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Veröffentlicht am 18.09.2024

Mutig, wer seine Angst zugibt

Deine größte Angst
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"Hast du Angst, machst du Angst, fürchtest du sie, vergrößerst du sie, fliehst du vor ihr, jagt sie dich." (Manfred Hinrich)
Der diesjährige Weihnachtsmarkt in Konstanz lädt wieder Menschen aus allen Regionen ...

"Hast du Angst, machst du Angst, fürchtest du sie, vergrößerst du sie, fliehst du vor ihr, jagt sie dich." (Manfred Hinrich)
Der diesjährige Weihnachtsmarkt in Konstanz lädt wieder Menschen aus allen Regionen ein. Niemand ahnt, was am 1. Dezember sich dort zutragen wird. Ein Amokfahrer rast in die Menschenmasse des Marktes, reißt 17 Menschen in den Tod und verletzt viele. Der Zufall führt Falk Hagedorn in diesem Augenblick an den Tatort. Er selbst kann einem Jungen nur noch Trost spenden, bevor dieser verstirbt. Eigentlich wollte Falk sich nicht in die Ermittlungen einmischen, doch dann bittet der Bürgermeister ihn, als Traumatherapeut für eine Gruppe von 8 Überlebenden zur Seite zu stehen. Allerdings gerät selbst Hagedorn bei den Gesprächen an seine Grenzen und wird von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt. Während Marius Bannert die Ermittlungen vorantreibt, vermutet niemand, dass der eigentliche Täter näher ist, als sie ahnen. Zudem hat er seine weitere Tat schon längst geplant.

Meine Meinung:
Die Thriller von Matthias Bürgel sind schon immer etwas Besonderes für mich. Da sie von einem Autor geschrieben sind, der selbst Kriminalhauptkommissar ist und sehr genau weiß, wie die Polizei arbeitet. Dies merkt man auch bei seinen ausführlichen Ermittlungen und dem guten Zusammenhalt des Kripo-Teams, bei dem der Humor nicht fehlen darf. Dieses Buch ist der vierte Band um den Traumatherapeuten und Fallanalytiker Falk Hagedorn, der seit seinem Dienstunfall an den Rollstuhl gefesselt ist. Zudem hat Falk nach weiteren schweren Schicksalsschlägen in der Familie immer wieder mit sich zu kämpfen. Da fließt dann durchaus auch mal etwas zu viel Alkohol. Bannert und Hagedorn sind beste Freunde, was selbst diesmal wieder sehr gut zum Ausdruck kommt. Hagedorn finde ich nach wie vor faszinierend, weil er im Rollstuhl sitzt und dennoch sein Leben so gut es geht ohne Hilfe bewältigt. Natürlich hat der Autor hier eigene Freiheiten eingebaut, die man so in der Realität nicht umsetzen kann. Zum Beispiel das Logans Hagedorns Stammkneipe, die nicht barrierefrei ist und somit selbst ein E-Rolli nicht befahren kann. Auch sonst ist mir Hagedorn mitunter zu agil dafür, dass er im Rollstuhl sitzt. Besonders bei den Einsätzen ist das der Fall, aber dies sehe ich der Fantasie des Autors geschuldet. Bei der brutalen Amokfahrt am Anfang sind bei mir automatisch Erinnerungen an das Attentat 2016 in Berlin hochgekommen. Als dort ein Amokfahrer wirklich in einen Weihnachtsmarkt fährt und viele Menschen tötet und schwer verletzt. Man sieht also die Realität solcher Irrfahrten und Ängste ist durchaus berechtigt. Doch in unserem Fall geht es um keinen islamistischen Terroristen, sondern um einen Täter, der eine schwierige Vergangenheit hat. In einem Handlungsstrang bekommen wir deshalb immer wieder Einblicke in dessen Jugend und seine Seelenwelt. Irgendwie scheint alles so unfassbar zu sein, dass er einem schon leidtun kann, doch es niemals eine solche Tat rechtfertigt. Trotzdem man manches erahnbar ist, bleibt die Spannung recht hoch und durch die kurzen Kapitel kann ich das Buch nicht mehr weglegen. Gut gefallen haben mir außerdem die einzelnen Opfergespräche, die zwar kurz sind, jedoch dennoch sehr verständlich auf mich wirken. Verändert hat sich außerdem Kommissar Bannert, der hier deutlich besser auf mich wirkt wie im ersten Band. Dort wirkte er auf mich doch noch eher ruhig und zurückhaltend. Dass man nebenbei noch Einblicke in das Privatleben der Ermittler erhält, finde ich gut und macht die Charaktere außerdem nahbarer. Ich jedenfalls konnte mich gut in alle Opfer und ihre Ängste hineinversetzen. Als kleine Hilfe zwecks der vielen Charaktere wäre sicherlich ein Namensregister zu Beginn von Vorteil gewesen. Für mich war es wieder ein gelungener Thriller. Ich freue mich auf Neues vom Autor und gebe eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Ein Besuch und der erste eigene Riesling ist da

