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Veröffentlicht am 15.02.2021

Weihnachtliche Überraschung um Marthas erste Liebe

Weihnachten in der kleinen Bücherei
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"Ach, wer bringt die schönen Tage, jene Tage der ersten Liebe, ach, wer bringt nur eine Stunde jener holden Zeit zurück!" (Johann W. von Goethe)
Weihnachten rückt näher, Corinna und ihre Tochter Annika ...

"Ach, wer bringt die schönen Tage, jene Tage der ersten Liebe, ach, wer bringt nur eine Stunde jener holden Zeit zurück!" (Johann W. von Goethe)
Weihnachten rückt näher, Corinna und ihre Tochter Annika freuen sich schon sehr darauf und fangen fieberhaft an, ans Backen und Dekorieren zu denken. Doch dann eröffnet Corinnas Mann ihr, dass sie die Familie für eine andere Frau verlassen wird. Corinna ist schockiert. Zwar hat sie in letzter Zeit bemerkt, dass ihre Liebe inzwischen erkaltet ist, doch mit Heikos Affäre hätte sie nicht gerechnet. Annika leidet jedoch noch mehr unter der Trennung, zumal ihr Vater überhaupt keine Zeit mehr für sie hat. Lediglich die Weihnachtsbäckerei und die Besuche bei Tante Martha können sie etwas entschädigen. Zudem findet Annika in Marthas altem Backbuch ein Foto, bei dem sie auf ein altes Geheimnis stößt. Zusammen schmieden sie einen Plan, um Tante Martha zu überraschen. Bei all dem Abenteuer lernt Corinna dabei Lorenz kennen. Wird es nicht nur für Martha ein Happy End geben?

Meine Meinung:
Das wundervolle weihnachtliche Cover hat mich sofort verzaubert, auch wenn es eher nach einem Buchladen und nicht nach einer Bücherei ausschaut. Der Schreibstil ist emotional, herzlich, lustig und besonders unterhaltsam. Tragisch ist natürlich die Trennung vor Corinna und ihrem Mann Heiko, unter der jedoch am meisten ihre Tochter Annika leidet. Besonders, weil Heiko gar nicht mehr Annika sehen möchte. Man hat mitunter das Gefühl, das er sein Kind total vergessen hat. Nur gut das Corinna, ihre Schwester Tabea und ihr Freund Raphael, die im selben Haus wohnen, sie ein bisschen ablenken können. Das Annika beim Backen dann durch Zufall auf ein altes Foto stößt, das Tante Martha in jungen Jahren im Arm eines Mannes zeigt, verwundert alle ein wenig. Dachten sie doch, dass Tante Martha schon immer alleinstehend war. Als Martha jedoch das Geheimnis lüftet, schmieden die vier einen Plan für eine Weihnachtsüberraschung. Doch so einfach wie gedacht wird es nicht, allerdings lernt Corinna bei diesem Plan den hilfsbereiten Lorenz kennen, der damals die Apotheke von Marthas vergessener Liebe übernommen hat. Er unterstützt sie in ihrem Vorhaben, wo immer er kann. Je länger die Umsetzung des Plans dauert, desto stärker wird ihre Freundschaft. Gefallen hat mir an dieser Geschichte der gute Zusammenhalt zwischen den beiden Schwestern Corinna und Tabea. Ebenso das sie ihre Tante Martha mehrmals in der Woche im Altenheim besuchen, wo sie lebt. Ich spüre sofort, wie wichtig Corinna der Familienzusammenhalt ist. Genauso wird die Liebe von ihr zu ihrer Tochter hier sehr harmonisch dargestellt. Lorenz fand ich sofort sympathisch, er wirkte auf mich sehr gut als Gegenpol für Heikos Eskapaden. Seine Fürsorge und Hilfsbereitschaft fand ich einfach bezaubernd. Zwar ist Corinna Bibliothekarin und man bekommt vereinzelt ein wenig das Ambiente der Bücherei zu spüren, doch mir war das fast ein bisschen zu wenig. Überhaupt nicht zu dem Titel passt das Weihnachtsfest, das so gar nichts mit der Bücherei zu tun hat. Doch weil mir die Geschichte so gut gefallen hat, ziehe ich deshalb keine Punkte ab und sehe darüber hinweg. Ebenfalls gut wird in dem Buch die winterliche und weihnachtliche Stimmung hier wunderschön dargestellt. Besonders das Abenteuer um Marthas Überraschung hat mir sehr gut gefallen. Dabei stand ich selbst immer unter Strom, ob sie ihnen gelingen wird. Darum bekommt dieses Buch von mir 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 03.02.2021

