Profilbild von claudi-1963

claudi-1963

Lesejury Star
offline

claudi-1963 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit claudi-1963 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2021

Die Gedankenwelt eines Kriegsverbrechers im Exil

Das zweite Leben des Adolf Eichmann
0

"Klement erinnerte sich noch, dass sein Name auf der ersten Kriegsverbrecherliste, die er in der Feindespresse gefunden hatte, einen bescheidenen siebten Platz eingenommen hatte..." (Buchauszug)
Buenos ...

"Klement erinnerte sich noch, dass sein Name auf der ersten Kriegsverbrecherliste, die er in der Feindespresse gefunden hatte, einen bescheidenen siebten Platz eingenommen hatte..." (Buchauszug)
Buenos Aires 1952:
Als Ricardo Klement hat sich Alfred Eichmann in seinem Exil Argentinien ein neues Leben aufgebaut. Heute soll seine Familie endlich nach langer Zeit zu ihm kommen. Erst einmal gibt er sich als Onkel aus, damit er sich ja nicht verdächtig macht oder erkannt wird und die Kinder sich nicht verplappern. Leider sind am Ankunftstag seiner Familie alle Blumen auserkauft, den Evita Perón ist verstorben und zu ihren Ehren wurden alle Blumen aufgekauft. Gedanken macht sich Klement außerdem, ob seine Familie mit seinem bescheidenen Leben zurechtkommen wird. Wenigstens erhalten einige SS und NSDAP Funktionäre von Juan Perón Unterstützung und so treffen sie sich gelegentlich zu einem kleinen Plausch. Doch wrd seine Tarnung auf Dauer stand halten?

Meine Meinung:
Ariel Magnus hat in seinem Buch anhand von Schriften Adolf Eichmanns Verhören, Büchern und Manuskripten dieses Buch verfasst. Bei der Leseprobe erhoffte ich, dass es auf ein einfach zu lesendes, teils satirisches Buch hinausläuft. Jedoch je länger ich in die Geschichte eintauche, desto rabiater und erschütternder empfand ich vor allem das Gedankengut dieses Kriegsverbrechers. Er fühlt sich mitunter als total Unschuldiger, der nur seine Befehle befolgt hat und im Grunde den Juden nichts Schlimmes antun wollte. Anderseits kommt er jedoch immer wieder zu der Erkenntnis, dass es besser gewesen wäre, wenn keiner von ihnen damals überlebt hätte. Diese menschenverachtenden Gedanken machen mich zusehends immer wütender, dass ich sogar öfters darüber nachdenke, dieses Buch abzubrechen. Mitunter allerdings verspottet der Autor Eichmann, indem er sich über Klement lustig macht. Sei es, in dem er eine Sexszene mit seiner Frau Vera einbaut, die er hier etwas satirisch darstellt. Ich allerdings konnte mit dieser Art von Parodie wenig anfangen, wahrscheinlich weil ich zu schockiert war von Eichmanns Gedankengut. Zwar stützt sich der Autor auf einige Quellen in seinem Buch, doch die Gespräche sind meist fiktiv dargestellt. Fraglos kann ich mir gut vorstellen, dass es so in etwa abgelaufen sein könnte. Erschütternd empfand ich dagegen eine Zusammenkunft Adolf Eichmanns mit dem SS-Lagerarzt Josef Mengele, die hier ihre Erinnerungen austauschen. Dabei erinnert er sich an eine Jüdin, die ihre blinde Mutter begleiten wollte und er ihr einen Tritt in die andere Richtung ins Leben gab. Wörtlich sagt er, hier:"Kapieren Sie, was ich Ihnen da gerade sage? Ich habe diese dumme Kuh gerettet." Diese dumme Kuh, wie er sie hier nennt, war die Großmutter des Autors. Deren tatsächliche Begebenheit er hier mit eingefügt hat. Ob man diese bekannten Kriegsverbrecher hier wirklich literarisch zu Wort kommen lassen muss, wage ich selbst zu bezweifeln. Den gerade seine menschenverachtenden Aussagen und Ansichten, die ich hier als Leser ungefiltert vorgeführt bekomme, haben mich sehr betroffen und wütend gemacht. Vielleicht mag es den einen oder anderen ebenfalls aufwühlen, wie mich. Allerdings sehe ich auch eine große Gefahr darin, dass sie dieses Buch verehren werden, wenn es Anhängern dieser Kriegsverbrecher in die Hände gerät. Leider konnte mich der Schreibstil des Autors ebenfalls nicht überzeugen. Zu viele Fremdwörter und oftmals recht kompliziert formuliert ist dieses Buch nicht gerade einfach zu lesen. Deshalb kann ich diesem Buch leider nur 3 1/2 von 5 Sterne geben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.09.2021

Sehnsucht in den Tod

Amissa. Die Verlorenen
0

"Sehnsucht, Hunger nach Liebe und Anerkennung birgt die Gefahr, sich benutzen zu lassen." (Else Pannek)
Die Privatdetektive Rica und Jan Kantzius werden in einer Herbstnacht an einer Raststätte Zeuge eines ...

