Anders als erwartet ...
Der Uhrmacher in der Filigree StreetLondon im späten 19. Jahrhundert: Der junge Thaniel Steepleton kehrt abends von seinem Job im Innenministerium zurück und findet auf seinem Kopfkissen eine goldene Taschenuhr. Er weiß nicht, um wen es ...
London im späten 19. Jahrhundert: Der junge Thaniel Steepleton kehrt abends von seinem Job im Innenministerium zurück und findet auf seinem Kopfkissen eine goldene Taschenuhr. Er weiß nicht, um wen es sich bei dem mysteriösen Besucher seiner Wohnung handelt. Monate später ereignet sich ein Bombenanschlag auf Scotland Yard. Thaniel kann sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, da er gewarnt wurde - von dieser geheimnisvollen Taschenuhr! Er beschließt, der Sache nun endgültig auf den Grund zu gehen, und macht den Uhrmacher Keita Mori ausfindig und sucht diesen auf. Doch anstatt die Sache zu klären und abzuschließen, gerät Thaniel nun erst so richtig mitten hinein in einen Strudel sich überschlagender, immer mysteriöser anmutender und gefährlicher werdender Ereignisse ...
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Beginnen wir mit den positiven Dingen: Der Stil und die Atmosphäre konnten mich absolut und durchgehend überzeugen! Diese Dinge konnte ich wirklich genießen, und dadurch besticht dieses Werk meiner Meinung nach auch.
Gut gefiel mir auch, dass die Autorin viele mitunter falsche Fährten legt, mysteriöse Dinge geschehen, die den Leser lange beschäftigen, die er sich nicht erklären kann, die dann aber doch noch aufgelöst werden - etwa die Frage, warum und wen Mori erwartete, als Thaniel zum ersten Mal im Laden auftauchte, warum er also zwei Tassen Tee in Händen hielt. Dies versteht Natasha Pulley wirklich!
Leider gibt es aber auch einige Kritikpunkte: Längst nicht alle Figuren und Erzählstränge können einen erreichen und begeistern ... so hätte ich auf Grace und den entsprechenden Erzählstrang sehr gut verzichten können. Für mich persönlich entstanden dadurch sogar Längen bei der Lektüre.
Andere Entwicklungen, etwa die Sache mit Grace und Thaniel und ihrer Heirat und den Folgen, waren viel zu schnell und vorhersehbar.
Eine andere Entwicklung, nämlich die zwischen Thaniel und Mori am Ende, kam für meinen Geschmack viel zu schnell und unvorbereitet und wirkte somit auch nicht wirklich stimmig auf mich.
Es ist ein Buch, das definitiv anders als erwartet ist. Mal aufregend anders, mal enttäuschend anders. So reist Thaniel bspw. nicht nach Japan, wie ich vermutet hatte - das kommt erst in Band 2. Womit wir bei einem weiteren Kritikpunk wären: Ein Hinweis darauf, dass es eine Fortsetzung gibt, auf dem Umschlag wäre nett gewesen, da viele Leser sicher gerne im Voraus wissen, ob sie sich auf einen Einzelband oder auf eine Reihe einlassen. Diesen Hinweis sucht man aber vergeblich. Wenn ein Leser es nicht in der Leserunde erwähnt hätte, nachdem die Person recherchiert hatte, hätte es vermutlich kaum jemand erfahren und gewusst ...
Auch sollte man keinesfalls eine klassische Detektivgeschichte à la Sherlock Holmes sowie einen großen Fantasy-Anteil erwarten, denn beides bekommt man mit diesem Buch nicht serviert. Vermutlich wird der Fantasy-Anteil im nächsten Band größer werden, da laut dessen Klappentext Geister eine große Rolle spielen werden.
Und es ist kein Buch, das sich nebenbei lesen lässt, sondern "Der Uhrmacher in der Filigree Street" muss in Ruhe und mit vollster Konzentration gelesen werden. Sobald man auch nur kurz abschweift, entgehen einem wichtige Details. Nicht wenige Stellen sollte man vielleicht mehr als ein Mal lesen. Und vielleicht ist es ein Werk, das man insgesamt mehr als ein Mal lesen sollte, um immer neue Dinge zu entdecken und weitere und neue Deutungen vornehmen zu können.
Fazit: Ein Debüt, das für mich durch Stil und Atmosphäre besticht. Der Rest ist definitiv anders als erwartet, mal überraschend gut, mal enttäuschend. Ich muss noch final entscheiden, ob ich den zweiten Band lesen möchte oder nicht. Irgendwie ist meine Neugier schon geweckt und möchte ich schon wissen, wie es mit Thaniel und Mori weitergehen wird. -Und das spricht doch wieder für diese Autorin ...