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Veröffentlicht am 11.10.2020

Typisch Julie Klassen - aber auch überraschend anders!

Das Geheimnis von Belle Island
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Südengland im Jahre 1819: Der junge Anwalt Benjamin Booker soll einen Mord in London aufklären. Die Spur führt nach Belle Island, einer Themse-Insel. Die junge Isabelle Wilder soll die Täterin sein - was ...

Südengland im Jahre 1819: Der junge Anwalt Benjamin Booker soll einen Mord in London aufklären. Die Spur führt nach Belle Island, einer Themse-Insel. Die junge Isabelle Wilder soll die Täterin sein - was aber eigentlich gar nicht möglich ist, da sie unter einer Angststörung leidet und die Insel deswegen seit einem Jahrzehnt nicht mehr verlassen hat ... Dies ist nicht das einzige Mysterium in diesem Fall. Schon bald wird er immer undurchdringlicher, kann man nur noch schwer zwischen Realität und Traum unterscheiden, muss man sich fragen, wem man wirklich vertrauen kann - und wer einen die ganze Zeit lang belogen, in wem man sich grundlegend getäuscht hat. Und es wird nicht einfacher dadurch, dass auch noch Gefühle aufkeimen, die immer stärker werden ...

Der neue Roman aus der Feder von Julie Klassen ist einerseits gewohnt gut - andererseits aber auch sehr überraschend.

Ihr Stil ist gewohnt wundervoll. Die Atmosphäre ist durch den hier gewählten Einstieg in den Roman zu Beginn eher dezent, baut sich etwas langsamer als gewohnt auf, nimmt aber bald die bekannten und geschätzten Ausmaße an. Auch die Figuren sind wie immer absolut gelungen, detailliert und komplex gezeichnet.

Auch bezüglich der christlichen und religiösen Aspekte unterscheidet sich dieser Roman von seinen Vorgängern; diese Passagen werden in "Das Geheimnis von Belle Island" deutlich geringer dosiert, bleiben lange sehr im Hintergrund, nehmen erst gegen Ende mehr Raum ein. Das fand ich überraschend - aber dennoch war das Gesamtbild stimmig und ist es nicht so, dass man sagen könnte, dass diese Komponente einen deutlich zu geringen Anteil hat.

Diese Gewichtung liegt sicher auch an der Art von Roman, die Julie Klassen hier vorgelegt hat: Es ist nicht wie gewohnt die klassische Liebesgeschichte, der klassische historisch-christliche Roman, sondern es geht sehr stark in Richtung Kriminalroman. Die Liebesgeschichte zwischen Isabelle und Benjamin spielt lange eine eher untergeordnete Rolle, gewinnt erst am Ende mehr Raum, wird dann auch eher kompakt erzählt und abgeschlossen. Im Mittelpunkt steht klar dieser Fall und seine Aufklärung. Das muss man vielleicht mögen - aber es war definitiv etwas Neues, und da dieser Fall in gewohnte Strukturen eingebettet ist, dürfte kein Leser enttäuscht sein.

Kein bisheriger Roman von Julie Klassen weist einen solch hohen, kontinuierlich vorhandenen und sich kontinuierlich steigernden Grad von Spannung und auch Gefahr auf. Mir hat das sehr gut gefallen; es erhöht die Sorgwirkung dieses Romans sehr. Es gibt bis zuletzt viele Ungereimtheiten und offene Fragen sowie unvorhergesehene Wendungen und Auflösungen. Der Leser ist dadurch tief in dieser Geschichte drin, es kommt niemals auch nur Ansatzweise eine Länge auf.

Fazit also: Ein Werk, das einerseits typisch Julie Klassen, andererseits aber auch überraschend anders ist. "Das Geheimnis von Belle Island" schenkt dem Leser ebenso schöne wie spannende Lesestunden. Es ist ein Roman, der die Vorfreude auf Julie Klassen´s nächsten Roman, der in Cornwall spielt, weckt - und neugierig darauf macht, wie die kommenden Werke dieser Autorin aussehen werden; ob es sich nur um einen Ausflug in ein anderes Genre handelte oder ob hier eine neue Entwicklung beginnt ...

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Agatha Raisin, wie man sie kennt und mag!

