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Veröffentlicht am 22.06.2024

Beharrliche Bertha

Bertha Benz und die Straße der Träume
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Auf den ersten Blick verliebt sich Bertha Ringer in Carl Benz. Trotz anfänglicher Bedenken ihres Vaters wird einige Jahre später geheiratet. Als Erfinder und Idealist ist der Ingenieur brillant, an Geschäftssinn ...

Auf den ersten Blick verliebt sich Bertha Ringer in Carl Benz. Trotz anfänglicher Bedenken ihres Vaters wird einige Jahre später geheiratet. Als Erfinder und Idealist ist der Ingenieur brillant, an Geschäftssinn mangelt es allerdings gewaltig, wodurch die Familie immer wieder in große Geldnot gerät. Aber Bertha hält zu Carl und beweist, dass Perfektionismus nicht alles ist. Sein Zögern könnte Konkurrenten zugutekommen, also schreitet Bertha entschieden zur Tat.

In leichtem romanhaften Stil präsentiert Alexander Schwarz diese interessante Romanbiografie über eine entschlossene junge Frau, die sich nicht in die Rolle als Köchin und Wäscherin für die Familie pressen lassen will. Schon ihrem Vater, einem Zimmermann, ist sie als Kind gerne zur Hand gegangen und hat sich erfreut an den entstandenen Bauten. Ihr beschwingtes Gemüt lässt es zu, dass Bertha die Schwächen ihres geliebten Ehemanns insofern kompensiert, als sie seinem unerschütterlichen Forscherdrang Planung und Organisation entgegensetzt. Beide Charaktere sind wunderbar getroffen und sehr lebensnah dargestellt. Auch die politische und wirtschaftliche Lage im ausklingenden 19. Jahrhundert ist gut dargestellt, knapp, ohne den Roman zu stören, werden beispielsweise die Einflüsse des deutsch-französischen Kriegs und der Börsenkrach in Wien in die Handlung eingeflochten. „Beharrlichkeit führt zum Ziel“ (kindle, Pos. 2836), das ist Berthas Lebensmotto, welches sie auch an ihre Kinder weitergibt, das gerade zur damaligen Zeit gewiss nicht einfach war.

Ein schönes Zeitzeugnis, ein interessantes Portrait von Bertha Benz, das durch detaillierte Recherche in diesem Buch lebendig werden darf.

Veröffentlicht am 21.06.2024

Badespaß

Beachdating - Herz verloren, Glück gefunden
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Da die Fluggesellschaft in Konkurs gegangen ist, fällt die Reise nach Zypern für Annabell aus. Wo soll sie nun auf die Schnelle ihren Urlaub verbringen? Es wird ein Campingplatz an einem See in der Oberpfalz, ...

Da die Fluggesellschaft in Konkurs gegangen ist, fällt die Reise nach Zypern für Annabell aus. Wo soll sie nun auf die Schnelle ihren Urlaub verbringen? Es wird ein Campingplatz an einem See in der Oberpfalz, wo die junge Singlefrau eine Menge lustiger Leute trifft, auch Männer im passenden Alter sind dabei – ein Abenteurer, einer mit flotten Sprüchen, ein anderer mit hübschen blauen Augen. Einem Urlaubsflirt ist Annabell nicht abgeneigt, der Spaß kann beginnen.

Ganz persönlich in der Ich-Form erzählt Annabell von ihrem ersten Zelturlaub. Schon der Kauf der Ausrüstung ist ein Spektakel, denn sie hat überhaupt keine Ahnung von all den Dingen, welche ihr der Mitarbeiter im Geschäft aufdrängen will. Am See angekommen, muss Annabell erst einmal ein Plätzchen finden. Aber damit ist noch keine Erholung in Sicht, die Ereignisse beginnen sich zu überstürzen. Eine illustre Gesellschaft trifft sich am Platz und am See, kunterbuntes Treiben hält Annabell auf Trab. Gut, dass sie über ihre eigene Tollpatschigkeit auch selbst lachen kann, der Humor kommt jedenfalls nicht zu kurz.

