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Veröffentlicht am 17.08.2021

Du bist nicht der Böse, die sind böse

Soko mit Handicap: Aktion Licht
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"Helene, Paula und Scott hatten gewusst das es gefährlich werden würde, und trotzdem hatten sie entschieden, ihn nicht alleine herkommen zu lassen." (Buchauszug).
Die Berliner Wohngemeinschaft mit Behinderung, ...

"Helene, Paula und Scott hatten gewusst das es gefährlich werden würde, und trotzdem hatten sie entschieden, ihn nicht alleine herkommen zu lassen." (Buchauszug).
Die Berliner Wohngemeinschaft mit Behinderung, in der Theo, Helene, Paula, Scott und Keno leben, sind nach wie vor erschüttert über den Tod von Mike. Für Lina Theos Schwester, die bei der Polizei arbeitet, steht bald fest, dass Theo in Gefahr ist. Die Täter scheinen nämlich bei Theo etwas zu suchen, nur keiner weiß was genau. Hat das alles, was mit dem Verschwinden von Theos Vater vor zwanzig Jahren zu tun? Die Täter glauben jedenfalls, dass Theo den Schlüssel zu etwas unheimlich Wichtigem haben und sind deshalb nun hinter ihm her. Selbst wenn Theo nicht weiß, was sie suchen, kann er sich sicher sein, seine WG Bewohner lassen ihn nicht im Stich.

Meine Meinung:
Nahtlos geht Band zwei da weiter, wo der vorherige Band aufgehört hat. Wieder wartet der Autor mit der spannenden Geschichte um Theos verschwunden Vater, den Machenschaften und der Vergangenheit der DDR bzw. Stasi, so wie alles rund um die SOKO Handicap auf. Erneut konnten mich die besonderen Charaktere der Wohngemeinschaft überzeugen. Da ist zum einen Theo, der an kongenitaler Muskeldystrophie erkrankt ist, im Rollstuhl sitzt Paula mit Trisomie 21, Autist Keno, der am Weaver-Syndrom erkrankte Scott und die ständig hungrige Helene, was so typisch für Menschen mit Prater-Willi-Syndrom ist. Allesamt sind ein wirklich eigenwilliges Gespann, aber das Wichtigste daran ist, sie sind füreinander da, wenn Not am Mann ist und lassen niemanden im Stich. Allerdings rechnen sie dabei nicht damit, dass sie selbst in sehr große Gefahr kommen, bei dem es um Leben und Tod geht. Den die Täter sind gefährlich und haben seither keine Zeugen am Leben gelassen. Dabei ist der Schreibstil wieder sehr informativ, interessant, spannend und überaus humorvoll gestaltet. Besonders gut dabei gefällt mir erneut Helene, die hier als einzige mit einem Berliner Dialekt aufwartet und schlagfertig ist. Mehr als einmal bringen mich ihre Sprüche zum Lachen und lockern dadurch den Krimi auf. Diesmal erfahren ich, um was es den Tätern wirklich geht, wer sie sind und wer der unbekannte Mann ohne Gedächtnis ist. Wie ich es schon vermutet habe, stellt es sich dann heraus, wer dieser Obdachlose wirklich ist. Doch diesmal wird es für Lina gefährlich und die WG Bewohner versuchen sie zu retten, selbst wenn sie dadurch ihr Leben riskieren. Ein wirklich interessanter Zweiteiler hat hier Thomas Franke geschrieben. Der bekannte Autor, der selbst bei seiner Arbeit als Sozialpädagoge viel mit Menschen mit Behinderung zu tun hat. Kein Wunder also, das er sich diese eigenwillige Wohngemeinschaft, die zusammen auf Verbrecherjagd gehen, ausgedacht hat. Man spürt mit jeder Seite, wie wichtig ihm diese Menschen sind und warum er sie für diesen Krimi uns Lesern näherbringen möchte. Dabei stelle ich fest, dass der zweite Teil deutlich an Spannung zulegt hat und ich dadurch vor allem die Hintergründe immer besser verstehe. Das zugleich sich der Unbekannte ohne Gedächtnis sich auf eine besondere Behandlung einlässt, um sein Gedächtnis wiederzuerlangen, fand ich sehr interessant. Seine Erlebnisse und Erinnerungen werden hier speziell in kursiver Schriftform dargestellt. Zwar fließt das Thema Glaube hier ab und an als Gebet oder Gedanken mit ein, allerdings nur spartanisch und deutlich schwächer als im ersten Band. Trotzdem konnten mich insbesondere die Charaktere erneut überzeugen und ich finde es sehr schade, dass dieser Zweiteiler nun zu Ende ist. Sehr gut könnte ich mir weitere Krimis oder Geschichten mit Theo, Helene, Paula, Scott und Keno vorstellen. Alles in allem ein Zweiteiler, den ich allen nur empfehlen kann und dem ich ein weiteres Mal 5 von 5 Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Ist das Glück unserer Kinder uns wichtiger als unser eigenes?