Wiedersehen in der kleinen Pension im Weinberg
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"Wir ziehen unsere Kinder groß, dann lassen wir sie los, damit sie in der Welt der Großen sich die Hörner abstoßen." (Kühn-Görg, Monika)
Katies Tochter Emma hat sich angekündigt, ihre Ferien bei ihr in ...

"Wir ziehen unsere Kinder groß, dann lassen wir sie los, damit sie in der Welt der Großen sich die Hörner abstoßen." (Kühn-Görg, Monika)
Katies Tochter Emma hat sich angekündigt, ihre Ferien bei ihr in Deutschland zu verbringen. Katies Freude ist groß, denn viel zu lange ist es her, dass sie ihre Tochter gesehen hat. Doch was wird sie erwarten? Emma steckt mitten in der Pubertät und das bekommt Katie hautnah zu spüren. Nicht nur total verwöhnt ist sie, sondern sie belügt auch noch Katie. Da ist guter Rat teuer und sie muss wieder ganz neu zu ihrer Tochter finden. Außerdem hat sich noch ein Maler angekündigt, der gerade in einer Blockade steckt und eigentlich dringend einen Auftrag erledigen muss. Und zu guter Letzt steckt Jean-Pierre in einer Sinneskrise, bei der ihm niemand so richtig helfen kann, und in der Beziehung zu Oliver ist ebenfalls der Wurm drin.

Meine Meinung:
In Band drei geht es erneut ins schöne Wümmerscheid-Sollensbach an die Mosel, wo Katie inzwischen mit ihrer Pension voll ausgelastet ist. Doch demnächst hat sich ihre Tochter Emma angekündigt, die einige Wochen bei ihr lebt und zur Schule gehen wird. Allerdings wird Emmas Besuch nicht so einfach, wie Katie sich das vorgestellt hat. Denn die pubertierende Emma scheint am Anfang zu tun und zu lassen, was sie will. Da muss ihre Mutter erst mal ein Machtwort sprechen, damit sie wieder zur Vernunft kommt. Denn das gute Fräulein ist schlicht und ergreifend total verwöhnt. Doch es wird nicht ihr letztes Problem sein. Der neue Gast Ronald Willem steckt mitten in der Sinneskrise als Maler. Derweil hat er einen riesigen Auftrag, den er eigentlich längst erledigt haben sollte. Aber was soll man tun, wenn einem die Ideen fehlen? Natürlich eine Auszeit in der schönen Moselpension. In der Hoffnung, neue Einfälle zu bekommen. Zwar bekommt er wieder seine Leidenschaft, jedoch anders als erwartet. Selbst in Katies Freundeskreis gibt es jede Menge Probleme und Unausgesprochenes. Auch in Band 3 bekommt man den Flair der Mosel und vor allem die Herzlichkeit der Pensionswirtin und ihrer Freunde mit. Zwar haben wir es in diesem Buch nur mit einem fremden Gast zu tun, dafür gibt es diesmal viel Action seitens Emma, die in diese Geschichte mit einfließt. Natürlich gehen die Sorgen im Freundeskreis nicht spurlos an ihr vorüber, und so können auch sie mit Katies Unterstützung rechnen. Als Überraschung wartet Oliver mit dem ersten Riesling aus Katies Weinbergen auf. Also ihr seht, es gibt wieder jede Menge zu erleben in der Moselpension. Allerdings die Emotionen und die Herzlichkeit, die bekommt man erst richtig zu spüren, wenn man das Buch selbst liest. Denn Katie ist zwar manchmal resolut und energisch, doch im Großen und Ganzen hat sie ihr Herz am rechten Fleck und hilft, wo sie gebraucht wird. Glaubt mir, ihr bekommt sofort Lust auf die Pension. Von daher kann ich auch diesen dritten Band wärmstens empfehlen und gebe 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Von der Wiesn auf den Seziertisch!

