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Veröffentlicht am 20.07.2023

Nur ein Unfall?! - Rasantes Verwirrspiel mit ungewissem Ausgang...!

Zwei Fremde
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„Zwei Fremde“ von Martin Griffin ist als Taschenbuch mit 288 Seiten bei Lübbe erschienen.

Remie Yorke arbeitet in dem abgelegenen McKinnon Hotel in den schottischen Highlands. Es ist der letzte Tag der ...

„Zwei Fremde“ von Martin Griffin ist als Taschenbuch mit 288 Seiten bei Lübbe erschienen.

Remie Yorke arbeitet in dem abgelegenen McKinnon Hotel in den schottischen Highlands. Es ist der letzte Tag der Saison, es befinden sich nur noch 2 Gäste im Hotel und Remie hat noch genau 72 Stunden bis zu dem Flug, der sie in ihr neues Leben bringen soll.
Doch dann macht ihr die Natur einen Strich durch die Rechnung - es bricht ein Schneesturm los, das Hotel wird von der Außenwelt angeschnitten und ist unerreichbar - kein Telefon, kein Internet, kein Strom - wie gut, dass wenigstens das Notstromaggregat läuft!
Dann erscheint ein verletzter Polizist, Constable Gaines, der sich durch die Schneemassen kämpfen konnte und erzählt von einem Unfall bei einem Gefangenentransport aus dem nahe gelegenen Gefängnis, bei dem es offensichtlich einen flüchtigen Schwerverbrecher gibt.
Als kurz darauf ein zweiter Polizist autftaucht, der sich ebenfalls als PC Gaines ausgibt, beginnt ein Verwirrspiel, das mit dem Tod zu enden droht - und Remie ist ganz auf sich gestellt, denn einer der beiden Hotelgäste ist außer Haus und dem anderen kann sie ebenfalls nicht trauen…

Mir hat die Grundidee dieses Thrillers sehr gefallen, und die Atmosphäre, die Martin Griffin hier erzeugt, ist düster und authentisch - die Gänsehaut kroch mir des Öfteren über den Rücken während der Lektüre.
Auch die Kälte, die Schneemassen und die Lawinengefahr sind allgegenwärtig - eine perfekte Lektüre für den Herbst und Winter!
Der Autor hat einen packenden, temporeichen Schreibstil voller Wendungen und überraschenden Twists, der sich flüssig lesen lässt und der Spannungsbogen baut sich kontinuierlich auf.

Auch die Charaktere finde ich gut ausgearbeitet und insbesondere Remie sehr gelungen. Im Verlauf der Handlung erfährt man einiges über ihre Vergangenheit und es wird klar, wie es zu dieser verfahrenen und gefährlichen Lage kommen konnte, in der sich Remie und Jai, der rätselhafte Hotelgast, der fast nicht von ihrer Seite weicht, nun befinden.

Zwar ist die Handlung bisweilen konstruiert und es ist auch nicht alles komplett logisch und nachvollziehbar - aber das Entstehen der Grundsituation nehme ich gern als gegeben hin (warum auch immer ein Gefangenentransport bei einem sich ankündigenden schweren Unwetter durchgeführt wird) und auch das weitere Geschehen konnte mich fesseln und ich habe permanent mitgefiebert.

Die Auflösung, wer der echte Gaines ist, erfolgt bereits relativ früh, danach geht es um das Entkommen und die Situationen, in denen es actionreich wird und um Leben und Tod geht.
Der erste Teil hat mir etwas besser gefallen, es war irgendwie perfider und undurchschaubarer, dennoch wollte ich natürlich auch nach Klärung der wahren Identitäten unbedingt wissen, wie es weitergeht - und der Autor vermochte mich durchaus zu überraschen!

Ein packender, rasanter Thriller in düsterer Atmosphäre mit einer sympathischen Protagonistin - 4 Sterne von mir :)

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Veröffentlicht am 19.07.2023

Fatale Sucht nach Nervenkitzel…die aufregende Lebensgeschichte eines genialen Hochstaplers!