Ein neuer Morgen für Samuel
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"Wir müssen bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben, damit wir das Leben finden, das auf uns wartet." (Oscar Wilde)
Paris 1944:
Das jüdische Ehepaar Sarah und David Laffitte ...

"Wir müssen bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben, damit wir das Leben finden, das auf uns wartet." (Oscar Wilde)
Paris 1944:
Das jüdische Ehepaar Sarah und David Laffitte bekommen kurz vor ihrer Deportation von Drancy nach Auschwitz einen kleinen Jungen namens Samuel. Am Bahnhof drückt sie dem französischen Gleisarbeiter Jean-Luc ihren Säugling in den Arm, mit der Bitte, er möge ihn retten. Aus Angst, dass er verhaftet wird, flieht er gemeinsam mit seiner Freundin Charlotte nach Spanien. Bis sie dann kurz darauf als Familie nach Amerika auswandern. 1953 wird Jean Luc in den USA verhaftet und erfährt, das Sarah und David das KZ überlebt haben und schon jahrelang nach ihrem Kind suchen.

Meine Meinung:
Eine bewegende Geschichte wird uns hier in diesem Buch präsentiert, bei der es um die Zeit, des Nationalsozialismus in Frankreich geht. Selbst unsere Nachbarländer blieben nicht verschont vor den Auswirkungen der Deutschen. 1940 wird Frankreich von den Deutschen belagert, viele Tausende Juden des Landes werden deportiert, unter anderem Sarah und David. Wegen eines Schadens müssen alle Juden nochmals aus dem Waggon heraus und Sarah sieht das als Chance, um ihren Sohn zu retten. Kurzerhand drückt sie dem Gleisarbeiter Jean-Luc ihr Baby in die Hand und bittet ihm, das Leben zu retten. In seiner Not überwältigt er einen deutschen Soldaten und flieht zum Haus von Charlotte. Doch was sollen sie tun in Zeiten der Not, wo man nicht mal Geld für Milch hat? Für die beiden ist klar, in Frankreich können sie nicht bleiben. Zu groß wäre die Gefahr einer Verhaftung für Jean Luc. Mithilfe und unter großer Gefahr fliehen sie über die Berge nach Spanien, um später in Amerika ihr neues Glück zu finden. Sam wächst derweil in Amerika auf, er kennt nichts anderes, ist glücklich mit seinen Eltern. Erst nach der Verhaftung seines Vaters erfährt er, dass die beiden nicht seine leiblichen Eltern sind. Doch wie erklärt man das einem Kind, der im Grunde die Eltern nicht kennt, dass er nun zu dieser Familie muss? Der Autorin ist hier eine bewegende, emotionale Geschichte gelungen. Es macht mich fassungslos mitzuerleben, dass eine Mutter ihr Kind hergeben muss, damit es überlebt. Doch dann das ganze Ausmaß zu sehen, das ein Kind aus dem Elternhaus herausgerissen wird, in das er schon als Baby kam, macht mich noch mehr betroffen. Man muss sich nur mal in Sam hineinversetzen, der jahrelang Jean Luc und Charlotte als seine Eltern ansieht. Die kann man doch nicht einfach gegen neue Eltern austauschen, selbst wenn es die Leiblichen sind. Fassungslos macht mich außerdem, wie damals die Behörden Jean Luc bestraft konnten und wie Psychologen mit Ratschlägen aufwarten, die für mich einfach unverständlich sind. Unbegreiflich auch, dass zu der Zeit das Kindeswohl nicht die höchste Priorität hat. Des Öfteren frage ich mich in dieser Geschichte, was macht eigentlich Familie aus? Und dürfen wir unser Glück vor dem unseres Kindes setzen? Das Jean Luc das Leben von Sam maßgeblich gerettet und bestimmt hat, ist keine Frage, den ohne ihn würde er nicht mehr leben. Doch hat er damit das Recht für ihn, seine Familie zu sein oder doch eher die leiblichen Eltern und kann man neun Jahre einfach so ausradieren? Dieses Schicksal ist kein Einzelfall, vielen jüdischen Eltern erging es so, nachdem sie ihre Kinder zuvor in andere Länder verschickt haben. Die Autorin präsentiert hier sehr ausführlich, welche Auswirkung so eine Trennung und Zerrissenheit für Familien hat. Leider ging es mir dann gegen Ende etwas zu schnell und so blieben einige Fragen, vor allem Jean Luc betreffend bei mir offen. Trotzdem dies eine fiktive Geschichte ist, ging mir vor allem das Schicksal von Sam zu Herzen, deshalb von mir 4 1/2 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Spuren im Sand aus der Vergangenheit

