Profilbild von cellonessa

cellonessa

Lesejury Star
online

cellonessa ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit cellonessa über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2023

Erschreckend, berührend, fesselnd und lesenswert!

Institut für gute Mütter
0

Die Akademikerin Frida ist alleinerziehende Mutter und versucht verzweifelt, Kind, Arbeit und etwas Zeit für sich selbst unter einen Hut zu bekommen.
Als sie Harriet eines Tages alleine lässt, um wichtige ...

Die Akademikerin Frida ist alleinerziehende Mutter und versucht verzweifelt, Kind, Arbeit und etwas Zeit für sich selbst unter einen Hut zu bekommen.
Als sie Harriet eines Tages alleine lässt, um wichtige Unterlagen in ihrem Büro zu holen, ruft ein Nachbar die Polizei.
Frida verliert das Sorgerecht und muss ein Jahr in einer Besserungsanstalt verbringen, völlig abgeschieden von der Außenwelt. Mit Hilfe einer Puppe und künstlicher Intelligenz soll dort aus ihr eine perfekte Mutter gemacht werden - die Mutter, die sie werden muss, um ihr Kind wiedersehen zu dürfen ...
Man ahnt sofort, wie schwierig, ja aussichtslos dies sein wird.
Und obwohl man Frida zu Beginn noch verurteilt und sich fragt, wie in aller Welt sie ihr Baby alleine zu Hause lassen kann, ändert sich dies schnell.
Es gelingt Jessamine Chan hervorragend, Fridas Situation, ihre Gefühle, Nöte, Verzweiflung greifbar zu machen. Fridas Schicksal lässt wohl niemanden kalt - erst recht nicht ihr Schicksal im Institut für gute Mütter und die Zeit danach, denn was sich dort abspielt und was sie dort durchleiden muss, ist unvorstellbar und geht sehr unter die Haut. Es vergeht dort kein einziger Tag ohne ständige Überwachung, schlimme Strafen, unmenschliche Lektionen, die angeblich der Besserung dienen.
Es ist unfassbar, wie absolut und hilflos Frida all diesen Personen und Dingen, diesen Apparaten, auch der Justiz, ausgeliefert ist.
Und obwohl " Institut für gute Mütter" zunächst sehr dystopisch anmutet, bekommt man schon nach kurzem Nachdenken ein sehr ungutes Gefühl und muss feststellen, dass wir vielleicht doch gar nicht so unvorstellbar weit von einem solchen Szenario entfern sind - schließlich machen wir uns etwa durch soziale Netzwerke selbst zu gläsernen Menschen; gibt es auch in der deutschen Justiz und im Jahre 2023 immer noch erschreckend viel Willkür; gewinnt auch bei uns die Künstliche Intelligenz immer mehr an Bedeutung.
Und in Ländern wie China ist sowas nochmal viel wahrscheinlicher als bei uns in Deutschland.
Und das, was Frida ansonsten erlebt, erleben sowieso leider sehr viele Frauen und Mütter, überall auf der Welt, täglich.
Zwischendurch gab es die ein oder andere Länge für meinen Geschmack, aber insgesamt ein beeindruckendes Debüt. Es ist ein fesselndes Werk, das den Leser sehr nachdenklich stimmt, ihn tief berührt und ebenso sehr erschüttert. Es ist ein Werk, das ungefiltert beim Leser ankommt.
Alles andere als leichte Kost und nichts für schwache Nerven, aber sehr lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.03.2023

Tolle Idee, deren Umsetzung mich leider nicht ganz überzeugte

Ein Geheimnis aus Magie und Eis
0

Marit und Eve sind gemeinsam in einem Waisenhaus aufgewachsen und wie Schwestern füreinander. Sie leben in einer Welt, in der viele Menschen magische Kräfte haben - doch diese Magie hat einen hohen Preis, ...