Die Suche nach den sieben kleinen Elefanten

Die Ankündigung
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"Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein." (Friedrich Nietzsche)
FBI-Agentin und ...

"Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein." (Friedrich Nietzsche)
FBI-Agentin und Verhaltensanalytikerin aus St. Louis und Tochter eines Serienmörders, die nun unter ihrem Pseudonym Kaely Quinn lebt, bekommt es mit ihrer Vergangenheit zu tun. Dabei wird sie mit einem anonymen, mehrzeiligen Gedicht bedroht, bei dem der Täter sie auf sechs Morde hinweist, die schlussendlich mit ihrem eigenen Tod enden soll. Gemeinsam mit ihrem FBI Kollege Noah Hunter soll sie den Mörder finden, um möglichst viele sowie ihren eigenen zu verhindern. Verdächtig sind erst mal alle Täter, die Kaely in den letzten Jahren aufgespürt hat und inzwischen entlassen wurden. Doch ebenso Freunde, Familienmitglieder und sogar Kollegen kommen in den Focus der Ermittler. Für Noah und Kaely wird es ein Wettlauf gegen die Uhr, den der Täter ist unberechenbar.

Meine Meinung:
Das düstere Cover und der interessante Klappentext hat mich neugierig auf diesen besonderen Krimi gemacht. Speziell der brisante und informative Schreibstil der Autorin war für mich wirklich überrascht. Als ich im Nachwort las, das ihr eine FBI-Agentin behilflich war, war mir klar, woher sie ihre guten Fachkenntnisse hat. Besonders das Katz- und Mausspiel, das der Täter mit Verhaltensanalytikerin Kaely spielt, ist sehr interessant, spannend und hat selbst mich miträtseln lassen. Genauso hat mir das Gedicht über die "Sieben kleine Elefanten" gefallen, ich fand es äußerst gut dargestellt und sehr gut ausgedacht. So habe ich recht schnell schon meine einigen Verdächtige, die sogar ein Motiv hätten, um sie zu töten. Und erst die Thematik rund um den Glauben haben das Ganze dann zu einer Besonderheit gemacht. Beeindruckt hat mich natürlich Kaely Vergangenheit mit ihrem Vater als Serienmörder. Zwar kannte ich das schon von einer anderen Autorin, trotzdem fand ich es gut. Schade nur, dass diese noch sehr verhalten hier in dem Buch gewesen ist. Doch da ich auf weitere Folgen hoffe, nehme ich an das man dort dann Näheres erfährt. Imponiert und gleichzeitig verwundert war ich über Kaelys Gabe, mit den Tätern reden zu können. So war insbesondere bei der Anfangsszene doch recht überraschend und sogar lustig für mich, als sie im Restaurant bei einer dieser Unterhaltungen aufgefallen ist. Imponiert haben mich außerdem die verschiedenen Charaktere, die allesamt ihre ganz eigene Note mitbringen. Sei es der Reporter Jerry Acosta, der unbedingt hinter einer Reportage über Kaelys Vergangenheit her ist. Alex Cartwright, ihr ehemaliger Kollege, den ich mitunter nicht einschätzen konnte. Und ebenso Richard Burton, der väterliche Freund, bleibt für mich suspekt. Genauso hätte Jason Kaelys Bruder ein Motiv. Sehr sympathisch hingegen empfinde ich sofort Noah Hunter ihren neuen Partner. Durch seine Ruhe, seine Fachkenntnis und die Präsenz scheint er mir der Richtige zu sein, um auf sie aufzupassen. Doch mitunter nimmt Kaelys imaginäres Leben sehr eigenwillige und suspekte Züge an, bei dem ich vermute, das es von einem kindlichen Trauma herrührt. Denn gerade solche Eindrücke, wie sie Kaely hat, erlebt man sonst doch eher bei Kindern. Doch vor allem die Idee der Mördersuche zwischen Spiel und Ernsthaftigkeit hat mich absolut überzeugt und so hoffe ich, das es weitere Folgen dieser Ermittlerin geben wird. Wer also einen guten Krimi lesen möchte und selbst vor Glaubensfragen nicht scheut, der ist hier genau richtig. Von mir gibt es dafür eine Empfehlung und 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 29.01.2021

