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Veröffentlicht am 01.04.2022

Justitia ist blind

Nebelopfer
6

"Ich habe selten so viel Blut in einem Raum gesehen. Allen drei Opfern war aus kurzer Distanz in den Kopf geschossen worden." (Buchauszug)
Der tote Henk Visser baumelt am Galgenbaum zwischen den Dörfern ...

"Ich habe selten so viel Blut in einem Raum gesehen. Allen drei Opfern war aus kurzer Distanz in den Kopf geschossen worden." (Buchauszug)
Der tote Henk Visser baumelt am Galgenbaum zwischen den Dörfern der Geest. Auffallend ist das Schild mit einem Geständnis, das er um den Hals trägt. Darin gibt er zu, im Fall Cord Johannsen falsch ausgesagt zu haben. Bjarne Haverkorn erinnert sich an diesen Fall, bei dem der Familienvater vor einigen Jahren fast die komplette Familie getötet hat. Kann es wirklich sein, dass sie Cord Johannsen zu Unrecht verurteilt haben? Als wenige Stunden später der nächste Zeuge ebenfalls erhängt aufgefunden wird, sind sich die Ermittler sicher, dass weitere Zeugen in Gefahr schweben. Müssen sie nun Johannsens Fall neu aufrollen und ist Haverkorn der damals ermittelt hat, ebenfalls in Gefahr?

Meine Meinung:
In Band 5 geht es um einen alten Mordfall an einer Familie, bei dem jetzt nacheinander die damaligen Zeugen ermordet werden. Der Täter möchte, dass man Johannsens Fall wieder neu aufrollt, um den wahren Täter zu entlarven. Dass der Täter dabei mit dem Ermorden der Zeugen eine Dringlichkeit vermittelt, ist umso heftiger und grausamer. Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn ermitteln, doch dann bekommt Bjarne selbst eine Drohung und wird deshalb nach Kiel zum Cold Case Unit ausgeliehen. Jetzt muss Frida auf einmal ohne ihn ermitteln, allerdings ausgerechnet mit ihrem neuen Kollegen Leonard Bootz, der für Hennig Kuhns ins Team kam. Bootz ist nämlich gleich zu Beginn bei ihr ins Fettnäpfchen getreten, was das Kennenlernen verkompliziert hat. Erschwerend ist zudem, dass sich zwei Einzelkämpfer auf einmal als Team zusammenraufen müssen. Dazu hat Frida den Kopf voll mit Torsten und den Sorgen dadurch. Dieser hat nämlich noch immer mit den Folgen seines Unfalls zu kämpfen. Der Schreibstil ist wie immer sehr unterhaltsam, locker und flüssig. Besonders durch den Wechsel der verschiedenen Kriminalfälle bleibt dieses Buch spannend. Wurde damals wirklich jemand fälschlicherweise verurteilt und haben die Zeugen womöglich falsch ausgesagt? Das herauszufinden wird immer schwieriger nach dem Tod der ersten Zeugen. Leider ist damals Cords Sohn Thies zu jung gewesen, als dass er heute eine wirkliche Hilfe für die Ermittler sein könnte. Der Fall spitzt sich im Laufe der Zeit immer mehr zu und zehrt, je länger er dauert, immer mehr an Fridas Nerven. Diesmal bekommen wir deutlich mehr Einblicke in das Privatleben von Frida und Bjarne. Schön ist auf jeden Fall zu sehen, dass Torsten Unfall dem Paar bisher nicht groß geschadet hat. Allerdings lasten die Folgen des Unfalls schon schwer auf Torsten und er lässt dies ab und zu an Frida aus. Da ist natürlich ein neuer Fall, der viel Zeit kostet, nicht gerade hilfreich. Den neuen Kollegen Bootz fand ich zu Beginn etwas eigenwillig, aber sympathisch und sehr motiviert. Allerdings scheint er so einige Geheimnisse mit sich herumzuschleppen und nicht immer teamfähig zu sein. Ob er wohl Haverkorn ablösen wird, der bald in Rente geht, das wird sich zeigen. Mich jedenfalls konnte dieser Band mit vielen Wirrungen und Wendungen wieder überzeugen und bekommt deshalb 5 von 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 31.12.2021

Menschenhandel und Prostitution Sklaverei im 21. Jahrhundert

Sterbende Seelen
6

"Menschenhandel, die neue Sklaverei unserer Zeit, welche die Menschen in Handelsware verwandelt und sie jeder Würde beraubt." (Papst Franziskus)
Eine blutige Mordserie erschüttert Frankfurt, dabei führen ...