"Sehnsucht, Hunger nach Liebe und Anerkennung birgt die Gefahr, sich benutzen zu lassen." (Else Pannek)
Die Privatdetektive Rica und Jan Kantzius werden in einer Herbstnacht an einer Raststätte Zeuge eines Unfalls. Dabei rennt eine verängstigte junge Frau auf die Autobahn und verstirbt kurz darauf. Jan, der ihr zu Hilfe eilt, kann sie nur noch die Worte "Die Grube" zuflüstern. In ihrer Hand stößt er auf einen Zettel mit einer Zeichnung. Wenig später findet man bei der Raststätte in einem ausgebrannten Wohnmobil eine weitere Leiche. Vermutet wird, dass der Tote die junge Frau entführt hat und sie fliehen konnte. Doch wer hat dann den Mann getötet? Jan und Rica lässt der grausame Tod des Mädchens keine Ruhe, sie stellen Nachforschungen an und stoßen bei ihren Spuren auf die Organisation Amissa, für die sie arbeiten.

Meine Meinung:
Dies ist mein erstes Buch von Frank Kodiak, alias Andreas Winkelmann. Das unscheinbare Cover hat mich zwar nicht überzeugt, dafür der Klappentext um so mehr. Die Geschichte um das tote Mädchen auf der Autobahn und die neuen Ermittler hat mich neugierig gemacht. Der Schreibstil ist zu Beginn eher ruhig, interessant, aufschlussreich, erschütternd, erst zum Ende hin wird es immer brutaler und fesselnder. Jan Kantzius, ein ehemaliger Polizist, hat dabei zwei Gesichter. Zum einen ist er der liebevolle Ehemann, der sich viel Sorgen um seine Frau Rica macht, auf der anderen kann er zum waren Killer mutieren. Besonders wenn Ungerechtigkeit im Spiel ist, brutale Mörder oder Gewalt ihm in die Quere kommt. Diese Seite hasst er, doch er braucht sie mitunter in seinem harten Job als Privatermittler. Rica dagegen ist eher der Computerspezialist, sie findet alles oder hackt Seiten in der digitalen Welt, um an Informationen zu kommen. Auf mich wirkt sie eher zartbesaitet und zerbrechlich, doch das täuscht den diese Frau kann auch ganz anders sein. Allerdings trägt sie noch immer ein Trauma aus der Vergangenheit mit sich herum. Dort begegnet ihr damals auch Jan als Polizist und sie verlieben sich. Schade nur, dass ich zu wenig von dieser Vergangenheit erfahre, vielleicht im nächsten Band. Im Plot geht es um vermisste Mädchen, die kurz vorher mit ihren Familien umgezogen sind. In verschiedenen Handlungssträngen lerne ich diese kennen und ich verstehe, wie der Täter zu seinen Opfern kommt. Recht schnell wird mir klar, dass diese Mädchen nicht nur missbraucht, sondern außerdem ermordet werden. Doch die ganze grausame, fürchterliche Wahrheit wird mir erst gegen Ende so richtig bewusst. Diese Trilogie ist spannend und aufwühlend zu gleich, sie handelt von vermissten Personen und Amissa einer Organisation, die nach diesen sucht. Erschreckend ist, dass die Privatdetektive es auch noch mit Jans ehemaligen Kollegen zu tun bekommen. Lediglich sein Freund und Polizist Olaf ist eine große Stütze und Informant für sie. Allerdings sind Jans Alleingänge hier mitunter extrem etwas zu drastisch und unrealistisch dargestellt. Dabei kommt er mir zeitweise wie ein Superheld vor, den niemand bezwingen kann. Das empfand ich schon etwas sehr markant, doch die extreme Spannung macht das ganze wieder wett. Trotz allem hoffe ich, dass er im weiteren Verlauf nicht zu übersteigert dargestellt wird. Dass dies mit Vermissten vielleicht wirklich geschieht, kann ich mir durchaus vorstellen. Doch ich hoffe nicht, den mir sträuben sich bei der Vorstellung die Haare. So freue ich mich schon sehr auf Band zwei und gebe 4 1/2 von 5 Sterne für diesen ersten Teil.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.08.2021

Geheimnisvolle Familie sucht nach ihrem Sohn

Das Nest
0

"Wenn du aufgeben willst, erinnere dich einfach daran, warum du schon so lange durchgehalten hast." (Pinterest)
An einem warmen Apriltag wird der 15-jährige Oscar Dreyer-Hoff, Sohn eines Galeristen Ehepaars, ...

