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Veröffentlicht am 07.05.2024

Der Anfang ...

Loreley - Die Frau am Fluss
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Am Rhein, 1801 – 1828: Die Waise Julie muss sich als geduldete Magd im Wirtshaus ihres Vormunds verdingen, bis sie vom Pfarrer sogar aus dem Ort gewiesen wird. Mit einem dreifachen Witwer wird sie stromabwärts ...

Am Rhein, 1801 – 1828: Die Waise Julie muss sich als geduldete Magd im Wirtshaus ihres Vormunds verdingen, bis sie vom Pfarrer sogar aus dem Ort gewiesen wird. Mit einem dreifachen Witwer wird sie stromabwärts in Sankt Goar verheiratet und nimmt mutig und entschlossen ihr Schicksal an. Weitere Handlungsstränge befassen sich mit der älteren Elisabeth, welche Julie ein wenig unter ihre Obhut nimmt und Johann, der seine gesamte Familie verloren hat.

Eine melodievolle Sprache, nahe gehende Schicksale, harte Arbeit und der wunderschöne Rhein – wie kann man bei diesem Buch vorbeigehen? Gar nicht. Eine sehr schön erzählte Geschichte erwartet den Leser, die Figuren sind realistisch und glaubwürdig, die Härte des Lebens zur damaligen Zeit recht gut greifbar. So ist es nur allzu verständlich, dass man Kapitel um Kapitel verschlingt, Zusammenhänge sucht zwischen den Handlungssträngen um Julie und Johann. Und dann gibt es auch noch Geheimnisse, die aber nur teilweise aufgeklärt werden. Fortsetzung folgt …

Gut recherchierte Details zur damaligen Zeit und historische Personen sorgen für Lebendigkeit und lassen die Legende um Loreley wieder erwachen. Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht, denn der einzige Wermutstropfen ist das offene Ende dieses Buches.

Veröffentlicht am 06.05.2024

Dorfpolizistin wider Willen

Zyprische Geheimnisse
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Durch politische Umstände ist Sofia nach ihrem Jusstudium in London nicht im zyprischen Innenministerium, sondern in einem verstaubten Bergdorf nahe der türkischen Grenze als einfache Dorfpolizistin gelandet. ...

Durch politische Umstände ist Sofia nach ihrem Jusstudium in London nicht im zyprischen Innenministerium, sondern in einem verstaubten Bergdorf nahe der türkischen Grenze als einfache Dorfpolizistin gelandet. Sehr schnell jedoch hat sie sich hier eingelebt und gleich spektakuläre Fälle gelöst. Diesmal geht es um Traditionen, Tierschutz und noch einiges mehr.

Ein wunderschöner Strand, ein ernstes Thema – Schildkröten und Naturschutz. So zeigt sich der Einstieg in den dritten Teil der zypriotischen Krimis. Landschaftliche Eindrücke, eine gewitzte Ermittlerin und auch sonst sehr liebevoll gezeichnete Figuren voller Lebendigkeit und Charme, sofort ist der Leser wieder gefangengenommen von der beeindruckenden Insel Zypern und der klug durchdachten Handlung. Der Schreibstil Alexander Oetkers gefällt mir immer wieder aufs Neue, flott fließen die Zeilen dahin, entstehen prächtige Bilder vor meinem geistigen Auge. Auch wenn ich Zypern noch nie besucht habe, fühle ich mich sofort irgendwie daheim in Kato Koutrafas mit den gastfreundlichen Nachbarn und den köstlichen Vorbereitungen aufs Osterfest. Andere Vorgänge auf der Insel hingegen wirken eher befremdlich oder gar abstoßend und müssen daher von Sofia und ihrem auf den ersten Blick eher knurrigen Chef Kostas Karamanlis aufgedeckt werden.

Selbstverständlich ist diese Geschichte komplett und in sich abgeschlossen, und somit allein gut lesbar, die höchst interessante persönliche Entwicklung der Hauptfiguren könnte aber doch zu einem großen Teil verloren gehen und das wäre sehr schade. Ich empfehle also nicht nur Teil Drei der Zypernserie, sondern unbedingt die gesamte Reihe von Anfang an.

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Veröffentlicht am 05.05.2024

Auf den Spuren der Vergangenheit

Der Schatz von Bellapais
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Erst seit wenigen Monaten ist Sofia Dorfpolizistin in Kato Koutrafas, einem heruntergekommenen Dorf im Landesinneren von Zypern. Nun kommt ihr Verlobter aus reichem britischem Hause endlich nach, die Schwiegermutter ...

Erst seit wenigen Monaten ist Sofia Dorfpolizistin in Kato Koutrafas, einem heruntergekommenen Dorf im Landesinneren von Zypern. Nun kommt ihr Verlobter aus reichem britischem Hause endlich nach, die Schwiegermutter plant eine fabelhafte Traumhochzeit, aber ein Toter in der nahen Kupfermine durchkreuzt fast die Vorbereitungen, Sofia ist nämlich voll und ganz mit den Ermittlungen beschäftigt.

Beinahe nahtlos schließt Band Zwei an seinen Vorgänger an, Kostas hat sich zu einem fürsorglichen Chef entwickelt, Sofia sich ziemlich gut in die Dorfgemeinschaft eingefügt. Mit der Leiche im Kupfersee ergibt sich ein interessanter Blick in Zyperns Vergangenheit, von der Großvater Giorgios genauestens zu berichten weiß, die türkische Besetzung im Jahre 1974 wird zum Schlüssel für die Polizeiarbeit. Als überaus passende Abrundung des Geschehens geht es natürlich genauso um Sofias Privatleben, das ich auch diesmal gerne mitverfolgt habe.