Joona Linnas Jagd nach einem brutalen Serientäter

Der Spiegelmann
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"Das Böse lauert nicht im Dunkel der Nacht, es lauert in den Tiefen der menschlichen Seele." (Titus Lenk)
Auf dem Weg zu sich nach Hause verschwindet die Schülerin Jenny Lind. Eine Schulkameradin sieht ...

"Das Böse lauert nicht im Dunkel der Nacht, es lauert in den Tiefen der menschlichen Seele." (Titus Lenk)
Auf dem Weg zu sich nach Hause verschwindet die Schülerin Jenny Lind. Eine Schulkameradin sieht zwar, wie sie entführt wird, kann jedoch selbst nicht mehr eingreifen. Einige Jahre später findet man Jenny ermordet auf einem Spielplatz in Stockholm wieder. Die inzwischen junge Frau wurde kopfüber an einem Klettergerüst hingerichtet. Joona Linna ist für den Fall zuständig und über die Tatweise entsetzt, er weiß die Zeit läuft gegen ihn. Durch eine Zeugenaussage erfahren sie, dass noch weitere Personen die Tat gesehen haben. Jedoch ausgerechnet einer dieser Zeugen ist selbst durch einen Verlust in der Familie traumatisiert und psychisch angeschlagen. Eine Befragung bringt Joona nicht weiter, weshalb er Erik Maria Bark den Hypnotiseur bittet, ihm behilflich zu sein. Jedoch eine Hypnose unter diesen Umständen ist nicht gerade einfach. Wird es ihnen gelingen, etwas Näheres über die Nacht von Jennys Ermordung zu erfahren? Joona jedenfalls ist sich ziemlich schnell sicher, das Jenny nicht das einzige Opfer dieses Täters war.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist für mich das erste des schwedischen Autorenduos, die als Lars Kepler bekannt geworden sind. "Der Spiegelmann" ist inzwischen der achte Band der Joona Linna Reihe. Trotz allem kam ich gut damit zurecht, dass ich die anderen Bücher der Reihe nicht kannte. Der Schreibstil ist recht anspruchsvoll, informativ, unterhaltsam und ausführlich, wie ich es bisher meistens von skandinavischen Krimis kenne. Durch die verschiedenen Handlungsstränge lerne ich dabei nicht nur den Täter und seine Opfer kennen, sondern ebenfalls den Ermittler und seine Arbeitsweise. Joona Linna ist einer vom Leben gezeichneter Ermittler, der selbst und seine Familie schon viel durchgemacht haben. Leider fehlt mir in diesem Zusammenhang die weiteren Details, da ich das Wissen um die Geschehnisse der Vergangenheit nicht kenne. Hier spüre ich eben dann doch, dass es eine Reihe ist. Joona scheint inzwischen sogar so weit zu sein, seinen Beruf an den Nagel zu hängen. Doch der Fall um Jennys Entführung vor Jahren hat ihn nie ganz losgelassen. Die Ereignisse um Jenny und was im Laufe der Jahre weiter mit ihr geschah, erfahre ich leider nur ansatzweise. Dafür erlebe ich das ganze Grauen der Gegenwart umso detaillierter und brutaler. Das Schicksal dieser Mädchen wird hier recht drastisch dargestellt und mir ist sofort klar, das hier krankhafte Mächte am Werk sind. Jedoch bis zum Ende der Geschichte war ich mir nicht im Klaren, welches Ausmaß das Ganze noch annimmt. Alles rund um die Entführung und Gefangenschaft der Mädchen ist hier gut ausgearbeitet, ebenso wie das Schicksal um Alice und ihre Mutter. Allerdings hat dieses Buch auch ein paar Schwächen. Besonders schlecht empfinde ich, dass die Handlung teils unnötig in die Länge gezogen wird und dadurch immer wieder an Spannung verliert. Anscheinend mögen die Skandinavier sehr ausführliche Kriminalgeschichten. Zudem kommt mir Joona Linna manchmal so vor, als wäre er der einzige Ermittler ist der diesen Fall lösen kann. Dadurch wirkt er auf mich wie ein John McClane aus "Stirb langsam", der alles schafft und selbst wenn er verletzt wird, sofort wieder aufstehen kann. Zum Beispiel wird er schwer verletzt, liegt kurz in der Klinik und ist danach sofort wieder voll einsatzfähig. Dies wirkt auf mich vereinzelt doch sehr fragwürdig und übertrieben. Ebenso konnte ich nicht verstehen, dass er meistens alleine agiert. Der Täter hingegen und sein Tun hingegen wird hier sehr gut dargestellt und vermittelt. Selbst wenn ich meiner Ansicht nach zu wenig über seine Motivation erfahren habe. Die Charaktere selbst sind dabei überaus gut durchdacht, sodass ich mich in einige ganz gut hineinversetzen kann. Leider bleiben ein paar von ihnen jedoch recht flach, was mich angesichts des ausschweifenden Schreibstils doch etwas verwundert. Alles in allem war es ein gut durchdachter, psychisch starker Krimi mit sehr guten, detaillierten Ermittlungen. Allerdings auch mit übermäßiger viel Länge, was der Spannung und meinem Lesefluss etwas geschadet hat. Von mir gibt es darum nur 3 1/2 von 5 Sterne für das Buch.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Allein ist man stark, gemeinsam unschlagbar