"Menschenhandel, die neue Sklaverei unserer Zeit, welche die Menschen in Handelsware verwandelt und sie jeder Würde beraubt." (Papst Franziskus)
Eine blutige Mordserie erschüttert Frankfurt, dabei führen erste Hinweise Mara Billinsky nach Catania /Sizilien. Hier hat ihr italienischer Kollege Domenico Manzoni schon länger die Gebrüder Solomon im Visier, Menschen-, Drogenhandel und Zwangsprostitution zu betreiben. Dafür werden junge Mädchen aus Afrika unter Vortäuschungen nach Europa geholt. Eine von ihnen ist Azuka jetzt Joy genannt, die nun als Edelprostituierte anschaffen muss. Doch Joy gelingt in Frankfurt die Flucht und wird jetzt gnadenlos von ihren Peinigern gejagt.

Meine Meinung:
In Band sechs der Mara Billinsky Reihe aus Frankfurt geht es diesmal um das Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution. Dieses Thema ist schon seit einigen Jahren aktuell. Man weiß, die Opfer von Menschenhandel werden wirtschaftlich extrem ausgebeutet und meistens unter Zwang, Bedrohung und Gewalt erheblich unter Druck gesetzt. Besonders betroffen sind davon junge Mädchen aus den afrikanischen Ländern oder Ostblockstaaten. Hier in diesem Fall geht es um ein junges Mädchen aus Nigeria, der Arbeit in Europa versprochen wird. Doch stattdessen landet sie von einer Hölle in die nächste, bei der Gewalt und Vergewaltigung an der Tagesordnung steht. Das Joy dabei durch ihre Schönheit für die Peiniger gutes Geld einbringt, spielt eine bedeutende Rolle. Was der Autor über dieses Thema recherchiert hat, erfahre ich dabei hautnah unter dem Handlungsstrang "Mädchen, die auf Reisen gehen". Hier erlebe ich Joys ganzes Martyrium. Es erschüttert und beschämt mich zugleich, was man diesen jungen Mädchen und Frauen antut. Die ausführlichen Kapitel, wie Joy dies alles durchlebt, sind wahrlich brillant ausgearbeitet. Allerdings sind einige Kapitel auch nur was für Leser mit starken Nerven. Da dieses Thema seit Jahren aktuell und brisant ist, ist es meiner Meinung nach umso wichtiger davon hier zu berichten. Dabei bekommen ich wieder Billinskys Charakter und Kampf gegen das Böse zu spüren. Obwohl ich das Gefühl habe, das sie inzwischen deutlich ruhiger und angekommen auf mich wirkt. Außerdem ist ihr Kollege Jan Rosen wieder in den Fall involviert und unterstützt sie, wo er kann. Doch Jan Rosen ist noch immer nicht über den Tod von Anyana hinweg, und er hadert mehr als den je mit seinem Leben und Beruf. Während Mara die Kräfte nie auszugehen scheinen, habe ich das Gefühl, als ob Rosen immer kraftloser und deprimierter wird. Ihr Kampf gegen die Täter führt in höhere Kreise bei der sich Mara die Finger verbrennen könnte. Zudem wartet am Ende noch eine Überraschung, den mit diesem Täter hätte ich nicht gerechnet. Chapeau dem Autor für dieses Buch, für mich eines der besten Folgen dieser Reihe, deshalb eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 15.05.2019

Mächtige Gegner die kaum zu fassen sind

Lautlose Schreie
6

"Willst du den Charakter eines Menschen kennenlernen, so gib ihm Macht." (Abraham Lincoln)
Nach ihrem ersten Erfolg in Frankfurt arbeitet Mara Billinsky weiterhin bei der Kripo, allerdings muss sie noch ...

