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Veröffentlicht am 15.09.2021

Eingeschlossen im Schneesturm in den Vogesen

Der Ort der verlorenen Herzen
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"Manche große Sache, mein Kind, vergeht still und leise. Nimm es an und den daran, dass du dich nie an hartem Holz verbeißt." (Buchauszug)
Sechs unterschiedliche Menschen verschlägt es vor Weihnachten ...

"Manche große Sache, mein Kind, vergeht still und leise. Nimm es an und den daran, dass du dich nie an hartem Holz verbeißt." (Buchauszug)
Sechs unterschiedliche Menschen verschlägt es vor Weihnachten in ein gemütliches Chalet in den Vogesen. Allesamt sind sie einsam und wünschen sich sehnlichst einen Partner oder eine Familie. Allerdings ahnt keiner von ihnen, dass der Schneesturm sie einschneit und im Chalet einschließt. Der geheimnisvollen Antoine, der die alte Hütte von Anouks Eltern zu einem Chalet umgebaut hat. Anouk, die ihre Kindheit in den Vogesen verbracht hat, Yvette eine Witwe, die mit ihren zwei Teenagern und dem Beruf nicht mehr zurechtkommt. Der einsame Autor und Illustrator Romarin, der Barbesitzer Guillaume, dem der Mann fürs Leben noch nicht begegnet ist und die schüchterne und engelsgleiche Clementine. Werden sie gemeinsam ein schönes Weihnachtsfest verbringen?

Meine Meinung:
Nach dem Klappentext hatte ich eine weihnachtliche Geschichte erwartet, leider wurde ich schon hier enttäuscht. Zwar fand das Treffen kurz vor Weihnachten statt, doch eine weihnachtliche Idylle und Einkehr kehrte beim Lesen bei mir nicht ein. Da hatte ich doch viel mehr erwartet. Besonders nachdem zu Beginn mit Anouk, dem Schicksalsschlag, dem Tod der Eltern und dem Neubeginn in Paris so ausführlich begann. Leider ließ die Geschichte dann immer mehr an Emotionen und Tiefe nach. Schon alleine die einsamen Chaletbesucher blieben recht flach und undurchschaubar. Gerade hier hätte ich mir viel mehr Informationen und Tiefe gewünscht. Sehr verwirrend empfand ich zu Beginn den Brief einer Mutter an ihr Kind, diese Briefe tauchen im Laufe des Buchs noch mehrmals auf. Dadurch habe ich auch eine Vermutung, um was es dabei geht. Man hätte aus dieser Geschichte so viel machen können, wenn man mehr auf die Charaktere im Chalet eingegangen wäre. Ebenso merkwürdig empfand ich das Verschwinden von Antoine und konnte nicht verstehen, warum sie Antoine so aus der Geschichte herausgehalten hat. Zwar wird einiges dann am Ende klargestellt und aufgeklärt, doch meines Erachtens viel zu spät. Was wären das für tiefsinnige Gespräche im Chalet geworden, wäre jeder der Anwesenden mal zu Wort gekommen. Stattdessen fügt man später einen Zeitsprung ein, der für mich nicht nachvollziehbar ist und das ein Weihnachtsfest darstellt, das ebenfalls wieder viel zu flach abgehandelt wird. Schade, das war wohl nichts mit so einer einfachen flachen Geschichte kann man zur Weihnachtszeit niemanden vom Ofen hervorlocken. Zumal diese Geschichte zu jeder anderen Zeit im Winter spielen könnte. Der Ansatz war zwar gut, gerade was Anouks Part anbelangt, so wie die Briefe deiner Mutter an ihr ungeborenes Kind, aber alles danach war viel zu oberflächlich. Leider blieben viele meiner Fragen weitestgehend unbeantwortet. Hier hatte ich mir eine viel emotionalere Geschichte erwartet, besonders wenn ein Buch "Ort der verlorenen Herzen" heißt. Deshalb kann ich diesem Buch leider nur 2 1/2 von 5 Sterne geben.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

In den Fängen von Diebesgut, Drogen und Lügen

Flut
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"Es war das zweite Mal in weniger als einem Jahr, dass ein Mann eine Waffe auf sie gerichtet hatte, aber diesmal hat er den Abzug betätigt." (Buchauszug)
Noah Rowley und Finn Walker Special Agent der Küstenwache, ...