Eher einfache Sätze sorgen für ein flottes Tempo, das den Ereignissen am Badesee perfekt entspricht. Unglaublich, aber überaus unterhaltsam sind die Erlebnisse Annabells, sei es mit Merle aus der Kindergruppe, dem Männerquartett oder dem Kreis rund um den Platzwart. Dass das alles in eine einzige Woche passt, ist kaum zu fassen. Die Liebesgeschichte ist ein zartes Pflänzchen, dem oft der Raum genommen wird, dennoch – bis hin zum gelungenen Ende – eine schöne. Vielleicht kommen ob der Turbulenzen die Gefühle ein wenig zu kurz, der Badespaß bietet gleichzeitig aber auch viel Lesespaß.

Ich habe mich jedenfalls recht gut unterhalten mit Annabell in der Oberpfalz. Wer Humor und Selbstironie sucht, wird hierin eine (Urlaubs)Lektüre für entspannte Stunden finden.

Veröffentlicht am 20.06.2024

Mystisches Inselleben

Bretonische Sehnsucht
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Bei seinem bereits dreizehnten Fall ermittelt Kommissar Georges Dupin auf der rauen Atlantikinsel Ouessant, etwa zwanzig Kilometer westlich des französischen Finistère. Ein junger Mann wird an den Strand ...

Bei seinem bereits dreizehnten Fall ermittelt Kommissar Georges Dupin auf der rauen Atlantikinsel Ouessant, etwa zwanzig Kilometer westlich des französischen Finistère. Ein junger Mann wird an den Strand der Insel geschwemmt, wobei unklar ist, ob es sich um einen Unfall oder um Mord handelt. Begleitet von Mythen und Mysterien rund um das Eiland stochert Dupin lange im Dunklen und muss sich mit augenscheinlichen Nebensächlichkeiten, wie dem Unterschied zwischen Meerjungfrauen, Nixen und Sirenen, beschäftigen.

Die malerische Kulisse der wildschönen Insel begleitet den Leser quer durch den Krimi, immer wieder erwähnt Jean-Luc Bannalec die Besonderheit der Natur- und Tierwelt, holt aus zu geschichtlichen Informationen und lässt gerne das wandelnde Lexikon namens Kommissar Riwal zu Wort kommen, wenn es um Mythen, Riten und Brauchtum geht. Insbesondere die Musik und landestypische Instrumente spielen eine Rolle, aber auch Zeremonien rund um den Tod werden Dupin und den Lesern nahegebracht. Bisweilen schweift dadurch der Text weit von der Handlung ab, die eigentlichen Ermittlungen rücken häufig in den Hintergrund. Es dauert also eine ganze Weile, bis es irgendeine Idee zur Todesursache des Angeschwemmten gibt. Unterhaltsam ist der Krimi trotzdem, denn anders als gewohnt, steht Dupin auf der Insel kein Dienstwagen zur Verfügung, als Ersatz hat Riwal Fahrräder organisiert – ebikes, mit denen der leitende Kommissar sich erst anfreunden muss. Außerdem unternimmt er aufgrund fehlender Beweise auch noch einen waghalsigen Alleingang, der ihm nicht gut bekommt.

Der flüssige Schreibstil vermag den Leser auch diesmal mitzunehmen, die ungewöhnlichen Hintergründe hätten gerne etwas kürzer ausfallen können. Dennoch bietet das mystische Inselleben gute Unterhaltung, auf die man sich gerne einlassen kann.

Veröffentlicht am 20.06.2024

Schwestern

Eifelfrauen: Der Ruf der Nachtigall
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Tochter Klara und Adoptivtochter Mia wachsen bei ihrer Mutter Johanna im beschaulichen Altenburg in der Eifel auf. Entbehrungen während der Kriegsjahre und auch danach können den beiden Mädchen aber nichts ...

Tochter Klara und Adoptivtochter Mia wachsen bei ihrer Mutter Johanna im beschaulichen Altenburg in der Eifel auf. Entbehrungen während der Kriegsjahre und auch danach können den beiden Mädchen aber nichts anhaben, sie sind stark, wie ihre (weiblichen) Vorfahren der Familie Fuchs. Während Klara besonders musikalisch begabt ist und eine sehr schöne Singstimme hat, liegen Mias Fähigkeiten mehr im mathematisch-organisatorischen Bereich. So unterschiedlich die beiden Schwestern sind, so innig ist ihre Liebe zueinander – bis eines Tages der Schauspieler Pavel im Dorf ankommt.