Großartige Figuren, spannende Aufklärungsarbeit – so kann einem ein Krimi gefallen. Auch für Teil Zwei rund um Sofia Perikles spreche ich eine Empfehlung aus, allerdings mit der Einschränkung, dass Teil Eins davor für ein deutlich intensiveres Leseerlebnis sorgt als es die diesmalige Schatzsuche alleine zustande brächte.

Veröffentlicht am 05.05.2024

Sofia Perikles

Tod am Aphroditefelsen
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Sofia Perikles hat ihr Studium in London abgeschlossen, nach vielen Reisen mit ihrem Vater, der als Botschafter schon die halbe Welt gesehen hat, wird ihr eine Stelle im Innenministerium in ihrer Heimat ...

Sofia Perikles hat ihr Studium in London abgeschlossen, nach vielen Reisen mit ihrem Vater, der als Botschafter schon die halbe Welt gesehen hat, wird ihr eine Stelle im Innenministerium in ihrer Heimat Zypern angeboten. Doch bei ihrer Ankunft am Flughafen in Larnaka gibt es erst einmal eine Überraschung: da die Kommunisten seit Kurzem an der Macht sind, wird politisch umstrukturiert und Sofia landet als Hilfspolizistin in einem heruntergekommenen Bergdorf nahe der türkischen Grenze. Ein verrauchtes Amtszimmer mit einem vor sich hin dösenden Inspektor lassen wenig Freude aufkommen bei der jungen Dame, die in Pariser Luxusmode angereist ist.

Hervorragende Wortspiele und auf den Punkt gebrachte Beschreibungen sorgen gleich zu Beginn dieses Krimis für beste Unterhaltung. Das Flair der Insel Zypern setzt Yanis Kostas in ein ganz spezielles Licht, denn als „schön“ kann man das verstaubte Dörfchen Kato Koutrafas mit seinen trockenen Brachen hinter den gänzlich verfallenen Häusern am Ortseingang wirklich nicht bezeichnen. Eine erbärmliche Armut breitet sich hier aus, die Anzahl der Schafe übersteigt jene der Einwohner beträchtlich. Doch wer länger verweilt, wird – wie auch Sofia – die Vorzüge dieses Landstriches erkennen können: ein wundervoller Blick aufs klare Meer, köstliche Speisen, die einen schon beim Lesen in Urlaubsstimmung versetzen und eine Gastfreundschaft, die ihresgleichen sucht. Schnell sitzt Sofia mit allen Nachbarn gemeinsam am Tisch, nur ihr Chef, Kostas Karamanlis, bleibt abweisend.

Ein Autounfall mit tödlichem Ausgang für die beiden Insassen ist dann Ausgangspunkt für Sofias Ermittlungen, welche sie in verschiedenste Teile der Insel führen, unter anderem auch in den türkischen Norden und so dem Leser die ganze Pracht Zyperns nahebringen. Politische Hintergründe, geografische Details und allerlei anderes Wissenswerte verpackt der Autor geschickt in diesen Krimi, der so viel mehr bietet als lineare Polizeiarbeit. Nein, es ist das Flair Zyperns, es sind die ausgezeichnet entworfenen Figuren, die hier durch die Handlung führen und Neugierde darauf wecken, wie es weitergeht, nachdem der Fall über interessante Spuren logisch abgeschlossen worden ist.

Ein überaus unterhaltsamer Krimi eröffnet diese neue Reihe rund um Sofia Perikles. Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter und bin schon gespannt auf Band 2.

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Veröffentlicht am 03.05.2024

Naturgewalten

Das letzte Feuer
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Ein karges Bergdorf, Schmalhänse die Bewohner, Steine, Disteln, Ziegen deren Umgebung. Es ist trocken, aber sicher. Als der eigenwillige Fluss eingedeicht wird, lockt das Tal. Ob man dort glücklicher wird?

Extrem ...

Ein karges Bergdorf, Schmalhänse die Bewohner, Steine, Disteln, Ziegen deren Umgebung. Es ist trocken, aber sicher. Als der eigenwillige Fluss eingedeicht wird, lockt das Tal. Ob man dort glücklicher wird?

Extrem verdichtet, mit knappen Bildern, aber umso wortgewaltiger beschreibt Maria Borrély die Naturgewalten, welche die betagte Pélagie Arnaud wohl am besten kennt. Starrsinnig in den Augen ihrer Nachbarn bleibt sie allein mit Ziegen und Hühnern am schroffen Berg, während alle anderen, einer nach dem anderen, ein neues Leben beginnen. Wohnhütten, Gasthaus, Schule und Kirche – Aufschwung, der Natur, dem tosenden Wasser abgetrotzt. Dennoch vergisst man die alte Pélagie nicht.

Prägnant und klar auf den Punkt gebracht erzählt Borrély von der Entwicklung der Dorfbewohner und noch viel mehr von der Natur, welche wohl immer das letzte Wort hat. Einzelne Szenen, kurze Episoden beherrschen das Feld, dennoch entsteht bald ein monumentales Gemälde, welches auf diesen knapp 150 Seiten mehr als beeindruckt. Dies liegt sicherlich an der fesselnden Wortwahl der Autorin, gewiss aber auch an der sorgfältigen Übersetzung durch Amelie Thoma. Als Leser ist man gefordert, genau hinzusehen, ja zwischen den Zeilen zu lesen, sonst könnte man die ein oder andere Blüte zwischen den Disteln übersehen.

Ein ebenso knapper wie beeindruckender Roman, der zum Leben im Einklang mit der Natur mahnt. Ein Leseerlebnis eher ungewöhnlicher Art.