Tolle Charakterentwicklung in der Gegenwart - mäßige Handlung in der Vergangenheit
Die PerlenschwesterCeCe d'Applièse, die vierte der sechs Schwestern, ist unter ihren Schwestern nicht für ihre sanftmütige, freundliche Art bekannt. Vielmehr wird sie für ihre ruppige, dominante Art, insbesondere gegenüber ...
CeCe d'Applièse, die vierte der sechs Schwestern, ist unter ihren Schwestern nicht für ihre sanftmütige, freundliche Art bekannt. Vielmehr wird sie für ihre ruppige, dominante Art, insbesondere gegenüber ihrer Schwester Star kritisiert. Doch hinter der harten Schale verbirgt sich ein unsicherer Kern - CeCe fühlt sich im Inneren verlassen - und traut sich erst nach einem einschneidenden Ereignis, den Spuren ihrer Herkunft zu folgen. Die führen sie an die Nordküste Australiens, wo sie auf den Spuren der Familie Mercer, einer bekannten Perlentaucherfamilie, wandelt. Dort ergrundet sie nicht nur die Geschichte von Kitty Mercer, sondern auch die der Aborigines.
Die Perlenschwester ist der erste Roman, den ich lese, der in Australien spielt. Daher fand ich das Setting besonders interessant. Es war faszinierend für mich, etwas über das Leben und die Kultur der Aborigines zu erfahren - und auch darüber, wie sehr sie in der Vergangenheit und auch teils noch heute diskriminiert und ausgeschlossen werden.
CeCe fand ich als Person besonders interessant, da sie, ähnlich wie ihre Schwester CeCe ganz anders ist, als erwartet und von ihren Schwestern beschrieben. Auch ihre Entwicklung ist zu spannend und zu sehr Hauptthema das Buches, als dass ich hier etwas davon vorwegnehme. CeCe hat viele Charaktereigenschaften, die sie menschlich machen. Sie hat Fehler, und das macht sie im ersten Moment unsympathisch - und dann doch wieder sympatisch als Protagonistin. Sie bietet einen erfrischenden Kontrast zu den Schwestern, die mehr oder minder perfekt sind - und deren Fehler praktisch keine sind.
Die Gegenwartsgeschichte hat neben einer drastischen Charakterentwicklung auch einen spannenden Aspekt: die Geschichte von Ace. Bis zum Ende fragt man sich: Wer ist er? Was hat er getan? Und war er es wirklich?
Die Vergangenheitsgeschichte von Kitty Mercer sehe ich etwas kritischer. Hier findet weder eine spannende Charakterentwicklung statt, noch ist die Geschichte wirklich spannend. Vielmehr ist sie konfus - und es hat mich gestört, dass die Reihenfolge, mit der Informationen preisgegeben wurden, sehr willkürlich waren. So wirkten manche Handlungsstränge so, als seien sie zwischendurch einfach vergessen worden - was sehr schade ist. Neben dieser Kritik ist die Geschichte auch gut zu lesen, und auch unterhaltsam. Im Vergleich zu den Geschichten aus den Vorgängerromanen, insbesondere der Sturmschwester und der Schattenschwester, aber sehr viel schwächer.
Trotzdem ein Roman, der sich gut lesen lässt. CeCes Entwicklung ist ein Highlight - ebenso ist sie sehr aufschlussreich was die Stellung der ABorigines betrifft.