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Veröffentlicht am 08.05.2021

In der Seniorenresidenz geht´s mörderisch zu

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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In die luxuriöse Seniorenresidenz Coopers Chase in der idyllischen Grafschaft Kent zieht die fast achtzigjährige Joyce neu ein. Das Unterhaltungsangebot ist abwechslungsreich und bietet vom hauseigenen ...

In die luxuriöse Seniorenresidenz Coopers Chase in der idyllischen Grafschaft Kent zieht die fast achtzigjährige Joyce neu ein. Das Unterhaltungsangebot ist abwechslungsreich und bietet vom hauseigenen Schwimmbad und Gärtnermöglichkeit über Puzzlerunden bis hin zur Schnacken-und Strickengruppe alles, was das Herz begehrt. Aber für ein paar unter ihnen ist das viel zu langweilig: die ehemalige Geheimagentin Elizabeth, der frühere Gewerkschaftsführer Ron und der manchmal immer noch aktive Psychiater Ibrahim treffen sich regelmäßig donnerstags, um ungeklärte Kriminalfälle zu lösen. Dass Penny, bis vor kurzem ebenfalls Mitglied im Club, krankheitshalber dauerhaft ausfällt, scheint für Joyce ein Glückstreffer zu sein: die rüstige Dame, die gerne Tagebuch schreibt, füllt die Lücke im Donnerstagsmordclub schnell aus. Und schon passiert tatsächlich ein Mord nahe des mondänen Hauses.

Eine witzige Idee, wenn auch nicht neu erfunden, präsentiert uns Autor Richard Osman mit diesem unterhaltsamen Buch. Im Mittelpunkt stehen alte, aber durchaus noch recht unternehmungslustige und rüstige Bewohner von Coopers Chase, die aufgrund ihrer Verschiedenheit eine recht illustre Runde abgeben. Jeder kann auf seine Art und Weise interessante und aufschlussreiche Beiträge liefern, um den jüngst passierten Mordfall ein Stück weit aufzuklären. Obwohl dies natürlich gar nicht erlaubt ist, so müssen DCI Chris Hudson und PC Donna De Freitas von der örtlichen Polizeidienststelle immer wieder schmunzeln über die originellen Einfälle, die das Quartett oft liefert und vor allem die unkonventionellen Methoden, sich mit den Kommissaren abzustimmen.

Trotz der grundsätzlich spannenden Handlung liest sich der Text insbesondere am Anfang eher hölzern, die Dialoge erscheinen sperrig und unecht. Auch an den trockenen britischen Humor muss man sich erst gewöhnen, witzige Bemerkungen und Andeutungen werden jedoch immer passend ins Geschehen eingestreut und entlocken dem Leser ein Schmunzeln. Während die einzelnen Charaktere sehr gut und lebendig gezeichnet sind und die Schauplätze detailliert und bis ins Kleinste gut vorstellbar beschrieben werden, so gibt es doch recht häufig Passagen, die vom Wesentlichen viel zu weit abschweifen und Langatmigkeit an Stelle von Nervenkitzel treten lassen.

Die Mordgeschichte selbst kann zwar nicht vollends fesseln, die liebenswerte Seniorenrunde entschädigt jedoch für so Manches.



ISBN 978-3-471-36014-9

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 464 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 3. Mai 2021

Reihe Die Mordclub-Serie

Verlag List

Originaltitel The Thursday Murder Club

Uebersetzer Sabine Roth

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.06.2024

Die Justizministerin

Dunkler Abgrund
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Frisch zur Justizministerin gekürt, geht Clara Lofthus ganz in ihrem neuen Aufgabengebiet auf. Ihre Kinder jedoch, die achtjährigen Zwillinge Andreas und Nikolai, passen irgendwie nicht in ihren Tagesablauf ...

