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Veröffentlicht am 08.12.2020

Fall Nummer Sieben

Als die Nacht begann
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Mitten aus den Hochzeitsvorbereitungen gerissen wird Jan Tommen, als eine Studentin auf offener Straße erschossen wird. War tatsächlich die junge Frau das Ziel oder hat hier jemand einfach nur Lust am ...

Mitten aus den Hochzeitsvorbereitungen gerissen wird Jan Tommen, als eine Studentin auf offener Straße erschossen wird. War tatsächlich die junge Frau das Ziel oder hat hier jemand einfach nur Lust am Töten? Eine Verbindung zu einem weiteren Opfer am Tegeler See ist auch nicht so einfach herzustellen …

Mit seiner Thriller-Reihe „Jan Tommen“ hat Alexander Hartung ein sehr unkonventionelles Ermittlerteam entstehen lassen, das ich bereits bei früheren Fällen kennengelernt habe. So waren mir sämtliche Charaktere im Team mit all ihren Macken und speziellen Fähigkeiten bereits bekannt und das Wiederlesen machte Freude. Die Entwicklung der Figuren ist logisch nachvollziehbar und schön, mitzuerleben. Allerdings kann dieser siebente Band auch ganz ohne Vorwissen gelesen werden.

Die Handlung von „Als die Nacht begann“ ist in sich abgeschlossen und überzeugt durch viele Wendungen und Szenenwechsel. Der gewohnt flotte Schreibstil nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Viertel von Berlin, lässt einem die Pizza im Halse stecken, wenn Zoe rechtsmedizinische Details erläutert und die Haare zu Berge stehen, wenn Chandu wieder einmal mit der Unterwelt verhandelt. Die Geschichte selbst ist gut strukturiert und findet ein passendes und unerwartetes Ende, auch wenn dazwischen manchmal zu viele ablenkende Details eingebaut sind.

Fazit: gute, wenn auch etwas realitätsferne Jan Tommen - typische Unterhaltung, von der es gerne noch weitere Folgen geben darf.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Labyrinth

Aus dem Schatten des Vergessens
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Kurz vor Weihnachten wird Psychologin Judith Harper ermordet aufgefunden, verschwindet Anwalt Nathan Lawson spurlos mit einer uralten Akte, stürzt sich ein Obdachloser vom Dach eines Hochhauses. Hat der ...

Kurz vor Weihnachten wird Psychologin Judith Harper ermordet aufgefunden, verschwindet Anwalt Nathan Lawson spurlos mit einer uralten Akte, stürzt sich ein Obdachloser vom Dach eines Hochhauses. Hat der Penner zuvor die Brieftaschen von Harper und Lawson gestohlen, gibt es irgendwelche Zusammenhänge zwischen diesen Vorfällen? Und woher stammt die Aufnahme mit dem bekannten Satz: „I didn´t shoot anybody, no sir!“?

Für Sergent-Detective Victor Lessard und seine Partnerin Jacinthe Taillon beginnt ein schwieriger Fall, der manipulative Psychologie und ein Stück amerikanischer Geschichte behandelt.

Martin Michaud versteht es großartig, mit seinem Schreibstil zu fesseln und den Leser durch diesen interessanten Kriminalfall zu führen, auch wenn der Anfang ein wenig verwirrend ist mit den vielen verschiedenen Personen und Schauplätzen, die kaum einen Zusammenhang erkennen lassen. Jedes Kapitel für sich ist spannend und weckt Neugier auf das nächste, nach und nach kristallisieren sich Puzzleteile heraus, die tief in die Vergangenheit reichen und mit Verbrechen in der Gegenwart in Verbindung stehen.

Besonders gelungen sind die Profile aller Figuren, insbesondere von Lessard und Taillon, die sehr authentisch wirken und dem Leser das Gefühl geben, direkt bei Besprechungen im Büro oder bei Fahrten im wild gesteuerten Crown Victoria dabei zu sein. Stets ist der Leser ganz nah dran am Geschehen, bei Überlegungen, die nicht immer den Dienstvorschriften entsprechen, aber Denkanstöße liefern und Ansatzpunkte, um irgendwie voranzukommen. So schleppt Lessard seine ganz persönliche Vergangenheit mit sich, private Details fließen informativ und passend in die Handlung mit ein, aber niemals stören diese Ausführungen den Ablauf der Ermittlungen, sondern ergänzen diese durch auflockernde Szenen.

