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Veröffentlicht am 10.10.2020

Die Missionierung der kanadischen Ureinwohner

Schwarzrock
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"So werden die Normannen uns vielleicht am Ende vernichten. Nicht durch Krieg, sondern durch einen Zauber, der uns so macht, wie sie selbst sind." (Buchauszug)
Der französische Jesuit Père Laforgue reist ...

"So werden die Normannen uns vielleicht am Ende vernichten. Nicht durch Krieg, sondern durch einen Zauber, der uns so macht, wie sie selbst sind." (Buchauszug)
Der französische Jesuit Père Laforgue reist nach seiner Ausbildung zum Missionar in die Neue Welt. Im kanadischen Quebec wird er zusammen mit seinem jungen Begleiter Daniel Davost und einer Gruppe Algonkins in den Norden zur Jesuitenmission reisen. Was kurz vor dem Wintereinbruch keine einfache Reise werden wird. Den nicht nur Hunger, Krankheit stellen Laforgue vor eine Herausforderung. Sondern die unkultivierte Art der Wilden wird für Laforgue zur großen Herausforderung und besonders nachdem sich Daniel in eines der Mädchen der Wilden verliebt. Hin- und hergerissen dieses sündigen Verhaltens stellt er sogar seinen eigenen Glauben infrage. Nicht nur die Gefangennahme durch feindliche Irokesen, die sie mit Folter und Kannibalismus bedrohen, werden zur großen Gefahr, sondern auch eine Krankheit in der Jesuitenmission.

Meine Meinung:
Diese Geschichte spielt im französischen Kanada im frühen 17. Jahrhunderts. Jesuiten, auch Schwarzröcke von den Wilden genannt, kommen in die Neue Welt, um ihnen das Evangelium zu lehren und ihre zivilisierte Lebensweise nahezubringen. Diese Erzählung basiert teils auf reale Berichte von Jesuiten. Sie zeigen die Schwierigkeiten ihrer Reise mit einer Gruppe Algonkins, ihre Gefangennahme durch verfeindete Irokesen, die einige töten und verletzen. Die Flucht von ihnen mit dem Algonkin Chomina und seiner Tochter Annuka bis zur Ankunft in der fernen Missionsstation, wo viele der Wilden an Fieber gestorben sind. Neben der abenteuerlichen Erzählung ihrer Reise geht es hauptsächlich um kulturellen Konflikte und das gegenseitige Unverständnis zwischen den Geistlichen und denen, die hier als „Wilde“ bezeichnen werden. Die Missionare waren überzeugt, dass ihre Religion, Alphabetisierung und ihre Zivilisation ihnen Überlegenheit gegenüber den Ureinwohnern verschafften, die eher als sündig und rückständig betrachtet wurden. Laforgue der bisher an Privatsphäre und Einsamkeit gewöhnt war, die für die spirituelle Entwicklung des katholischen Zölibats unverzichtbar ist, wird dann in eine Gesellschaft katapultiert, in der es praktisch keine Privatsphäre mehr gibt. Umso entsetzter ist es für ihn zusehen, dass jemand dies alles der Liebe wegen hinwirft und sich den Wilden anschließen möchte. Es kommt sogar zu einer voyeuristischen Beteiligung, als er beim Liebesspiel zusieht und über sich selbst entsetzt ist. Brian Moore verschleiert und beschönigt hier nichts, im Gegenteil für mich war es fast unmöglich, einige Szenen mir bildlich vorzustellen. Dabei scherzen und reden die Wilden meist in einer extrem provokant derben Sprache untereinander, haben ein ausschweifendes Sexualverständnis und selbst das Essen ist nicht gerade kultiviert. Der Autor leistet dabei eine wirklich gute Arbeit, weil er dadurch die Wilden so darstellt, wie sie wahrscheinlich wirklich waren. Gleichzeitig sollte man sie nicht verurteilen, den sie kannten ja nicht anderes. Und selbst Laforgue muss feststellen, das nicht jedes Verständnis der Wilden schlecht ist und er selbst sogar seinen eigenen Glauben hinterfragen muss. Gleichzeitig hatten die Franzosen den Nordamerikanern natürlich eine Menge wunderbare neue Waren zu bieten, die sie nicht kannten und durch die Versuchung dieser Waren haben die Indianer den Schwarzröcken wie Laforgue dann ihr Land und ihre Lebensweise geöffnet. Der Film zu diesem Buch ist übrigens ebenfalls sehenswert. Trotz meiner Vorbehalte gegenüber seiner derben Sprache ist dies eine interessante Geschichte zum Nachdenken über religiöse Traditionen und die Kultur von Naturvölkern, die mich überzeugen konnte und der ich 4 von 5 Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Abenteuer und Liebe im Schnee von Alaska