Gefährlicher Isarblick
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"Wenn wir nicht achtsam sind, geht das Leben an uns vorüber, ohne dass wir es bemerken." (Anke Maggauer-Kirsche)
Es ist Oktoberfestzeit in München und Rosa Kleinschmidt nützt diese Zeit, um mit ihrer Enkelin ...

"Wenn wir nicht achtsam sind, geht das Leben an uns vorüber, ohne dass wir es bemerken." (Anke Maggauer-Kirsche)
Es ist Oktoberfestzeit in München und Rosa Kleinschmidt nützt diese Zeit, um mit ihrer Enkelin dorthin zu gehen. Dass dieser Besuch allerdings ihr letzter sein würde, ahnt sie da noch nicht. Wenig später wird sie tot in ihrem Hotel aufgefunden, erdrosselt ausgerechnet mit ihrem Halstuch. Doch was ist hier wirklich geschehen? Für Clara Liebig und ihr Team wird es ein schwieriger Fall. Besonders nachdem die Tote am Tag zuvor einen Notruf abgesetzt hat, weil sie einen Mord gesehen hat. Leider konnte die angeforderte Polizei kein Verbrechen feststellen. Wurde Rosa Kleinschmidt vielleicht doch Zeugin eines Mords und man hat sie deshalb erdrosselt?

Meine Meinung:
Anhand des Covers ist es schon ersichtlich, zu welcher Zeit unser Krimi in München spielt. Dieses Mal ist das Opfer eine alte Frau, die am Tag davor einen Mord beobachtet haben soll. Ärgerlich nur, dass die angeforderte Polizei wenig später keine Hinweise auf einen Mord vorfindet. Hat Rosa Kleinschmidt das alles nur geträumt? Wahrscheinlich ist an ihrer aufmerksamen Beobachtung schon etwas dran gewesen, sonst wäre die Frau jetzt nicht tot. Oder hat sie irgendetwas mit ihrer Enkelin auf dem Oktoberfest erlebt, das sie nicht sehen durfte? Alles Fragen, die die Kripo München unter Carla Liebig mit ihrem Team beschäftigt. Ist vielleicht einer der Angestellten oder gar ein Hotelgast der Mörder? Jede Spur, die sie verfolgen, landet wenig später in einer Sackgasse, und auch die Aufnahmen von naheliegenden Kameras ergeben nicht wirklich etwas Genaues. Lediglich ein Hotelgast benimmt sich auffällig, allerdings geraten sie bei ihm an ihre polizeilichen Grenzen. Als dann auch noch eine Mitarbeiterin von ihnen unter Verdacht steht, wird es für Clara zur großen Herausforderung. Dieser Krimi aus München beginnt am Anfang etwas ruhig, doch der Spannungsbogen steigert sich bis zum Ende hin immer mehr. Der Schreibstil ist locker, flüssig und mitunter hat er auch einige heitere Szenen dabei. Vor allem der lockere Wortaustausch von Clara Liebig und Kollege Thorwald von Weidecke hat mir hier sehr gut gefallen. Sie sind ein Duo mit vielen Unterschieden. Herauszuheben ist auch Thorwalds Fähigkeit als Super-Recognizer, sich Gesichter gut einzuprägen. Was ich selbst als phänomenal empfand und welches auch in diesem Fall schlussendlich eine Hilfe ist. Überhaupt sind die Charaktere hier sehr gut durchdacht und prägnant. Clara Liebig zum Beispiel ist eine toughe, wissbegierige, fleißige Führungspersönlichkeit, die ihr Team gut im Griff hat. Das Nordlicht Thorwald von Weidecke ist eher der smarte Anzugstyp, der sich nicht gerne schmutzig macht. Arbeitstier Matthias Brauhofer dagegen ist das bayrische Urgestein im Team, den so schnell nichts umhaut. Ein besonderes Vergnügen fand ich auch beim Schlagabtausch von Clara mit der Journalistin Helga Gerstner. Sehr interessant sind die vielen Ermittlungsansätze, die am Ende dann sogar in einem Showdown enden, mit einem Ausgang, den ich so nicht erwartet hätte. Darum gibt es von mir 5 Sterne für Band Nummer 3 der Isar-Krimis.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Jeder Tag ist eine zweite Chance

Das kleine Bücherdorf: Sommerzauber
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"Große Veränderungen in unserem Leben können eine zweite Chance sein." (Harrison Ford)
Ann betreibt den Vintage & Couture Laden in Swinton. Jedoch, was die wenigsten wissen, sie ist auch Autorin von mehreren ...

"Große Veränderungen in unserem Leben können eine zweite Chance sein." (Harrison Ford)
Ann betreibt den Vintage & Couture Laden in Swinton. Jedoch, was die wenigsten wissen, sie ist auch Autorin von mehreren Bestsellern. Unter ihrem Pseudonym Poppy Delacroix veröffentlich sie prickelnde Liebesromane. Nun möchte ein großer Verlag einen Roman von ihr veröffentlichen. Allerdings ausgerechnet über jenes unverkäufliche Brautkleid aus ihrem Schaufenster. Ein Kleid, mit dem Ann schlechte Erlebnisse verbindet, da ihre erste Liebe Ray sie vor dem Traualtar hat sitzen lassen. Jener Ray, der Islas Chef ist und das Swinton Manor gekauft und umgebaut hat. Ann muss sich ihrer Vergangenheit stellen, um wieder in die Zukunft blicken zu können. Doch wem will sie eine zweite Chance geben, Ray oder Colin, ihrem Exmann, für den erneut Gefühle aufflammen? Und soll sie ausgerechnet Isla dieses Brautkleid für ihre Hochzeit geben?

Meine Meinung:
Mit dem vierten Band folgt nun der große Abschluss der Reihe "Das kleine Bücherdorf" aus dem schottischen Swinton on Sea. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge habe ich dem vierten Band entgegengefiebert. Für mich ist die Reise in das schottische Swinton on Sea ein wirkliches Erlebnis gewesen. Erneut erlebe ich wieder viele der Bewohner Swintons, die ich im Laufe der Reihe liebgewonnen habe. Diesmal geht es um Ann, die Besitzerin des Vintage&Couture Ladens, Mutter von Isla und beste Freundin von Shona. Als heimliche E-Book Autorin hat sie es inzwischen sogar auf die Bestsellerliste geschafft. Allerdings fürchtet sie sich gerade deshalb, den Bewohnern der Bücherstadt ihr Geheimnis zu offenbaren. Denn hier werden noch Bücher aus Papier zum Anfassen, Blättern, Riechen und Einatmen großgeschrieben. Umso mehr freut sie sich über das Angebot des McLeod&Dunlop Verlags, ein Buch von ihr herauszubringen. Doch dass dessen Lektorat ausgerechnet ihr ehemaliges Hochzeitskleid dafür auserkoren hat, gefällt Ann gar nicht. Zu viele schlechte Erinnerungen hängen an diesem Kleid, welches zwei Bräute enttäuscht hat. Ausgerechnet ihre erste Liebe Ray hat nun auch noch das Swinton Manor gekauft und zu einem Luxushotel umgestaltet. Und nun soll sie auch noch Isla erlauben, ein Brautkleid mit so schlimmen Erinnerungen für ihre eigene Hochzeit zu verwenden. Viel Trubel und Unvorhergesehenes erwartet uns wieder erneut im letzten Band dieser Reihe. Genau wie in den anderen Büchern davor bahnt sich auch hier wieder eine Liebesgeschichte an. Doch wer wird es sein, ihre erste Liebe Ray oder gar ihr Exmann Colin, für den sie noch immer Gefühle hat? Zudem verschlägt es ihre größte Konkurrentin Bee Abbington nach Swinton on Sea. Was sie wohl hier zu suchen hat? Im Gegensatz zu den anderen Büchern dieser Reihe bleibt dieser Band hier inhaltlich etwas hinter meinen Erwartungen zurück. Ich habe irgendwie etwas mehr erhofft. Besonders nachdem bei den anderen Büchern immer viel Aktionismus herrschte, ist dieser eher ruhig. Ebenso hatte ich die Auflösung um das Kleid etwas spektakulärer und ausführlicher erwartet. Vor allem die Geschichte am Buchende um die Erstbesitzerin wurde mir zu schnell abgehandelt. Selbst von Anns Entscheidung am Ende war ich etwas erstaunt. Gut gefallen hat mir dagegen wieder die Atmosphäre des Bücherdorfs mit seinen extravaganten und mitunter schrulligen Bewohnern. Rays Charakter hingegen bleibt ein wenig hinter meinen Erwartungen. Ihn hätte ich deutlich stärker erwartet. Trotz allem war es eine wundervolle Reise in ein schottisches Bücherdorf mit herzlichen Einwohnern, dem ich nach einem kleinen Abzug diesmal nur 4 1/2 Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Wahre Freunde ein Leben lang

Ich verspreche, dich zu finden
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"Ein treuer Freund ist nicht mit Geld oder Gut zu bezahlen, und sein Wert ist nicht hoch genug zu schätzen." (Sir. 6, 15)
Deutschland 1940:
Die beiden Kinder Brigitte und Dietmar müssen mitansehen, wie ...