"Willst du den Charakter eines Menschen kennenlernen, so gib ihm Macht." (Abraham Lincoln)
Nach ihrem ersten Erfolg in Frankfurt arbeitet Mara Billinsky weiterhin bei der Kripo, allerdings muss sie noch immer abwertende Blicke einstecken. Dann jedoch erschüttert ein grausamer Leichenfund das ganze Revier. Den auf einem Feld in der Nähe Frankfurts werden die vergrabenen Leichen von sieben Kindern und Jugendlichen aufgefunden. Narben an ihren Körper deuten daraufhin das sie schreckliches mitgemacht haben mussten. Als Mara die Ermittlungen einleiten möchte, wird sie erneut von Klimmt und dem neuen Staatsanwalt ausgebremst. Mara soll sich hingegen mit Jan Rosen um den Tod eines Hotelgastes kümmern, noch ahnen sie nicht das dieser ebenfalls mit dem Tod der Kinder zu tun haben könnte. Dann jedoch kommt sie Machenschaften näher, die selbst für Mara unfassbar sind. Sie kommen einem Verbrechen auf die Spur, welches im Grunde eine Nummer zu groß für sie ist. Als Mara und Rosen erste Spuren überprüfen begeben sie sich dabei in große Gefahr.

Meine Meinung:
Ein dunkles Cover und eine Krähe mit ausgebreiteten Flügeln zierte das zweite Buch von Leo Borns Ermittlerin Mara Billinsky. Daher passte es sehr gut zum Vorgängerband besonders, da die Krähe Maras Beiname ist. Der Schreibstil war wie schon im letzten Band locker, flüssig, unterhaltsam in mehrere Kapitel eingeteilt und mit einem hohen Spannungsbogen. Wieder gab es verschiedene Handlungsstränge die zu einer unfassbaren Story zusammengeführt wurden. Denn diesmal ging es um eine europaweite Organisation die ihre Macht und Einflüsse bis nach Russland spielen ließ. Dadurch wurde dieser Fall für ihren Chef HK Klimmt, das Team und Mara eine wahre Herausforderung. Entsetzt und gleichzeitig bewundert hatten mich, diese Verbrecher und ihre großen Einflüsse, die hier dargestellt wurden. Ich könnte mir gut vorstellen, das dies auch im realen Leben so geschehen könnte. Zudem ging es um Maras Vergangenheit um den Tod ihrer Mutter, bei dem der neue Staatsanwalt Christian von Lingert eine besondere Rolle einnahm. Gefreut hatte es mich, das Mara in ihrem Team und schlussendlich auch bei ihrem Chef mehr Anerkennung bekam. Endlich sah er über Maras Tattoos, Piercings und ihre dunkle Kleidung hinweg und erkannte, dass er mit ihr eine sehr gute Ermittlerin bekommen hatte. Dagegen waren die Risse bei Mara und ihrem Vater Erich Billinsky noch immer groß und ein vernünftiges Gespräch der beiden ist nach wie vor schwierig. Auch ein Wiedersehen mit Rafael, den Mara und Hanno noch immer unterstützen gab es in diesem Teil, selbst er ist insgeheim in den Fall involviert. Darüber hinaus konnte mich Frankfurt als Lokalkolorit erneut überzeugen, man bekam einen Eindruck von den dunkelsten Ecken dieser Stadt. Wieder einmal konnten mich die Charaktere hundertprozentig überzeugen. Allen voran Mara mit ihrer toughen, dynamischen und ehrgeizigen Art kam sie einem zwar manchmal etwas kühl und abweisend vor, doch im Grunde hat sie im inneren ein weiches Herz. Ferner war weiter ihr Kollege Jan Rosen auch Spatz genannt an Maras Seite, der sich langsam zu einem guten Polizisten mausert. So denke ich, dass die beiden in Zukunft ein ideales Team werden könnten. Deshalb freue ich mich auf weitere Folge und gebe diesem Buch eine Leseempfehlung für alle Thriller Liebhaber und 5 von 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 02.09.2020

Wenn Rache das Leben bestimmt

Schrei nach Rache
5

"Viel größer noch als die Genüsse der Sinnenlust sind die befriedigten Gefühle der Rachsucht." (Honoré de Balzac)
In vier Städten werden mehrere grausam entstellte Leichen an Flughäfen aufgefunden. Alles ...