Alaska Love - Winter in Wild River
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"Es ist leichter, Liebe zu finden, wenn man sie nicht hat, als sich von ihr zu lösen, wenn man sie hat." (François de La Rochefoucauld)
Damit hat Chirurgin Erica Sheraton gar nicht gerechnet, dass sie ...

"Es ist leichter, Liebe zu finden, wenn man sie nicht hat, als sich von ihr zu lösen, wenn man sie hat." (François de La Rochefoucauld)
Damit hat Chirurgin Erica Sheraton gar nicht gerechnet, dass sie in den Zwangsurlaub geschickt wird. Was soll sie den nun mit ihren freien Tagen anfangen? Erica hat keine Freunde und kaum Hobbys, sie geht ganz in ihrer Arbeit und Forschung im Alaska General Hospital in Anchorage auf. Da fällt ihr nur ein, dass sie zum Skifahren zu ihrer besten Freundin Cassie nach Wild River reisen könnte. Dort trifft sie auf Reed Reynolds, Cassies Bruder, der sich in all den Jahren sichtlich verändert hat. Erica ist von ihm sofort angetan, doch bei Reed beißt sie mit ihrer snobistischen Art auf Granit. Erst als sie sich bei einem Einsatz des Search-and-Rescue-Teams näher kennen und lieben lernen, merkt Reed, das Erica auch eine ganz andere Seite hat. Doch wie soll so eine Beziehung eine Zukunft haben, wenn keiner etwas dafür aufgeben möchte?