Mordsand
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"Die Gegenwart trägt keine Verantwortung für die Vergangenheit." (Fred Ammon)
Auf der idyllischen Insel Bargsand macht eines Morgens ein junges Paar eine grausame Entdeckung. Aus dem Sand ragen menschliche ...

"Die Gegenwart trägt keine Verantwortung für die Vergangenheit." (Fred Ammon)
Auf der idyllischen Insel Bargsand macht eines Morgens ein junges Paar eine grausame Entdeckung. Aus dem Sand ragen menschliche Überreste. Die Ermittler Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn bekommen es mit einer über 30 Jahre alten Tat zu tun, bei der man einen jungen Mann gefesselt im Sand verscharrt hat. Als wenige Tage später auf der Nachbarinsel Füürsand der Bauunternehmer Jochen Kirsten auf ähnliche Weise tot aufgefunden wird, vermute die beiden einen Zusammenhang. Doch wie sollen sich die beiden gekannt haben? Eine der Spuren führt in die ehemalige DDR, in einen Jugendwerkhof. Klar ist, dass die beiden unbedingt weitere Bewohner von damals finden müssen.

Meine Meinung:
Wieder ein überzeugendes Cover, das mir sofort ins Auge springt. Dies ist Band vier von Paulsen und Haverkorn den beiden Ermittlern aus Itzehoe. In mehreren Handlungssträngen ging es zum einen um die Ermittlungen zu ihrem Fall, dem Privatleben der beiden und dem Erlebten aus der Vergangenheit. Leider nur wurden diesmal die Ermittlungen des Kriminalfalls doch sehr vom Privatleben der beiden Ermittler überlagert, sodass es mir ein wenig an Spannung und am Mitraten gefehlt hat. Selbst wenn es mich freut, mehr über Paulsen und Haverkorn zu erfahren, finde ich, sollte das doch einen gewissen Rahmen nicht überschreiten. Die Vergangenheit in den Jugendwerkhöfen der DDR fand ich dagegen sehr informativ und es hat mich ehrlich gesagt entsetzt, wie man dort mit den Jugendlichen umgegangen ist. In den Heimen für Schwererziehbare wollte die DDR die Jugendlichen umerziehen. Dass sie dies nicht gerade herzlich und liebevoll taten, hatte ich fast befürchtet. Doch was ich dann in der Geschichte erfuhr, hat mich wirklich schockiert. Dabei war das geschlossene Jugendwerk Torgau das schlimmste unter diesen Heimen, den hier wurden die Jugendlichen wie Gefangene gehalten. Schrecklich zu lesen, dass es nicht nur körperliche Übergriffe gab, sondern außerdem Isolierung, Strafarbeit und sogar Nahrungsentzug waren hier an der Tagesordnung. Doch ob und wie dieses Jugendwerk mit dem Fall zusammenhängt, das müssen Frida und Bjarne erst noch herausfinden. Sehr informativ und schockierend schildert die Autorin hier von Erziehungsheimen zu DDR Zeiten des Jahres 1965 