"Wenn du aufgeben willst, erinnere dich einfach daran, warum du schon so lange durchgehalten hast." (Pinterest)
An einem warmen Apriltag wird der 15-jährige Oscar Dreyer-Hoff, Sohn eines Galeristen Ehepaars, vermisst. Eigentlich wollte er bei seiner Freundin Iben übernachten, doch dort ist er nie aufgetaucht. Als kurz darauf eine Leiche in der städtischen Müllverbrennungsanlage Amager Bakke gefunden wird, vermutet man, dass es sich um Oscar handelt. Jeppe Kørner und Anette Werner werden mit dem Fall betraut. Sie stoßen dabei auf seltsame Familien mit eigenartigen Erziehungsmethoden, abweisenden Teenagern und betrügerische Praktiken im Kunstbereich. Sie ermitteln in der Tiefe von Amager Bakke und in Gängen von verlassenen Inseln und Seeforts. Dabei stoßen sie auf kranke Seelen und verborgene Familiengeheimnisse.

Meine Meinung:
Band 4 der dänischen Ermittler Jeppe Kørner und Anette Werner aus Kopenhagen führt uns in eine recht merkwürdige Galeristenfamilie. Die Eltern Malin und Henrik Dreyer-Hoff wirken auf mich recht befremdlich und ich kann verstehen, das Jeppe erste Verdachtsmomente gegen die Eltern von Oscar hat. Seltsam ist allerdings ein Brief, den sie nach dem Verschwinden von Oscar vorfinden. Ist er entführt worden oder selbst verschwunden? Anderseits wirken sein Bruder Victor und seine Freundin Iben ebenfalls angespannt auf mich und ich habe sofort das Gefühl, sie verbergen etwas. Überhaupt ist Iben recht aufmüpfig und bockig gegen ihren Vater und ich frage mich, was hat er getan? Der tote Lehrer aus der Müllhalde gibt den Ermittlern zudem weitere Rätsel auf. Hat er vielleicht was mit dem Verschwinden von Oscar zu tun oder hat ihn Oscar getötet und ist deshalb verschwunden? Sehr mysteriös fand ich außerdem, dass die Familie Dreyer-Hoff in einem Familienbett nächtigen. Erneut treffen wir diesmal wieder auf Jeppes alte Bekannte Literaturprofessorin und Hobbydetektivin Esther de Laurenti und ihren Mieter Gregers die zu dieser Reihe einfach dazu gehören. Dabei liefert Esther wieder einen entscheidenden Hinweis, die dem Fall eine ganz neue Wendung gibt. Die Beziehungen der Ermittler stecken gerade fest, Jeppe und Sara bekommt ihre ersten Risse. Anette sollte eigentlich glücklich sein, jetzt, wo sie ihr langersehntes Kind hat, doch stattdessen flirtet sie ausgerechnet mit dem Hafenarbeiter Mads Teigen. Viel Gespür, Lebenserfahrung und besonders Anettes Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass der Fall vorangeht. Fantastisch gelingt es der Autorin diesmal wieder die Stärken, Schwächen und Fehler der einzelnen Charaktere hier wiederzugeben. Dadurch kommt man den einzelnen Personen menschlich näher, weil sie sehr realistisch wirken und man sich gut in sie hineinversetzen kann. Die detaillierte Beschreibung des Settings von Kopenhagen macht den Krimi zu einem weiteren Highlight. Allerdings bekommt das Buch zwischendrin schon ein paar Längen und der Fall verliert sich ein wenig im Privatleben der Charaktere, sodass es mir mit der Zeit etwas an Spannung fehlt. Witzige, hintergründige Dialoge, die Weiterentwicklung der Ermittler, dass sich befassen mit dem Altern und der Pubertät, stehen diesmal im Vordergrund des Geschehens. Für mich ein gelungener Kriminalfall, dem ich gerne 4 von 5 Sterne gebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.08.2021

Auf dem Weg zur Heilung brauchen wir oft einen Engel

Sophies Café
0

"Einige Narben werden niemals heilen, ganz egal , wie sehr man es sich wünscht. Die Wunden sind einfach zu tief." (Buchauszug)
Viel zu überstürzt heiratet die 18-jährige Gabriella (Leah) schon nach zwei ...

