Ein altes Tagebuch
Das Erbe der BretagneDie beste Freundin Amelie Monforts ist aus der WG in einer noblen Villa im französischen Concarneau (Department Finistere in der Bretagne) ausgezogen. Nun lebt Amelie allein mit Zoes Bruder Fabrice in ...
Die beste Freundin Amelie Monforts ist aus der WG in einer noblen Villa im französischen Concarneau (Department Finistere in der Bretagne) ausgezogen. Nun lebt Amelie allein mit Zoes Bruder Fabrice in dem großen Haus und kann nur schlecht dessen unbeholfene Annäherungsversuche abwehren.
Eines schönen Maitages steckt ein Päckchen mit einem alten Tagebuch im Postkasten und je mehr Amelie in die Vorkriegsjahre 1917/18 eintaucht und Seite für Seite die elegante, aber schwer zu lesende Frauenschrift entziffert, umso mehr spürt sie, dass es irgendeine Verbindung geben muss zur Vergangenheit. Dann stolpert auch noch der liebenswerte Maler Matthieu Kaldera in Amelies Leben und begleitet die junge Frau auf ihrer Suche nach der unbekannten Tagebuchschreiberin.
Ein entlegenes Fischerdörfchen dient Margot S. Baumann als Kulisse für diese manchmal sehr traurige, aber doch auch von viel Liebe erfüllte Geschichte. Wie maßgeschneidert passt sich dieser Rahmen der Handlung an und untermalt das Geschehen mit wundervollen Bildern aus der Bretagne. Die sonnige Mailandschaft spiegelt Lebensfreude und Hoffnung wider, während schroffe Felsen und düstere Wolkenformationen für die andere Seite stehen, für Missverständnisse und Geheimnisse, sehr glaubwürdig, niemals ins Kitschige abgleitend.
Wie können die hundert Jahre alten Aufzeichnungen enträtselt werden und welchen Zusammenhang gibt es zum Heute? In sehr ansprechender Art und Weise flicht die Autorin einzelne Tagebuchepisoden in die aktuelle Geschichte ein. Erst weiß der Leser mehr über die junge Frau kurz vor dem Weltkrieg, dann wendet sich das Blatt und Amelie und Matthieu haben einen Wissensvorsprung. Aber was tatsächlich hinter den persönlichen Notizen steckt – das wird erst ganz zum Schluss aufgedeckt.
Das Buch ist angenehm zu lesen, der Schreibstil positiv und hoffnungsvoll, auch wenn etliche traurige Punkte vorkommen, im Damals so wie im Jetzt. Die abwechselnde Sicht auf die Dinge hält die Spannung stets aufrecht, die authentisch gezeichneten Figuren und ihre Beziehungen zueinander erwecken rasch Sympathie oder Abneigung, die Neugier auf die Lösung bleibt bis zum Ende groß.
Das Erbe der Bretagne ist aus meiner Sicht auf alle Fälle eine Empfehlung wert und war bestimmt nicht mein letztes Buch von Margot S. Baumann.