Villa Konfetti
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"Wer aus der gewohnten Bahn geworfen wird, meint manchmal, dass alles verloren ist. Doch in Wirklichkeit fängt nur etwas Neues an." (Gisela Rieger)
Das Kinderheim Villa Konfetti muss dringend saniert ...

"Wer aus der gewohnten Bahn geworfen wird, meint manchmal, dass alles verloren ist. Doch in Wirklichkeit fängt nur etwas Neues an." (Gisela Rieger)
Das Kinderheim Villa Konfetti muss dringend saniert werden, da kommt die Nachricht über eine Erbschaft gerade zur rechten Zeit. Wäre da nur nicht die Auflage, dass sie das Haus innerhalb von 6 Monaten renoviert haben müssen. Wie sollen sie das anstellen mit dem bisschen Geld, was die Stiftung für sie hat! Außerdem scheint die Stadt ebenfalls ein großes Interesse an dem Grundstück zu haben. Ein Wasserrohrbruch stellt die Heimleitung und die Kinder vor neuen Herausforderungen. Da hilft es nur noch, dass sie Helfer finden, denen sie möglichst wenig bezahlen müssen. Alle Hoffnung ruhen nun auf dem Ritter aus dem Seniorenheim, einem Indianer ohne Wohnung, dem grünhaarigen Straßenkind mit Sozialstunden und der verwöhnten Prinzessin in Designerjeans, deren Vater den Geldhahn zugedreht hat. Wird es ihnen gelingen, das Haus wieder rechtzeitig bewohnbar zu machen?