Vielleicht nicht durchgehend auf höchstem Spannungsniveau, aber dennoch mit vielen interessanten Themen durchsetzt, bietet dieser Thriller profunde Unterhaltung bis zum gut durchdachten Ende. Alle angeschnittenen Themen sind ausgezeichnet recherchiert und laufen zu einem logischen Gesamtbild zusammen.

Somit hebt sich dieser erste Band aus der Reihe „Victor Lessard ermittelt“ wohltuend von der breiten Masse ab und bietet außergewöhnliche Lesestunden.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Im Jetzt

Marigolds Töchter
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Als sympathische und freundliche Betreiberin vom Dorfladen mit Postschalter kennt man Marigold. In ihrer Freizeit kümmert sie sich um Gemeinderat, Pfarramt und verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen. ...

Als sympathische und freundliche Betreiberin vom Dorfladen mit Postschalter kennt man Marigold. In ihrer Freizeit kümmert sie sich um Gemeinderat, Pfarramt und verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen. Dennoch nimmt sie sich viel Zeit, um ihre Familie wärmstens zu umsorgen. Ein weinig eng im Häuschen wird es allerdings, als die ältere Tochter Daisy sich vom langjährigen Freund trennt und aus Italien zurückkehrt, ist doch auch die jüngere Suze noch nicht flügge und selbst Großmutter Nan ist kürzlich eingezogen.

Turbulent aber harmonisch wohnen nun fünf Leute unter einem Dach, die beiden Töchter versuchen als Künstlerin und Influencerin etwas Geld zu verdienen und im Dorf wird schon fleißig nach einem neuen Mann für Daisy gesucht. Neben all dem Trubel scheint jedoch Marigold ins Hintertreffen zu geraten. Niemand bemerkt, dass es ihr zunehmend schlechter geht.

Julia Woolf schreibt in bezaubernder, bildhafter Sprache über das kleine englische Dorf, seine so unterschiedlichen Bewohner und insbesondere über die Familie Fane. Sehr einfühlsam sind die Worte gewählt, sanft und gutmütig, wie es auch Marigolds Naturell entspricht. Schnell fühlt man mit ihr als Hauptfigur mit, kann sie gut verstehen und schlüpft gleichsam selbst als Leser in ihre gemütliche Küche. So wie Marigold sind auch alle anderen Figuren sehr genau und detailliert herausgearbeitet, ihre Stärken und Schwächen rasch verdeutlicht.

Natürlich entspricht nicht alles im Roman der harten Realität, dennoch zieht Woolf den Leser in ihren Bann mit ihrer einfühlsamen Geschichte über Familie und Zusammenhalt. Viele kleine Episoden zeigen Marigolds Dankbarkeit für die Schönheit des Lebens, die Natur spielt eine große Rolle und spiegelt eine angenehme Ruhe wider, die sich trotz aller Aufregung durch diese berührende Erzählung zieht.

Ein sehr ernstes Thema, eingebettet in einen stimmungsvollen Rahmen, präsentiert uns Woolf mit „Marigolds Töchter“, zeigt uns, wie wichtig verständnisvolle Menschen rund um uns sind und dass man keine Angst haben muss. „Lass dich treiben. Sei ein Blatt auf dem Wasser. Lass dich stromabwärts tragen.“ (Kindle Pos. 4254)

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Einem Umweltskandal auf der Spur

Todesfalter
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Noch bevor Maja auf einer Umweltkonferenz ihre Thesen gegen spezielle Atomstromakkus vorbringen kann, wird ihr Freund und Mitstreiter Jonas vor der Rigaer Bucht ermordet. Da auch Maja in Gefahr schwebt, ...

Noch bevor Maja auf einer Umweltkonferenz ihre Thesen gegen spezielle Atomstromakkus vorbringen kann, wird ihr Freund und Mitstreiter Jonas vor der Rigaer Bucht ermordet. Da auch Maja in Gefahr schwebt, wird ihr spontan Ex-BND-Agent David Stein zur Seite gestellt, um doch noch unbeschadet in die französischen Alpen reisen zu können. Allerdings wird die Zeit knapp, in der die drohende Umweltkatastrophe abgewendet werden könnte.

Abwechslungsreich sind die unterschiedlichen Handlungsstränge an verschiedenen Schauplätzen angesiedelt und erstrecken sich von Riga bis in die Alpen Frankreichs, von Madrid bis nach Beirut. Sowohl die örtlichen Gegebenheiten als auch die handelnden Personen werden von Autorenteam B.C. Schiller gut ausgearbeitet, sodass man eine präzise Vorstellung der Szenarien erhält. Spannung beherrscht zwar nicht ständig das Geschehen, dennoch ist das Thema so brisant, dass man als Leser neugierig ist und nach jedem Kapitel wissen will, wie es weitergeht.

