Schicksalsjahre nach dem Krieg
Die Straße des GlücksKatharina und Frank wachsen im schwäbischen Erbingen auf. Bald nachdem sie einander näher kennengelernt haben, muss Frank allerdings in den Krieg ziehen und gerät am Ende in russische Gefangenschaft. Als ...
Katharina und Frank wachsen im schwäbischen Erbingen auf. Bald nachdem sie einander näher kennengelernt haben, muss Frank allerdings in den Krieg ziehen und gerät am Ende in russische Gefangenschaft. Als Katharina kaum noch Hoffnung auf ein Wiedersehen hat, kehrt Frank unversehrt zurück und ehelicht seine Verlobte. Katharinas Glück weicht jedoch recht schnell einer inneren Leere, denn als verheiratete Frau vermisst sie ihren Beruf als Schneiderin und Modezeichnerin, Heim und Garten erfüllen sie nicht wie erhofft.
Schon der Prolog dieses wunderbaren Buches eröffnet dem Leser den flüssigen und sehr angenehm zu lesenden Schreibstil von Bettina Pecha – melodisch und bildreich erschafft sie lebendige Szenen und wirft eine Reihe an Fragen auf. Der gelungenen Eröffnung folgt eine berührende Geschichte, die in ihrer Chronologie immer wieder Rückblenden enthält auf Ausschnitte während des Krieges, auch wenn sich der überwiegende Handlungsverlauf in den Jahren des Wirtschaftswunders abspielt. Insbesondere die rechtliche Situation einer verheirateten Frau zur damaligen Zeit lässt uns heute die Haare zu Berge stehen, war deren Berufstätigkeit doch an das Einverständnis des Ehemannes gebunden, ebenso wie das Erlangen eines Führerscheins. Die gesellschaftlichen Konventionen sahen die Mutter am Herd vor, die hübsch gekleidete Gattin als Aufputz an der Seite ihres Mannes. Unzufrieden mit dieser Konstellation, zeigt Katharina Mut und Stärke, aber ob das für entscheidende Veränderungen reicht?
Gut recherchierte politische Hintergrundinformationen und Gespräche mit Zeitzeugen lassen dieses Buch zu einem wahren Lesevergnügen werden. Sämtliche Personen sind überaus authentisch gezeichnet und vermitteln ein recht realistisches Gefühl für die damalige Lebensweise. Nicht zuletzt spürt man die Lebendigkeit in der Geschichte durch Aenne Burda oder Konrad Adenauer. Pecha gelingt es mühelos, ihre Leser in die 1950er-Jahre zurückzuversetzen, in eine Zeit, die sich so stark von heute unterscheidet und einer verheirateten Frau so viel an Einschränkung aufbürdet. Ich finde diesen Roman ausgesprochen empfehlenswert und bin gespannt, wie es mit Katharina im folgenden Buch weitergeht.