Profilbild von carmensbuecherkabinett

carmensbuecherkabinett

Lesejury Star
offline

carmensbuecherkabinett ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit carmensbuecherkabinett über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2019

Ein nichtalltägliches Buch

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
0

Hans Fredenbeck, Vollblutbeamter, der mehr mit seiner Arbeit als mit seiner Frau verheiratet ist, gewährt dem geneigten Zuschauer oder Leser einen Einblick in seinen Alltag. In einem schier unendlich erscheinenden ...

Hans Fredenbeck, Vollblutbeamter, der mehr mit seiner Arbeit als mit seiner Frau verheiratet ist, gewährt dem geneigten Zuschauer oder Leser einen Einblick in seinen Alltag. In einem schier unendlich erscheinenden Monolog, bei dem er aber immer wieder das Publikum anspricht, sich zwischendurch aber auch einmal verliert, berichtet er von dem, was ihn alles beschäftigt. Zwischen Aktenzeichen, Dienstverordnungen, Briefen, Faxen und statistischen Erhebungen grübelt er über die Bedeutung eines Eintrags in seinem Kalender nach. SHz. Was mag das wohl bedeuten? Hat es überhaupt eine Bedeutung?

Carsten Heymann organisiert 20 Jahre nach dem Abi ein Klassentreffen. Natürlich steht auch Marina auf seiner Telefonliste. Marina, mit der er vor 20 Jahren ein kleines Techtelmechtel hatte. Doch auch wenn das Telefonat zunächst locker und lustig beginnt, triftet es schon bald in tragische Sphären ab. Denn Marina hat so einige Schicksalsschläge hinter sich, nicht nur mit ihrem Ex-Mann Holger.

Das erste Theaterstück macht es seinem Leser nicht einfach. Der schier endlose Monolog wirkt zeitweise ermüdend, so dass ich das Stück nicht in einem Zug lesen konnte. Ich könnte es mir aber gut auf der Bühne vorstellen, bei dem es etwas locker, aktiver präsentiert wird. Fredenbek hat eine ganz eigene Art entwickelt, bei der sich verstaubtes Beamtentum mit trockenem Humor paart. Diese Mischung gefiel mir sehr gut, weswegen ich es mir auch gut auf einer Bühne vorstellen könnte.

Das zweite Stück ist unabhängig vom ersten und besteht vorwiegend aus einem Dialog in Form eines Telefonats. Zwischendrin einige Regieanweisungen oder Einwürfe von Mitreisenden. Marina freut sich zunächst über den Anruf von Carsten, wird aber bald melancholisch und triftet gedanklich in die Vergangenheit ab. Leser und Zuhörer bleiben am Ball, wollen wissen, wie es weiter geht, was Marina erlebt hat und wie es jetzt mit Carsten weiter geht, zumal das Telefonat immer wieder unterbrochen wird. Der Text lässt sich deutlich leichter und schneller lesen. Kurze Sätze und die Dialogform lassen einen schnellen Lesefluss zu und so ist man bald durch mit dem Stück, das man eigentlich gar nicht so schnell beenden wollte.

Fazit:
Auch wenn mich der einzigartige Humor von Hans Fredenbek begeistern konnte, gefällt mir das zweite Stück doch etwas besser. Auf der Bühne könnte ich mir beide Stücke sehr gut vorstellen, das zweite sogar als richtigen Roman. Der Autor versteht es, geschickt mehrere Komponenten miteinander zu verknüpfen und dabei authentisch zu bleiben. Witz und Tragik gehen hier Hand in Hand.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Mord auf Langeoog

Inselkiller. Ostfrieslandkrimi
0

Auf der malerischen ostfriesischen Insel Langeoog werden in den Dünen zwei Leichen gefunden. Der Täter schien bei einem romantischen Tété-a-tété gestört zu haben, zumindest deutet der Tatort darauf hin. ...

Auf der malerischen ostfriesischen Insel Langeoog werden in den Dünen zwei Leichen gefunden. Der Täter schien bei einem romantischen Tété-a-tété gestört zu haben, zumindest deutet der Tatort darauf hin. Der junge Kommissar in Elternzeit Lukas Jansen muss für einen Kollegen einspringen und begibt sich zusammen mit seiner Frau und Rechtsmedizinerin Lisa auf die Insel, um den Fall zu untersuchen. Doch bei diesem Fall soll es nicht bleiben. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und Lukas hat nicht nur mit seinen beiden Kindern alle Hände voll zu tun.