"Viel größer noch als die Genüsse der Sinnenlust sind die befriedigten Gefühle der Rachsucht." (Honoré de Balzac)
In vier Städten werden mehrere grausam entstellte Leichen an Flughäfen aufgefunden. Alles deutet auf ein und denselben Täter hin, weshalb Kriminalrätin Nadine Adler vom LKA Stuttgart den Fallanalytiker Falk Hagedorn um ein Profil bittet. Der eigensinnige, querschnittgelähmte Hagedorn arbeitet nach seinem letzten Fall und dem Ende beim LKA als Psychotherapeut in Konstanz. Adler ist sprachlos, als man bei zwei Tatorten die DNA einer Frau findet. Kann es sein, dass eine Frau diese brutalen Morde begangen hat? Das wirft natürlich Hagedorns angefertigtes Profil über den Haufen. Als er sich an ein neues Profil macht, erinnert er sich, dass ihm die Täterin bekannt vorkommt. Außerdem scheint Hagedorn in Gefahr zu sein, den jemand trachtet, nach seinem Leben.

Meine Meinung:
Das Cover mit dem Bild eines Gates passt sehr gut zum Inhalt dieses Buches. Der Schreibstil ist wie beim ersten Band "Dunkler Hass" wieder sehr informativ, unterhaltsam, spannend und überaus gut recherchiert. Doch ich hatte nichts anderes erwartet, den Matthias Bürgel, der selbst aktiv als Leiter einer Dienstgruppe beim Kriminaldauerdienst arbeitet, kennt sich aus in dem Metier. Mit Falk Hagedorn hat er einen sehr extravaganten, eigenwilligen Ermittler kreiert. Und auch diesmal wird es wieder sehr spannend, nicht nur durch diese kranke mordende Täterin, sondern zudem weil jemand nach Hagedorns Leben trachtet. Erneut ist wieder Hagedorns Freund Marius Bannert mit von der Partie, der im letzten Fall schon mit dabei war, als es um das Leben von Hagedorns Tochter Karina ging, die diesmal ebenfalls wieder eine Rolle spielt. Hagedorns erste Aufgabe führt uns allerdings zu einem Banküberfall, bei dem einer seiner Patienten der Täter ist. Doch leider trifft das SEK dabei eine Folgeschwerende Entscheidung und der Mann stirbt. Den Neuanfang in Konstanz hat sich Hagedorn sicher besser vorgestellt, den eigentlich bräuchte er dringend Patienten. Deshalb nimmt er dann doch den Auftrag vom LKA an, obwohl er wegen Karina nie mehr für die Polizei arbeiten wollte. Fasziniert bin ich diesmal nicht nur vom Konstanzer und Stuttgarter Setting, sondern ebenso von Hagedorns Opfer- und Täterprofilen, die der Autor hier sehr gut dargestellt hat. Die einzelnen Taten sind teils heftig beschrieben, sodass man als Leser keine schwachen Nerven haben sollte. Der etwas störrische, unzugängliche Falk Hagedorn gefällt mir diesmal deutlich besser als im ersten Band, vielleicht auch, weil ich inzwischen seine Art kenne? Die Darstellung seiner Querschnittlähmung und wie er damit zurechtkommt, finde ich absolut gelungen. Kriminalrätin Nadine Adler fand ich ebenfalls interessant und ich würde mich freuen, in der nächsten Folge wieder von ihr und von Bannert zu lesen. Im Laufe des Buches hatte ich eine Ahnung, was die Täterin anbelangt, was dann auch eintraf. Jedoch, wie sich dann der Fall entwickelt und welche Wendung der Autor am Ende noch mit eingebaut hat, damit hatte ich nicht gerechnet. Am Schluss war ich schon ein wenig traurig über den Verlust, doch was da im Flugzeug ablief, das war wirklich große Klasse und toll beschrieben. Wer dem ganzen besser folgen möchte, der sollte unbedingt zuerst "Dunkler Hass" lesen, ihr werdet es nicht bereuen. Für mich ein absolut empfehlenswerter Krimi, bei dem ich hoffe, dass die Reihe weitergeht. Selbst wenn ich mache Rollstuhlpraktiken für einen zwar sportlichen 56-jährigen Hagedorn etwas zu heftig fand, gibt es von mit definitiv wieder 5 von 5 Sterne.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 01.07.2021

Wer auf Rache aus ist, der schaufelt sich meist sein eigenes Grab

SCHULD! SEID! IHR!
4

"Solange Du glaubst, dass an allem immer nur die anderen Schuld sind, wirst Du viel leiden." (Dalai Lama)
In der Lüneburger Heide werden kurz nacheinander ein Obdachlose Martin Selter und der ehemalige ...