Meine Meinung:
Bisher kenne ich die Autorin nur von der Maybe-Reihe, die mir nicht ganz so gefallen hat. Doch der Klappentext hat mich sofort angesprochen, besonders die Mischung von Abenteuer und Liebesroman macht mich neugierig. Endlich mal wieder eine andere Buchreihe, bei denen es nicht in erster Linie um Sportler geht. Der Schreibstil ist locker, unterhaltsam, spannend, emotional, humorvoll und in verschiedene Handlungsstränge eingeteilt. Es geht um die Workaholikerin Erica, die durch ihren Beruf als Ärztin der Chirurgie total eingespannt ist. Zusammen mit ihrem Vater setzt sie ihre restliche Zeit für die Forschung von einem Immunsuppressivum ein. Beide gehen ganz in ihrer Arbeit auf und haben sonst wenig private Berührungspunkte. Kein Wunder, das Erica deshalb Schwierigkeiten hat, ihre Gefühle offen zu zeigen, doch der Urlaub bei Cassie wird alles verändern. Cassie und Reed kennt sie aus ihrer Schulzeit. Zwar waren sie und Cassie beste Freunde, doch der Kontakt ist inzwischen eingeschlafen. Dass sie in ihrem Urlaub auf Reed treffen würde, ahnt Erica da noch nicht. Den aus dem schmächtigen Jungen von damals ist inzwischen ein gut aussehender, durchtrainierter, sympathischer Mann geworden. Jedoch mit Ericas Art kann er immer noch wenig anfangen, auch wenn er von ihr optisch fasziniert ist. Reed, der in einer Bar arbeitet, lädt Erica ein, bei einem Einsatz des Search-and-Rescue-Teams mitzumachen. Als Leiter dieses Teams hat er für alles die Verantwortung, was Erica sehr imponiert. Der Auftakt der Alaska Love konnte mich recht schnell begeistern, den der Wechsel zwischen Liebe, Abenteuer und prickelnder Erotik ist der Autorin hier sehr gut gelungen. Ebenso hatten die Charaktere alle ihre Ecken und Kanten, was der Geschichte zudem guttat. Dabei gefiel mir die gefühlskalte, hartherzige Erica am Anfang noch nicht so besonders, doch im Laufe der Geschichte lernte ich sie immer besser kennen und schätzen. Reed dagegen fand ich sofort sympathisch, besonders seine kecke, freche Art gegenüber Erica und dann wieder das genaue Gegenteil haben mir gut gefallen. Toll fand ich ihn natürlich auch bei seinen Einsätzen als Leiter des Search-and-Rescue-Teams. Kein Wunder, das ich mit dem Rettungsteam mitfiebere und insbesondere mit Reed. Cassie ist ein wahrlich schräger Vogel, was ihre Wohnung, Kleidung und Vorlieben anbelangt, doch beruflich hat sie es weit gebracht. Ganz begreifen konnte ich allerdings nicht, wie die beiden sich damals in der Schule gefunden haben. Dazu kommt noch ihre eigenartige Hündin Diva, die gut zu ihr passt. Lediglich die vielen Wiederholungen um Ericas sexy Körper fand ich etwas zu viel des guten. Trotzdem freue ich mich auf weitere Folgen dieser Reihe und gebe 4 1/2 von 5 Sterne.

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 30.09.2020

Ich wollte sie doch nur für mich haben

Profiling Murder – Fall 11
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"Stalker haben den inneren Druck, die angebetete Person immer weiter zu bedrängen. Sie wollen das oft gar nicht, können aber nicht anders" (Wolf Ortiz-Müller)
Nachdem dem Wochenende in Baltimore bei Maggie ...

"Stalker haben den inneren Druck, die angebetete Person immer weiter zu bedrängen. Sie wollen das oft gar nicht, können aber nicht anders" (Wolf Ortiz-Müller)
Nachdem dem Wochenende in Baltimore bei Maggie kehrt Laurie freudig nach Hause. Sie wundert sich zwar, dass Jake sie nicht am Flughafen abholt, macht sich aber wenig Gedanken. Umso schockierter ist sie, als sie Jake in einer Blutlache zu Hause vorfindet. Eine Notoperation kann ihm gerade noch das Leben retten. Doch Laurie ist sich sicher, dass nur ihr Stalker Keith Holden für diese Tat infrage kommt. Er wollte Jake aus dem Weg schaffen, um sie endlich für sich alleine zu haben. Doch nun will Laurie Keith endgültig zur Rechenschaft ziehen und in hinter Gitter bringen. Jedoch ahnt sie da noch nicht, das Keith einen weiteren Plan geschmiedet hat. Nun muss Laurie alles geben, den sie ist auf sich alleine angewiesen.