Meine Meinung:
Das bezaubernde Cover mit der in die Jahre gekommenen Villa, die mich sofort an Pippis Villa Kunterbunt erinnert, gefällt mir recht gut. Der Schreibstil ist kurzweilig, unterhaltsam, humorvoll und bewegend. Dabei sind die recht kurzen Kapitel alle mit kurzen Zitaten und netten Illustrationen versehen. Villa Konfetti ist ein recht kleines überschaubares Kinderheim, das von Frau Pippinger geleitet und nun kurz vor dem Aus steht. Bisher gehörte das Haus einer Gräfin, die nun nach ihrem Tod testamentarisch festgehalten hat, das dieses Haus unter bestimmten Auflagen weiter der Stiftung gehören soll. Nur 6 Monate haben sie Zeit, um das marode Haus zu renovieren. Schon das allein ist schwierig genug, doch wie soll man renovieren, wen einem kaum Geld zur Verfügung steht? Bruno Brombach vom Stiftungsrat zum Beispiel hat die Idee, seinen alten Freund Henry zu fragen, der früher Elektriker war und nun im Seniorenheim lebt. Außerdem ist da noch Walter der Schreiner, der seine Miete nicht mehr bezahlen kann. Die obdachlose Kitty, die man beim Klauen erwischt hat und nun statt Gefängnis lieber Sozialstunden ableistet. Und zu guter Letzt die verwöhnte Alina, deren Vater ihren Geldhahn zudreht hat, wenn sie nicht dieses Projekt durchzieht. Vier ganz unterschiedliche Menschen treffen nicht nur zum Arbeiten aufeinander, sondern leben alle sehr bescheiden während der Renovierung im alten maroden Gartenhäuschen. Gerade durch das Zusammenleben werden die einzelnen Macken, die jeder von ihnen hat, gut dargestellt. Ebenso die Sorgen und Problem, die jeder von ihnen hat oder vor denen sie stehen. Der 80-jährige Henry, der sich noch zu jung fühlt fürs Altersheim und dem es dort zu langweilig ist. Walter, der Angst hat, auf der Straße zu stehen. Die 18-jährige Kitty, die ihren Hund Rasko vermisst und nicht weiß, wie ihre weitere Zukunft aussieht. Und die 22-jährige Alina, die sich nach der Liebe ihres Vaters sehnt und nicht weiß, was sie werden will. Die Geschichte um Freundschaft, Liebe, Zusammenhalt und Hoffnung zeigt hier ganz besondere Menschen auf, die alle sehr vielschichtig sind und ihre Ecken und Kanten haben. Zudem zeigt es, was man allein durch Zusammenhalt und Talent alles bewältigen und leisten kann. Gerade die Veränderung, die alle insbesondere die vier Helfer mitmachen, hat mich überrascht und sehr bewegt. Aber auch die Zwischentöne der Heimkinder fand ich ganz bezaubern und herzergreifend. Die beiden Autoren haben hier ein wirklich gutes sozialkritisches Buch geschrieben. Niemals hätte ich so eine anrührende, authentische Geschichte dahinter erwartet, die mich total ergriffen hat. Besonders die Charaktere der vier Helfer fand ich bemerkenswert dargestellt. Dazu noch das Ende mit dem Blick in die Zukunft hat mir gut gefallen, weshalb ich dieses Buch unbedingt empfehle und es 5 von 5 Sterne von mir bekommt.

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Veröffentlicht am 16.01.2021

Die Suche nach dem Recht für Arme und Waisenkinder

Weiter als der Ozean
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"Schaffet Recht dem Armen und der Waise und helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht." (Psalm 82,3)
London 1909: Der Tod ihres Ehemanns trifft Edna McAlister ziemlich unverhofft. Mit Näharbeiten versucht ...

"Schaffet Recht dem Armen und der Waise und helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht." (Psalm 82,3)
London 1909: Der Tod ihres Ehemanns trifft Edna McAlister ziemlich unverhofft. Mit Näharbeiten versucht sie, ihre Zwillinge Katie und Garth sowie Grace ihre Jüngste über Wasser zu halten. Laura, ihre Älteste, arbeitet währenddessen als Kammerzofe außerhalb Londons. Doch dann wird Edna schwer krank und muss sogar ins Krankenhaus eingeliefert werden. Auf einmal stehen die drei Kinder alleine da. Als man Garth beim Stehlen eines Brots erwischt, werden sie getrennt und in Waisenhäuser untergebracht. Doch ehe Laura ihnen helfen kann und die Mutter wieder gesund wird, erfährt sie, dass man ihre Geschwister nach Kanada verschickt hat. Andrew Fraiser, der Sohn ihrer Arbeitgeberin, möchte ihr helfen. Doch ehe sie ihn darum bitten kann, versucht Laura die Geschwister auf eigene Faust zu finden. Nichtsahnend begegnen sich die beiden jedoch auf demselben Schiff nach Kanada. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach den Geschwistern, was nicht gerade einfach ist.

