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Veröffentlicht am 05.10.2021

Frau Maier ermittelt wieder - Krimi mit Spannung und Humor

Frau Maier macht Dampf
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"Frau Maier macht Dampf" von Jessica Kremser ist als Taschenbuch mit 280 Seiten beim Pendragon Verlag erschienen.

Es handelt sich um Band 5 der Frau Mayer - Reihe, kann aber problemlos ohne Kenntnis der ...

"Frau Maier macht Dampf" von Jessica Kremser ist als Taschenbuch mit 280 Seiten beim Pendragon Verlag erschienen.

Es handelt sich um Band 5 der Frau Mayer - Reihe, kann aber problemlos ohne Kenntnis der Vorgänger gelesen werden.

Frau Mayer fährt diesmal in ein Wellness-Hotel und das gar nicht ganz freiwillig. Aber ihre Freundin Elfriede, die die Reise gebucht hatte, hat sich den Arm gebrochen und es wäre doch schade, die Reise verfallen zu lassen...Als sie hört, dass der Direktor des Hotels auf unerklärliche Weise verschwunden ist, lässt sich Frau Maier dann doch auf den Urlaub ein.

Da Frau Maier ihre Katze gut versorgt weiß, macht sie sich auf in die Steiermark. Und kaum im Hotel angekommen, geschweige denn beim Entspannungsprogramm, stößt Frau Maier auf die erste Leiche - und damit ist ihre Neugier mehr als geweckt. Sie lernt den Privatdetektiv Wolfgang Woitscheck kennen, und gemeinsam beginnen die zwei Spürnasen zu ermitteln.

Jessica Kremser schreibt leicht und locker, mit Witz, Charme und Humor. Die Spannung kommt ebenfalls nicht zu kurz, und man fühlt sich unwillkürlich an die großartige Miss Jane Marple erinnert - genauso muss man auch Frau Maier unweigerlich lieben!

Sie ist eine unerschrockene, clevere und durchsetzungskräftige ältere Dame, die sich auch in ungewöhnlichen und bisweilen sogar gefährlichen Situationen nicht ins Bockshorn jagen lässt. Das macht sie unglaublich sympathisch.

Auch Woitschi, der Privatdetektiv, hat direkt mein Herz gewonnen.

Zusammen bilden die beiden ein tolles Team, das sämtlichen Ungereimtheiten gnadenmlos auf den Grund geht.

Das Cover hatte mich neugierig gemacht, leider spielt Frau Maiers Katze ausgerechnet in diesem Band keine Rolle. Trotzdem ist der Krimi absolut lesenswert, liefert ein paar unterhaltsame Rätselstunden und animiert dazu, die Vorgänger zu lesen, wenn man die Katze kennenlernen möchte ;o)

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Veröffentlicht am 24.09.2021

Eine fesselnde, tragische Familiengeschichte

Bonuskind
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„Bonuskind“ von Saskia Noort ist als Klappenbroschur - Taschenbuch mit 272 Seiten beim Europa Verlag erschienen.

Aus dem Niederländischen übersetzt wurde der Thriller von Annette Wunschel.

Zum Inhalt:

Als ...

„Bonuskind“ von Saskia Noort ist als Klappenbroschur - Taschenbuch mit 272 Seiten beim Europa Verlag erschienen.

Aus dem Niederländischen übersetzt wurde der Thriller von Annette Wunschel.

Zum Inhalt:

Als die 15-jährige Lies und ihr kleiner Bruder Luuk eines Morgens erwachen, ist ihre Mutter weg. Verschwunden, nicht mehr da. Einfach so.

Wie furchtbar, zumal Lies in der Nacht zuvor träumte, ihre Mutter Jet sei tot. Leider wird dieser schlimme Alptraum nach einer nervenaufreibenden Suche zur bitteren Wahrheit.

Jet wird in einer verlassenen Ferienhaussiedlung aufgefunden, und alles deutet auf Selbstmord hin. Selbst Vater Peter, bei dem (und dessen neuer Freundin Laura) die Kinder jetzt leben müssen, ist überzeugt davon, dass seine Ex-Frau sich aufgrund von Depressionen umgebracht hat.

