Hauke Sötje ermittelt in der Speicherstadt
Tod in der Speicherstadt"Die Anfänge der Speicherstadt im Hamburger Hafen werden im Jahre 1881 datiert. In diesem Jahr begann der Bau der historischen Gebäude. Anlass des Baus war die Angliederung des Viertels an den Deutschen ...
"Die Anfänge der Speicherstadt im Hamburger Hafen werden im Jahre 1881 datiert. In diesem Jahr begann der Bau der historischen Gebäude. Anlass des Baus war die Angliederung des Viertels an den Deutschen Zollverein, welcher von Otto von Bismarck veranlasst wurde. Die Speicherstadt sollte der Lagerung und Veredelung exklusiver Rohstoffe wie Gewürze, Kaffee, Tee und Kakao aus aller Welt dienen." (speicher-consorten)
Hamburg 1896:
In der Elbe im Kieler Raum wird bei einem Brand der Wilhelmine ein unkenntlicher Toter geborgen. Lediglich ein Siegelring führt Kommissar Hauke Sötje deshalb nach Hamburg und zu den Bellingroth einer großen Kaffeehändlerfamilie. Wie sich schnell herausstellt, scheint Johann Bellingroth der Tote zu sein, dieser wurde von seinem Vater verstoßen und nach Südamerika gesandt. Als Hauke der Familie den Tod ihres Sohnes mitteilt, gerät er in ein gefährliches Netz aus Intrige, Macht, Gier und einer Liebe zwischen unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Zu allem Überfluss gerät Sophie ebenfalls in die Kreise der Bellingroths, da sie Claras Abschiedsball organisieren muss. Das Amelie Bellingroth, Sophie bietet Johanns Geliebte und ihr Kind zu suchen, um ihr einen Brief zu übergeben, bringt Sophie zu den Abgründen Hamburgs und in große Gefahr.
Meine Meinung:
Ein beeindruckendes, historisches Bild der Hamburger Speicherstadt ziert das Cover dieses bemerkenswerten vierten Falls von Kommissar Hauke Sötje. Der wunderbare Schreibstil, der sich hier wieder sehr lebhaft und locker präsentiert, wird wie schon in den Bänden davor durch mehrere Kapitel unterteilt. Mit viel Liebe zum Detail ziert jedes Kapitel ein gut recherchierter Zeitungsartikel, bei dem ich interessante Meldungen von damals erfahre. Diesmal erlebte ich Hauke Sötje nicht in Kiel, wo er sonst arbeitet, sondern in der Hansestadt Hamburg. Erneut hat sich die Autorin mit der Speicherstadt ein beeindruckendes Lokalkolorit ausgesucht. Durch die damaligen Kontore und Warenlager war dieser Ort eine Stadt in der Stadt, wo oft andere Gesetze herrschten. Dies bekommt nicht nur Hauke, sondern auch die Kripo Hamburgs zu spüren, die einigen ein Dorn im Auge ist. Bildhaft beschrieben Szenen lassen mich wieder spüren, was für harte Zeiten damals oft für die ärmliche Bevölkerung bestand. Die Beschreibung des damaligen Gängeviertels, in das sich selbst die Polizei nicht gerne traut, hat mich schwer erschüttert. Zudem fieberte ich meist mit Sophie mit, die sich mal wieder zwar ungewollt, aber eigenmächtig in Haukes Fall einmischt. Diesmal spürt man jedoch, dass aus der schüchternen, ruhigen Sophie inzwischen eine durchsetzungsfähige, robuste Frau geworden ist. Ich könnte mir sie durchaus als eine gute Ermittlerin vorstellen, auch wenn dies zur damaligen Zeit noch unvorstellbar war. Hauke besticht wieder durch seine ruhige, kompetente Art, selbst wenn er gelegentlich wieder in seine Vergangenheit abtaucht. Dass er Sophie eigentlich fürsorglich beschützen möchte, gelingt ihm auch diesmal wieder nicht. Trotzdem ist er immer in den entscheidenden Moment an ihrer Seite und für mich bleiben die beiden weiter mein Traumpaar, denen ich eine gute Zukunft wünsche. Sehr unsympathisch empfand ich Wilhelm und Alfons Bellingroth, besonders bei Wilhelm spürt man den Patriarchen, der nicht nur seine Familie im Griff hat, sondern auch maßgebend die Speicherstadt beherrscht. Seine Frau Amalie hingegen ist eine liebevolle Frau, bei der ich sofort die Ängste einer Mutter spüre und die trotz ihres Standes, keinerlei Privilegien zu haben scheint. Die Atmosphäre der alten Speicherstadt mit ihren damaligen Aufgaben gibt diesem Kriminalfall wieder ein ganz besonderes Flair. Ich bin wieder einmal total begeistert, mit wie viel Liebe und Leidenschaft die Autorin dieses Buch geschrieben hat. Lasst Euch die Hauke Sötje Reihe nicht entgehen, sie ist eine einmalige Gelegenheit in die Zeiten Otto von Bismarcks und des deutschen Kaiserreichs zu reisen. Darum gibt es von mir 5 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung nicht nur für Krimi-Fans, sondern auch für Leser von historischen Romanen.