Agatha Raisin und der tote Auftragskiller
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Agatha beschließt, ihr Hobby zum Beruf zu machen und eine Detektei zu eröffnen. Was mit einer verschwundenen Katze beginnt, führt schon bald zu einer Frau, die nach einer Todesdrohung beschützt werden ...

Agatha beschließt, ihr Hobby zum Beruf zu machen und eine Detektei zu eröffnen. Was mit einer verschwundenen Katze beginnt, führt schon bald zu einer Frau, die nach einer Todesdrohung beschützt werden soll. Wieder einmal bringt ein Fall, der so wirkte, als ob er leicht unter Kontrolle zu behalten und schnell aufzuklären sei, Agatha in Lebensgefahr.

Und dies ist nicht die einzige große Gefahr für Agatha - denn da ist auch noch Emma Comfrey, eine alte Dame, die James Lacey´s Cottage gekauft hat. Agatha hatte ihre neue Nachbarin aufgrund ihres Verhandlungsgeschicks und ihres Spürsinnes ohne weitere Überlegungen eingestellt und ihr vertraut. -Eine Entscheidung, die sich als fatal erweisen sollte ...

Band 15 dieser beliebten Reihe. M.C. Beatons Stil ist wie gewohnt prädestiniert für dieses Genre, liest sich von Anfang bis Ende absolut flüssig und mühelos, entspannt und entspannend.

Die typische cosy crime-Atmosphäre, Englands im Allgemeinen und der Cotswolds im Besonderen, kommt in diesem Band nach meiner Empfindung erst später auf und ist auch nicht so dominant wie in den Vorgänger-Bänden. Da gerade diese Atmosphäre dieses Genre und diese Reihe ausmacht, hätte sie also definitiv durchgängig und stärker vorhanden sein können und müssen.

Schwachstelle und Kritikpunkt dieses Bandes ist eindeutig die Figur der Emma Comfrey, deren Entwicklung und die damit verbundene Handlung. Ihre Wandlung geschieht zu schnell, nicht wirklich nachvollziehbar. Sowohl sie als auch die Handlung, v.a. die wiederholte Flucht, sind allzu konstruiert, allzu realitätsfern, unglaubwürdig. Dies verringert den Lesegenuss etwas.

Wie so oft bei einer Reihe, so gibt es auch hier Schwankungen. Während mich die ersten Bände begeisterten, fand ich die folgenden nur mittelprächtig. Die letzten Bände waren wieder deutlich stärker - wobei dieser Band wieder ein Stück dahinter zurückbleibt.

Dennoch ist es unter´m Strich Agatha Raisin, wie man sie kennt und mag. Auch dieser Band schenkt dem Leser ein paar nette, entspannte Lesestunden an einem langen Herbstabend oder einem gemütlichen Wochenende und weckt die Neugier und Vorfreude auf den nächsten Band, der Ende März erscheint.

Liebhaber der Reihe werden "Agatha Raisin und der tote Auftragskiller" definitiv mögen!

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Veröffentlicht am 29.09.2020

Ein kreatives veganes Kochbuch, das sich von der breiten Masse abhebt!

No meat today
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Vegane Kochbücher gibt es mittlerweile viele, darunter auch viele wirklich tolle. Worin unterscheidet sich also Elisa Brunke´s "no meat today" von all diesen Büchern? -Das Werk präsentiert zunächst einmal ...

Vegane Kochbücher gibt es mittlerweile viele, darunter auch viele wirklich tolle. Worin unterscheidet sich also Elisa Brunke´s "no meat today" von all diesen Büchern? -Das Werk präsentiert zunächst einmal vegane Fleischalternativen in ihrer ganzen Bandbreite: Tofu, Tempeh, Sojaschnetzel, Sonnenblumenhack, Erbsenprotein, Lupinen, Seitan, Jackfruit, Pilze, Walnüsse ... Vor allem aber werden hier nicht nur fertig gekaufte Alternativen wie Jackfruit oder Tempeh verwendet, sondern es gibt auch entsprechende Rezepte, sodass man den Fleischersatz selbst zubereiten kann. Auch Sahneersatz wird nicht etwa fertig als Soja- oder Hafersahne gekaut, sondern aus Cashewkernen selbst hergestellt. Auch Saucen und Speck werden nicht fertig gekauft, sondern selbstgemacht. Dabei geschah dies nicht mal, um einen neuen trend zu setzen, sondern eher aus der Not heraus, da die Autorin vor vielen Jahren vegan wurde, es diese ganzen Produkte, die es heute gibt, damals aber nicht gab. So begann sie zu experimentieren, um auch als Veganerin nicht auf den gewohnten Genuss verzichten zu müssen.