Meine Meinung:
Mit Band 11 kommt nun der vorletzte Teil der Profiling-Murder-Reihe. Diesmal wie nicht anders zu erwarten, schlägt Lauries Stalker erneut zu. Ich hatte ja schon länger vermutet, dass es auf ein Showdown zwischen Keith, Jake und Laurie hinausläuft. Jedoch durch die schwere Verletzung von Jake ist Laurie auf sich selbst angewiesen. Keith Holden, der Laurie schon seit Längerem nachstellt, entpuppt sich hier immer mehr zum Psychopathen. Bei seinem Nachstellen und bedrohen von Laurie hatte ich ja schon vermutet, das es bei dieser Belästigung nicht belieben wird. Dass er jedoch Jake angreifen würde und versucht, ihn zu ermorden, hatte ich nicht erwartet. Zwar erhält Laurie Polizeischutz und selbst Sam wird diesmal zu ihrer großen Hilfe und Stütze, doch das lässt Keith seine Pläne nicht aufhalten. Er hat sich für Laurie was Besonderes ausgedacht und überrascht dabei sie selbst. Dass Jake natürlich frustriert ist, da er durch seine Verletzung ans Bett gefesselt ist, kann ich gut verstehen. Um so motiviert ist Sam, um Laurie zu helfen und ihr eine Stütze zu sein, das hat mich sehr überrascht. Doch ihre Motivation konnte ich anderseits verstehen. Nicht umsonst hat sich Laurie für Sam eingesetzt, als diese so lange von ihrem Entführer gefangen gehalten und verschwunden war. Das solche Stalker immer wieder zu einer großen Gefahr werden, liest man immer häufiger. Das geht hin von Bedrohung bis zu Mord, weil sie nicht möchten, dass derjenige, den sie wollen, jemand anderes haben soll. Darum ist Keith Verhalten nicht untypisch, wird jedoch dafür für Laurie zur großen Gefahr. Keiths Beschreibung und Entwicklung in diesem buch fand ich absolut stimmig und faszinierend. Die Autorin hat die Thematik Stalking nicht das erste Mal behandelt, doch diesmal wird es umso persönlicher und spannender. Besonders da sie ein kleines Bonbon noch als Überraschung auf Lager hat. Dieser Thriller ist zudem ein interessanter Roadtrip durch die Umgebung Phönix und ich bin erneut begeistert, wie die Autorin so viel Spannung in diese Kürze hineinpackt. Deshalb gibt es von mir wieder einmal 5 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Integration auf ganz besondere Art

"Datsch" - Eine Türkin im Schwabenland
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"Wir nannten sie Datsch, es gab sie für ein paar Pfennige am Kiosk beim Pausenhof und sie schmecken heute noch."
Semy Gutmann wächst bei ihrer Großmutter in der Türkei auf, während ihre Eltern und die ...

"Wir nannten sie Datsch, es gab sie für ein paar Pfennige am Kiosk beim Pausenhof und sie schmecken heute noch."
Semy Gutmann wächst bei ihrer Großmutter in der Türkei auf, während ihre Eltern und die anderen Geschwister in Deutschland leben. Eines Tages jedoch entschließen Semys Eltern, sie mit nach Deutschland zu nehmen. Drei Wochen auf Probe wolle sie mitgehen, beschließt Semy mit ihren Eltern. Doch aus drei Wochen Bedenkzeit sollten über dreißig Jahre werden. Nun musste sie nicht nur eine neue Sprache lernen, sondern ebenso eine völlig andere Kultur und Mentalität kennenlernen. Manchmal fühlte sich Semy dabei wie ein Datsch. Hin- und hergerissen zwischen den Kulturen und den unterschiedlichen Mentalitäten, war sie wie leicht zusammengedrückt, um sich in Deutschland einzugewöhnen.