Einzig Lies kann das nicht glauben, vermutet Mord und fängt an, nachzuforschen…


Meine Meinung:

Saskia Noort hat mich mit ihrem Schreibstil von Beginn an gefesselt und ganz tief in ihren dramatischen und spannenden Plot hineingezogen. Erzählt wird aus Lies´ Perspektive, außerdem findet diese auf dem Laptop ihrer Mutter eine Datei, in der Jet Tagebuch schrieb, teilweise in Dialogform. Besonders das ist sehr nervenaufreibend, da Jet offensichtlich einen heimlichen Liebhaber hatte, mit dem sie eine ungesunde und verstörende, geradezu toxische Art von Beziehung führte.

Wer ist der geheimnisvolle Mann, der sich God nennt? Kann er etwas mit Jets Verschwinden zu tun haben? Im Verlauf der Handlung wird vermehrt deutlich, dass dieser Mann offensichtlich schwer gestört war und auf alle Fälle nicht ungefährlich, aber auch charmant und offensichtlich faszinierend.

Jet war noch so viel mehr, als Lies glaubte: nicht „nur“ die tolle Mutter, die beliebte Psychologin und die betrogene, tieftraurige Ex-Ehefrau, sondern ebenso eine Frau, die sich nach Sex und Wärme sehnte, sich begehrt fühlen wollte, aber vor allem für ihre Kinder da sein wollte. Für Lies muss es unfassbar schockierend sein, so weit in die Gedanken und die Intimsphäre ihrer Mutter einzudringen, zumal das Tagebuch eine ganze Menge Sexszenen explizit darstellt und es zudem noch sehr eindeutige intime Videos gibt…

Lies ist ein sehr starker Charakter - manchmal etwas zu stark für eine 15-Jährige. Sie beisst sich durch, ist immer für ihren Bruder da und will unbedingt allein herausfinden, was passiert ist, da ihr nicht einmal die Polizei glaubt.

Auch Luuk ist ein sympathischer Junge, ebenso mochte ich die Oma der beiden sehr. Der Vater ist hin- und hergerissen zwischen seiner Laura und den Kindern, die diese verständlicherweise hassen, da sie die Familie „gesprengt“ hat – darum mag ich auch ihn nicht. Lies Freund Mees blieb leider etwas blass, scheint Lies aber gut zur Seite zu stehen und sie zu stützen.

Mein Fazit:

Das Ende war einerseits spannend und überraschend, aber irgendwie auch wirr und überstürzt, das hat mir nicht so gefallen – daher 1 Punkt Abzug.

Insgesamt fesselnd und tragisch, sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 22.09.2021

Sie wollen leben, nur leben...!

Letzter Tanz auf Sankt Pauli
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"Letzter Tanz auf Sankt Pauli" von Claudius Crönert ist im Juli 2021 als Taschenbuch mit 343 Seiten beim Gmeiner Verlag erschienen.

Wie der Titel bereits verrät, spielt der Krimi in Hamburg, und zwar ...

"Letzter Tanz auf Sankt Pauli" von Claudius Crönert ist im Juli 2021 als Taschenbuch mit 343 Seiten beim Gmeiner Verlag erschienen.

Wie der Titel bereits verrät, spielt der Krimi in Hamburg, und zwar 1941, mitten im zweiten Weltkrieg.

Hauptpersonen sind Kriminalkommissar Hannes Krell, der in einem Mordfall ermittelt und seine Tochter Jette, die mit ihren 16 Jahren den Swing und die erste Liebe für sich entdeckt.
Hannes Krell kommt in seiner Mordsache so gar nicht weiter, und alsbald stellt sich heraus, dass ein hoher SS-Mann irgendwie in die Fall verwickelt ist, woraufhin Krells Vorgesetzter weitere Ermittlungen unterbindet. Krell jedoch kann es nicht lassen und begibt sich selbst in tödliche Gefahr...Und auch Jette, die bei einem verbotenen Swing-Abend gesehen und verpfiffen wird, gerät so ins Visier der Nazi-Regierung.

Claudius Crönert hat in seinem spannenden historischen Krimi ebenfalls die Probleme der Jugend zur damaligen Zeit gekonnt mit Schilderungen über die entbehrungsreichen und vor allem für Andersdenkende sehr gefährlichen Zeiten verwoben.