Die Ideen und Rezepte kommen an - sei es, weil man sich ebenfalls schon ewig vegan ernährt und neue Rezepte und Gerichte ausprobieren möchte, sei es, weil man all die fertigen und stark verarbeiteten, in Plastik oder Dosen verpackten Ersatzprodukte der Umwelt und der eigenen Gesundheit zuliebe einschränken oder ganz vermeiden möchte.

Nach den Fleischalternativen werden die wichtigsten Gewürze vorgestellt.

Die Rezepte sind untergliedert in die Kategorien Pastaglück, Lieblingsgerichte aus aller Welt, vegan seafood, Burger und Fingerfood, Basics und Beilagen. Es finden sich Gerichte wie Rigatoni mit Kürbisbolognese, Spaghetti Carbonara mit Tofu-Speck, mac´n´cheese mit Kokos-Speck, Lasagne mit Sonnenblumenhack und Cashew-Béchamel, Tagliatelle mit Linsen-Bolognese und Cashewsahne, Bandnudeln mit Geschnetzeltem in Pilz-Sahne-Sauce, gefüllte Ananas mit Kokos-Kurkuma-Reis und Curry-Tempeh, Tomatensuppe mit Reis, Hackbällchen und Cashew-Sahne, sizilianische Arancini, Moussaka, afrikanischer Erdnuss-Süßkartoffel-Eintopf, mexican bowl, gebratenes Gemüse mit Sobanudeln, Tempeh und Erdnuss-Chili-Sauce, Kohlrouladen, Seitan-Tikka Masala mit Basmatireis, Jackfruit-Gulasch, shepherd´s pie, Burger, Flammkuchen ... hier dürfte wirklich für jeden Geschmack was dabei sein.

Die Rezepte konnten in der angegebenen Zeit und genau nach Plan zubereitet werden. Die Zubereitung ist wirklich einfach. Manche Rezepte, wie das Tikka Masala, die Paprika mit Seitan-Reis-Füllung und die Tagliatelle mit Linsen-Bolognese und Cashewsahne, haben mich absolut überzeugt und werden künftig regelmäßig auf den Tisch kommen. Oft waren diese Rezepte auch besser als vermutet! Natürlich waren aber auch Rezepte dabei, die eher durchschnittlich, selten auch mal enttäuschend waren. Das ist aber absolute Geschmackssache; man wird auch kaum ein Kochbuch finden, das durchgehend Gerichte enthält, denen man die Höchstbewertung vergeben wird ...

Auch ich als alter veganer Hase konnte hier noch Dinge entdecken, lernen verbessern. So empfielt der Hersteller meines Lieblings-Sonnenblumenhack beispielsweise, dieses in die fertige Tomatensauce zu geben und ca. 10 Minuten mitköcheln zu lassen. Nun habe ich die von Elisa Brunke empfohlene Zubereitungsart ausprobiert - und bin absolut begeistert, da mein Sonnenblumenhack so schön kross wird und dem Original viel, viel näher kommt als die bisherige, vom Hersteller empfohlene Zubereitungsart! Ich werde dieses Hack nie wieder anders zubereiten ... Auch geräuchertes Paprika-Gewürz habe ich erst dank dieses Buches kennengelernt - liebte es aber auf Anhieb, sodass es mir nicht mehr ausgehen wird! Die mac´n´cheese schmecken gerade durch dieses Gewürz so unfassbar gut!

Die hochwertigen, ganzseitigen Fotos sind wunderschön anzusehen und machen sofort viel Lust auf´s Nachkochen und Genießen.

Empfehlenswert ist es sicher, bei manchen Gerichten etwas zu experimentieren und sie noch mehr an den persönlichen Geschmack anzupassen. So schmeckten mir die Cashewkerne in der Linsenbolognese und in der Lasagne sehr gut; die mac´n´cheese waren mir mit dieser Sauce aus Cashewkernen und Wasser aber viel zu wässrig. Ich habe die Sauce mal mit etwas Hafersahne ergänzt, mal komplett damit zubereitet und finde sie so noch leckerer und wirklich perfekt. Fertig gekaufter Sahneersatz passt aber nicht so gut zum Konzept dieses Buches ...