Marit und Eve sind gemeinsam in einem Waisenhaus aufgewachsen und wie Schwestern füreinander. Sie leben in einer Welt, in der viele Menschen magische Kräfte haben - doch diese Magie hat einen hohen Preis, denn wenn man ein gewisses Maß an Magie überschreitet, dann bezahlt man dies mit seinem Leben.
Eines Tages wird Eve von der berühmten Tänzerin Helene Vestergaard adoptiert. Marit sorgt dafür, dass sie als Schneiderin dort arbeiten und weiterhin mit Eve zusammen sein kann. -Doch das ist nicht der einzige Grund dafür, weshalb Marit unbedingt im Hause Vestergaard unterkommen will: Marits Vater starb in den Vestergaard-Minen und sie zweifelt daran, dass es wirklich ein Unfall war. Und sie soll Recht behalten: schon bald kommt sie einer unfassbaren Sache auf die Spur und findet heraus, was es mit der Magie und den Edelsteinen wirklich auf sich hat. Sogar der König ist involviert ...
******
Der Klappentext klang super, schon das Cover ist ein Traum ... natürlich wollte ich dieses Buch unbedingt lesen.
Rückblickend muss ich leider sagen, dass es meine Erwartungen nicht erfüllen konnte und eher enttäuschend war.
Emily Bain Murphy schreibt gut, ihr Stil lässt sich schön lesen. Und die Idee dieser Geschichte ist auch toll; ihre Umsetzung konnte mich persönlich aber leider nicht überzeugen.
Die Kapitel, die aus Philips Sicht erzählt sind, haben mich weitestgehend gelangweilt und immer wieder für Längen gesorgt. Marits Perspektive war schon interessanter, und obwohl ich die Zeit und die Kulisse schön fand, konnte mich diese Geschichte insgesamt einfach nicht packen.
Insbesondere das Ende fand ich am schwächsten.
Fazit: Tolle Idee, schwache Umsetzung. Die Hauptzielgruppe (da insbesondere Mädchen) dürfte das Buch aber toll finden und gerne lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.03.2023

Herrlich düster, mysteriös, unheimlich, fesselnd und spannend!

Ewig & immer - Die Geheimnisse der Lady Halewood
0

Die 18-jährige Juno hat gerade ihr Abitur bestanden. In Deutschland hält sie nichts, da ihre Eltern und nun auch ihre Großmutter tot sind. Sie braucht Abstand, eine Auszeit. Da kommt ein absoluter Traumjob ...

Die 18-jährige Juno hat gerade ihr Abitur bestanden. In Deutschland hält sie nichts, da ihre Eltern und nun auch ihre Großmutter tot sind. Sie braucht Abstand, eine Auszeit. Da kommt ein absoluter Traumjob wie gerufen: Sie hat schon oft davon geträumt, in einem alten Herrenhaus in England zu leben. Dieser Traum scheint nun wahr zu werden, da sie für ein Jahr lang die Gesellschafterin einer alten Dame sein und auf Staunton House in Cornwall leben soll.

Doch sehr schnell wird aus dem Traum ein Alptraum: Zunächst denkt Juno, dass alle anlässlich ihrer Ankunft nur so tun, als ob sie im späten 19. Jahrhundert leben würden - doch dann wird ihr klar, dass dieses Anwesen, diese Menschen und damit auch sie selbst tatsächlich in dieser Zeit gefangen sind. Es geschehen unerklärliche und beängstigende Dinge, es gibt dunkle Geheimnisse, einen Fluch, sie kann niemandem trauen und schwebt in größter Gefahr ... Und das vielleicht größte Rätsel: Wer ist Isobel, was ist mit ihr geschehen, und in welcher Beziehung steht sie zu Juno?

******

Beworben wurde das Buch u.a. als mysteriöse Liebesgeschichte vor der Kulisse des 19. Jahrhunderts im englischen Adel – für Fans von Jane Austen und Downton Abbey; rückblickend kann ich sagen, dass damit definitiv nicht zu viel versprochen wurde! Aus meiner Sicht ist es auch mit großem Abstand das bisher beste Buch aus der Feder dieser Autorin.

Der Stil der Autorin ist toll, lässt sich wundervoll lesen und den Leser sofort in der Geschichte abtauchen.

Auch die Figuren sind Alexandra Fischer-Hunold perfekt gelungen; sie sind meist sehr komplex, rätselhaft und undurchsichtig. Bis zuletzt kann man viele von ihnen nicht wirklich und endgültig einschätzen und erlebt mit nicht wenigen von ihnen eine gewaltige Überraschung. So habe ich bspw. letztlich gute Figuren stark verdächtigt, während ich andere, vermeintlich gute Figuren gar nicht als so gefährlich im Hinterkopf hatte.