bis 1990, ehe sie dann zum Glück geschlossen wurden. Ich erfahre, dass viele sich danach sogar das Leben genommen haben, weil sie nicht mehr klarkamen. Und so könnte unser Toter einer davon sein, wäre er nicht gefesselt gewesen. Doch wie kam der junge Mann auf die Insel und was ist damals wirklich passiert? Nebenbei gibt es dann zum noch Neuigkeiten von Haverkorn und seiner Tochter Henni, die inzwischen in ihrem kleinen Haus zusammenleben. Des Weiteren gibt es Veränderungen auf dem Hof von Fridas Eltern, außerdem scheint die Liebe zwischen Frida und Torben gut zu laufen. Allerdings kommt es dann zu einem unglücklichen Unfall mit gravierenden Folgen bei den Ermittlungen zum Fall. Diesmal kann mich das Buch zwar gut unterhalten, doch ich hätte mir definitiv etwas weniger Privatleben und mehr Ermittlungsarbeit gewünscht. Neuen Elan erhält die Geschichte allerdings vom Umbau des Paulsen Hofs und der 17-jährigen Streunerin und obdachlosen Cat. Trotzdem dies für mich eindeutig der schwächste Band der Reihe war, freue ich mich auf eine weitere Folge von Frida und Bjarne und vergebe 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 04.08.2021

Skorpion Tattoo und ein tödliches Spiel

Das Spiel – Es geht um Dein Leben
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"Ein Spiel ist erst dann ein Spiel, wenn man merkt, dass hier nicht gespielt wird!" (Arthur Feldmann)
Ein perfides, grausames Spiel grassiert momentan europaweit im Darknet. Dabei geht es um ein leuchtendes ...

"Ein Spiel ist erst dann ein Spiel, wenn man merkt, dass hier nicht gespielt wird!" (Arthur Feldmann)
Ein perfides, grausames Spiel grassiert momentan europaweit im Darknet. Dabei geht es um ein leuchtendes Tattoo eines Skorpions, das nur unter UV-Licht zu erkennen ist. Die Träger davon werden ohne es zu ahnen zur Beute von Jägern dieses Spiels. Auch die 17-jährige Mavie ist Trägerin eines solchen Tattoos, das sie durch Zufall auf der Party ihres Freundes Silas entdeckt. Doch woher hat sie dieses Tattoo bisher war auf ihrem Rücken nur die Narbe ihrer Brandwunden zu erkennen gewesen! Dass dieses Zeichen sie zur Zielscheibe eines Spiels macht, ahnt sie nicht. Zur selben Zeit wird der Österreicher Christian Brand vom Einsatzkommando Corba zur Europol beordert, um die Ermittlerin Inga Björk zu beschützen. Dabei gerät er in eine grausame Mordreihe, bei dem kurz darauf eine brutal ermordete Joggerin gefunden wird. Dass dies erst der Anfang eines brutalen Spiels ist, erfährt Brand erst nach und nach. Nun müssen sie schnell handeln, um möglichst viele Opfer vor ihren Jägern zu finden und das Spiel zu beenden.

