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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2019

Die Liebe, die Schule und ganz viel dazwischen!

Fünf Sterne für dich
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In „Fünf Sterne für dich“ von Charlotte Lucas geht es um den alleinerziehenden Konrad, dessen 12jährige Tochter Mathilda nach einem Umzug nun in die siebte Klasse eines Hamburger Gymnasiums geht, und die ...

In „Fünf Sterne für dich“ von Charlotte Lucas geht es um den alleinerziehenden Konrad, dessen 12jährige Tochter Mathilda nach einem Umzug nun in die siebte Klasse eines Hamburger Gymnasiums geht, und die junge Lehrerin Pia, die Mathildas Klasse als ihre erste eigene zusammen mit ihrem erfahrenen Kollegen Tom übernommen hat und sehr perfektionistisch an die Sache heran geht.

Konrad ist professioneller Produktrezensent und lebt nach der Maxime „Lass alles weg, was dir nicht guttut!“. Und genau dies führt zu einer gewissen Fluchtstrategie, die ihm selbst gar nicht so bewusst ist. Mathilda will mehr über ihre Mutter wissen, als Konrad bereit ist, zu offenbaren, bis er in die Enge getrieben wird. Er engagiert sich in der Schule und kommt damit zwangsläufig Pia näher. Wenn da nur nicht Unsicherheit und verletzte Gefühle im Weg stehen und Verwicklungen und Probleme in der Klassendynamik das Ganze zusätzlich verkomplizieren würden, wäre alles doch ganz einfach…oder nicht? Weit gefehlt!

Ich kannte die Autorin bereits und mag den lockeren Schreibstil sehr, der vor Tiefe keinen Halt macht. Der Perspektivenwechsel zwischen Konrads und Pias Sicht gibt dem Leser eine Art Vogelperspektive, die sehr zum besseren Verständnis beiträgt.
In dem Buch werden zahlreiche mitunter hochaktuelle Themen geschickt miteinander verknüpft. Dazu bedient sich die Autorin so mancher Übertreibung, die sich aber im Nachhinein nur logisch und notwendig für das Gesamtkonstrukt entpuppt. Das Buch gibt einem auf diese Art sehr viele Denkanstöße, ohne penetrant auf Problemen und Schwachstellen im Schulsystem herumzutrampeln, wobei das nicht mal das einzige große Thema im Buch ist. Jeder, der ein schulpflichtiges Kind hat, wird sich gleich wiederfinden und viele Situationen aus eigener Erfahrung kennen. Mathildas vorbildhaftes Verhalten sollte dabei als angestrebtes Ziel in Sachen Charakterstärke betrachtet werden, und zwar auf der ganzen Linie.

Das Buch ist perfekt als unterhaltsame Sommerlektüre – nicht nur am Strand!
Ich vergebe daher alle 5 Sterne und das nicht, um dem Titel, sondern vielmehr um dem Inhalt gerecht zu werden!

Vielen Dank an die Lesejury, die mir das Manuskript im Rahmen einer autorenbegleiteten Leserunde zur Verfügung gestellt hat.

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Veröffentlicht am 29.04.2019

BFF gibt’s auch bei Jungs oder: Der schlaue Greg und der naive Rupert

Ruperts Tagebuch - Zu nett für diese Welt!
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„Ruperts Tagebuch - Zu nett für diese Welt! Jetzt rede ich!“ ist der neue Comic-Roman von Jeff Kinney, dem Autor der beliebten Reihe „Gregs Tagebuch“, die inzwischen bereits 13 Bände umfasst. Diesmal kommt ...

„Ruperts Tagebuch - Zu nett für diese Welt! Jetzt rede ich!“ ist der neue Comic-Roman von Jeff Kinney, dem Autor der beliebten Reihe „Gregs Tagebuch“, die inzwischen bereits 13 Bände umfasst. Diesmal kommt Rupert zum Zug und erzählt seine persönliche Sichtweise der Vorkommnisse in Schule und privat. Da Greg Ruperts bester Freund ist, handeln sie in der erster Linie von den beiden.

Mit Ruperts Tagebuch scheint auf den ersten Blick eine zweite Reihe zu beginnen, auf den zweiten Blick allerdings entpuppt sich diese eher als Ergänzung denn als Konkurrenz zu Gregs Tagebüchern und kann das gewohnte Niveau nicht ganz halten. Der Schreibstil ist zwar unverkennbar aus derselben Feder, allerdings handelt es sich entgegen dem Titel nicht um ein Tagebuch.

Da der Text diesmal aus Ruperts Sicht geschrieben wurde, wurden Bilder und Schrift leicht modifiziert. Die Bilder sind deutlich einfacher und detailärmer gestaltet als bei Greg und die Schrift ist etwas breiter und größer. Beides wurde an Ruperts Charakter angepasst und ist nachvollziehbar.

Rupert wurde in Gregs Tagebüchern immer als ein dicklicher Junge dargestellt, der etwas treudoof ist und im Grunde alles tut, was Greg von ihm verlangt und dabei öfter mal den Kürzeren zieht. Dieser Eindruck wird in Ruperts Geschichten nicht nur bestätigt, sondern deutlich verschärft dargestellt. Hier ist Greg der coole Junge, der ohne Rücksicht auf Verluste zum Teil richtig üble Streiche spielt und stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Und Rupert ist der naive Freund, der nichts schnallt und Greg anhimmelt.

Anders als bei Gregs Geschichten erfährt man im Grunde nichts über gegenwärtige Geschehnisse, daher ist der Begriff „Tagebuch“ hier vielleicht nicht ganz korrekt. Vielmehr sind es mehr oder weniger chronologisch sortierte Geschichten über die Freundschaft von Greg und Rupert aus der Vergangenheit, die das Buch füllen, aber ich finde das vollkommen in Ordnung. Durch den Perspektivenwechsel bekommt alles einen neuen Anstrich, was den Leser bei Laune hält.

Auch wenn es am Anfang ungewohnt ist und man sich zwischendrin des öfteren fragt: „Ist Greg wirklich so gemein und hinterlistig oder liegt es an der verzerrten Wahrnehmung von Rupert?“ steht das Buch im Unterhaltungswert den Tagebüchern von Greg ins nichts nach. Die Charaktere kommen allerdings bei Ruperts Geschichten beide nicht sonderlich gut weg. Meines Erachtens wird man dadurch weder Greg noch Rupert wirklich gerecht. Aber vielleicht muss man das Ganze auch nicht auf die Goldwaage legen und sich einfach sagen, dass alles eine Frage der subjektiven Wahrnehmung ist. Es sind halt Schulfreunde und keine Erwachsenen - und die Zielgruppe umfasst nach wie vor Grundschüler.

Von mir gibt es klare 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.03.2019

Ist ein Spenderherz mehr als nur ein lebensverlängerndes Organ?

Dein fremdes Herz
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In „Dein fremdes Herz“ von Kati Seck geht es um Nela Harolds, eine junge Frau von 29 Jahren, deren Leben komplett aus den Fugen gerät, als Ellen, die Ehefrau ihres verstorbenen Vaters, welcher den Kontakt ...

In „Dein fremdes Herz“ von Kati Seck geht es um Nela Harolds, eine junge Frau von 29 Jahren, deren Leben komplett aus den Fugen gerät, als Ellen, die Ehefrau ihres verstorbenen Vaters, welcher den Kontakt zu ihr bereits in ihrer Kindheit abgebrochen hat, sie unvermittelt 15 Jahre nach dessen Tod per Post kontaktiert und dazu ermuntert, eine Reise in die Vergangenheit zu unternehmen. Dabei gewinnt Nela Erkenntnisse, an die sie nicht im Traum gedacht hätte, und die ordentlich an den bis dato so stabil und eingefahren wirkenden Grundfesten ihrer Existenz und ihre Lebensstils rütteln, denn es ist das Herz ihres Vaters, das nach seinem Tod gespendet wurde und ihr nun - 15 Jahre später - den Weg in die Zukunft weist.

Ich fand die Geschichte unterhaltsam, auch wenn ich Nelas Geschichte, also den Hauptstrang in der Gegenwart, recht vorhersehbar war. Der Stilwechsel zwischen der Briefform einerseits und der Textform aus Nelas Perspektive andererseits hat mir sehr gut gefallen. Die Briefe von Ellen im Tagebuchstil sind sehr emotional, dramatisch und tiefgründig. Sie haben die eher flache Geschichte sehr stark aufgewertet und die Balance wieder hergestellt.

Besonders hervorzuheben sind die Poesie, die vielen eingestreuten Wortspiele und geflügelten Worte, die man gerne im Kopf behält, und die das Buch wirklich zu etwas Besonderem machen.

In Kati Sechs Buch wurde ein sehr wichtiges Thema eingebettet in eine packende und emotional anrührende Geschichte. Das Thema Organspende zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Allerdings sollte man sich über das Buch, das ich eher als Denkanstoß empfinde, hinaus noch einmal eingehender informieren und mit dem Thema auseinandersetzen, um für sich selbst die richtige Entscheidung treffen zu können. So viel ist allerdings spätestens nach der Lektüre dieses Buches sicher: ein Organspendeausweis ist in jedem Fall empfehlenswert, wenn man möchte, dass im eigenen Sinne entschieden wird, wenn man selbst dazu nicht mehr in der Lage ist.

Eine klare Leseempfehlung und ein großer Dank an die Lesejury, die mir das Buch im Rahmen einer autorenbegleiteten Leserunde zur Verfügung gestellt hat.

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Veröffentlicht am 30.01.2019

Wahrheit versus Überzeugungskraft - was ist stärker, was gerechter?

Anatomie eines Skandals
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„Anatomie eines Skandals“ von Sarah Vaughan ist der dritte auf deutsch übersetzte Roman der Autorin (sarahvaughanauthor.com). Er ist im Original auf Englisch unter dem Titel „Anatomy of a Skandal“ im Januar ...

„Anatomie eines Skandals“ von Sarah Vaughan ist der dritte auf deutsch übersetzte Roman der Autorin (sarahvaughanauthor.com). Er ist im Original auf Englisch unter dem Titel „Anatomy of a Skandal“ im Januar 2018 erschienen und wurde als Sunday Times Bestseller in 21 Sprachen übersetzt. Die Autorin hat als Politische Korrespondentin und Journalistin bei der TIMES und dem GUARDIAN gearbeitet, bevor sie begann, Romane zu schreiben. Das hier rezensierte Buch ist ihr Drittes und sie arbeitet an ihrem vierten Roman mit ähnlicher Thematik.

Es geht in dem Buch um den verheirateten charismatischen Staatssekretär und Familienvater James Whitehouse, der eine mehrmonatige Affäre mit seiner attraktiven Assistentin Olivia hat, die ihn der Vergewaltigung beschuldigt und anklagt. Die Anklage bringt alles ins Wanken, was bis dato stabil und unkaputtbar schien: die Ehe, die Familie, die politische Karriere, das Ansehen, die Kontakte. Stabilisiert es sich wieder durch einen Freispruch oder fällt alles in sich zusammen wie ein Kartenhaus durch eine Verurteilung? Die Geschworenen haben das Wort, aber haben sie auch das Schicksal in der Hand? Und was ist, wenn die Prozessanwältin der Anklage eigene Interessen verfolgt?

Es gibt in dem Buch mehr als nur einen Protagonisten, wobei bis auf die Prozessanwältin der Anklage in der Ich-Form alle Perspektiven in der dritten Person erzählt werden. Durch den Perspektivenwechsel hat man als Leser den Weitblick, dennoch stellt sich am Ende die Frage, wem man eigentlich glauben soll und wie man selbst entschieden hätte. Wahrheit und Lüge verschwimmen in der Realität und Loyalitätskonflikte verschleiern das Geschehen zusätzlich. Es gibt viele Geheimnisse, die unausgesprochen im Raum umherschwirren - als Leser erfährt man sie nach und nach bruchstückhaft, aber die Betroffenen kennen sie zum Teil nicht, ahnen nur im besten Fall - reicht das für ein Urteil?

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich habe mich durchweg gut unterhalten gefühlt. Das Cover finde ich sehr passend. Der Schreibstil ist flüssig und die Kapitellänge mit meist 10-15 Seiten angenehm. Sprachlich ist das Ganze im Mittelfeld einzusortieren.
Auch die Zeitsprünge fand ich in Ordnung, wobei ich manchmal genauer hinschauen musste beim Datum, um das Geschehen chronologisch einordnen zu können.
Das Geschehen in der Gegenwart war für mich plausibel und authentisch. Die Rückblenden in die Vergangenheit (25 Jahre zurück ins Jahr 1993) hingegen haben mich allerdings nur bedingt bereichert, denn für den Gerichtsprozess in der Gegenwart hatten sie keine echte Relevanz, wohl aber für gewisse Motive und Gedanken zum Gesamtverständnis, von daher war es okay, wenn auch teilweise verwirrend. Letztlich wird recht tiefgründig beleuchtet, was nur Fassade ist. Diese Offenlegung ist erschütternd, allerdings auch nicht wirklich so skandalös, wie ich erwartet hatte. Gerechtigkeit ist nicht immer das, was vor Gericht verhandelt wird - da zählt Überzeugungskraft deutlich mehr - und nicht jeder, der Unrecht tut, wird so bestraft, dass die Leidtragenden entschädigt werden. Das ist jedoch für mich alles nichts Neues!

Ich fand den Einblick in den Alltag beim britischen Gericht sowie hinter die Kulissen der Politik wirklich interessant und kann das Buch zur Unterhaltung empfehlen. Da jedoch aufgrund der Rückblenden viele Fragen offen geblieben bzw. erst entstanden sind, die man als Leser ungern selbst rein spekulativ beantwortet, muss ich einen Stern abziehen.

Vielen Dank an die Lesejury, die mir ein Vorab-Manuskript zur Verfügung gestellt hat.

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Veröffentlicht am 28.11.2018

Chaos durch zu viel Brisanz

Deine letzte Stunde
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In „Die letzte Stunde“ des spanischen Autors Carlos Montero geht es um Raquel, eine junge Aushilfslehrerin Anfang 30, die für 7 Monate an einer Schule in einem heruntergekommenen spanischen Viertel einen ...

In „Die letzte Stunde“ des spanischen Autors Carlos Montero geht es um Raquel, eine junge Aushilfslehrerin Anfang 30, die für 7 Monate an einer Schule in einem heruntergekommenen spanischen Viertel einen Literaturkurs einer 12. Klasse übernehmen soll, da die Vorgängerin Elvira Ferreiro (kurz Viruca) tot aufgefunden wurde und der erste Vertretungslehrer nach kurzer Zeit wegen Depressionen gekündigt hat. Mit diesen Informationen geht Raquel an die Schule und findet sich einem Kurs von Schülern gegenüber, in dem drei ziemlich aus der Reihe tanzen und sie auf’s Übelste provozieren und erpressen. Sie ahnt, dass hinter dem Tod von Viruca vielleicht doch mehr steckt als allgemein angenommen. Da sie selbst privat auf prekäre Art bedroht wird, will sie ohne die Polizei auf eigene Faust dahinter kommen und gerät so immer tiefer in das, was wirklich hinter dem Geschehen steckte und bei weitem noch nicht zu Ende ist.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und der Spannungsbogen überzeugend. Man liest das Buch zu Ende, weil man wissen will, was nun hinter dem Tod der Lehrerin steckt und wer hinter Raquel her ist. Bis zuletzt halten sich die Verdachtsmomente die Waage.

So weit so gut. Wenn man allerdings das Buch am Ende zuschlägt, steht man leider ziemlich geplättet und ratlos da. Man wurde letztlich von unzähligen Themen, die für sich gesehen durchaus etwas mehr Aufmerksamkeit und Bedeutung verdient gehabt hätten, regelrecht erschlagen. Alkohol, Drogen, Prostitution, Mobbing, Betrug, Fremdgehen, Verrat, echter und versuchter Mord und Totschlag an Mensch und Tier, Vertrauensmissbrauch und Internet-Hacking sind die, die mir ad hoc einfallen, aber es gibt sicherlich noch mehr. Vor allem das Verhalten von Raquel ihren Schülern gegenüber stößt wohl jedem pädagogisch auch nur ansatzweise fähigen Menschen auf und nicht nur Fachleuten.

Je mehr man über den Inhalt des Buches nachdenkt, diskutiert und sich austauscht, desto mehr Ungereimtheiten treten zutage, so dass am Ende ein recht unbefriedigendes Gefühl übrig bleibt, das man während des Lesens so in der Form gar nicht hatte!

Vielleicht liegt es mitunter daran, dass der Autor für Drehbücher bekannt ist. Beim Film schießt man ja gerne mal über das Ziel hinaus und es kann gar nicht genug Brisanz, Action und Themenvielfalt geben.

Das Buch hatte thematisch sehr viel Potential, das aber leider nicht genutzt wurde, sondern statt dessen in zu viele Rand-Themen versprengt wurde. Am Ende bleibt nur ein Bild des vollendeten Chaos übrig, und man weiß gar nicht, worum es in dem Buch eigentlich ging.


Alles in allem kann ich aus den oben genannten Gründen nur 2,5 Sterne geben.

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