Meine Meinung:
Das Buch von Semy Gutmann hat mich sofort angesprochen, besonders da sie nach ihrem Weggang aus der Türkei in meiner Heimat Schwaben auf der Schwäbischen Alb aufwächst. Mich hat besonders interessiert, wie sie die beiden Kulturen als Kind und als Erwachsene miterlebt hat. Der Schreibstil ist einfach locker, unterhaltsam und eingeteilt in vier Teile und kürzere Kapitel. Semy wächst in der Großstadt Izmir bei ihrer Großmutter auf. Währenddessen leben und arbeiten ihre Eltern und die anderen Geschwister in Deutschland auf der Schwäbischen Alb. Warum man damals Semy in der Türkei gelassen hatte, wurde nicht ganz ersichtlich, ich vermute vielleicht wegen der Schule oder weil beide Eltern arbeiten mussten und Semy noch zu klein war? Mit neun Jahren holen sie Semy dann doch zu sich, trotzdem sie zu Beginn nicht mit möchte. Erst ein Kompromiss von drei Wochen auf Probe geht sie dann ein. Jedoch der Unterschied zwischen Großstadt und Dorf konnte für sie nicht größer sein. Ebenso ist Semy kulturell durch die Großmutter ganz anders erzogen worden und fiel dadurch natürlich öfters in der Schule und selbst im Dorf auf. Doch nach und nach gewöhnt sie sich an das Land, die Menschen und die Kultur. Bis hin, dass sie mit Thomas sogar einen deutschen Mann kennenlernt, mit dem sie inzwischen viele Jahre verheiratet ist. Semy Gutmann hat hier eine ganz besondere Lebensgeschichte geschrieben, die mir nicht nur die türkische, sondern ebenso ihren Spagat zwischen der deutsch-schwäbischen Kultur aufzeigt. Und sie zeigt dabei, wie stark ein junges Mädchen sein kann, wenn es nur will. Dabei hatte sie mit Bäuerin Elsa einen wahrlich besonders herzlichen Empfang, der sogar zu einer innigen Freundschaft führt, bei der Semy sie sogar Tante nennt. Semy macht es einem auch einfach, sie zu mögen, mit ihrer freundlichen, höflichen und sympathischen Art. Sie eckt zwar das eine oder andere Mal an, weil sie anders aufgewachsen ist. Doch glücklicherweise helfen die ganze Familie und Freunde ihr dabei, sich in Deutschland und besonders in Schwaben zurechtzufinden. Dabei gibt es in diesem Buch auch sehr humorvolle Geschichten und Eindrücke, bei der selbst ich herzhaft lachen musste. Und selbst wenn sie sich manchmal wie ein Datsch Wecken (Milchbrötchen, das mit einem Schokokuss in der Mitte zusammengedrückt wird), gefühlt hat, spüre ich, das Semy eine glückliche Kindheit hatte. Selbst das ich viel über ihre Kindheit und Jugend erfahr, war mir der weitere Verlauf als Erwachsene fast ein bisschen zu kurz in diesem Buch. Ich hätte gerne noch intensiver erfahren, wie es ihrer Familie weiter ergangen ist, wie sie eigenen Jahre erlebt hat. Trotzdem ist dieses Buch ein wunderbares positives Zeugnis, wie gut Integration in einem neuen Land laufen kann. Deshalb gibt es von mir 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 18.09.2020

Ob ein Eisbär wohl von Grönland nach Island schwimmen kann

Kalmann
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"Ich wünschte, Großvater wäre bei mir gewesen. Er wusste immer, was zu tun war. Vielleicht hätte er eine Pfeife gestopft und die Blutlache einfach zuschneien lassen." (Buchauszug)
Der 34-jährige Kalmann, ...

"Ich wünschte, Großvater wäre bei mir gewesen. Er wusste immer, was zu tun war. Vielleicht hätte er eine Pfeife gestopft und die Blutlache einfach zuschneien lassen." (Buchauszug)
Der 34-jährige Kalmann, der Sohn einer Isländerin und eines Amerikaners, wächst bei seinem Großvater in Raufarhöfn auf. Hätte es ihn nicht gegeben, wäre er wahrscheinlich in einem Behindertenheim gelandet. Doch trotzdem der Großvater nun im Altenheim in Húsavík lebt, kann sich Kalmann ganz gut alleine durchs Leben schlagen. Wie vom Großvater gelernt, geht er weiterhin fischen und stellt Gammelhai her. Zudem ist er der selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn, doch lieber jagt er Polarfüchse und geht auf die Stille des Meeres hinaus. Dann findet er eines Tages beim Arctic Henge eine riesige Blutlache im Schnee und alles verändert sein Leben.