Die Schwere der Thematik wird durch die nähere Beleuchtung des Tanzens und der Musik extrem aufgelockert, ohne jedoch zu verharmlosen.
Denn man bleibt sich die ganze Zeit über bewusst, dass jeder, der sich nicht komplett dem Regime unterwarf, in großer Gefahr schwebte.

Schon der Besitz von Swing-Schallplatten, der Kleidungsstil und vor allem der Besuch Tanz- und Konzertveranstaltungen sind verboten.
Dabei wollen Jette, Christian und ihre Freunde doch bloß dem harten Alltag ein Stück weit entfliehen und ihre Verliebtheit genießen. Aber das ist bereits zuviel...
Der heimliche Gruß der Swing-Jugend "Swing Heil" hat so viel Aussagekraft und enthält eine Rebellion, die ich bewundere.

Dass die Ermittlungen der Polizei von SS und Gestapo unterbunden wurden, sobald Parteimitglieder höheren Ranges in irgendetwas verwickelt waren, ist unfassbar. Kriminalkommissar Hannes Krell gewinnt schnell die bittere Erkenntnis, dass Recht und Gerechtigkeit nicht mehr oberste Priorität haben...

Auf sehr beklemmende Weise bringt der Autor dem Leser die angespannte allgemeine Lage nahe und dass die Spitzel einfach überall sein können...

Mein Fazit:
"Letzter Tanz auf Sankt Pauli" ist ein sehr authentischer und facettenreicher historischer Krimi mit genau der richtigen Dosierung Lokalkolorit, starken, liebevoll ausgearbeiteten Charakteren und unglaublich viel Abwechslung - unbedingt empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 21.09.2021

Spannend und gruselig geht es zu in Grubingen - Nicole Siemer in Bestform!

Totentier: Psychothriller
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"Totentier" von Nicole Siemer ist im August 2021 als Taschenbuch mit 320 Seiten bei Nova MG erschienen.

Zum wiederholten Male entführt die Autorin den Leser nach Grubingen, in dieses gruselige, seltsame ...

"Totentier" von Nicole Siemer ist im August 2021 als Taschenbuch mit 320 Seiten bei Nova MG erschienen.

Zum wiederholten Male entführt die Autorin den Leser nach Grubingen, in dieses gruselige, seltsame Dorf. Diesmal ist dort ein Serienmörder am Werk, dessen Opfer eines gemeinsam haben: sie sind allesamt Tierquäler! Und der Täter übt Rache bzw. will Gerechtigkeit walten lassen...

Man gründet die SoKo Tierrächer, Leiter der Ermittlungen ist KHK Markus Penning. Dieser ist eigentlich gar nicht einsatzfähig, versucht er doch nach wie vor, den Schmerz über den Mord an seiner Frau vor 4 Monaten mit Alkohol zu betäuben. Desweiteren hat er merkwürdige Aussetzer, erwacht an Orten, ohne sich erinnern zu können, wie er dorthin gekommen ist. Als dann noch ein Gegenstand in seiner Wohnung gefunden wird, den man mit einem der Morde in Verbindung bringt, kommen Zweifel auf: Versucht jemand, Penning fertigzumachen oder ist er gar selbst der Täter?

Nicole Siemer hat es auch mit "Totentier" wieder geschhafft, mich von der ersten Seite an zu fesseln und atemlose Spannung aufkommen zu lassen.

Die ohnehin düstere und gruselige Atmosphäre Grubingens wird durch die Morde noch schauriger. Zugleich sympathisiert man aber auch irgendwie mit dem Täter, denn die Opfer haben sich ja ebenfalls Schlimmes zuschulden kommen lassen. Dass die Tierschützer den Mörder feiern, kann ich wirklich gut nachvollziehen. Es ist einfach furchtbar, was Menschen Tieren oftmals antun und dass es nach wie vor Exemplare der Spezies Mensch gibt, die Tiere als Gegenstände betrachten...

Penning ist ein sehr facettenreicher Charakter mit derben Ecken und Kanten, und durch seine Aussetzer wird der Fall zudem noch wahnsinnig persönlich für ihn. So hatte er mein ganzes Mitgefühl und ich habe permanent die Daumen gedrückt, dass er sein Leben wieder auf die Reihe bekommt...