Während im ersten Band der Eifelfrauen Johanna im Mittelpunkt steht, geht es nun um ihre beiden Töchter Klara und Mia. Eifrig helfen sie mit am kleinen Bauernhof, füttern Ziegen, ernten Obst. Die Bilder, welche Brigitte Riebe mit Leichtigkeit entwirft, hat man schnell in bunten Farben vor Augen, sogar die Melodien auf Klaras Lippen vermeint man zu hören - die abgesetzten Texte dazu passen sehr gut ins Geschehen. Mit viel Liebe zum Detail wird eine fahrende Oper auf die Beine gestellt, andernorts über den Absatz von Zigaretten diskutiert. Das Weltgeschehen zwischen 1945 und 1954 fließt als Hintergrund mit ein und erklärt unter anderem, warum ein Mitglied der Großfamilie nach Amerika ausgewandert ist oder ein anderes sich den Nazis angeschlossen hat. Das Fuchs-Imperium umfasst ja eine recht vielfältige Mischung an Charakteren, die der Journalist unter ihnen sogar in einem sehr persönlichen Buch abbildet. Immer wieder werden kurz auch Personen erwähnt, welche kaum mit Klara und Mia Kontakt halten, was mich im Ablauf der Erzählung weniger interessiert, sondern eher vom roten Faden abgelenkt hat. Auch sonst fließen sehr viele Einzelheiten mit ins Geschehen ein (Mirabellenprinzessin, Gründgens,…), welche durchaus interessant, aber schon ziemlich weit entfernt sind vom Kern des Geschehens. (Was für mich bisweilen schon ein wenig zu viel ist, gefällt anderen Lesern aber gerade besonders gut!) Der Anknüpfungspunkt zu Teil Eins über die Füchse im Garten hingegen passt wieder wunderbar zu allen anderen Blicken in die Natur.

Der Ruf der Nachtigall ist eine würdige Fortsetzung der „Eifelfrauen“ mit Klara und Mia, den zwei ebenso unterschiedlichen wie liebenswerten Schwestern, die schlussendlich beide ihren Weg finden. Der ruhige Schreibstil Brigitte Riebes führt unaufgeregt durch eine schöne Handlung, welche sorgfältig recherchierte Details bereithält und den Leser somit sehr realistisch in die damalige Zeit versetzt.

Veröffentlicht am 18.06.2024

Was zusammengehört

Helle Sommer
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Billie ist sieben, sie lebt mit ihrem Großvater als Mini-Familie und muss vieles entbehren, weil einfach nie genug Geld da ist. Als in den Sommerferien Maxime bei seiner Tante urlaubt, freunden sich die ...

Billie ist sieben, sie lebt mit ihrem Großvater als Mini-Familie und muss vieles entbehren, weil einfach nie genug Geld da ist. Als in den Sommerferien Maxime bei seiner Tante urlaubt, freunden sich die beiden sehr ungleichen Kinder an: Maxime aus reichem Hause und Billie, die nichts hat, nicht einmal mehr Eltern. Dafür besitzt sie Mut und Ausdauer, was sie ihr Leben meistern lässt. Trotz ihrer eklatanten Verschiedenheit spüren beide Kinder, dass sie irgendetwas verbindet, aber sie verlieren einander immer wieder aus den Augen, treffen einander nur alle paar Sommer wieder.

Im Mittelpunkt dieses ansprechenden Romans steht Billie, ein vergnügtes Mädchen, das sich trotz ihres Waisenstatus und trotz ihrer Armut durchzusetzen lernt. Das Leben ist hart zu ihr, aber sie verliert selten ihren Mut und findet immer einen Weg. Billie erzählt ihre Geschichte in der Ich-Form, was die Handlung sehr nah an den Leser heranträgt und für die nötige Authentizität sorgt. Ab dem Sommer 1998 gibt es einzelne Episoden, Ausschnitte aus Billies Leben, die ihren Großvater, ihre Schulzeit und auch ihre berufliche Laufbahn beleuchten. Zeitraffer (gut erkennbar in den Kapitelüberschriften) beschleunigen den Ablauf, sodass sich keine Langeweile einschleicht. Das Gefühl, dass die beiden Seelen irgendetwas verbindet, verblasst zuweilen, gänzlich verschwindet es aber nie. So sind Billie und Maxime immer wieder auf der Suche nach dem anderen. Es gibt verpasste Chancen und Wiedersehen, differierende Lebensziele und unerwartete Kreuzungen. Was zusammengehört, wird das Schicksal zusammenführen, außer der Mensch will das verhindern.

Ein gefühlvoller Roman ohne Kitsch und Romantik, der für schöne Lesestunden sorgt.

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