Frisch zur Justizministerin gekürt, geht Clara Lofthus ganz in ihrem neuen Aufgabengebiet auf. Ihre Kinder jedoch, die achtjährigen Zwillinge Andreas und Nikolai, passen irgendwie nicht in ihren Tagesablauf als Witwe und somit Alleinerziehende. Als die beiden spurlos verschwinden und nur ein Drohbrief im Haus liegt, will Clara ohne Hilfe der Polizei auf die Suche gehen, lediglich ihren Chauffeur Stian weiht sie ein.

Mit einem spannenden Prolog rund um die beiden Buben beginnt dieser Thriller, dann verliert sich die Handlung leider ein wenig im Politikeralltag von Clara und bringt im Laufe der Handlung Details über die Ministerin ans Licht, welche zwar an Teil Eins erinnern, aber hier ohne Kenntnisse der Vorgeschichte nicht ganz glaubwürdig beim Leser ankommen. Überhaupt bleibt Clara als Hauptfigur recht distanziert, was natürlich auch an ihrem Charakter liegt, aber etwas mehr an Emotionen wäre schön gewesen. Andererseits überrascht Lillegraven mit Wendungen, die nicht vorhersehbar sind und fesselt dadurch bis zur letzten Seite. Angenehm im Lesefluss sind auch die kurzen Kapitel, welche jeweils unterschiedliche Perspektiven aufzeigen und somit einen umfassenden Einblick ins Geschehen bieten. Dass mehrere Personen in der Ich-Form erzählen, ist nicht weiter störend, da dies immer gut gekennzeichnet ist.

Trotz einiger Schwächen – wie es bei Mittelteilen von Trilogien öfter vorkommt – handelt es sich um ein interessantes Buch, das ich all jenen empfehle, welche auch „Tiefer Fjord“ schon gelesen haben.

Veröffentlicht am 17.06.2024

Grönlandeis

Eiskeim
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Nachdem im Jahre 1967 Forschungsarbeiten im Camp Century Hals über Kopf abgebrochen worden sind, aber keine genaueren Informationen an die Öffentlichkeit gelangt sind, arbeitet Nora Grimm heute mit einem ...

Nachdem im Jahre 1967 Forschungsarbeiten im Camp Century Hals über Kopf abgebrochen worden sind, aber keine genaueren Informationen an die Öffentlichkeit gelangt sind, arbeitet Nora Grimm heute mit einem Stipendium in einer neuen Station auf Grönland. Sie möchte der Ökologie von vor 400.000 Jahren auf den Grund gehen, findet aber stattdessen eigenartige Kristalle, die Leben in sich zu tragen scheinen. Wie kann es anders sein, auch die US-Army und andere Organisationen sind interessiert an den Vorgängen im ewigen Eis.

Hinter dem wunderschönen Titelbild verbirgt sich ein spannender Wissenschaftsthriller. Mikael Lundt hat sorgfältig recherchiert und etliche naturwissenschaftliche Details in die Handlung einfließen lassen. Diese hält einiges an Überraschungen bereit und zieht den Leser schnell in den Bann. Allerdings verliert sich die Dramatik im Laufe der Zeit in immer weniger glaubwürdigen Einzelheiten, einerseits die Zuständigkeit der einzelnen Befehlshaber betreffend, andererseits die Forschungsergebnisse selbst angehend. Die Figuren werden ausreichend beleuchtet, insbesondere der alte Jansson beeindruckt mich, der Schreibstil passt ebenso sehr gut und führt flott voran. Dass die Geschichte aber schlussendlich in science-fiction-ähnliche Gefielde abdriftet, gefällt mir nicht besonders.

Spannende Themen rund um Forschungen im (gar nicht so?) ewigen Grönlandeis, politische und persönliche Intrigen und utopisch anmutende Elemente auf der Basis einer bis 1967 real existierenden Militäreinrichtung. Für mich insbesondere am Ende zu phantasiebehaftet, aber durchaus lesenswert.

