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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2024

Vorwärts

Der geheime Wert der Zeit
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Friedrich Karmann ist ein begnadeter Uhrensammler und Lebemann. Auf der Jagd nach der ältesten Schwarzwälder Uhr, muss er feststellen, dass er für Geld nicht alles kaufen kann. Der Besitzer des begehrten ...

Friedrich Karmann ist ein begnadeter Uhrensammler und Lebemann. Auf der Jagd nach der ältesten Schwarzwälder Uhr, muss er feststellen, dass er für Geld nicht alles kaufen kann. Der Besitzer des begehrten Guts stellt Karmann drei Aufgaben, welche zu erfüllen sind.

Ähnlich einem Märchen der Gebrüder Grimm nimmt sich dieser nachdenklich stimmende Roman aus. Es geht um Gleichnisse und Prioritäten. In ruhigem Stil beschreibt Autor Thomas Erle die Einsamkeit Karmanns, die dessen Leben ebenso prägt wie seine extreme Sammelleidenschaft. Wem begegnen wir in unserem Leben, wofür bemessen wir unsere Zeit? Setzen wir diese bestmöglich ein? Viele Fragen tauchen auf, schmerzlich wird Karmann bewusst, dass um Geld nicht alles zu kaufen ist und die Zeit nur vorwärts läuft.

Ein sehr schönes Buch um die Vergänglichkeit und den Wert des Augenblicks. Ich empfehle es gerne weiter.

Veröffentlicht am 11.08.2024

Großmutter

Der Ruf des Göttervogels
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Glückliche Großmutter ist Dorothea inzwischen, nach all den Jahren, welche die geborene Deutsche nun in Costa Rica verbracht hat. Wie es ihr von 1877 bis 1892 ergeht, lest ihr in diesem dritten Band der ...

Glückliche Großmutter ist Dorothea inzwischen, nach all den Jahren, welche die geborene Deutsche nun in Costa Rica verbracht hat. Wie es ihr von 1877 bis 1892 ergeht, lest ihr in diesem dritten Band der farbenfrohen Reihe rund um die Auswanderin.

Diesmal geht es etwas ruhiger zu, aufregende Szenen gibt es seltener als in den Vorgängerbänden, und wenn, dann werden sie (fast zu) schnell entschärft. Einen breiten Raum hingegen nimmt die Kunst ein, ist ja Olivia eine begnadete Schauspielerin und Margarita eine talentierte Malerin, ähnlich ihrer Großmutter Dorothea. Ausstellungen impressionistischer Künstler inspirieren die junge Dame sogar, eine fundierte Ausbildung in New York zu ergreifen, was weiterführt zum Thema Frauenrechte. Wie nebenbei schillert dazu die prachtvolle Naturkulisse Costa Ricas mit farbenfrohen Pflanzen und bunten Tieren.

Da viele Informationen aus den beiden früheren Teilen wiederholt werden, um auch neue Leser abzuholen, entstehen da und dort kurze Leerläufe, welche diese Folge mitunter etwas ausbremsen. Im Vergleich will hier keine rechte Spannung aufkommen, die man von früher gewohnt ist. Dennoch habe ich Dorothea in den aktuellen fünfzehn Jahren nach dem Tod ihres Ehemannes Antonio auch wieder gerne begleitet und bin nun sehr neugierig, was uns noch erwartet, nachdem die Geschichte zwar einen Abschluss, aber noch kein Ende gefunden hat (kindle, Pos. 6888).

Nicht ganz so spektakulär und lebendig wie Band 1 und 2, dennoch lesenswerte Zeilen. Ich bleibe dran, was Anna Paredes uns noch erzählen mag.

Veröffentlicht am 09.08.2024

Dritte Generation

Was die Gezeiten versprechen. Die St.-Peter-Ording-Saga
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Bereits die dritte Generation trifft der Leser in St. Peter-Ording im Jahre 1997 an. Diesmal steht Caro im Mittelpunkt mit ihrem Wunsch, Schauspielerin zu werden. Aber schon bald gerät sie in einen Zwiespalt ...

Bereits die dritte Generation trifft der Leser in St. Peter-Ording im Jahre 1997 an. Diesmal steht Caro im Mittelpunkt mit ihrem Wunsch, Schauspielerin zu werden. Aber schon bald gerät sie in einen Zwiespalt zwischen dem Traum, die weite Welt zu erobern und ihrer aufflammenden Liebe zu Jonas.

Schnell findet man sich wieder zurecht im Hotel und im Strandcafe im bekannten Urlaubsparadies. Die Zeit steht nicht still, schon steht Carolina vor dem Schulabschluss und plant – aufgrund ihrer Theatererfahrung im Gymnasium – eine Karriere als Schauspielerin. Ein Filmdreh am Strand beflügelt ihre Ideen und so bewirbt sich das junge Mädchen für aufregende Castings. Zwischendurch geht es selbstverständlich wieder in den Ruhrpott, wo Uropa Alfred an einer schweren Lungenentzündung leidet. Schön zu lesen, wie es den Figuren aus den vorangegangenen Bänden der St. Peter-Ording-Saga geht, allerdings gibt es fast zu viele Schauplätze und angerissene Themen, sodass kaum eines tiefgreifend erörtert werden kann. Auch das Flair der 1990er-Jahre ist mir persönlich zu schwach ausgeprägt, neben Techno-Beat und Baby-G-Uhr hätte es bestimmt noch andere interessante Details gegeben. Das Hin und Her einer ersten Liebe hingegen ist gut getroffen und stellt Caros und Jonas‘ Gefühle recht realistisch dar.