Was ich bei den Rezepten vermisse, sind Nährwertangaben sowie Zubereitungszeiten, die man auf den ersten Blick eindeutig erfassen kann. Ich liebe die Ideen und Rezepte wirklich, und vielleicht (bzw. sogar sicher) gewöhnt man sich im Laufe der Zeit an die Rezepte und denkt an alles und plant entsprechend. Zumindest für die Anfangszeit und wenn man vielleicht nur ab und an zu diesem Kochbuch greift, eine entsprechende Routine sich also nicht so leicht einstellen kann, sind die fehlenden Zubereitungszeitenüberblicke aber ein Problem. Mir ist es leider mehr als ein Mal passiert, dass ich bspw. mittags ein bestimmtes Rezept kochen wollte, mich schon darauf gefreut hatte ... und dann feststellen musste, dass ich dieses Rezept nicht kochen kann, da die Cashewkerne ja mindestens 4 Stunden lang eingeweicht werden müssen und ich das vergessen hatte ... Und da viele Rezepte Cashewkerne benötigen, kann das sehr oft passieren. Längst nicht immer ist man in der glücklichen Lage, dass man dann spontan umdisponieren und bspw. statt mittags einfach abends kochen kann. Wenn man das Essen für abends eingeplant hatte, kann man es für den betreffenden Tag total vergessen - und das ist dann sehr ärgerlich und schade.

Trotz dieser Kritikpunkte mag ich das Buch aber. Die Rezepte sind kreativ, neu, anders, maximal gesund, meist sehr lecker, die Palette ist breit gefächert ... Das Buch ist perfekt für alle, die vegan kochen, neue Dinge ausprobieren und entdecken, verarbeitete Produkte vermeiden wollen. Wenn man ein paar Dinge beachtet, dann bereitet einem "no meat today" viel Freude.

Veröffentlicht am 18.09.2020

Nette Unterhaltung für zwischendurch

Willkommen im Flanagans (Das Hotel unserer Träume 1)
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London beim Anbruch der 60er Jahre: Eine junge Schwedin erbt das Hotel ihres Vaters, muss ihre Heimat Fjällbacka verlassen und künftig in London leben, arbeiten - und kämpfen. Nicht nur, dass sie als Frau ...

London beim Anbruch der 60er Jahre: Eine junge Schwedin erbt das Hotel ihres Vaters, muss ihre Heimat Fjällbacka verlassen und künftig in London leben, arbeiten - und kämpfen. Nicht nur, dass sie als Frau nur schwer akzeptiert wird - Ihre Tante und ihre Cousins wollen unbedingt ihre Anteile haben und greifen zu allen Mitteln, um Linda zu ruinieren ...


Dieser Reihenauftakt liest sich angenehm flüssig. Es geht unterhaltsam, auch spannend und dramatisch zu.


Es ist zugleich Familiensaga, die Geschichte dieses Hotels, es geht um Liebe, Freundschaft, Intrigen, die Entwicklungen der damaligen Zeit, die Probleme, mit denen sich Frauen konfrontiert sahen. Die upstairs-downstairs-Thematik hat mich auch sehr an Downton Abbey erinnert; sie gefiel mir.


Kritikpunkt ist vor allem auch das Ende, das einfach allzu überstürzt daherkommt. Viele Ereignisse werden dort nur kurz angesprochen, ohne näher ausgeführt zu werden; sie kommen zu kurz.


Es ist wahrlich keine hochtrabende Literatur, die Geschichte hallt auch nicht allzu lange nach - man kann sie lesen, muss sie aber nicht lesen. Ich werde sie dennoch weiter verfolgen. Ich möchte erfahren, wie es mit und für Linda weitergeht. Hat einer der Cousins wirklich die Seiten gewechselt? Oder darf man dem teilweisen Frieden nicht trauen? Und wie geht es mit Elinor und Emma weiter? Auch ihre Geschichte berührt und interessiert mich sehr.


Insgesamt ein nettes Buch für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 12.09.2020

Ich könnte diese Reihe ewig weiterlesen ...

Meridian Princess 2. Die Zeiterben von London
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Band 2 der Zeiterben-Trilogie, und mit ihr erleben wir Jades zweites Schuljahr an der Clockmakers Academy. Ein Jahr, in dem noch mehr passiert als während Jades erstem Jahr in London: sie erkundet ihre ...