Meine Meinung:
Das zauberhafte Cover stellt schon ein wenig den Inhalt dieser Geschichte dar und passt sehr gut dazu. Der Schreibstil ist unterhaltsam, bewegend und emotional, sodass mir die Geschichte wirklich ans Herz geht. Besonders dadurch, dass sie auf wahren Begebenheiten basiert. Arme, verwaiste und obdachlose Kinder und Jugendliche ohne ein normales häusliches Umfeld galten im Großbritannien seit dem 17. Jahrhundert als soziales Problem. Deshalb verschiffte man viele Jahre Kinder nach Kanada oder Australien, wo Wohltätigkeitsorganisationen oder Kirchen ein neues Zuhause für sie suchten. Doch leider waren die Unterbringungen nicht immer ideal für die Kinder. Einige Familien suchten nur billige Arbeitskräfte und ließen die Kinder den ganzen Tag schwer arbeiten. Dazu bekamen sie oft viel zu wenig zu essen und an Liebe fehlte es natürlich völlig. Im Grunde ging es einigen Kindern nicht besser als Sklaven. Die britische Regierung förderte das ganze noch, ohne danach zu schauen, ob die Kinder wirklich gut untergebracht waren. Mitunter kam es dabei vor, dass Fehler unterliefen und Eltern dieser Emigration gar nicht zustimmten. Dadurch waren die Kinder dann nach der Verschiffung nicht mehr auffindbar. Das England im Thema Waisenhäuser kein Einzelfall war, kann ich mir gut vorstellen. Den auch die Heime in Deutschland waren nicht besser gewesen. Um genau diese Problematik geht es der Autorin in dieser Geschichte. Hauptsächlich geht es dabei um den Werdegang von Katie und die Suche Lauras nach ihren Geschwistern. Ich war wirklich entsetzt darüber, wie man nicht nur in den Waisenhäusern Großbritanniens, sondern ebenso in den neuen Familien Kanadas mit den Kindern umging. Dass man nicht einmal die Möglichkeit hat, seine Kinder wieder zubekommen, wenn es einem besser geht, hat mich schon schwer erschüttert. Das eine Regierung mehr zu sagen hat als die eigenen Eltern, selbst wenn die nachweisen kann, dass es den Kindern bei einem gut geht, fand ich unwürdig. Ich bin froh, dass sich inzwischen in all den Jahren vieles geändert hat. Dass man überhaupt auf die Idee kam, Kinder aus ihrer Heimat zu reißen, ist unfassbar. Nur gut, dass Katie und Laura ihren Glauben haben und dadurch ihr Schicksal in Gottes Hand legen können, selbst wenn sie mitunter mit Gott hadern. Carrie Turansky hat hier ein wirklich bewegendes Kapitel der englischen Geschichte hervorgeholt. Dabei gefiel mir besonders die Beschreibungen des damaligen Londons mit all seiner Problematik. Ebenso wie die Verschiffung, bei denen es oft Unfällen gab und Kinder dabei sogar ums Leben kamen. Besonders beeindruckend hat mich die unaufhaltsame Suche von Laura nach ihren Geschwistern. Gut eingefügt waren außerdem die Gebete und geistlichen Gedanken, die hier mit kursiver Schrift dargestellt werden. Schade nur, dass man erst am Ende erfährt, das dies erst der erste Teil der Geschichte war und es eine Fortsetzung gibt. Doch so warte ich nun gespannt auf den zweiten Teil, kann dieses Buch nur empfehlen und gebe 5 von 5 Sterne dafür.

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