Der Schreibstil ist größtenteils flüssig, hie und da eine Stelle etwas hölzern. Interessant sind jedenfalls diverse kursiv gedruckte Abschnitte, die in die Vergangenheit zurückblenden und so nach und nach Zusammenhänge erkennen lassen.

„Todesfalter“ ist ja nicht der erste Band rund um David Stein, trotzdem gibt es keinerlei Verständnisprobleme. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen und kann daher auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Fazit: Dieser Thriller behandelt ein interessantes Thema im Bereich Umweltschutz und rundherum einiges mehr, führt geschickt und logisch durch unterschiedliche Szenen und verknüpft glaubwürdig die einzelnen Handlungsebenen miteinander. Auch wenn natürlich der Zufall das eine oder andere Mal mithilft, so bietet dieses Buch dennoch sehr gute Unterhaltung und ich vergebe dafür vier Sterne.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

KI - Fluch oder Segen?

Die Stimme
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Jo ist selbständige Journalistin und kann sich nach der Trennung von ihrem Mann nur mit Mühe über Wasser halten. So zieht sie zu ihrer besten Freundin Tabitha, die ohnehin ein großzügiges Gästezimmer zur ...

Jo ist selbständige Journalistin und kann sich nach der Trennung von ihrem Mann nur mit Mühe über Wasser halten. So zieht sie zu ihrer besten Freundin Tabitha, die ohnehin ein großzügiges Gästezimmer zur Verfügung hat und überhaupt fast die ganze Wohnung mit einem Smart-Home-System ausstatten hat lassen, was den beiden jungen Frauen ein geselliges und angenehmes Leben ermöglichen soll. Allerdings beantwortet Electra nur in Tabithas Anwesenheit gewissenhaft alle Fragen, während immer dann, wenn Jo alleine daheim ist, die elektrischen Helfer ein sonderbares Eigenleben entwickeln. Plötzlich sprechen die Geräte, ohne gefragt zu werden, verschaffen sich Zugriff zu Jos E-Mailkonto und ihrem WhatsApp-Account und treiben die Journalistin zur Verzweiflung. Passiert das alles wirklich oder bildet sie sich das nur ein? Leidet sie vielleicht an derselben frühen Demenz wie ihr Vater?

In düsterer, graumatschiger, kalter Jänneratmosphäre angesiedelt, zieht sich eine ganz besondere Stimmung durch die gesamte Geschichte. Nicht nur der Winter ist grau, auch Jos Leben ist an einem Tiefpunkt angekommen. Zum Glück gibt es Tabitha, die mit ihrer guten Laune stets zur Stelle ist und für Aufheiterung sorgt. Aber die unerwartete Erinnerung an ein lange zurückliegendes Ereignis durch das schwarzglänzende Gerät namens Electra bringt Jo zum Grübeln. Nach anfänglichen allgemeinen Informationen und eher gemütlich dahinplätschernden Zeilen entwickelt sich allmählich ein Sog, der diesem Thriller schlussendlich seine typische Note aufdrückt. Langsam und allmählich steigert sich die Spannung, sorgt dafür, dass man immer mehr erfahren möchte, in die Vergangen blicken will, ebenso wie aktuelle Rätsel lösen und mitfiebert mit der Protagonistin, bei der man nicht sicher ist, ob ihr nicht doch eine gehörige Portion Phantasie einen üblen Streich spielt.

Geschickt spielt Autor Tremayne mit der Stimmung, die auf allen Ebenen zusammenpasst, beschreibt mit seinen Worten die Unsicherheit, in die Jo mehr und mehr getrieben wird und ihre Verzweiflung, wem sie noch trauen kann. Allerdings hätte ich mir da noch ein wenig mehr gewünscht an Tiefe und Details, was Jos Gefühle betrifft. Ebenso hätte der Spannungsbogen schon früher einsetzen sollen, so sind es nur einzelne Szenen und eher erst die zweite Hälfte, die tatsächlich für einen Psychothriller stehen.

Andererseits wird sehr eindrucksvoll beschrieben, wie Künstliche Intelligenz neben allen Vorzügen durchaus auch zum Problem werden und sich die Tatsache rasch wenden kann, wer nun die Kontrolle übernimmt.

Fazit: ein interessantes Thema, das schlüssig und glaubwürdig umgesetzt wird. „Die Stimme“ lässt wieder ein bisschen vorsichtiger werden mit unseren technischen Möglichkeiten.

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