"Solange Du glaubst, dass an allem immer nur die anderen Schuld sind, wirst Du viel leiden." (Dalai Lama)
In der Lüneburger Heide werden kurz nacheinander ein Obdachlose Martin Selter und der ehemalige Kommissar Jürgen Grossmann qualvoll mit Strychnin getötet. Leider wird erst zu spät entdeckt, dass es zwischen den Opfern eine Verbindung gibt und das Grossmann nicht an einem Herzinfarkt gestorben ist. Unter mühsamer Arbeit sucht das Team unter Kommissar Rolf Degenhardt nach den Hintergründen zur Tat. Auffällig ist, dass man bei jedem Opfer die gleiche Tarotkarte "Der Gehängten" findet. Wo ist die Verbindung der Opfer und was haben sie dem Täter getan, das er sie so qualvoll hat sterben lassen?

Meine Meinung:
Leseprobe und der Klappentext habe mich neugierig auf dieses Buch gemacht, das als Leserunde unter "Neuer blutiger Stern am deutschen Spannungshimmel" angepriesen wurde. Daher wusste ich nicht, dass dies der zweite Band einer Reihe war. Zwar sind die Fälle ineinander abgeschlossen, doch was das Privatleben der Ermittler betrifft, da merkte ich sehr wohl, dass mir Wissen fehlte. In diesem Buch geht es um Schuld, eine verlorene Liebe und um Rache. Als Zeichen hinterlegt der Täter jedes Mal die Tarotkarte "Der Gehängte", die ja eigentlich eher für Orientierungskrise, Verwirrung, Stillstand, Hilflosigkeit, Opfer erbringen, Überdenken und neue Perspektiven steht. Doch hier steht es für ihn, der sich ebenfalls als Gehängter tituliert wird. Der Autor nimmt mich mit in verschiedene Handlungsstränge, die aus Ermittlungen, dem Privatleben des Kommissars und dem Gehängten besteht. Leider verfängt er sich dabei mitunter in Nichtigkeiten, die mir im Buch viel zu ausführlich dargestellt werden. Während dagegen die Ermittlungen und Hintergründe der Tat darunter leiden. So werden die ersten beiden Tathergänge noch recht ausführlich beschrieben, doch danach geht mir alles viel zu schnell. Was den Spannungsbogen anbelangt, bleibt dieser kontinuierlich gleich und das Erpressen seiner Opfer wirkt für mich zusehends zur Farce und dadurch unglaubwürdig. In der Mitte des Buchs werden die Handlung und die Ermittlungen dann immer offensichtlicher und oberflächlicher, was sehr schade finde. Dadurch fehlt auch am Schluss ein opulenter Showdown, was hier sehr gut gepasst hätte. Mich ärgerte außerdem, dass manche Handlungen nicht mehr zu Ende geführt werden. Zum Beispiel verspricht er einem Jungen seinen Rucksack zu bringen, was dann jedoch nicht weitergeführt wird. Ich finde, wenn man solche Nebensächlichkeiten einbringt, dann sollte man sie auch beenden. Selbst am Schluss blieben bei mir noch einige Fragen offen. Leider ist das Setting der Lüneburger Heide hier ebenfalls nicht groß vertreten und so könnte dieses Verbrechen eigentlich überall spielen. Lediglich einmal ist eine Passage mit Plattdeutsch, dessen Dialekt für Leser nicht gerade einfach ist. Hier wäre eine Übersetzung am Ende des Buchs von Vorteil gewesen. Selbst die neue eingeführte Kollegin Jana Liebisch ging unter, obwohl sie meistens die entscheidenden Hinweise geliefert hat. Vielleicht sollte beim nächsten Buch der Plot nicht ganz so flach ausfallen, sondern lieber etwas intensiver. Trotz allem ließen mich die kurzen Kapitel und der interessante Plot nur so durch das Buch fliegen. Dennoch bleibt er mir für ein Thriller zu flach und zu oberflächlich. Wer jedoch gerne vorhersehbare Krimis liebt, für den ist das Buch sicher richtig. Trotzdem habe ich mich gut unterhalten und glaube, dass der Autor durchaus Potenzial hat. Vielleicht sollte er sich noch mehr Rat bei erfahrenen Ermittlern suchen? Von mir jedenfalls gibt es 3 1/2 von 5 Sterne mit Tendenz nach oben.

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