Meine Meinung:
In Jan Becks Debüt um die Ermittler Björk/Brand geht es um einen wirklich spannenden, durchaus brutalen Thriller. Sehr detailliert schildert der Autor dabei die Ermordung der einzelnen Opfer. Dabei geht er nicht gerade zimperlich mit diesen um, sodass dieses Buch wirklich nur was für Leser mit starken Nerven ist. Der Plot selbst ist wirklich heftig, ich frage mich, wie man eine solche Fantasie hat. Dabei gehen mir mitunter manche Szenen fast ein bisschen zu weit. Da hätte ich nicht unbedingt alles so drastisch dargestellt gebraucht. Ebenso muss ich mich erst an seinen Schreibstil gewöhnen, da die Handlungsstränge recht schnell wechseln und dadurch sehr viele Charaktere auf mich einstürmen. Hier wäre ein Personenregister sicherlich nicht schlecht gewesen. Man sollte schon bei der Sache bleiben, damit man die Charaktere alle gut zuordnen kann. Sehr gut dabei finde ich, dass die Namen der jeweiligen Person immer oben angeführt sind und es dadurch mit der Zeit einfacher für mich wurde. Das Spiel ist wirklich eine heftige Angelegenheit und kann eigentlich nur aus einem psychisch kranken Hirn entstammen. Dabei sind die Opfer alle zufällig gewählt, was mich am meisten erschüttert. Den der Erfinder des Spiels nimmt nicht vor Alter oder Geschlecht halt und so sind mitunter Personen dabei, die mich schon recht emotional berührt haben. Da ist vor allem Mavie, die in ihrem Elternhaus sowieso schon extreme Probleme hat und eines Tages durch Zufall dann eine Entdeckung macht. Der eigenwillige Personenschützer Christian Brand ist eher ein Einzelkämpfer, der oft bei seinem Vorgesetzten aneckt. Nach seinen Einsätzen versucht er sich meist bei der Malerei zu entspannen. Ermittlerin Inga Björk empfand ich ziemlich unsympathisch, unnahbar, kühl und abweisend. Selbst mit Brand findet sie keine Basis, das sie zusammenarbeiten können und so kämpft im Grunde jeder für sich alleine. Ich hatte außerdem nie den Eindruck, dass sie einen richtig in die Karten schauen lässt. Nur gut, das Brand selbst ein wenig die Arbeit von Björk herausfindet. Begeistert hat mich, dass Björk eine Super-Recogniser ist. Das ist jemand, der sich überdurchschnittlich gut Gesichter einprägen und wiedererkennen kann und außerdem fasziniert Brand ihre spezielle, überdimensionale Tätowierung. Der Showdown am Ende ist mir dann fast ein wenig zu rasant und mitunter auch etwas verwirrend, sodass ich einige Szenen nur schwer vorstellen konnte. Trotzdem war die Spannung extrem hoch und zusätzlich wartet der Autor noch mit einer Überraschung auf, mit der ich sogar nicht gerechnet hatte. Selbst wenn mich die Ermittler noch nicht vollständig über zeigen konnten, freu ich mich auf die nächste Folge und gebe dem Buch 4 1/2 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Altes Loslassen, um neu zu vertrauen

Und im Gepäck das Leben
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"Hab deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht" (Buchauszug)
Abbies Leben verändert sich gravierend, nach dem ihr Sohn Bobby eine Auszeit in Europa machen möchte, Jason aufs College ...