Besonders geliebt habe ich die Atmosphäre dieser Geschichte; die durchgehend düstere, mysteriöse, gefahrvolle, gruselige, unheimliche, fesselnde und spannende Grundstimmung, die immer weiter gesteigert wird. -Und natürlich steht die Handlung dem in nichts nach. Diese Geschichte war so gut, so fesselnd und spannend, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte.

Es gibt so viele unerklärliche Ereignisse, offene Fragen, auch Rätsel bzgl. der Bewohner des Anwesens, natürlich auch und v.a. bzgl. Juno und Isobel, die den Leser unentwegt beschäftigen, wenn er nicht gerade die schaurig-schöne Atmosphäre genießt. Langweilig wird es hier keine Sekunde lang!

Geschmälert wurde dieser absolut positive Eindruck allenfalls dadurch, dass am Ende vielleicht einer Person zu schnell vergeben wurde/das sicher sehr subjektiv ist, wie nachvollziehbar man das findet, und dass ich mich etwa gefragt habe, wie man Kontakt zu der Agentur aufnehmen konnte, um Juno nach Staunton House zu locken. -Aber das soll hier wirklich nicht so sehr ins Gewicht fallen, da der ganze Rest genial ist und mir großartige Lesestunden geschenkt hat. Es ist eines der Bücher, die man am liebsten ewig weiterlesen würde, weil man sie so sehr liebt. -Und eines der Bücher, die garantiert nicht nur der eigentlichen Zielgruppe gefallen!

Fazit: Tatsächlich eine tolle Geschichte à la Jane Austen und Downton Abbey. Vermutlich eines meiner Jahreshighlights 2023 und ein Muss für alle, die England, vergangene Jahrhunderte, Herrenhäuser, zarte Liebesgeschichten, dunkle Geheimnisse und viel Spannung, Gefahr sowie eine herrlich düstere, mysteriöse und unheimliche Grundstimmung mögen oder gar lieben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.03.2023

Ziemlich enttäuschend und langweilig

In blaukalter Tiefe
0

Ein zehntägiger Segeltörn in den schwedischen Schären ... was romantisch klingt, ist alles andere als romantisch, denn hier bricht nicht ein Ehepaar allein auf, sondern es handelt sich um zwei Kanzleikollegen ...

Ein zehntägiger Segeltörn in den schwedischen Schären ... was romantisch klingt, ist alles andere als romantisch, denn hier bricht nicht ein Ehepaar allein auf, sondern es handelt sich um zwei Kanzleikollegen mitsamt ihrer Frauen. Außerdem ist ein mysteriöser Skipper an Bord, der nicht der zu sein scheint, der er zu sein vorgibt, und der mindestens ein dunkles Geheimnis zu haben scheint.
Schon bald wird nicht nur das Wetter gefährlich, sondern auch die Stimmung an Bord, denn schnell stellt sich heraus, dass dieser Segeltörn einem bestimmten Zweck dient, entsprechend krampfhaft durchgeführt wird; dass die Ehepaare nicht zueinander passen und die Yacht lieber heute als morgen wieder verlassen würden - und auch dem Skipper wäre es eindeutig am liebsten, wenn kein Mensch an Bord wäre ...
Parallel zu einem schweren Sturm bricht dann auch auf der Yacht alles los und fallen alle Masken ...
Der Klappentext klang toll, ich war richtig gespannt darauf, was unter der Oberfläche dieser vermeintlich perfekten Leben brodelt, welche dunklen Geheimnisse und unschönen Wahrheiten da zutage treten werden, wie sich sich auf diese Menschen und im wahrsten Sinne auch auf ihre Leben auswirken werden.
Die Idee der Autorin ist gut, die Umsetzung hat mir persönlich leider nicht sonderlich gefallen. Ich hatte mir wesentlich mehr von diesem Roman erhofft und war letztlich ziemlich gelangweilt und enttäuscht.
Der Stil ist in Ordnung, allerdings auch nichts besonderes.
Stellenweise wird es recht interessant, doch größtenteils wird diese Geschichte recht spannungsarm erzählt. Am interessantesten war noch der geheimnisvolle Skipper.
Nicht nur von der Handlung, auch von den Figuren hatte ich mir mehr versprochen. Sie blieben zu blass und distanziert.
Außerdem wurden zu viele Dinge nur angekratzt und auch insofern das Potenzial nicht ausgeschöpft. Und das betrifft leider auch die Schwerpunkte dieser Geschichte.
Leider kein Roman, der lange nachklingen wird, im Gegenteil.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.03.2023

Eine großartige Fortsetzung einer großartigen Trilogie

Schloss Liebenberg. Hinter dem falschen Glanz
0

Band 2 der Schloss Liebenberg-Trilogie: Adelheid macht die Fürstin für den Tod ihrer Mutter verantwortlich und sinnt auf Rache. Schnell bietet sich eine Gelegenheit, als sie an einen kompromittierenden ...

Band 2 der Schloss Liebenberg-Trilogie: Adelheid macht die Fürstin für den Tod ihrer Mutter verantwortlich und sinnt auf Rache. Schnell bietet sich eine Gelegenheit, als sie an einen kompromittierenden Brief gelangt, der den Fürsten schwer belastet und ihn ins Gefängnis bringen könnte. Als ein unbekannter Mann Adelheid anspricht und ihr viel Geld für Interna aus dem Schloss bietet, zögert Adelheid, deren Familie zudem mehr denn je auf das Geld angewiesen ist, nicht lange und lässt sich auf die Sache ein. Das ganze Ausmaß ihres Handels erkennt sie erst, als es für Reue schon zu spät ist ...

******
Um es kurz zu machen: Es handelt sich um eine hervorragende Reihe und um einen ebensolchen zweiten Band!

Hanna Caspians Stil ist gewohnt großartig, sodass man diese Bücher schon deswegen gerne liest und genießt.

Zu Beginn wird weder zu knapp noch zu ausschweifend aus die Ereignisse des ersten Bandes Bezug genommen, sodass der Leser dessen Inhalt wieder in Erinnerung hat und die Fortsetzung nahtlos an den Auftaktband anknüpfen kann.

Die weitere Aufarbeitung der Eulenburg-Affäre sowie das sonstige Leben im Schloss, v.a. natürlich der Dienerschaft, halten sich erneut die Waage. Hanna Caspian hat hervorragend recherchiert (im Übrigen ist auch ihr Nachwort wieder sehr lesenswert) und stellt die Eulenburg-Affäre erneut so spannend und lebendig dar, dass selbst geschichtlich und politisch weniger interessierte Leser begeistert sein und dies gerne lesen dürften. Auch das upstairs-downstairs-Verhältnis und damit verbunden das Downton Abbey-Feeling kommen keinesfalls zu kurz, sodass es sich letztlich um eine sehr ausgewogene und gelungene Mischung handelt, die dazu führt, dass man auch diesen zweiten Band regelrecht verschlingt, weil er so spannend und gut ist, dass man ihn einfach nicht mehr aus der Hand legen kann.

V.a. Adelheid macht in diesem Band eine enorme Entwicklung durch, und diese ist wohl noch lange nicht abgeschlossen. Sehr viele Figuren haben dunkle Geheimnisse, Lügen und Intrigen sind an der Tagesordnung. Schon dadurch, insbesondere natürlich durch Adelheids Verhalten und Taten, ist diese Fortsetzung von Anfang bis Ende extrem fesselnd und spannend. Viele Dinge, die man schon lange vermutet oder befürchtet hat, sind noch nicht eingetreten. Dies und auch das Verhältnis der Figuren zueinander garantiert viel Potenzial für den dritten Band, der Anfang September erscheinen und vermutlich noch temporeicher, fesselnder und spannender werden wird: Wie wird es etwa mit Adelheid und Viktor weitergehen, wie mit anderen Figuren? Was passiert mit Adelheid, wie wirkt sich ihr Verhalten aus? Werden ihre Arbeitgeber ihr verzeihen können? Was geschah damals wirklich? Zudem ist nach wie vor die ein oder andere Frage bzgl. des ersten Bandes offen; etwa die, weshalb ausgerechnet Adelheid ausgewählt wurde, um im Schloss zu arbeiten. Und wie geht es in Sachen Eulenburg-Affäre weiter?

Fazit: Eine gelungene Mischung aus der Aufarbeitung der Eulenburg-Affäre und Downton Abbey mit Schauplatz Mark Brandenburg. Eine wirklich sehr gute, absolut lesenswerte Fortsetzung der Schloss Liebenberg-Trilogie, die viel Lust macht auf den dritten und letzten Band der Reihe, der -sofern das noch möglich ist- verspricht, NOCH besser, temporeicher, bedrohlicher, spannender und fesselnder zu werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere