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Veröffentlicht am 12.01.2024

Am Ortler, dem König der Südtiroler Berge

Das Flüstern im Eis
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Auch vor dem Südtiroler Ortler machen neue Berg- und Kampfsportarten nicht Halt, aktuell findet ein Wettbewerb im Eisschnellklettern zwischen zwei bekannten Sportlerinnen statt. Während Silvia Tappeiner ...

Auch vor dem Südtiroler Ortler machen neue Berg- und Kampfsportarten nicht Halt, aktuell findet ein Wettbewerb im Eisschnellklettern zwischen zwei bekannten Sportlerinnen statt. Während Silvia Tappeiner und Claudio Saltapepe dem Schauspiel beiwohnen, wird Commissario Johann Grauner zu einem Mordfall gerufen: in der Sporthalle des Dorfes liegt Bergrettungschef Matthias Lechthaler mit einer Heugabel in der Brust. Bald muss nicht nur der brutale Mörder gesucht werden, sondern auch Zahra Jafari, welche nach dem Kletterwettbewerb möglicherweise in eine Gletscherspalte gestürzt ist. Ein Unfall oder gar ein zweiter Mord?

Erst lernt man im Prolog den König der Südtiroler Berge kennen, den Ortler und Bergsteigerlegende Matthias Lechthaler, bevor die fesselnde Kriminalhandlung am 1. Juli beginnt. Gespickt mit Humor und Grauners Unverständis für Menschen, welche Pizza den Knödeln seiner geliebten Angetrauten Alba vorziehen, geht es mitten hinein ins schöne Südtirol. Der Autor versteht es, seine Heimat ins rechte Bild zu rücken und die schönsten Seiten des Landes aufs Papier zu bringen. Mahlers Sinfonien erklingen, wenn der Kommissar seine Kühe melkt, die selbstverständlich Namen tragen. Neben seiner Leidenschaft für den Beruf als Polizist denkt er aber durchaus auch gerne an die baldige Pension. Im krassen Gegensatz zu Grauner steht Ermittler Saltapepe, der ursprünglich aus Neapel kommt, ein feuriger Anhänger von Fußballspielen ist und sich erst langsam mit der rauen Bergwelt - insbesondere dem Ortler - anfreunden muss. Wunderbar ergänzt werden die beiden von Assistentin Tappeiner, die sehr geschickt ist beim Recherchieren, aber auch während der Ermittlungen durch rasche Auffassungsgabe und beherztes Handeln punkten kann. Spannende Details zum Bergsteigen, den Gefahren von Selbstüberschätzung und raschen Wetterumschwüngen flicht Lenz Koppelstätter wie zufällig ins Geschehen ein, lehrreich, aber keineswegs belehrend. Die logisch aufgebaute Krimihandlung mit ehrgeizigen und unterhaltsamen Ermittlungen erstreckt sich dann bis zum 4. Juli und wird ganz anders als erwartet aufgelöst.

Ein gelungener Mix aus persönlicher Entwicklung des sympathischen Trios und einer interessanten Mördersuche – so wird auch der bereits neunte Teil dieser Serie zu einem spannenden Buch. Ich empfehle dieses sehr gerne weiter und hoffe, dass Grauners Pensionierung noch lange auf sich warten lässt.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.01.2024

Raues Mittelalter

Der Silberbaum. Die siebente Tugend
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Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen, muss früh erwachsen werden. Sein Vater stirbt, als er erst drei Jahre alt ist, Onkel Ludwig von Thüringen übernimmt Heinrichs Vormundschaft. ...

Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen, muss früh erwachsen werden. Sein Vater stirbt, als er erst drei Jahre alt ist, Onkel Ludwig von Thüringen übernimmt Heinrichs Vormundschaft. Gleichzeitig schickt seine Mutter Jutta nach Lukas aus Freiberg, um das Erbe ihres Sohnes abzusichern. Wird der Knabe einst zum Herrscher im Lande werden?

Ein großartiger Schreibstil ganz im Zeichen von Burgen, Ländereien, Kreuzzügen und Fehden auch innerhalb der einzelnen Herrscherfamilien, mit in die Zeit passenden Ausdrücken (Truchsess, Schwertleite, Surkot, die Heimlichkeit aufsuchen,…) lässt Geschichte lebendig werden. Üppige Speisen am Hofe, bitterste Armut bei den Bauern, prunkvolle Gewänder und klirrende Schwerter legen Zeugnis ab von historischen Gegebenheiten, welche bestens recherchiert worden sind und Eingang gefunden haben in diesen fesselnden Roman. Persönlichkeiten aus verschiedenen Ländern darf der Leser kennenlernen, die Figuren sind trotz der Fülle an Charakteren gut einprägsam beschrieben und zeigen klar, wie unterschiedlich man mit verschiedensten Herausforderungen umgehen kann. Sabine Ebert gelingt es auf hervorragende Weise, das zumeist raue Leben im Mittelalter plastisch darzustellen und die Veränderungen im 13. Jahrhundert aufzuzeigen: so ist es nun nicht mehr ausschließlich der Kampf, den Männer beherrschen müssen, nein, auch Lesen und Schreiben, sowie die hohe Kunst der Minne sind zunehmend gefragt. Die Chronologie ist bestens gewählt: wesentliche Ereignisse rücken in den Vordergrund, dann kann auch schon einmal ein wenig Zeit vergehen bis zur nächsten Szene, sodass das Buch trotz seiner etwa fünfhundert Seiten stets kurzweilig bleibt.

Kurzum: Der Silberbaum basiert auf fundierten Nachforschungen und einer gekonnten fiktiven Vervollständigung der Geschichte, sodass dieses Buch ein überaus empfehlenswerter Auftakt der gleichnamigen Reihe ist.

Veröffentlicht am 08.01.2024

Im Schatten der Nacht

In meines Vaters Haus
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Immer mehr Juden und Kriegsgefangene flüchten sich im September 1943 in die Vatikanstadt, da Gestapo-Chef Paul Hauptmann in Rom mit eiserner Hand die Lager führt, Essensrationen knapp hält und psychische ...

Immer mehr Juden und Kriegsgefangene flüchten sich im September 1943 in die Vatikanstadt, da Gestapo-Chef Paul Hauptmann in Rom mit eiserner Hand die Lager führt, Essensrationen knapp hält und psychische Verletzungen und Demütigungen auf der Tagesordnung stehen. Gleichzeitig formiert sich ein Chor, angeführt von Pater Hugh O’Flaherty, hinter dem sich in Wahrheit eine Gruppe mutiger Helfer verbirgt, welche die Flüchtlinge aus Italien schmuggeln wollen.

Stilistisch beeindruckend beschreibt Joseph O’Connor, was sich rund um den Heiligen Abend im Jahre 1943 in Rom zugetragen hat. Die Hilfsbereitschaft auf der einen Seite, die Machtgelüste auf der anderen sind gut vorstellbar in Worte gefasst. Die Idee, einander zum Chorsingen zu treffen, ist brillant und basiert auf wahren Vorlagen, so wie etliche andere Details auch. Allerdings darf man sich von diesem Buch keinen Roman im klassischen Sinne erwarten, vielmehr handelt es sich um eine Collage aus romanhaften Elementen, Interviews und Niederschriften, welche zum Teil viele Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden sind. So bekommt der Leser natürlich verschiedenste Blickwinkel auf die einzelnen Szenen, andererseits wirkt das Ganze dadurch aber auch irgendwie zerrissen und von der zeitlichen Abfolge entkoppelt. Mir fehlt es leider trotz der vorherrschenden Tragik an Spannung und Kurzweil, obwohl das gewählte Format interessant und ganz besonders ist.

Lesenswert ist diese Geschichte des Widerstands, beruhend auf wahren Begebenheit, aber auf jeden Fall.

Veröffentlicht am 05.01.2024

Überraschungen

Was damals geschah
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London, Chelsea, 1988: In einer herrschaftlichen Villa werden drei tote Erwachsene aufgefunden und ein vergnügtes Baby in seinem Bettchen. Vieles deutet auf einen kollektiven Selbstmord hin, aber niemand ...

London, Chelsea, 1988: In einer herrschaftlichen Villa werden drei tote Erwachsene aufgefunden und ein vergnügtes Baby in seinem Bettchen. Vieles deutet auf einen kollektiven Selbstmord hin, aber niemand weiß etwas Näheres über die zahlreichen Personen, die in diesem Haus gemeinsam gewohnt haben. Fünfundzwanzig Jahre später erbt Libby dieses Anwesen und muss sich erst langsam an den Gedanken gewöhnen, hier die Besitzerin zu sein, zumal sie bei der ersten Besichtigung sonderbare Geräusche vom Obergeschoss vernimmt.