"Einige Narben werden niemals heilen, ganz egal , wie sehr man es sich wünscht. Die Wunden sind einfach zu tief." (Buchauszug)
Viel zu überstürzt heiratet die 18-jährige Gabriella (Leah) schon nach zwei Tagen Brent Sadler. Erst als er in ihrer Ehe sein wahres Gesicht offenbart, weiß sie, das es ein Fehler war. Unerwartete Gewaltausbrüche lässt sie sich zehn Jahre lang gefallen, ehe sie sich gegen ihn wehrt und entkommt. In Rivertown einem kleinen idyllischen Ort im Süden Amerikas, findet Leah Allen, wie sie sich fortan nennt, eine neue Heimat. Die sympathische Cafébesitzerin Sophie merkt sofort, dass Leah Hilfe benötigt. Sie engagiert sie und lässt sie über dem Café wohnen. Der anfänglich skeptische Anwalt Crowley wird mit der Zeit Leahs bester Freund. Doch die Vergangenheit holt sie immer wieder ein. Erst als sich beide näherkommen, weiß Leah, dass sie Crowley die Wahrheit nicht länger verschweigen kann.

Meine Meinung:
Das gut gewählte Cover hat mich sofort neugierig auf dieses Buch gemacht. Niemals hatte ich erwartet, dass mich brutale häusliche Gewalt hier erwarten würde. Die Autorin hat dabei einen sehr bewegenden, realistischen Schreibstil, der nicht einmal vor Brutalität haltmacht. Meiner Ansicht nach ist dies durchaus passend, den die Autorin selbst hat das Buch zu Gedenken ihrer Mutter verfasst, die selbst Gewalt in ihrer Ehe erleben musste. Von daher vermute ich, dass sie diese Gewaltausbrüche entweder selbst kannte oder die Mutter sie ihr erzählt hat. Außerdem finde ich gut, das gerade bei so einer Thematik nichts beschönigt wird. Den genauso erleben viele Frauen von gewalttätigen Männern täglich ihre Ehe. Weiterhin gefallen hat mir dabei, dass Leah vielen netten Menschen begegnet, die ihr Mut zusprechen, ein gutes Wort für sie haben oder sogar sie ihrem Glauben an Gott wieder näherbringen. Selbst als sie flüchtet, lernt sie weitere gute Menschen kennen. Sophie, die ihren Weg kreuzt, sehe ich als echtes Eingreifen Gottes. Den Sophie ist ein ganz besonderer Mensch. Ich würde fast sagen, sie ist ein Engel, weil sie ein besonderes Auge für Personen in Not hat. Ihre Art wirkt auf mich nicht aufdringlich, sondern eher rücksichtsvoll, einfühlsam und man fühlt sich sofort geborgen und angenommen bei ihr. Crowley dagegen ist eher vorsichtig, vielleicht liegt es daran, dass er Anwalt ist und schon viel erlebt hat? Trotzdem wirkt er auf mich durchaus freundlich, sympathisch, humorvoll und hat ebenso ein offenes Herz. Genauso wie die anderen Charaktere im Buch, die auf mich stimmig und durchweg sympathisch wirken. Lediglich Brent, der hat mich mit seiner narzisstisch sadistischen Art wirklich wütend gemacht. Ich bin fassungslos und erschüttert, was er seiner Ehefrau alles antut. Wer Gewalt in der Ehe erlebt hat, der sollte von diesem Buch vielleicht lieber Abstand nehmen, den selbst mich haben viele Szenen mitgenommen und zu Tränen gerührt. Die Autorin hat hier eine gute Balance zwischen Brutalität, Harmonie, Glaubensleben, Freundschaft und Liebe gefunden. Dabei bin ich beeindruckt, dass sie immer wieder Mitmenschen integriert, die Leahs Leben beeinflussen und verändern. Ohne sie hätte sie vielleicht niemals den Mut gehabt, sich gegen ihren Mann zu wehren, geschweige den ein neues Leben zu beginnen. Gerne würde ich jeder Frau, der so was widerfährt, so einen helfenden Engel wünschen. Trotz der detaillierten Brutalität ist es mein Lesehighlight und würde gerne weitere Bücher der Autorin lesen. Deshalb gebe ich 5 von 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.08.2021

Ein Plan mit Dominoeffekt, der nicht aufzuhalten ist

Die Nacht – Wirst du morgen noch leben?
0

"Kein Unfall. Kein Tunnel. Das hier ist anders. Das hier ist Absicht. Nicht weit von ihr entfernt stand ein Mann. Nackt und kahl. In einem riesigen durchsichtigen Behältnis" (Buchauszüge)
Hanna Carlsen ...