"Hab deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht" (Buchauszug)
Abbies Leben verändert sich gravierend, nach dem ihr Sohn Bobby eine Auszeit in Europa machen möchte, Jason aufs College geht. Doch dann bricht eine Welt zusammen, als ihr Ehemann Bill ihr eröffnet, dass ihre Kontrolle ihm zu viel geworden ist und er eine Auszeit braucht. Plötzlich steht sie ganz alleine in ihrem neu bezogenen Loft, in dem sie eigentlich mit Bill ihr weiteres Leben gestalten möchte. Als sie dann von Bobbys Plänen erfährt, auf dem Jakobswegs zu laufen, fällt sie für sich die Entscheidung und schmiedet Pläne. Obwohl sie ihr Vorhaben mehrmals anzweifelt, setzt sie es doch dann in die Tat um. Auf ihrer Pilgerreise begegnen ihr viele interessante Menschen, die ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen und sie lernt wieder mehr ihrem Glauben zu vertrauen. Mit der Journalistin Caroline, die über den Jakobsweg berichtet, Rasa einer jungen Flüchtlingshelferin, die ihre Erlebnisse aufarbeiten möchte, und Bobby, der in Rasa verliebt ist, stoßen weitere Personen mit Schicksalen dazu. Gemeinsam versuchen sie die Vergangenheit aufzuarbeiten, um eine neue Zukunft zu finden.

Meine Meinung:
Das schöne Cover passt sehr schon zu der Geschichte rund um den Pilgerweg und hat mich sofort fasziniert. Der Schreibstil ist lebendig, besonders durch die einzelnen Schicksale, Charaktere und die Beschreibung des Jakobswegs. Selbst wenn es mir zu Beginn etwas zu viele Schicksalsschläge erschien, muss sich sagen, dass es dieses Buch immer mehr belebt hat. Dadurch wird die Pilgerreise zu einer wirklichen Aufarbeitung für jeden Einzelnen, vor allem in Sachen Glaube und Gottvertrauen. Speziell hat mich dabei Abbie begeistert, wie sie an ihrer Kontrollsucht arbeitet und allmählich vieles loslassen kann, das sie versucht hat festzuhalten. Gerade durch die verschiedenen Wechsel der Handlungen bleibt das Buch für mich die ganze Zeit interessant. Herausragend fand ich die Abschnitte aus der Bibel und insbesondere die Gedanken, die sich Abbie dazu macht. Ebenso haben mich die einzelnen Schicksale fasziniert, die jeder anders auslebt, ob mit Traumas, Panikattacken oder einfach nur mit Überlastung. Da ist Caroline, deren beste Freundin vom Islam zum Christentum konvertiert und dann eines Tages mit ihrer Mutter verschwindet. Bis heute weiß sie nicht, ob Lola noch lebt, da man ihre Mutter wenig später tot auffindet. Rasa und ihre Familie haben bei der Flucht aus dem Iran viel miterlebt. Während ihre Eltern sich inzwischen in Österreich gut eingelebt haben, scheinen Rasa die Bilder und Eindrücke der Flucht noch immer zu belasten. Bobby möchte Kunst studieren, weil er das Talent zum Malen von seiner Großmutter Swannee mitbekommen hat und ihre Liebe zu Paris. Nun muss er nur noch seine Mutter davon überzeugen, dass er in Europa studieren möchte. Leider belastet ihn die Trennung seiner Eltern doch sehr. Zu sehen, wie das Wachsen im Glauben und die Veränderung in ihrem Leben voranschreitet, machen diese Geschichte lesenswert. Das gerade wegen des Jakobswegs hier die Themen Glaube, Aufarbeitung und Heilung im Vordergrund stehen, fand ich sehr überzeugend. Schön, dass ich miterlebe, wie die Personen sich hier nach und nach verändern. Es zeigt mir, dass die Charaktere hier sehr gut ausgearbeitet sind. Außerdem habe ich den Eindruck, dass die Autorin selbst schon den Jakobsweg gelaufen ist, so überzeugend sind die Beschreibungen. Schade nur über die vielen französischen Begriffe und Sätze, die nicht übersetzt wurden. Trotzdem ein Buch, das ich definitiv weiterempfehlen möchte, wenn man sich mit Pilgerreisen, Glaube und Aufarbeitung befasst. Von mir gibt es deshalb 5 von 5 Sterne für die Geschichte.

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