Als mir die Welt gehörte
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"Als mir die Welt gehörte" von Bastian Kresser ist als gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag und Lesebändchen beim Braumüller Verlag erschienen und bietet 350 Seiten kurzweiliges Lesevergnügen!

Es geht ...

"Als mir die Welt gehörte" von Bastian Kresser ist als gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag und Lesebändchen beim Braumüller Verlag erschienen und bietet 350 Seiten kurzweiliges Lesevergnügen!

Es geht hier um den Gauner, Trickbetrüger und Hochstapler Victor Lustig, der 1890 im tschechischen Arnau zur Welt kam und 1947 in Missouri starb. Die meisten kennen ihn als den Mann, der den Eifelturm verkaufte. Begonnen hat Lustig seine Karriere als Hütchenspieler, verfeinerte und perfektionierte seine Fähigkeiten in Wien, Paris und London und ging dann nach Amerika, wo er mit dem Vertrieb von Falschgeld und einem schier riesigen Netzwerk von Helfern sowie unzähligen unterschiedlichen Identitäten das gesamte Finanzsystem ins Wanken brachte...

Victor Lustig war ein sehr kreativer Hochstapker und Betrüger , der zahlreiche Identitäten innehatte und geniale Ideen zu waghalsigen Coups umgesetzt hat. Das aufregende Leben eines faszinierenden Menschen, der definitiv im wahrsten Sinn des Wortes seines eigenen Glückes Schmied war und mir trotz seines kriminellen Werdegangs durch und durch sympathisch ist!

Bastian Kresser hat in seinem Roman eine wahre Geschichte sowie fiktionale Elemente zu einem großartigen, witzigen, fesselnden und sehr unterhaltsamen Roman über das Leben des Counts verwoben. Bildhaft und detailliert schildert er den Werdegang des so facettenreichen Mannes , der auch als Chamäleon hätte durchgehen können…
Sehr unterhaltsam ist auch seine Bekanntschaft mit Al Capone, der gleichzeitigmit ihm in Alcatraz einsass sowie die wechselnden Erzählperspektiven und die Entwicklung seines Werdeganges. Sein wachsendes Verlangen nach immer mehr Nervenkitzel und immer waghalsigeren Coups wurde ihm schließlich zum Verhängnis...

Bastian Kresser hat die Lebensgeschichte dieses Gauners, der trotz all seiner Vergehen zu 100 % symapthisch herüberkommt, als Aufhänger genommen, einen fesselnden Roman über eine faszinierende Persönlichkeit zu schreiben. Und auch wenn die Basis wahr ist, schreibt selbst der Autor zu Beginn des Romans, mann solle ihm kein Wort glauben...!

Ein fantastischer Roman mit viel Liebe zum Detail, Humor, Kreativität und einem ganz großen Augenzwinkern - Chapeau!!

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Veröffentlicht am 17.07.2023

Hochaktueller, wundervoll geschriebener Roman, der sensibilisiert...!

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
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"Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen" von John Ironmonger ist als gebundene Ausgabe mit wunderschön illustriertem Schutzumschlag beim S. Fischer Verlag erschienen und bietet 416 Seiten allerfeinsten ...

"Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen" von John Ironmonger ist als gebundene Ausgabe mit wunderschön illustriertem Schutzumschlag beim S. Fischer Verlag erschienen und bietet 416 Seiten allerfeinsten Lesegenuss.
Erneut entführt uns der Autor in seinem neuen Roman nach St. Piran, dem beschaulichen Dörfchen in Cornwall.

Mit dem Studenten Tom und dem Politiker Monty treffen Welten aufeinander, und nach hitzigen Diskussionen im örtlichen Pub beschließen die beiden ungleichen Protagonisten den Mittsommerbend mit einer außergewöhnlichen und folgenschweren Wette...!

Für mich als Leserin war die Rückkehr nach St. Piran wie ein Nachhausekommenund ich war wirklich froh, wieder dort zu sein! Anfangs musste ich mich hineinfinden, um mit den Zeitsprüngen zurechtzukommen, aber trotzdem habe ich diesen Roman von Anfang an geliebt und war direkt wieder mittendrin in dem kleinen cornischen Fischerdorf.

Die Idee des Plots gefällt mir richtig gut und es ist ausgesprochen lehrreich, die Entwicklung des Klimas an diesem Beispiel über 50 Jahre mitzuverfolgen, zudem ich definitiv mitgefiebert habe, wer die Wette wohl verlieren würde...

John Ironmonger hat seine Charaktere so gegensätzlich, so schwarz und weiß gezeichnet, dass es sowohl Freude als auch Qual ist, mitzuerleben, wie die beiden sich zusammenraufen und extreme Situationen miteinander meistern müssen! Tom, der sich unermüdlich für das Klima engagiert und versucht, den Menschen die Augen zu öffnen und auf der anderen Seite Monty, der typische Politiker, der mit vielen Worten wenig sagt und versucht, eher abzulenken und unbequeme Wahrheiten zu verschleiern...

Ironmonger hat diesen wunderbaren, unnachahmlichen Schreibstil, eine Kombination aus Poesie und Wortwitz, die bezaubert und häufig auch amüsiert.
So vermittelt er seine Botschaft fast spielerisch leicht und regt gerade dadurch zum intensiven Nachdenken an, was dem Ganzen umso mehr Gewicht verleiht, so daß eine drängende moralische Keule keineswegs vonnöten ist!

Ein wundervoll geschriebener, wichtiger Roman, der fesselt und mich sensibilisiert, aber dennoch hoffnungsvoll zurückgelassen hat...!

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Veröffentlicht am 17.07.2023

Weniger wäre hier mehr gewesen...!

Die Patienten
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"Die Patienten" von Nikolas Stoltz ist als Taschenbuch mit 384 Seiten bei Lübbe erschienen.

Ein brutaler Mord führt die Polizeipsychologin Caro Löwenstein und Kommissar Simon Berger zu einer abgelegenen, ...

"Die Patienten" von Nikolas Stoltz ist als Taschenbuch mit 384 Seiten bei Lübbe erschienen.

Ein brutaler Mord führt die Polizeipsychologin Caro Löwenstein und Kommissar Simon Berger zu einer abgelegenen, bewusst von der Außenwelt abgeschirmten psychiatrischen Klinik.
Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, denn der Klinikleiter ist nicht sehr kooperationsbereit und die Patienten ausgesprochen labil.
Nach anfänglichen Fehlversuchen, weiterzukommen, wird entschieden, dass Caro in der Klinik wohnen soll, um dort behutsam weiterzuermitteln. Allerdings gibt es dort oben keinen Handyempfang und Caro muss allein in einer nicht abschließbaren Hütte im Wald übernachten - und es stellt sich die dringende Frage, ob der Täter ein Eindringling war oder aus der Klinik stammt....

Nicolas Stoltz hat einen leicht lesbaren, flüssigen Schreibstil, der wirklich unterhaltsam und auch spannend ist und anfangs dachte ich, dieser Thriller könnte sich zu einem packenden Pageturner entwickeln. Die Grundidee war vielversprechend, das Setting außergewöhnlich.

Leider hat der Autor aber ein bisschen zuviel gewollt und, vermutlich um vom Täter abzulenken, jede Menge, zum großen Teil für den Fortgang der Handlung unbedeutende, Nebenhandlugen und viel Action hereingebracht.

Desweiteren sind sämtliche Charaktere stark überzeichnet und nicht glaubwürdig - eine Mutter, die ihre pubertierende Tochter zu viel allein lässt, ein Kommissar mit Suchtproblemen, der zur Beschaffung seiner Medikamente in einschlägigen Dealerkreisen verkehrt und zu allem Überfluss noch der junge Kollege Darlinger, der sich direkt in eine Falle locken lässt und es mit merkwürdigen Ritualen zu tun bekommt - mehr will ich hier nicht preisgeben, um nicht zu spoilern.