Band 2 der Zeiterben-Trilogie, und mit ihr erleben wir Jades zweites Schuljahr an der Clockmakers Academy. Ein Jahr, in dem noch mehr passiert als während Jades erstem Jahr in London: sie erkundet ihre Wurzeln. Sie hat sowohl für Mat als auch für Henry Gefühle. Henry und dessen Schwester Lucy verhalten sich sehr merkwürdig. Führen sie Dunkles im Schilde? Stecken sie mit Dornfinger und Chronos unter einer Decke? Denn diese beiden wollen mit aller Macht verhindern, dass Jade alle Uhrzeiger findet und die Unwelt auf ewig von der Menschenwelt getrennt ist, sie unwiederbringlich an Macht verlieren. Mehr noch: sie wollen Jades Tod! Und so gerät Jade auch während ihres zweiten Schuljahres mehr als ein Mal in große Gefahr ...

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Ich bin nicht der größte Fantasy-Fan bzw. extrem wählerisch, wenn es um dieses Genre geht. Die Bücher von Anja Ukpai gehören aber zu den Werken, die ich wirklich liebe. Auch die Zeiterben-Trilogie gefällt mir so gut, dass ich diese Reihe regelrecht verschlinge.

Anja Ukpais Stil ist immer absolut leicht und flüssig lesbar, dabei aber unglaublich bildhaft und atmosphärisch. Ab der ersten Seite ist man wieder mitten in dieser Geschichte, in London (das mich persönlich übrigens stets an das viktorianische London erinnert), wohnt mit Jade und Orla im Black Swan, frühstückt, beobachtet vom Turmzimmer aus den Clockmakers Market, plaudert mit Mr. Darwy, besucht Mat und die Henders ... es ist eine Geschichte, die man nicht lediglich liest, sondern wirklich lebt und erlebt!

Insgesamt ist dieser zweite Band noch temporeicher, spannender, düsterer, mysteriöser als sein Vorgänger. Anja Ukpai findet hier die gelungene Mischung - wenn der Band nur aus den gerade genannten Elementen bestehen würde, wäre es mir vielleicht zu viel geworden, hätte er mich jedenfalls nicht so sehr begeistern können. So aber ist dieser Band sehr lebendig und ausgewogen, denn es gibt immer wieder auch Dialoge, Szenen, Kulissen, die wunderschön und harmonisch und ruhig sind und die man einfach nur genießen kann.

Es ist eine Reihe, die mich immer wieder an Harry Potter erinnert (jedoch nicht im negativen Sinne, denn Anja Ukpai hat eine unfassbare Fantasie und hat mit dieser Trilogie eine Welt erschaffen, deren Zauber dem von Harry Potters Welt in nichts nachsteht!), dabei jedoch ganz anders ist. Es gibt gewisse Parallelen ... Brice erinnert mich an Snape, Master Gridlock erinnert mich an Dumbledore, Mats Familie erinnert mich an Rons Familie, Jades Elternhaus erinnert mich an Harrys Elternhaus; da ist diese Akademie, da ist der Unterricht in Gestaltwandeln etc ...Aber es gibt auch ganz andere Dinge, etwa den Timeless Sleeper, die Schattenkluft, die Meridianlinie, ...

Auch abgesehen davon wird dem Leser hier niemals auch nur ansatzweise langweilig, denn Anja Ukpai versteht es, den Leser immer wieder mit neuen, völlig unerwarteten und unvorhersehbaren Wendungen zu überraschen.

Der Epilog sorgt dafür, dass man den dritten und letzten Band am liebsten sofort in Händen halten und loslesen möchte. Und er scheint noch eine Steigerung gegenüber diesem Band zu sein - man darf also höchst gespannt sein!

Von mir also eine absolute Empfehlung für eine großartige Reihe, die wirklich atmosphärisch und magisch ist und definitiv zu meinen absoluten Highlights des Lesejahres 2020 zählt! Ich spreche aus Erfahrung, wenn ich sage, dass man die Bücher dieser Autorin definitiv auch dann lieben und verschlingen wird, wenn Fantasy eigentlich überhaupt nicht das bevorzugte Genre ist, und dass man wirklich was verpasst, wenn man es nicht tut ...

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