Freundschaft, die das Schicksal nicht trennen kann
Die Fährte des Schicksals"Das Leben verlieren ist keine große Sache; aber zusehen, wie der Sinn des Lebens aufgelöst wird, das ist unerträglich." (Albert Camus)
Mitte 19.Jahrhundert: Karl hat es nicht gerade einfach in der Schule. ...
"Das Leben verlieren ist keine große Sache; aber zusehen, wie der Sinn des Lebens aufgelöst wird, das ist unerträglich." (Albert Camus)
Mitte 19.Jahrhundert: Karl hat es nicht gerade einfach in der Schule. Er ist ein Außenseiter, wird gehänselt und verspottet. Doch zum Glück spendet ihm seine Schwester Berta immer wieder Trost und hilft Karl, das Leben anzunehmen. Eines Tages lernt er den um einige Jahre jüngeren Julius kennen. Julius sieht in Karl nicht nur ein Freund, sondern eine Art großer Bruder. Das Schicksal allerdings meint es nicht immer gut mit den beiden. Zwar verfolgt Karl seinen Traum, Lehrer zu werden, doch dann verändert sich einiges für ihn. Julius hingegen verliert durch einen Schicksalsschlag beide Eltern. Bei seinem Onkel findet er zwar ein neues zu Hause, allerdings erwarten ihn dort nur Schläge und Misshandlungen. Bis er eines Tages sogar im Kinderheim für Schwererziehbare landet.
Meine Meinung:
Hinter dem schlichten Cover steckt eine doch ganz andere Geschichte, wie ich sie erwartet hatte. Der Schreibstil ist flüssig, unterhaltsam und in verschiedene Handlungsstränge eingeteilt. Während ich im einen Karls Leben weiter verfolge, erwartet mich in dem anderen Julius Schicksal. Beide Charaktere sind überaus sympathisch dargestellt, sodass ich sofort Mitgefühl mit ihnen habe. Zwar begeht Karl manche Fehler, die er sicherlich hätte anders regeln können, doch schlussendlich kommt irgendwann die Wende. Seine Freundschaft und sein Mitgefühl, das er für Julius hat, finde ich einfach bemerkenswert. Und trotzdem gibt es Zeiten, wo Karl nicht mehr an Julius denkt. Dagegen ist das Verhältnis zu seiner Lieblingsschwester Berta für mich von Anfang an suspekt. Irgendwie habe ich immer den Eindruck, dass es da mehr zwischen den beiden gibt. Julius Schicksalsschlag trifft mich dagegen völlig unerwartet. Damit hatte ich nicht gerechnet, schon gar nicht, dass er dann bei so einem grausamen Onkel landet. Allerdings sind es auch andere Zeiten, in dem diese Geschichte spielt, damals waren Schläge in der Schule und dem Elternhaus fast normal. Doch hier nimmt es allerdings heftiger Dimensionen an, weshalb das Buch sicher auch nicht für jeden Leser geeignet ist. Die Autorin ist hier durchaus nicht zimperlich und schildert alles recht plastisch und ausführlich. Was ich allerdings gut finde im Anbetracht der vielen Misshandlungen, die es täglich gibt. Ebenfalls erschüttern mich die brutalen Szenen im Kinderheim, die mich teilweise sogar zu Tränen rühren. Das Debüt von Julia Scharlie ist kein Wohlfühlroman im herkömmlichen Sinne, den dazu gibt es zu viele heftige Szenen. Allerdings unterhält, fasziniert und erschüttert es einen zugleich, weil es durchaus Begebenheiten aufzeigt, die auch heute noch im realen Leben geschehen. Zudem handelt er von Mut, Freundschaft, Hoffnung und Liebe. Schade nur über das offen Ende bei dem ich nun auf Band zwei warten muss. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.