Somit sind die Ermittler allesamt impulsiv, neigen zu Alleingängen und handeln weder weit- noch umsichtig, sondern total blauäugig...absolut unrealistisch!

Den Mörder hatte ich bereits im ersten Drittel entlarvt, somit konnte mich der Autor mit seinen zwar rasanten, dennoch vielfach heftig übertriebenen Wendungen bei der Auflösung nur noch teilweise überraschen.

Insgesamt war der Plot in meinen Augen überfrachtet, etwas bizarr und vor allem nicht authentisch. Außerdem erschließt sich mir nicht, woher der Titel kommt - ich hatte mir da etwas anderes versprochen, denn die Patienten der Klinik sind hier absolute Nebensache.

Das Buch besticht einerseits durch seinen eingängigen, flüssigen und packenden Schreibstil, andererseits wurde die Spannung duch überladene, unnötige und vor allem unglaubwürdige Nebenhandlungen empfindlich gestört. Schade.

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Veröffentlicht am 14.07.2023

Das Leben einer Löwin - persönliche, berührende Familiengeschichte eines ganzen Lebens!

Solange wir leben
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"Solange wir leben" von David Safier ist als ungekürztes Hörbuch mit einer Laufzeit von 11 Stunden, 9 Minuten bei Argon AVE Verlag GmbH erschienen und wird gesprochen von Reinhard Kuhnert; Vera Teltz und ...

"Solange wir leben" von David Safier ist als ungekürztes Hörbuch mit einer Laufzeit von 11 Stunden, 9 Minuten bei Argon AVE Verlag GmbH erschienen und wird gesprochen von Reinhard Kuhnert; Vera Teltz und David Safier.

Der bekannte Autor David Safier erzählt in "Solange wir leben" die Lebensgeschichte seiner Eltern, es handelt sich also um eine wahre Geschichte und sicherlich Safiers persönlichstes Buch, das mich sehr berührt hat.

Beginn der Handlung ist 1938 in Wien, wo Davids Vater Joschi studierte. Das Leben führt ihn in Gestapo-Gefängnisse, nach Palästina und schießlich auf die Weltmeere, da er sich als Matrose verdingt.
Davids Mutter Waltraut wächst in ärmlichen Verhältnissen auf und kämpft wie eine Löwin um einen Ausbildungsplatz als Verkäuferin bei Karstadt.

Nach der anfänglich sehr abenteuerlichen Geschichte Joschis und der eher klassischen, bodenständigen Waltrauts führt das Schicksal die Beiden schließlich zusammen und nach einem tragischen Schicksalsschlag bleibt Joschi konstant in Waltrauts Leben.
Die Zeit beschert ihnen viele Höhen und Tiefen, der Autor schildert die Lebensumstände seiner Familie offen und ungeschönt und das Geschehen hat mich wirklich berührt und zum Nachdenken angeregt.

Waltraut war einerseits eine starke Frau, die sich durchsetzte, für ihre Ideale kämpfte und sich niemals unterkriegen ließ - andererseits lebte sie stets ausschließlich für ihre Familie und ihre Devise war: Leben heißt Leiden!
Joschi war in seinem Innern ein unsteter Hallodri, den es in die Welt zog, aber Waltraut und der Wunsch nach einem Kind mit ihr machten ihn seßhaft und zuverlässig.

Die Sprecher haben einen hervorragenden Job gemacht und der Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonisten, die abwechselnd die Erzählperspektive innehatten, wurde somit nachvollziehbar, unmittelbar und ich konnte umso mehr mitfühlen.

Ein sehr hörenswerter Roman über Liebe und Schmerz, Kriegs- und Wirtschaftswunderzeiten, Familie und Zusammenhalt, Freundschaft, Werte und das Altwerden!

Solangewirleben

NetGalleyDE! #DankeNetGalleyDE!

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