Meine Meinung:
Das einsame Haus an der Küste auf dem Cover stellt ein wenig die Einöde Raufarhöfn dar, wo Kalmann lebt. Der Schreibstil ist unterhaltsam, locker und recht plastisch, sodass ich mir gleich den Charakter Kalmann und die Gegebenheiten Islands gut vorstellen konnte.Besonders lustig fand ich Kalmanns Aussage wie diese: "Die Frauenauswahl war hier etwa so üppig wie die Gemüsekiste im Dorfladen. Bis auf Karotten, Kartoffeln, zwei schrumpeligen Paprika und braunen Salat gab´s da nichts." Hier spürt man sofort, dass der Autor gut recherchiert hat und er selbst Touristen über die Insel führt. Raufarhöfn ist ein Ort mit ca. 188 Einwohnern, Tendenz sinkend, dieses Dorf lebt vom Fischfang. Doch die Fangquoten haben den Fischern geschadet, so das sie nun versuchen, Touristen in ihr Dorf zu bekommen. Anziehungspunkt sollte das Arctic Henge werden, ein Bauwerk aus sechs mächtigen Felstoren, das bisher nicht zu Ende gebaut wurde. Genau dort ereignet sich das eigentliche Verbrechen in unserer Geschichte. Man vermutet, dass der Hoteldirektor Róbert McKenzie dort ermordet wurde. Kalmann entdeckt an dem Platz eine riesige Blutlache. In seiner Naivität verkündet er, dass es vielleicht ein Eisbär war, der von Grönland nach Island geschwommen ist und damit war die Sache für ihn erledigt. Kalmann geht weiter seiner Arbeit nach und ein Ereignis auf das Nächste folgt, in dem er selbst immer wieder verstrickt wird. Dabei beschreibt der Autor Kalmanns Eindrücke von der Stille des Meeres, der Herstellung des Gammelhais, seine Erlebnisse auf der Jagd, seine Sehnsüchte nach Liebe und Geborgenheit und einer Frau, die ihn in den Arm nimmt. Einerseits kann einem Kalmann leidtun, den er scheint doch recht einsam zu sein, bis auf seinen imaginären Freund Noi aus dem Internet hat er niemanden zum Reden. Die Mutter, sein Vormund, arbeitet als Krankenpflegerin im über 3 Stunden entfernten Akureyri und der senile Großvater lebt im Heim in Húsavík. Dorthin fährt ihn eine Dorfbewohnerin einmal die Woche, weil es ihm sehr wichtig ist. Das Buch Kalmann ist kein Krimi, selbst wenn es hier um ein Verbrechen geht, es ist eher eine Mischung aus Roman und Reiseführer. Dabei ist der Rolle Kalmanns das maßgebliche dieser Geschichte. Sein Charakter ist hier sehr speziell, ähnlich eines Autisten. Einerseits ist er der Dorftrottel, er ist sensibel, einfühlsam, in manchen Gebieten jedoch durchaus schlau, was vor allem das Jagen und Fischen anbelangt. Er hat Sehnsüchte, Wünsche, Träume, Hoffnungen und wird am Ende sogar noch als Held gefeiert. Doch er kann mitunter durchaus eine Wut entwickeln, die er dann versucht, an sich oder an anderem abzureagieren. Der Autor sagt in einem Interview, das im Grunde in jedem von uns ein Kalmann steckt. Das könnte durchaus sein, was die Wünsche und Sehnsüchte anbelangt, die er hat. Doch das Buch hat mitunter einige Längen und Wiederholungen, die für mich recht ermüdend waren. Jedoch das Ende brachte dann noch eine sehr eindrückliche Begebenheit, die ich unfassbar stark fand. Gerade diese Schilderung hat mich genauso fasziniert wie die anderen Beschreibungen in diesem Buch, zudem habe ich mit Kalmann mitgelitten. Auf alle Fälle bekommt man durch dieses Buch einen Einblick in die Kultur und Natur Islands, sodass man Lust bekommt, dieses Land mal persönlich zu sehen. Deshalb von mir 4 von 5 Sterne für dieses besondere Buch.

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