Bei diesem Buch handelt es sich bereits um den 4. Fall, mit dem Lukas Jansen konfrontiert wird. Neben seinen kleinen Zwillingen, wegen der er eigentlich in Elternzeit ist, hat er auf der beschaulichen Insel Langeoog jede Menge Arbeit. Bisher kannte ich Lukas Jansen noch nicht, doch ich kam schnell in die Geschichte rein.

Man merkt als Quereinsteiger zwar, dass es eine Vorgeschichte gibt, gerade auch im privaten Umfeld, für den aktuellen Fall ist dies aber eher irrelevant.

Fängt der Krimi zunächst ruhig an, so nimmt er doch bald Fahrt auf. Der Leser darf dabei mitgrübeln, Zusammenhänge herstellen und erkennen, Lösungsansätze bilden und schließlich wieder verwerfen. Der Autor versteht es, den Leser auf so manch falsche Fährte zu locken und ihn dann mit einer gekonnten Wendung zu überraschen.

Fazit:
Spannende Unterhaltung auf der schönen Insel Langeoog mit einem deutlich wahrnehmbaren Umweltappell.

Veröffentlicht am 16.03.2019

Moderne Entgiftungsdiät

Auf dich war ich nicht vorbereitet
0

Die Londoner Großstadtpflanze Daisy ist leicht verpeilt. Das hängt unter anderem mit ihrer Sucht nach ständiger Präsenz in den Social-Media-Kanälen zusammen. Andauernd zückt sie ihr Smartphone, checkt ...

Die Londoner Großstadtpflanze Daisy ist leicht verpeilt. Das hängt unter anderem mit ihrer Sucht nach ständiger Präsenz in den Social-Media-Kanälen zusammen. Andauernd zückt sie ihr Smartphone, checkt Twitter, Facebook, Instagram u.a., setzt neue Tweets, Hashtags oder Fotos ab. Da bleibt ihr wenig Zeit für das reale Leben. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ihr Kleiderschrank keine sauberen Kleidungsstücke mehr ausweist, Männerverabredungen über Tinder laufen und sie bei einer Freundin wohnt, da sie ihre Wohnung verloren hat. Als sie dann ein heißes Posting aus Versehen über den Firmenaccount online stellt, steht Daisy plötzlich auf der Straße. Ernüchtert, aber noch lange nicht geheilt.

Ihre Schwester Rosie nutzt die Chance und spannt Daisy für ihre eigenen Zwecke ein. Eine digitale Entgiftungsdiät, weit weg von allem, in einem Funkloch, soll Daisy kurieren und Gras über die Sache wachsen lassen. Widerstrebend lässt sich Daisy auf das Experiment ein und erkennt bald, es gibt auch ein analoges Leben und es hat durchaus seine Reize …

Die Idee einer digitalen Entgiftungdsdiät fand ich sehr reizvoll. Immerhin ist das Thema sehr aktuell und allgegenwärtig. Wo man im Alltag auch hinsieht, starren die Menschen auf ihr Smartphone, widmen sich ihren Tablets, haben Angst, etwas zu verpassen und nehmen gar nicht mehr so recht am hier und jetzt teil.

Die Autorin Anna Bell hat ihre Protagonistin Daisy in dieser Hinsicht sehr authentisch beschrieben. Daisy ist ein liebenswerter, wenn auch recht chaotischer Charakter. Das Leben in der realen Welt fällt ihr zunächst recht schwer und fernab von WLAN, Clouds und mobilem Datenvolumen, tritt Daisy in so manches Fettnäpfchen. Da Anna Bell Daisy und ihre Schwester in einen kleinen Ort schickt, bekommt man auch ein wenig typisches Dorffeeling mit. Daisy entwickelt sich langsam aber stetig weiter, was mir sehr gut gefallen hat. Leider bleiben dafür alle anderen in ihrer Umgebung recht blass und unscheinbar. Hier hätte ich mir doch etwas mehr Tiefgang gewünscht.

Die Geschichte selbst ist gut konstruiert, flüssig geschrieben und perfekt zum Abschalten und Entspannen geeignet. Für eine humorvolle Unterhaltung sorgen nicht nur Situationskomik, zahlreiche Fettnäpfchen, sondern auch eine kleine Liebesromanze.