"Es war das zweite Mal in weniger als einem Jahr, dass ein Mann eine Waffe auf sie gerichtet hatte, aber diesmal hat er den Abzug betätigt." (Buchauszug)
Noah Rowley und Finn Walker Special Agent der Küstenwache, müssen mitansehen, wie ihr Kollege Sam von Drogenschmugglern erschossen wird. Zuvor hat Finn schon seinen Freund Will verloren, der ebenfalls erschossen wurde. Unbedingt möchte er die Verantwortlichen, die Sam und Will getötet haben, finden. Außerdem soll er auf Noahs Schwester Gabrielle (Gabby) aufpassen, die sich als Journalistin bei einer Enthüllungsstory mächtig Feinde aufgeladen hat. Allen voran den Drogenboss Xavier Fuentes, den sie bei einer Razzia verhaftet haben. Doch Gabby kann das Ermitteln nicht lassen, zu interessant ist die Geschichte um Finns tote Freunde. Doch wie soll sie Finn gegenübertreten, nachdem sie beim letzten Mal seine Gefühle so verletzt hat?

Meine Meinung:
Der Serienauftakt über das Team der Küstenwache von Topsail Island beginnt diesmal etwas verwirrend, besonders da es zeitgleich mehrere Fälle zu behandeln gibt. Dazu kommt dann noch die Sorgen Noahs um seine Schwester Gabby, die sich durch eine Enthüllung den mächtigen Xavier Fuentes als Feind gemacht hat. Er sitzt zwar inzwischen hinter Gittern, doch von dort agiert er und gibt Befehle, Gabby zu töten. Der einzige, der nun Gabby am besten beschützen kann, ist Finn Walker. Da sein Haus auf einer Halbinsel liegt, die sehr gut einsehbar ist. Doch Gabby ist keine Frau, die ruhig hält und sich versteckt im Gegenteil, sie wittert schon die nächste Story und bringt sich und andere dadurch erneut in Gefahr. Diesmal empfand ich das Einlassen auf die Geschichte etwas schwieriger als sonst, da die Fälle recht schnell hintereinander passieren und dadurch ebenso die Charaktere relativ viele sind. Schon alleine das Team kennenzulernen ist anspruchsvoll, doch je länger ich lese, desto mehr erfahre ich. Allerdings kenne ich das schon von anderen Büchern der Autorin, dass sie zu Beginn meist verschiedene Handlungsstränge hat. Allerdings hier finde ich die Wechsel zwischen Ermittlungen, Fälle, Gefühlswelt und dem Team dann doch etwas zu rasant. Jedoch wenn man dann alle Charaktere erfasst hat, dann macht es Spaß mitzuraten, wer die Täter sind. Bis zum Ende hatte ich auch diesmal keine Ahnung, wer der Sammler sein soll, den sie hier suchen. Bemerkenswert finde ich wieder, wie selbstverständlich die Autorin Gebete und christliche Glauben miteinfliessen lässt. Die Charaktere sind allesamt sehr gut durchdacht und dargestellt. Allen voran die toughe Journalistin Gabby, die sehr neugierig, ehrgeizig und oftmals dickköpfig ist. Teamchef Noah fand ich ebenfalls sympathisch, er ist gewissenhaft, diszipliniert, mutig und liebt seine Familie. Ihm würde ich gerne eine Frau an seiner Seite wünschen. Finn Walker gefällt mir ebenfalls sehr gut, der sportliche, ausgeglichene und charmante Agent ist wahrlich sehr zuverlässig, kein Wunder also, dass Noah ihn gerade deshalb als Beschützer für Gabby ausgesucht hat. Des Weiteren besteht Gabbys Familie aus ihrer Mutter und Schwester Kenzie die verheiratet mit dem Marinesoldaten Mark ist und zwei Kinder hat. Kollegin Rissi macht mich hier ebenfalls neugierig. Sie begleite ich bei einigen Szenen in ihre schwierige Vergangenheit. Ich vermute, dass der nächste Band sich um sie drehen könnte. Nachdem allgemein die Spannung recht hoch ist, wird der Showdown am Ende wieder grandios brenzlig und ich fiebere mit den Betroffenen mit. Die Reporterin Gabby bleibt leider etwas flach, ebenso wie Finn, hier hätte ich doch etwas mehr Informationen von beiden erhofft, wie ich es sonst von der Autorin gewohnt bin. Deshalb gibt es für diesen Auftakt nur 4 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Vom schüchternen Mädchen zur toughen Polizistin

Nachtschicht in Neukölln
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"In dieser Zeit dachte ich zum ersten Mal ernsthaft darüber nach, Polizistin zu werden. Ich hatte diesen Film gesehen, er hieß Angel Eyes und war zwar etwas kitschig, aber die Hauptfigur beeindruckte mich. ...

