Englischer Landhauskrimi
Dreizehn GästeLord Aveling lädt zwölf Gäste auf sein Landgut Bragley Court, bunt gemischt, untereinander teils unbekannt. Die junge Witwe Nadine Leveridge trifft bei ihrer Anreise am örtlichen Bahnhof den verletzten ...
Lord Aveling lädt zwölf Gäste auf sein Landgut Bragley Court, bunt gemischt, untereinander teils unbekannt. Die junge Witwe Nadine Leveridge trifft bei ihrer Anreise am örtlichen Bahnhof den verletzten John Foss und beschließt kurzerhand ihn mitzunehmen. Nun befinden sich unglücklicherweise dreizehn Gäste im Landhaus, allerdings ist Foss nicht der Dreizehnte, der eintrifft. Bringt diese Zahl tatsächlich ein Unglück mit sich und wen wird es treffen? „Das Pech ereilt … den dreizehnten Gast, der durch die Tür da kommt.“
Im typischen Stil englischer Kriminalliteratur Anfang des 20. Jahrhunderts geschrieben, besticht dieser Krimi durch das „Landhaus-Muster“: die Verdächtigen befinden sich in einem kleinen, geschlossenen Kreis; der Leser darf gerne miträtseln, wer als Täter infrage kommt und warum.
Farjeon beginnt seinen Kriminalroman ganz unspektakulär am Schotter des Bahnhofs Flensham, und doch setzt hier schon eine ganz spezielle Atmosphäre ein: „die Stimme ist rau und trotzdem auch seltsam sanft“ – der Leser bekommt bereits auf der erste Seite einen Eindruck der besonderen Sprachmelodie, die auch in der deutschen Übersetzung (die übrigens erst 2019 erstmals erschienen ist) sehr gut getroffen ist, detailreich, aber doch in den Dialogen knapp und auf das Wesentliche beschränkt, sodass es nicht zu langatmig wird.
Die restliche Handlung spielt sich abgeschieden auf Avelings Landgut ab. Nach und nach treffen die Gäste ein, der Leser lernt recht unterschiedliche Charaktere kennen, manche werden direkt vorgestellt, anderen begegnet man auf Umwegen, indem ein Gast über einen anderen spricht. So bekommt man auch gleich einige persönliche Sympathien bzw. Abneigungen mitgeliefert.
Als schließlich ein Gemälde zerstört und ein Mann ermordet aufgefunden wird, ermittelt Kriminalinspektor Kendall systematisch und raffiniert. Gezielt stellt er Fragen oder lässt Zeugen einfach von sich aus erzählen. Stück für Stück werden Puzzlesteine zusammengetragen, neue Erkenntnisse mit alten verknüpft, Zusammenhänge hergestellt. So bleibt der Fall bis zum Schluss spannend und lesenswert.
„J. Jefferson Farjeon gebührt ein Platz in der Ehrenhalle der englischen Kriminalschriftsteller.“ Christian Schröder. Der Tagesspiegel.
Dem kann ich mich nur anschließen.