In zwei Zeitebenen spielt sich das Geschehen ab, zum Teil spricht ein Erzähler zum Leser, manche Kapitel jedoch werden auch in der Ich-Form einer Person geschildert. Anfangs herrscht Verwirrung, da etliche Figuren auftauchen und verschiedene Orte Schauplatz der Handlung sind. So dauert es doch geraume Zeit, bis man sich in die Geschichte richtig hineinversetzen kann. Erschwert wird dies zusätzlich dadurch, dass die einzelnen Personen nie richtig greifbar werden, sondern in der Menge der Leute untergehen. Dennoch ist die Handlung selbst außergewöhnlich und speziell. Trotz einiger Längen ist man neugierig, wie alles zusammenhängen mag und was fünfundzwanzig Jahre davor tatsächlich passiert ist und welche Überraschungen noch offenbar werden.

Ein interessantes Buch, das durch die häufigen Wechsel von Zeit und Blickwinkel manches Mal für Verwirrung sorgt, aber eine solide Basis bildet für den Folgeband „Was nicht vergessen wurde“.

Veröffentlicht am 02.01.2024

Kommissar Monster

Schmerz und kein Trost
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Kommissar Erik Donner aus Chemnitz, auch Kommissar Monster genannt, hat eine schreckliche Vergangenheit hinter sich. Gerade als er sich in psychologische Behandlung begibt, verschwindet das Kind seiner ...

Kommissar Erik Donner aus Chemnitz, auch Kommissar Monster genannt, hat eine schreckliche Vergangenheit hinter sich. Gerade als er sich in psychologische Behandlung begibt, verschwindet das Kind seiner Therapeutin spurlos am Schulweg und schließlich meldet sich Donners Schwester Marit auch nicht mehr von ihrem Wohnort in Berlin. Was braut sich da zusammen und soll er, Erik Donner, persönlich getroffen werden? Spannende Ermittlungstage und brutale Taten füllen die Seiten zum bereits achten Fall.

Erinnerungen stehen am Beginn dieses Bandes, sodass auch Neueinsteiger gut gewappnet diesem Alptraum für Donner folgen können. Und auch später noch kommen ausreichend Hinweise auf Vergangenes, sofern fürs Verständnis nötig. Überhaupt wechseln Jetzt und frühere Episoden immer wieder ab, da die aktuellen Geschehnisse eng verknüpft sind mit alten Akten, welche in irgendeinem Kommissariat 77 vor sich hin stauben. Stilistisch gewandt und mit ausreichend Wortwitz und Donners ganz eigenem Galgenhumor gespickt, rauschen die Szenen nur so dahin. Geschickt sind Gebrüder Grimms grausigste Märchen ansatzweise in die Handlung verpackt und man darf staunen, wie Donner von Rotkäppchens Wolf auf Schweine zu schließen vermag. Grausige Details, denen ich an dieser Stelle keinesfalls vorgreifen möchte, finden sich auch in diesem Teil der Serie wieder, was eine Warnung sein soll an all jene, die nicht von Blutlacken und Misshandlungen (insbesondere an Kindern) lesen wollen. Denn solche Szenen kehren in der Tat immer wieder, auch wenn sie nicht immer real sind, sondern Alpträumen und Gedanken entspringen. Nichtsdestotrotz ist auch „Schmerz und kein Trost“ ein ausgesprochen gut gelungener Thriller mit allem, was dazu gehört: Donners bisherige Erlebnisse, welche ihn zu dem werden haben lassen, der er ist, Angst um Angehörige, kryptisch verschlüsselte Informationen und Respekt vor einem Täter, der mehr weiß, als man glauben möchte. Das Buch vermittelt Spannung vom Anfang bis zum Ende, Erik Donner als hervorragend erschaffener Kommissar stellt selbst eine Zielscheibe dar und unternimmt im wahrsten Sinne des Wortes einen Wettlauf gegen die Zeit.

Blutig, brutal, nervenaufreibend – wer sich dem stellen möchte, der sollte hier unbedingt zugreifen. Von mir kommt jedenfalls eine klare Leseempfehlung!

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