"In dieser Zeit dachte ich zum ersten Mal ernsthaft darüber nach, Polizistin zu werden. Ich hatte diesen Film gesehen, er hieß Angel Eyes und war zwar etwas kitschig, aber die Hauptfigur beeindruckte mich. Eine junge Polizistin in den USA, gespielt von Jennifer Lopez." (Buchauszug)
Lana Atakisieva ist 15 Jahre alt, als sie zusammen mit ihrer Mutter und Schwester Sevana von Aserbaidschan nach Deutschland reisen. Hauptsächlich in der Hoffnung das ihre kranke Mutter eine bessere Behandlung bekommt. Viel musste sie einstecken an Entbehrung, Mobbing in der Schule, doch sie kämpft sich durch und macht sogar das Abitur. Der Entschluss, Polizistin zu werden und sogar zu studieren, macht ihr zuerst Angst, ob sie es schaffen wird, doch selbst dieses schließt Lana mit Bravour ab. Im Bezirk Neukölln, den sie inzwischen wie ihre Westentasche kennt, arbeitet sie als Polizistin im Streifendienst. Mehr über ihre Lebensgeschichte, ihr Alltag, die Arbeit bei der Polizei und vom Umgang mit ihren Kollegen erfahren wir in diesem Buch.

Meine Meinung:
Das Cover von Lana in ihrer Polizeiuniform ist hier sehr eindrucksvoll. Der Schreibstil ist recht unkompliziert verfasst und interessant zu lesen. Der Inhalt des Buchs wechselt zwischen den Einsätzen, die Lana mit ihren verschiedenen Kollegen erleben durfte, und ihrer eigenen Lebensgeschichte, seit sie aus Baku nach Deutschland gekommen ist. Entsetzt hat mich besonders Lanas Familiengeschichte, weil ich es teils beschämend finde, wie ihre Familie in unserem Land behandelt wurde. Dass Kinder nicht gerade einfach sind und Schwächere gerne ärgern, das ist bekannt. Trotzdem fand ich es traurig, wie man Lana und ihre Schwester in der Schule gemobbt hat. Lana nimmt uns mit in ihr Innerstes, wie sie hin- und hergerissen ist zwischen den Kulturen ihrer Eltern und der unseres Landes. Das größte Problem am Anfang ist für die Familie jedoch die Sprachbarriere. Wie soll man in einer Schule gut sein, wenn man nicht einmal die Sprache beherrscht? Doch die beiden Schwestern sind geprägt von einer Erziehung aus Gehorsam, Disziplin und Fleiß. Und so ist es kein Wunder, das sie recht schnell die Sprache lernen und zu den besten in der Schule gehören. Jedoch immer wieder kommen neue Sorgen auf die Familie zu sei es, dass sie eine neue Wohnung brauchen, Geldsorgen, sie den Druck ihrer Familie nicht mehr aushält und heimlich auszieht und vieles mehr. Im anderen Handlungsstrang lerne ich Lana und ihre Kollegen bei den verschiedenen Einsätzen in Neukölln kennen. Neukölln, geprägt durch unterschiedliche Nationen, gehört eher zu den schwierigeren Stadtteilen Berlins. Viele von den Verbrechen sind hauptsächlich durch Drogenkonsum oder der Handel damit, Alkoholismus und daraus oft resultierende häusliche Gewalt oder Raubüberfälle. Der ausgezeichnete Zusammenhalt ihres Teams macht alles wieder wett, was Lana in ihrer Kindheit an Entbehrungen und Mobbing erleben musste. Gut ist außerdem, dass ihr Team verschiedene Sprachen beherrscht. Den immer wieder kommt es vor, dass sie einen Übersetzer brauchen. Doch mitunter können Einsätze durchaus auch mal gefährlich werden, dann ist es gut, dass man einen Partner an seiner Seite hat und bewaffnet ist. Lana Atakisieva ist nicht nur eine herausragende Polizistin, sondern auch eine tolle Tochter, die ihre Eltern unterstützt, wo es geht. Eine Lebens- und Erfahrungsbericht, der mir außerordentlich gut gefallen hat. Von ihren Einsätzen in Neukölln würde ich gerne noch mehr erfahren, besonders weil man dadurch einen ganz anderen Bezug zur Polizeiarbeit bekommt. Mir imponiert Lana, dieses zu Anfang schüchterne Mädchen hat sich inzwischen total integriert und ist ebenfalls zu einer genauso toughen Polizistin wie Jennifer Lopez in "Angel Eyes" geworden. Deshalb bekommt das Buch von mir eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Kriminalistische Anthologie für die Hochwasseropfer

