In allem leider zu vorsichtig
Der Duft. Er führt dich ins Paradies. Oder in die HölleDer Duft, das Debüt des französischen Parfümeurs Paul Richardot, spielt mit den Sinneseindrücken. Es versucht mit seinem pinken Cover zu verfuhren und einen mit seinen olfaktorischen Reizen zu übermannen. ...
Der Duft, das Debüt des französischen Parfümeurs Paul Richardot, spielt mit den Sinneseindrücken. Es versucht mit seinem pinken Cover zu verfuhren und einen mit seinen olfaktorischen Reizen zu übermannen.
Zu Beginn trifft man auf den Olfakteur Alain und seinen Schülers Hélias in seinem historisch anmutenden Laboratorium in Le Mans. Die beiden verstehen sich in der Kunst der Komposition, nicht von Parfum, sondern von Dufterinnerungen. Seien sie positiv oder negativ vom "Patienten" assoziiert. Je nach Wunsch der Kunden werden bereits erlebte Szenen oder Gefühle durch die Gerüche wiederbelebt. Ganz klar entdeckt man hier Parallelen zum Klassiker "Das Parfum" von Patrick Süßkind.
Parallel begegnet man der Karrierefrau Nora, die auf gehobener Position in der Zentrale von Fragrancia ihren Kopf aus der Schlinge ziehen muss. Die Firma hat mächtig Druck und sie damit auch. Hélias entpuppt sich als Wunderkind mit genialer Nase und gerät in die Wirren und kriminellen Machenschaften von Fragrancia.
Es geht um sexuellen Missbrauch, Drogenmissbrauch und Korruption. Doch alles in sehr sanften Wellen. Manchmal glaubt man, die Spannung steigt, doch dann ist sie so schnell wieder vorbei wie ein Dufthauch. Aus diesem Grund würde ich dieses Buch keinesfalls als echten Thriller oder Krimi bezeichnen. Es gibt nicht viel zu rätseln oder mitzufiebern.
Die Figuren des Hélias und Nora sind grundsätzlich interessant gestaltet. Nora mit ihren inneren Brüchen will man am ehesten noch besser kennenlernen, da man noch nicht ganz ihre Motivation und Beweggründe versteht. Hélias möchte man, ob seiner Naivität, schütteln. Zu gutgläubig und abwartend verhält er sich.
Das Ende lässt einen leider dann auch noch recht unaufgeklärt zurück. Vielleicht ist es als Cliffhanger für einen Folgeroman gedacht, es wirkt leider so als wären 10 Seiten am Ende gekürzt worden.
Für Naturwissenschaftler oder Science Nerds gibt es allerdings einige tolle Stellen. Wer sich nicht vor chemischen Substanznamen fürchtet und die Beschreibungen der Herstellung aushalten oder sogar in Gedanken nachvollziehen kann, kommt hier trotzdem auf seine Kosten. Ich habe mir ehrlich mehr gewünscht, die Ansätze waren gut, hoffentlich darf der Autor sich noch weiterentwickeln. Ich würde ihm eine zweite Chance geben.