Alles in allem ein netter Band 3, aber durch die gewachsene Zahl an Familienmitgliedern kommen zu viele Blickwinkel auf, ein buntes Kaleidoskop an Szenen, welche eher oberflächlich bleiben. Auch wenn ich mir hier „weniger ist mehr“ gewünscht hätte, so hat auch dieser Teil seinen Wert an Unterhaltung und bietet einen gut zu lesenden Abschluss der Familiensaga.

Veröffentlicht am 08.08.2024

LKA Hamburg

Das Dickicht
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Juha Korhonen, ein Urgestein im LKA Hamburg, hat seit Kurzem einen neuen Partner, Lucas „Lux“ Adisa. Dass die zwei trotz ihrer Gegensätze perfekt zusammen arbeiten, zeigt dieser Fall einer Kindesentführung, ...

Juha Korhonen, ein Urgestein im LKA Hamburg, hat seit Kurzem einen neuen Partner, Lucas „Lux“ Adisa. Dass die zwei trotz ihrer Gegensätze perfekt zusammen arbeiten, zeigt dieser Fall einer Kindesentführung, welche Parallelen zu einem fast zwanzig Jahre zurückliegenden Verbrechen aufweist.

Spannend beginnt der Krimi und holt den Leser mit einem flotten Schreibstil ab. Wer meint, es gibt schon alle Facetten an Ermittlern und neue Serien von Kriminalromanen wären ein Abklatsch dessen, der irrt. Juha und Lux sind ein phantastisches Ermittlerduo, ihre Art und Weise, an eine neue Aufgabe heranzugehen, ist authentisch und nachvollziehbar, lediglich Juhas Auftritt am Ende der Handlung ist fragwürdig. Dafür lässt er sich aber auch gleich beurlauben und setzt damit schon einen Schritt in Richtung Fortsetzung.

Abwechselnde Kapitel aus den Sichtweisen von Juha und Lux werden ergänzt durch vereinzelte andere Blickwinkel und Schwenks in die Vergangenheit, logische, aber falsche Fährten lenken geschickt vom wahren Vergehen ab, sodass die Handlung durchwegs spannend verläuft. Ein paar private Details zum neuen Gespann werden passend, aber nicht aufdringlich eingestreut.

Kurzum: ein gelungener Serienstart mit einem interessanten Ermittlungsfall und zwei hellen Kriminalisten, von denen ich gerne mehr lesen möchte. Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 05.08.2024

Dorfstrukturen

Im Unterholz
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Vera Bergström, freischaffende Journalistin und Begleitlehrerin, soll für ihren ehemaligen Zeitungschef die Hintergründe an einem aktuellen Mordfall recherchieren. In den weiten Wäldern Järpens hat man ...

Vera Bergström, freischaffende Journalistin und Begleitlehrerin, soll für ihren ehemaligen Zeitungschef die Hintergründe an einem aktuellen Mordfall recherchieren. In den weiten Wäldern Järpens hat man die Leiche einer übel zugerichteten Frau aufgefunden. Während die Polizei im Dunklen tappt, erfährt Vera immer mehr über die komplizierten Verstrickungen in den kleinen Dörfern, wo jeder jeden kennt, aber niemand so recht reden will.

Extrem ruhig verläuft dieser bemerkenswerte Kriminalroman, der sich wohltuend aus der Masse abhebt. Vera Bergström ist keine schillernde Figur, die man um irgendetwas beneidet, ihr Alter erfährt man aufgrund einer Schmierblutung, welche schon ausbleiben könnte, ihre triste Stimmung passt irgendwie zur mystischen Landschaft und den verschlossenen Dörfern, aus deren Bewohnern man nur schwer Antworten herausbekommt. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, entpuppt sich dieses Buch als spannende Darstellung von Land und Leuten. Spannend weniger im Sinne von aufregend, als vielmehr im Sinne von detaillierter und überzeugender Abbildung realer Gegebenheiten, welche das Geschehen so interessant werden lassen. Während die Polizei nur am Rande vorkommt, liegt das Nachforschen und Recherchieren bei der Journalistin, deren eigene Vergangenheit nach und nach aufgerollt wird, gleichzeitig aber niemanden zu nahe heranlässt. Scheinbar unnötige Details fügen sich perfekt ins Ganze, legen unter Umständen eine Grundlage für weitere Bände rund um Vera Bergström.

Sara Strömbergs Schreibstil ist nichts, um schnell darüber hinwegzulesen, gerade ihre sorgfältige Betrachtungsweise sticht positiv heraus. Eingebettet in den Handlungsverlauf ist eine zweite Geschichte, welche anfangs eher nichtssagend ist, im Laufe der Kapitel allerdings zur Aufklärung von Ursachen und Auslösern beiträgt. Die Kriminalhandlung steht zwar nicht permanent im Vordergrund, das Zusammenspiel aller Puzzlestücke ist jedoch sehr gut gelungen.

Ich bin recht positiv überrascht von diesem Krimi, der wohltuend „anders“ ist und freue mich auf die Übersetzung weiterer Bücher dieser Serie.