Wir schreiben für euch: Krimi und Thriller
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"Ausgerechnet an diesem Tag hatten die Teilnehmer einer Besichtigungstour den ausgeweideten Toten zwischen den mittelalterlichen Foltergeräten im Gelnhausener Hexenturm gefunden." (Buchauszug)
Die Zerstörung ...

"Ausgerechnet an diesem Tag hatten die Teilnehmer einer Besichtigungstour den ausgeweideten Toten zwischen den mittelalterlichen Foltergeräten im Gelnhausener Hexenturm gefunden." (Buchauszug)
Die Zerstörung durch das Hochwasser in Deutschland hat uns alle erschüttert. 69 Autoren haben es sich mit 5 Büchern verschiedenen Genres zur Aufgabe gemacht, die Betroffenen des Hochwassers zu unterstützen. Der gesamte Erlös geht dabei an die Opfer, bei denen die meisten alles verloren haben. Die Bücher selbst sind verschiedenen Genres zugeordnet, eines davon ist dieses hier mit Krimi & Thriller Geschichten. Die einfühlenden Worte und ein Erlebnisbericht einer Betroffenen, wie es ihr und ihrer Familie erging am Abend des Hochwassers wühlt einen förmlich auf. Mit diesem Erlebnisbericht beginnt diese Anthologie von 15 kriminalistischen Geschichten und einem Abschlussgedicht von Thussi Hausberger. Diese Kurzgeschichten unterschiedlicher Länge laden den Leser zum Mitfiebern, Rätseln und Schmunzeln ein. Bei "Mord im Hexenturm" geht es um einen Toten, den der Täter mit den Foltergeräten des Hexenturms quält und ermordet. Zufällig wird er von einer Gruppe Besucher entdeckt, die schockiert sind. In "Glücks-Cent" wird ein Centstück jemand zum Verhängnis. "Wild verdirbt den Charakter", das kann man bei dieser Geschichte wahrlich sagen. Den Bernhilde Lauer muss sich wahrlich viel von ihrem Ehemann Karl-Hermann gefallen lassen. Dessen Leibspeise ist Wild, das er selbst erlegt. Jedoch ahnt er nicht, dass ihm dieses eines Tages zum Verhängnis werden wird. In "Boomer" wird für Christina, die allein in einem einsamen Haus im Wald lebt, die Suche nach ihrem Hund Boomer fast zum Verhängnis. "Sekundenschlaf" wer von uns kennt ihn nicht? Allerdings wird Melissas Sekundenschlaf für sie beinah zum Albtraum werden. Dann allerdings stellt sich alles ganz anders dar. Diese und viele weitere Geschichten befinden sich in dem Buch, bei dem unser Kauf wirklich etwas Gutes bewirkt. Den sowohl die Verlegerin Katharina Gerlach, Herausgeberin Sam Winters, Lektoren, Korrektoren, Coverdesigner und Autoren verzichten alle auf jegliche Bezahlung und Tantiemen. Denn jeder Cent soll den Hochwasseropfern zugutekommen. Fast alle Kurzgeschichten konnten mich überzeugen und unterhalten.

Fazit:
Selbst wenn ich fast alle Autoren vorher nicht kannte, war ich überrascht über die vielfältigen Geschichten. Im Anschluss an jede Kurzgeschichte befindet sich zusätzlich noch eine kurze Autorenbeschreibung, was ich als sehr hilfreich empfand. Dadurch habe ich außerdem festgestellt, dass viele Autoren selbst aus den Hochwassergebieten stammen und gerade deshalb das Engagement für diese 5 Anthologien für sie so wichtig war. Ich kann dieses Buch nur jedem weiterempfehlen, es unterhält und zudem tut man durch den Kauf noch etwas Gutes damit. Darum bekommt es von mir 4 1/2 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Die Gedankenwelt eines Kriegsverbrechers im Exil

Das zweite Leben des Adolf Eichmann
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"Klement erinnerte sich noch, dass sein Name auf der ersten Kriegsverbrecherliste, die er in der Feindespresse gefunden hatte, einen bescheidenen siebten Platz eingenommen hatte..." (Buchauszug)
Buenos ...

