Die Autorin Jana Ringwald gibt in diesem Buch einen Einblick in ihr komplexes Aufgabengebiet als Cyber-Staatsanwältin, dabei steht vor allem die Arbeit der Staatsanwaltschaft im Vordergrund, moralische Fragestellungen werden erörtert und die allgemeinen Fallstricke unserer digitalisierten und globalisierten Welt im Hinblick auf Verbrechen im digitalen Raum werden vorgestellt.
Die zugrundeliegende Thematik finde ich sehr spannend und man merkt beim lesen, dass Jana Ringwald eine engagierte Staatsanwältin ist, die sich vorbehaltlos und neugierig mit einer für sie neuen Welt beschäftigt hat. Beim lesen haben mich jedoch zwei Dinge gestört, die ich aufgrund des Klappentextes anders erwartet hatte.
Dies ist zum einen der fehlende Praxisbezug im Sinne von konkreten Fällen, bei denen man der Ermittlung folgt. Es werden zwar Bespiele genannt, jedoch ohne einen chronologischen Verlauf darzulegen. Stattdessen wird dort, wo es gerade passend erscheint, ein Häppchen eingeworfen, ohne dass es einen roten Faden gibt. Dann wieder gibt es Kapitel, bei denen das Fallbeispiel dann nichts mit Cyberkriminalität zu tun hat. Ich hätte mir gewünscht, die Sachverhalte anhand eines großen Beispiels erklärt zu bekommen, oder an jeweils thematisch passenden Beispielen, die dann auf ein Kapitel beschränkt sind.
Der andere Störfaktor war für mich der Aufbau und Schreibstil des Buches. Es liest sich nicht richtig flüssig, immer wieder gab es Wiederholungen, verschachtelte Sätze, manche Fachbegriffe werden erst später erklärt, obwohl sie am Anfang schon fallen, andere werden irgendwie mehrmals erklärt, Beispiel Bitcoin. Ein Glossar wäre hier vielleicht passend gewesen um den Lesefluss zu erleichtern und Leser:innen mit unterschiedlichem Wissensstand einzubinden und abzuholen. In der Mitte des Buches gibt es mehrere Kapitel, die mir richtig gut gefallen haben, da sie strukturiert aufgebaut waren und es um das Ansehen des Berufes in der Gesellschaft, den moralischen Wert der Arbeit, die Fehlerkultur oder die Schuldfrage ging. Da dies aber recht allgemeine Themen sind, hätte ich sie eher am Anfang erwartet. Die anderen Kapitel haben sich in meinem Kopf zu "einem" vermischt, da die Unterteilung sich mir nicht erschlossen hat.
Ich bin etwas hin- und hergerissen, da die zugrundeliegende Thematik doch eigentlich spannend ist und das Buch auch einige interessante Punkte hatte. Aber der fehlende Praxisbezug und der Schreibstil haben mir leider einfach nicht gefallen, weswegen ich das Buch nicht weiterempfehlen würde, wenn man einen Einblick in verschiedene Fälle von Cyberkriminalität haben möchte.