"Ein treuer Freund ist nicht mit Geld oder Gut zu bezahlen, und sein Wert ist nicht hoch genug zu schätzen." (Sir. 6, 15)
Deutschland 1940:

Die beiden Kinder Brigitte und Dietmar müssen mitansehen, wie ihre Eltern eines Tages verhaftet werden. Aus Angst fliehen sie in Richtung Belgien, um dann später weiter zu Dietmars Tante nach England zu gelangen. Kurz vor London allerdings werden die beiden getrennt. Ihm bleibt lediglich Brigittes Prinzessin und ihr sein Ritter. Doch Dietmar schwört, Brigitte zu finden, auch wenn sich durch den Krieg alles schwieriger gestaltet als gedacht.
Gegenwart:
Die investigative Journalistin Quenby Vaughn erhält einen ungewöhnlichen Auftrag. Anwalt Lucas Hough bittet Sie, für seinen Mandanten eine seit 75 Jahren vermisste Person wiederzufinden. Eigentlich recherchiert sie gerade für einen Spionagefall in Kriegszeiten, doch die Geschichte von Lucas Mandanten interessiert sie. Dass dieser Vermisstenfall sehr persönlich wird und etwas mit ihrem Spionagefall zu tun haben könnte, das ahnt sie bis dato noch nicht. Für die beiden wird es eine Zusammenarbeit mit vielen Herausforderungen.

Meine Meinung:
Der Klappentext hat mich neugierig auf dieses Buch gemacht. Die Flucht nach England wird für die 10-jährige Brigitte und den 13-jährigen Dietmar zu einem großen Wagnis. Nicht nur die Angst, entdeckt oder verraten zu werden, spielt eine Rolle. Sondern vor allem die ständige Suche nach Lebensmitteln ist für sie riskant. Auf englischem Boden angelangt muss Dietmar mitansehen, wie Brigitte von einem Ehepaar mitgenommen wird. Ihn hingegen verschlägt es bis nach Kriegsende auf die Isle of Man. Die Suche nach Brigitte scheint nach Kriegsende aussichtslos, doch Dietmar gibt nicht auf. Selbst 75 Jahre später ist es sein größter Wunsch, zu erfahren, was mit Brigitte geschah. In Melanie Dobsons Buch geht es um ein interessantes Thema, das ich bis dahin noch nicht kannte. Weshalb im Krieg in England Spionage für die Deutschen betrieben wurde, ist zwar naheliegend, doch gelesen habe ich bis dahin noch nie. Die beiden Handlungsstränge aus Vergangenheit und Gegenwart lassen uns das Ausmaß und Leid der Kinder erfassen. Dietmar hätte sicher niemals geglaubt, dass Brigitte ausgerechnet bei einem Spionageehepaar landet, welches für die Deutschen arbeitet. Er wollte doch eigentlich nur für Brigitte bis zum Ende des Kriegs ein gutes Zuhause finden. Vieles, was Brigitte erlebt, kann ich nachvollziehen, selbst wenn doch heftig war. Dagegen die Einblicke in Dietmar Vergangenheit fand ich fast zu wenig. Stattdessen zieht sich die Gegenwart etwas zu sehr in die Länge. Manche Szenen fand ich zu ausufernd und intensiv beschrieben, da hätte mir etwas weniger gereicht. Das Thema Glaube ist gut in die Geschichte integriert, hätte meinetwegen jedoch noch deutlicher sein dürfen. Die Vergangenheit hätte meinetwegen gerne mehr sein dürfen und nicht nur so sehr auf Brigitte fokussiert. Die Charaktere allerdings sind sehr gut durchdacht und ausgearbeitet. Die ehrgeizige, sensible Quenby und der humorvolle, lebenslustige und charmante Lucas haben mir sehr gut gefallen. Besonders ihre Veränderung während der Suche fand ich passend. Ich erlebe den Leidensweg der Kinder und den Werdegang Brigittes durch die Suche von Quenby hautnah mit. Die Wendung am Ende hatte ich irgendwie bei Lesen erhofft, allerdings niemals damit gerechnet, dass es wirklich so kommt. Weil es für mich in manchen Sequenzen zu langatmig und ausführlich war, bekommt das Buch 4 Sterne von mir.

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