Dadurch wirkte der Ermittler sehr authentisch, und auch die Morde bekamen noch mehr Authentizität durch die Tatsache, dass die Tierquälereien der Opfer auf wahren Begebenheiten beruhen.

Mein Fazit: Ein weiterer fesselnder, düsterer und großartiger Psychothriller der Autorin, der unter die Haut geht - unbedingte Leseempfehlung!!

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Faszinierende, anrührende und wunderschöne Geschichte aus dem historischen Amerika

Engelspost
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"Engelspost" von Iris Muhl ist als gebundenes Buch (Hardcover mit Schutzumschlag) mit 175 Seiten im August 2021 bei fontis erschienen.

Iris Muhl, Jahrgang 1970, ist eine Schweizer Autorin, die für Erwachsene ...

"Engelspost" von Iris Muhl ist als gebundenes Buch (Hardcover mit Schutzumschlag) mit 175 Seiten im August 2021 bei fontis erschienen.

Iris Muhl, Jahrgang 1970, ist eine Schweizer Autorin, die für Erwachsene Bücher in verschiedenen Genres und auch welche für Kinder schreibt, darüber hinaus unterrichtet sie kreatives Schreiben an Schweizer Schulen.

Zum Inhalt:

Elliott White, erfolgreicher New Yorker Unternehmer -Eiscremeproduzent-, wird 1951 von Radiomoderator Phileas Walker eingeladen, in dessen nächtlicher Sendung bei Radio Eighteen 28 Fragen über sein Leben zu beantworten.

Dort auf seinem Stuhl in dem abgedunkelten Studio überkommt Elliott White plötzlich das Bedürfnis, eine Art Lebensbeichte abzulegen - und so bekommen Walker und seine Zuhörer eine ganz besondere Sendung auf die Ohren...!

Meine Meinung:

Unversehens befindet sich der Leser hier zugleich im Radiosender 1951 und, noch viel bewusster, wird er von der Autorin ins das Jahr 1913 nach New York entführt. Elliott White war seinerzeit ein gewissenloser Betrüger, ein Dieb und ein Lügner, wie er sich selbst bezeichnet. Unter anderem als Türsteher in einem verruchten Etablissement tätig, begibt er sich 1913 auf eine viertägige Zugreise mit der Dampflok von New York nach New Mexico - und diese Reise wird ihn für immer verändern. Eigentlich in der Absicht, sich die lange Fahrt durch Diebereien zu verkürzen, begegnet er einem kleinen, engelhaften Mädchen, das wie ein Paket verschickt wurde - an ihrem verschlissenen Mantel haftet eine 50 Cent Briefmarke, sonst hat sie nichts weiter dabei, weder Essen noch Getränke...

Iris Muhl hat eine ganz besondere Geschichte geschrieben, die mich als Leserin sowohl durch die grundlegende Thematik als auch durch die Story an sich fesselte und in ihren Bann zog! Ich konnte mir de alten Elliott White, der auf dem Stuhl von seinem Lebensweg berichtet, wahnsinnig gut vorstellen - aber noch faszinierender fand ich seine Erzählung über die Zugfahrt, während der er zu einem anderen Menschen wurde.

Die Atmosphäre kommt sehr authentisch herüber, ich wähnte mich während der Lektüre mitten im Zug mit den vielen unterschiedlichen Reisenden. Dass Kinder 1913 eine Zeitlang tatsächlich per Post verschickt wurden, um sie von einem Waisenhaus ins nächste zu schicken (nach einigen Monaten wurde diese zweifelhafte Vorgehensweise glücklicherweise verboten) hat mich sehr bewegt.

Das engelhafte Wesen erschüttert den Betrüger und Hochstapler White bis ins Mark, wird er doch durch das kleine Mädchen mit etwas konfrontiert, das er in seiner Vergangenheit getan hat und auf das er ganz und gar nicht stolz ist...

Die Entwicklung des späteren Unternehmers ist wirklich faszinierend, die Autorin hat es geschafft, in einem historischen Kontext eine wirklich spannende und anrührende Story zu schreiben, die beeindruckend über Moral, Gewissen und Läuterung erzählt.

Mein Fazit:

Eine wunderschöne, faszinierende und anrührende Geschichte in authentischer historischer Atmosphäre, die gerne viel länger hätte sein dürfen - unbedingt lesenswert!

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