Fazit:
Mir hat das Buch gut gefallen. Die gewählte Thematik wurde gut verarbeitet, lediglich die Nebenfiguren könnten etwas besser herausgearbeitet werden. Dennoch ist es ein schöner Schmöker zum Abschalten und Eintauchen mit einem humorvollen Unterhaltungsfaktor.

Veröffentlicht am 16.03.2019

Geistseher und andere

Black Forest High
0

Nach dem Tod ihrer Schwester Nova lebt Seven bei ihrer Tante. Ihre Mutter sitzt im Gefängnis, da sie den Mörder von Nova bei einer Gerichtsverhandlung erschossen hat. Doch Seven ist kein normales Mädchen. ...

Nach dem Tod ihrer Schwester Nova lebt Seven bei ihrer Tante. Ihre Mutter sitzt im Gefängnis, da sie den Mörder von Nova bei einer Gerichtsverhandlung erschossen hat. Doch Seven ist kein normales Mädchen. Natürlich ist sie nach dem Tod ihrer Schwester traurig, leicht depressiv und melancholisch, jedoch zeichnet Seven noch eine andere Eigenschaft aus, die nicht ganz so normal wirkt.

Seven ist geistbegabt und kann Geister sehen. Das merkt man nicht zuletzt daran, dass ihr bester Freund ein Geisterjunge namens Remi ist, auch kann sie Poltergeister und andere Arten sehen. Remi möchte Seven an eine besondere Schule für geistbegabte Kinder in Deutschland bringen. Doch Seven will ihren Freund Darcy nicht verlieren. Als sie dann aber eine schlimme Entdeckung macht, hält sie nichts mehr auf und sie reist, mit einem Kunststipendium im Gepäck, nach Deutschland und in ein neues Leben.

Das Buch ist sehr leicht und spannend geschrieben. Seven muss sich in einem neuen Leben zurechtfinden, gleichzeitig gibt es sehr viel zu lernen. Über Geister, Schüler und das Leben an sich. Viele, teils sogar ziemlich traurige Einzelschicksale trüben immer wieder den Lesegenuss und legen einen recht betrübten Schleier über die Geschichte, jedoch gibt es auch witzige und heitere Szenen und nicht zuletzt reizt der Schauplatz im Schwarzwald.

Fazit:

Eine spannende, wenn auch teils recht traurige, Fantasygeschichte, die nicht nur junge Leser begeistern dürfte und bei der man auf eine baldige Fortsetzung wartet.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Wer ist hier böse?

Böse Jungs (Band 1)
0

Was haben ein Wolf, ein Piranha, eine Schlange und ein Hai gemeinsam? Die sind durchweg als böse verschrien. Sieht man sich ihre Polizeiakten an, stellt man fest – zurecht!

Doch plötzlich mochte der Wolf ...

Was haben ein Wolf, ein Piranha, eine Schlange und ein Hai gemeinsam? Die sind durchweg als böse verschrien. Sieht man sich ihre Polizeiakten an, stellt man fest – zurecht!

Doch plötzlich mochte der Wolf nicht mehr böse sein und dem Klischee entsprechen. Also überredet er die anderen zu guten Taten. Aber kann das wirklich gut gehen?

Das Buch zeichnet sich durch viel Bildmaterial im Comicstil mit wenig Text aus. Der vorhandene Text ist kurz gefasst, recht platt und einfach in Satzbau und Wortschatz. So gesehen würde ich das Buch nicht wirklich anrühren.

Interessant wird es allerdings, wenn man sich die Reaktion von lesefaulen Leseanfängern ansieht. Für diese ist das Buch, gerade wegen seines Aufbaus, sehr interessant. Die Thematik spricht wohl mehr die Jungs an, wobei es auch meine 7jährige Tochter in seinen Bann schlagen konnte. Die Zeichnungen sich sehr aussagekräftig, so dass der Text mehr eine nette Ergänzung ist.

Auch wenn ich als Elternteil mehr skeptisch dem Buch gegenüberstehe, freut mich doch die Reaktion meiner Tochter auf dieses. Immerhin schmökerte sie freiwillig in dem Buch, lachte über die Situationskomik, die Reaktionen der bösen Jungs und flog von einer zur nächsten Seite.

Fazit:
Ein wenig Skepsis bleibt, jedoch werden lesefaule Leseanfänger durchaus motiviert, sich mit dem Buch und dem Lesen zu beschäftigen.