"Klement erinnerte sich noch, dass sein Name auf der ersten Kriegsverbrecherliste, die er in der Feindespresse gefunden hatte, einen bescheidenen siebten Platz eingenommen hatte..." (Buchauszug)
Buenos Aires 1952:
Als Ricardo Klement hat sich Alfred Eichmann in seinem Exil Argentinien ein neues Leben aufgebaut. Heute soll seine Familie endlich nach langer Zeit zu ihm kommen. Erst einmal gibt er sich als Onkel aus, damit er sich ja nicht verdächtig macht oder erkannt wird und die Kinder sich nicht verplappern. Leider sind am Ankunftstag seiner Familie alle Blumen auserkauft, den Evita Perón ist verstorben und zu ihren Ehren wurden alle Blumen aufgekauft. Gedanken macht sich Klement außerdem, ob seine Familie mit seinem bescheidenen Leben zurechtkommen wird. Wenigstens erhalten einige SS und NSDAP Funktionäre von Juan Perón Unterstützung und so treffen sie sich gelegentlich zu einem kleinen Plausch. Doch wrd seine Tarnung auf Dauer stand halten?

Meine Meinung:
Ariel Magnus hat in seinem Buch anhand von Schriften Adolf Eichmanns Verhören, Büchern und Manuskripten dieses Buch verfasst. Bei der Leseprobe erhoffte ich, dass es auf ein einfach zu lesendes, teils satirisches Buch hinausläuft. Jedoch je länger ich in die Geschichte eintauche, desto rabiater und erschütternder empfand ich vor allem das Gedankengut dieses Kriegsverbrechers. Er fühlt sich mitunter als total Unschuldiger, der nur seine Befehle befolgt hat und im Grunde den Juden nichts Schlimmes antun wollte. Anderseits kommt er jedoch immer wieder zu der Erkenntnis, dass es besser gewesen wäre, wenn keiner von ihnen damals überlebt hätte. Diese menschenverachtenden Gedanken machen mich zusehends immer wütender, dass ich sogar öfters darüber nachdenke, dieses Buch abzubrechen. Mitunter allerdings verspottet der Autor Eichmann, indem er sich über Klement lustig macht. Sei es, in dem er eine Sexszene mit seiner Frau Vera einbaut, die er hier etwas satirisch darstellt. Ich allerdings konnte mit dieser Art von Parodie wenig anfangen, wahrscheinlich weil ich zu schockiert war von Eichmanns Gedankengut. Zwar stützt sich der Autor auf einige Quellen in seinem Buch, doch die Gespräche sind meist fiktiv dargestellt. Fraglos kann ich mir gut vorstellen, dass es so in etwa abgelaufen sein könnte. Erschütternd empfand ich dagegen eine Zusammenkunft Adolf Eichmanns mit dem SS-Lagerarzt Josef Mengele, die hier ihre Erinnerungen austauschen. Dabei erinnert er sich an eine Jüdin, die ihre blinde Mutter begleiten wollte und er ihr einen Tritt in die andere Richtung ins Leben gab. Wörtlich sagt er, hier:"Kapieren Sie, was ich Ihnen da gerade sage? Ich habe diese dumme Kuh gerettet." Diese dumme Kuh, wie er sie hier nennt, war die Großmutter des Autors. Deren tatsächliche Begebenheit er hier mit eingefügt hat. Ob man diese bekannten Kriegsverbrecher hier wirklich literarisch zu Wort kommen lassen muss, wage ich selbst zu bezweifeln. Den gerade seine menschenverachtenden Aussagen und Ansichten, die ich hier als Leser ungefiltert vorgeführt bekomme, haben mich sehr betroffen und wütend gemacht. Vielleicht mag es den einen oder anderen ebenfalls aufwühlen, wie mich. Allerdings sehe ich auch eine große Gefahr darin, dass sie dieses Buch verehren werden, wenn es Anhängern dieser Kriegsverbrecher in die Hände gerät. Leider konnte mich der Schreibstil des Autors ebenfalls nicht überzeugen. Zu viele Fremdwörter und oftmals recht kompliziert formuliert ist dieses Buch nicht gerade einfach zu lesen. Deshalb kann ich diesem Buch leider nur 3 1/2 von 5 Sterne geben.

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