"Kein Unfall. Kein Tunnel. Das hier ist anders. Das hier ist Absicht. Nicht weit von ihr entfernt stand ein Mann. Nackt und kahl. In einem riesigen durchsichtigen Behältnis" (Buchauszüge)
Hanna Carlsen wird auf ihrer Wanderung zum Moselsteig von einem Gewitter überrascht, ehe sie sich im Wald verirrt, einen Unfall hat und gerettet wird. Doch der Retter ist keiner, den der Mann hat Hanna bewusst verfolgt. Wenig später erwacht sie auf nackt, kahlrasiert und gefangen in einem riesigen Glasbehälter, in dem sie sich so gut wie nicht bewegen kann. Und sie ist nicht alleine weitere 4 Personen stecken ebenfalls wie Hanna in einem Glasbehältnis. Eine Konstruktion aus Dominosteinen wird gestartet und jede Nacht wird einer von ihnen sterben müssen. Es sei den jemand erfüllt die Forderungen, die der Täter stellt oder er stirbt vorher, weil er verdurstet ist. Björk und Brand von Europol steht fest, sie müssen das schnellstens stoppen. Doch wie wenn man nicht einmal weiß, wer die Opfer sind?

Meine Meinung:
Dieses Buch ist Band zwei, bei dem es um die Europol Topermittlerin Inga Björk und den Ex-Cobra Beamten Christian Brand geht. Der Schreibstil ist fesselnd und in verschiedene Handlungsstränge eingeteilt, wobei hier nicht explizit hervorgeht, was Vergangenheit und Gegenwart ist. Dass es noch verschiedene Zeitebenen gibt, merke ich erst beim Lesen. Wieder einmal spielt der Autor mit den Nerven seiner Leser, den in einer regelrechten Achterbahn verläuft, hier die Spannung dieses Falls. In einer Art Domino Day Manier startet der Täter seine Apparatur und Menschen aus dem Netz oder Live TV können diese aufhalten, indem sie eine Aufgabe erfüllen. Haben wir es schon wieder mit einem Spiel zu tun wie im letzten Buch? Das dachte ich zuerst und eine gewisse Ähnlichkeit kann man durchaus nicht abstreiten. Nur das eben alle Tötungsarten und Opfer schon vorherbestimmt sind. Doch welches Motiv hat er Täter, das wird einem erst im Laufe des Buches bewusst. Doch schnell ist mir klar, dass es wieder einmal ein perfider Racheplan eines kranken Täters ist. Dabei sind erneut wieder die sehr konträren Ermittler der Europol dabei. Diesmal hab ich jedoch das Gefühl, das die beiden etwas harmonischer auf mich wirken. Zwar erscheint mir Björk immer noch sehr distanziert und unnahbar zu sein, doch inzwischen weiß sie was sie an Brand hat. Christian Brand dagegen hat sich bei der Cobra nun endgültig ins Aus katapultiert und steht ohne Job da. Außerdem hat er durch einen dummen Fehler sich fast strafbar gemacht. Nur Björks Fähigkeiten einer Super-Recogniser hat er es zu verdanken, das er auffliegt. Doch ob das Christian ebenfalls so sieht? Wieder einmal fährt der Autor hier einen wirklich brutalen, krassen Thriller auf, der nichts für schwache Nerven ist. Den sehr detailliert werden nicht nur die Morde beschrieben, sondern außerdem die teils brutalen Vorkommnisse einer Klinik in der Vergangenheit. Lediglich die Beschreibung seiner Konstruktion ist abermals recht kompliziert gehalten, sodass ich sie mir bildlich nicht gut vorstellen kann. Hier scheint er Autor eine bessere Fantasie wie ich zu haben. Grandios empfand ich dagegen wieder den Showdown am Ende. Vor allem, weil der Autor wieder mit einer Überraschung aufwartet, mit der ich so gar nicht gerechnet habe. Kurze Kapitel, schnelle Handlungswechsel, jede Menge Spannung machen dieses Buch wieder absolut lesenswert, auch wenn ich gerne einmal einen Fall hätte, der ohne komplizierte Konstruktion auskommt. Trotzdem bin ich gespannt auf den nächsten Band und geben wieder 4 1/2 von 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere