zweifel: Hier ist etwas Besonderes im Gange. Prompt beschließt die bunte Belegschaft, die Kleine vor dem Waisenhaus zu bewahren - und hätte das Zimmermädchen Mary das Baby nicht ausgerechnet zum Schlafen in eine silberne Suppenschüssel gelegt, hätte der Hoteldirektor Daniel du Barry vielleicht nie bemerkt, welche wundersame Geschichte sich hier ereignet.

Eindruck

Eine hinreißende Geschichte für alle, die das Staunen nocht nicht verlernt haben.

Oh ja - wie wahr !

Es beginnt als zauberhafte, humorvolle und schicksalsträchtige Geschichte über ein Findelkind, dass in dem ganz eigenen Mikrokosmos der Angestellten in einem Londoner Nobelhotel gefunden wird und entwickelt sich komplett unerwartet zu einer Tragöde aus Hass, Eifersucht und nicht erfüllter Liebe in der Belle Etage.

Die Beschreibungen des Hotels, der Angestellten - die sich tagtäglich für die kleinen und großen Wünsche der Gäste und Besitzer "ihres" Hotels einsetzen und alles tun, damit diese sich wohl fühlen -, der Gäste sowie der Hoteleigentümer, ist mit sehr viel Charme, Esprit und Humor geschrieben. Die Charaktere sind sehr liebevoll, lebendig und real dargestellt. Man konnte die Atmosphäre auf allen Etagen förmlich einatmen.

Dieses Buch hat wirklich alles was man sich wünschen kann, von peinlich berührt sein, über Tränen gelacht und wütend sein, bis hin zu geweint, war alles dabei und es ist ein ganz toller Roman über ein wirklich spezielles Hotel, der so spannend und fesselnd war, dass er einem Kriminalroman gleich kommt. Tatsächlich ist aber wohl keine spezielle Zuordnung möglich, es ist kommödiantisch,
tragisch, erotisch, kriminell aber überhaupt nicht brav - einfach zauberhaft.

Fazit

Frivol, frech, dekadent und trocken - das ist der Stoff aus dem die Träume des Hotel du Barry sind. Eine Geschichte die sich komplett anders entwickelt hat, als ich mir vorgestellt hatte. Aber witzig, emotional, teilweise traurig und raffiniert entwickelt. Ich war fasziniert und begeistert von diesem ganz eigenen Mikrokosmos und kann nur empfehlen im Hotel du Barry einzuchecken und eine spannende Zeit zu genießen.

Veröffentlicht am 14.02.2017

"Das Haus in der Nebelgasse" von Susanne Goga

Das Haus in der Nebelgasse
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Inhalt

London 1900. Mathilda Gray ist Lehrerin an einer Mädchenschule und führt das Leben einer unabhängigen Frau. Als ihre Lieblings-schülerin Laura nicht mehr zum Unterricht erscheint, ahnt
Mathilda, ...

Inhalt

London 1900. Mathilda Gray ist Lehrerin an einer Mädchenschule und führt das Leben einer unabhängigen Frau. Als ihre Lieblings-schülerin Laura nicht mehr zum Unterricht erscheint, ahnt
Mathilda, dass diese in Gefähr ist. Zu plötzlich ist ihr Verschwinden, zu fadenscheinig sind die Begründungen des Vormunds. Eine verschlüsselte Botschaft bringt Mathilda auf die Spur des Mädchens. Ihr Suche führt sie zu dem Historiker Stephen Fleming und mit ihm zu einem jahrhundertalten Geheimnis, tief hinein in die verborgensten Winkel der Stadt.

Eindruck

"Das Haus in der Nebelgasse" - eine spannende Suche nach der Auflösung einer über zwei Jahrhunderte alten Familientragödie die aus Neid, Missgunst und Eifersucht im Jahr 1665 begann und im Jahr 1900 aus Niedertracht, Habgier und Rache fortgeführt wurde. Und die Weisheit: " Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht was Leiden schafft" hat Bestand seit Beginn der Menschheit.

Die Geschichte dieses Buches ist so intelligent, raffiniert und fesselnd konstruiert das der Leser förmlich in einen Sog gezogen wird und kaum in der Lage ist, dieses Buch aus den Händen zu legen. Eine abenteuerliche Reise durch das historische London, die spannender geschrieben war als mancher Krimi.

Die Protagonistin Mathilda - für die Zeit ungewöhnlich selbstbewußt, eigenständig und emanzipiert oder in die Emanzenschiene abzudriften. Entschieden aber dennoch zurückhaltend setzt sie sich über die aufgestellten, verstaubten Konventionen hinweg, um sich für ein selbstbestimmteres Leben ihrer jungen Schülerinnen einzusetzen. Eine sehr kluge und sensible Person.

Auch die anderen Personen sind greifbar und lebensnah dargestellt, sie könnten damals wie heute so existieren. Besonders angetan hat es mir auch Mrs. Westlake - ein revulotionärer Charakter, durch den die Geschichte - wie ich finde - eine besondere Würze bekommen hat.

Fazit

Aufschlagen, eintauchen und genießen von Anfang bis Ende. Abends, wenn das Holz in meinem Ofen knisterte und das Licht schummrig wurde, hatte ich das Gefühl in Mrs. Westlakes Salon zu sitzen und dieses Buch zu lesen.
Es war das erste aber mit Sicherheit nicht das letzte BUch von Susanne Goga für mich und eine ganz klare Lesempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 09.02.2017

"Die Töchter des roten Flusses" von Beate Rösler

Die Töchter des Roten Flusses
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Inhalt


Nach dem Tod ihrer Adoptivmutter findet Tuyet Briefe ihrer leiblichen Mutter aus Vietnam. Wollte sie den Kontakt mit ihrer Tochter also doch nicht abbrechen? Auf der Suche nach
Antworten reist ...

Inhalt


Nach dem Tod ihrer Adoptivmutter findet Tuyet Briefe ihrer leiblichen Mutter aus Vietnam. Wollte sie den Kontakt mit ihrer Tochter also doch nicht abbrechen? Auf der Suche nach
Antworten reist Tuyet von Frankfurt nach Hanoi, die Stadt am Roten Fluss, wo sie die Bekanntschaft der jungen Linh macht und tief in die fremde Exotik ihrer Heimat eintaucht. Und als sie eines Tages deren Mutter kennenlernt, die abgeschieden in den Bergen lebt, ist
Tuyet ihrer Vergangenheit plötzlich näher, als sie ahnt.


Eindruck


Vietnam zu Zeiten des Krieges in den 60er Jahren und heute. Eine beeindruckende Beschreibung des Landes und seiner Menschen. Die sich allem Leid, allen Verlusten und Schmerzen zum Trotz immer wieder erheben und weitermachen. Nicht in vergangenem schwelgen sondern nach vorne sehen. Es waren bedrückende Erlebnisse, die hier beschrieben wurden und um so mehr steigt
meine Achtung von denen, die Kriege miterleben mussten und trotzdem ihr Leben meistern und nicht verzweifeln.


Sehr interessant fand ich die Verbindung zwischen Vietnam und der ehemaligen DDR, die mir gar nicht so klar war. Wir haben über die Teilung und das Leben dort geklagt und die gebeutelten Vietnamesen fühlten sich wie im Schlaraffenland. Das Leben geht seltsame Wege.


Die Kulisse und Botschaft, die in "Die Töchter des roten Flusses" transportiert wurden, fand ich sehr gelungen und haben mich beeindruckt. Jedoch sind mir die Protagonisten durch ihre
Verhaltensweisen und Charaktere fremd geblieben. Vielleicht verstehe ich die asiatische Kultur und Mentalität aber auch einfach nicht. Mir war zuviel drumherum, was eher wie ein Reisebericht und Selbstfindungstrip, als die Suche nach der Mutter und den Wurzeln war, und für mein Verständnis durch zu viele Zufälle geprägt. Das eigentlich wichtige - die Zusammenführung der Familie und wie es mit ihnen weiterging - kam mir dann extrem zu kurz. So bin ich nie
wirklich in die Geschichte hineingekommen und wurde nicht richtig abgeholt.


Fazit


Interressante und traurige Geschichte vor exotischer und lebendiger Kulisse, die mich aber wegen der Protagonisten und Zufälle nicht wirklich fesseln konnte.