Veröffentlicht am 04.06.2024

Maria Herz, geb. Bing - eine Romanbiografie

Die Komponistin von Köln
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Maria und Franziska, zwei jüdische Freundinnen, wachsen im ausklingenden 19. Jahrhundert in Köln auf. Anders als ihre Brüder stehen ihnen nicht alle Möglichkeiten offen, Heiraten und Kinder Aufziehen ist ...

Maria und Franziska, zwei jüdische Freundinnen, wachsen im ausklingenden 19. Jahrhundert in Köln auf. Anders als ihre Brüder stehen ihnen nicht alle Möglichkeiten offen, Heiraten und Kinder Aufziehen ist immer noch der Weg einer Frau, auch wenn sie Künstlerin (im Falle von Maria Pianistin und Komponistin) werden will.

Sorgfältig recherchiert zeichnet Hanka Meves ein Portrait von Maria Herz, geborene Bing, im Roman liebevoll Mariechen genannt, und bedient sich der künstlerischen Freiheit, ihr eine fiktive Freundin, Franzi, zur Seite zu stellen, welche aus ihrer persönlichen Sicht in der Ich-Form erzählt. Die Geschichte beginnt im Schulalter von Mariechen und Franzi, zwei Mädchen, die als große Gemeinsamkeit die Leidenschaft für Musik und Klavierspiel teilen und dauert an bis hin zum Zweiten Weltkrieg. Meves ist beeindruckt von Marias Energie (siehe Nachwort), welche einen Teil ihres Lebens in England verbringt, vier Kinder großzieht und wie nebenbei sich noch dem Klavierspiel widmet und beginnt, eigene Melodien zu kreieren, später sogar Texte zeitgenössischer Dichter zu vertonen. Leider springt diese Begeisterung der Autorin nicht auf mich über beim Lesen, Schicksalsschläge werden überwiegend emotionsfrei abgehandelt, kaum sieht man genauer auf eine Szene, wird der Vorhang auch schon wieder geschlossen und ein neuer Schauplatz eröffnet, als ob es um einen Wettbewerb ginge, möglichst viele Themen anzureißen (Frauenrechte, Cholera, Antisemitismus, Suffragetten, Tod, Krieg, Spanische Grippe, und noch vieles mehr). Nichtsdestotrotz ist der Einblick in das Leben einer wenig bekannten Künstlerin interessant zusammengefasst, sodass man Maria Herz ein wenig näherkommen kann.

Nicht ganz das, was ich mir vom Klappentext erwartet habe – drei Sterne.

Veröffentlicht am 23.05.2024

Fast verjährt

Nacht über Valldemossa
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Fast verjährt ist der Mord an einem älteren Millionär, der Täter hat seine Haftstrafe bereits abgesessen. Und nun sucht der Mörder ausgerechnet seine Tochter auf Mallorca auf, die ihre Großmutter als Privatermittlerin ...

Fast verjährt ist der Mord an einem älteren Millionär, der Täter hat seine Haftstrafe bereits abgesessen. Und nun sucht der Mörder ausgerechnet seine Tochter auf Mallorca auf, die ihre Großmutter als Privatermittlerin unterstützt. Zweifel am Gerichtsentscheid kommen auf, da zwanzig Jahre zuvor sehr schlampig ermittelt worden ist. Ist der Verurteilte etwa unschuldig?

Ein spannender alter Fall, dazu noch zweifelhafte Beobachtungen einer Nachbarin, die eine Leiche da vermutet, wo überhaupt niemand einen Mord beobachtet hat. Mit einer sehr unterhaltsamen Szene am Flughafen beginnt dieser Mallorca-Krimi. Das Geplänkel während des Fluges ist ebenso originell wie die Zusammenarbeit zwischen Enkelin Gemma und Oma Johanna. Allerdings kommt für einen Krimi dann trotz aller detaillierten Betrachtungen kaum die erwartete Spannung auf, die Handlung plätschert eher träge dahin.

Fazit: nette Unterhaltung mit winterlichem Urlaubsflair und schrägem Enkelin-Großmutter-Duo.