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Veröffentlicht am 08.02.2023

Gelungener Auftakt einer neuen Familiensaga

Blankenese - Zwei Familien
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Covertext:
Hamburg, 1919. John Casparius glaubt nicht mehr an das Gute im Menschen. Die grausamen Erfahrungen des Krieges verfolgen ihn, die einst so florierende Reederei, seit Jahrzehnten in Familienbesitz, ...

Covertext:
Hamburg, 1919. John Casparius glaubt nicht mehr an das Gute im Menschen. Die grausamen Erfahrungen des Krieges verfolgen ihn, die einst so florierende Reederei, seit Jahrzehnten in Familienbesitz, ist durch die politischen Turbulenzen angeschlagen. Von Schuldgefühlen geplagt kreisen seine Gedanken darum, ins Wasser zu gehen. Nach einer durchgrübelten Nacht trifft er im Morgengrauen am Elbufer auf die junge Leni Hansen. Zwei Fremde, die der Zufall für einen kurzen, aber schicksalshaften Moment zusammenführt und die nicht ahnen, dass von nun an ihr Leben und das ihrer Familien über Generationen miteinander verwoben sein wird.

„Blankenese - Licht und Schatten“ ist der erste Band der Blankenese-Saga von Michaela Grünig.
Nachdem ich die Heiligendamm-Saga verschlungen habe, war ich schon sehr gespannt auf das neue Werk der Autorin.

Im Mittelpunkt stehen zwei Familien aus Blankenese, dass zu dieser Zeit noch nicht zu Hamburg gehörte.
Die zwei Familien sind sehr unterschiedlich, kommen aus verschiedenen sozialen Schichten.
Da ist einmal die Familie Casparius. Die Familie besitzt eine Reederei und ist recht Wohlhabend.

Die Familie Hansen hingegen lebt in einem kleinen Haus mit allen Familienangehörigen auf engem Raum zusammen.
Die Mutter Irma ist die Witwe eines Kapitäns. Ihr Mann hat für die Reederei Casparius gearbeitet und sein Schiff ist samt Besatzung untergegangen.

Leni Hansen und John Casparius treffen sich und verlieben sich ineinander.
Anhand von Leni und John werden die Unterschiede der sozialen Schichten sehr gut aufgezeigt.
Leni wird von Johns Familie natürlich nicht akzeptiert.

Michaela Grünig erzählt die Geschichte im ersten Band von 1919 – 1939.
Eine große Rolle spielt die politische Situation in Deutschland.
Die Inflation, die Entwertung des Geldes und der damit verbundenen Notstand und die Arbeitslosigkeit.
Die immer wieder wechselnde Regierung bis dann die NSDAP an die Macht kommt.
Auch hier ist die Bevölkerung zweigeteilt. Die einen, die Verblendenden feiern Hitler wie den neuen „Messias“ die anderen bekommen Angst vor dem was ihnen bevorsteht.
John Casparius verstorbenen Mutter war Jüdin. Somit ist John Halbjude.
Auch er ist ein gutes Beispiel für die schwarzen Jahre der deutschen Geschichte.

Michaela Grünig hat wieder wunderbare Charaktere erschaffen und zum leben erweckt.
Die meisten sind mir sympathisch aber, wie es sein muss gibt es natürlich auch ein paar Charaktere die nicht so sympathisch sind.

Die Autorin lässt viel Zeitkolorit in ihre Geschichte einfließen und vermittelt somit ein Stück deutsche Geschichte auf sehr unterhaltsame Art.
Ihr Schreibstil ist so fesselnd, nach ein paar Seiten war ich auch von der neuen Saga gefangen.
Ich konnte das Buch wieder einmal kaum aus der Hand legen. Einmal mit der Geschichte angefangen wird man wie durch einen Sog hineingezogen.

Nach dem Ende des ersten Bands habe ich viele Fragezeichen im Kopf. Wie wird es mit den beiden Familien weitergehen.
Die Zeiten werden ja nicht besser.
Ich bin schon sehr gespannt auf den 2. Band.

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Veröffentlicht am 06.02.2023

Spannend und humorvoll

Frisch ermittelt: Der Fall Kaltwasser
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Covertext:
Leer, 1958: Auf dem Weg zum Grab ihres Mannes entdeckt Martha Frisch die Leiche ihres Schwagers Siegfried Kaltwasser. Der Richter wurde stranguliert. Die Kripo vermutet den Täter im beruflichen ...

Covertext:
Leer, 1958: Auf dem Weg zum Grab ihres Mannes entdeckt Martha Frisch die Leiche ihres Schwagers Siegfried Kaltwasser. Der Richter wurde stranguliert. Die Kripo vermutet den Täter im beruflichen Umfeld, denn Kaltwasser galt als harter Hund. Martha lauscht dem Tratsch ihrer Kundinnen in ihrer Heißmangelstube noch ein bisschen aufmerksamer und stellt selbst Nachforschungen an. Erst recht als wenige Tage später Lehrer Oltmans ebenfalls auf dem Friedhof ermordet aufgefunden wird. Beide Opfer gehörten dem neu gegründeten Verein zur Wahrung von Sitte und Anstand an. Liegt das Motiv etwa in einer Zeit, die die meisten Leeraner im gutgelaunten Wirtschaftswunder-Aufschwung gerne vergessen würden?

„Frisch ermittelt - Der Fall Kaltwasser“ von Christiane Franke und Cornelia Kuhnert ist der 2. Band der Heißmangel-Reihe.
Schon der 1. Band der Reihe hat mich begeistert.
Den beiden Autorinnen ist es gelungen einen spannenden Krimi mit viel Lokalkolorit und einer Portion Humor zu kombinieren.

Die Geschichte spielt in Ostfriesland im Jahr 1958.
Martha Frisch ist mir sehr sympathisch. Eine moderne und aufgeschlossene Frau mit einer Portion Neugierde und einem großen Gerechtigkeitssinn.
Martha ist seit einigen Jahren Witwe und betreibt eine Heißmangelstube.
Als sie auf den Friedhof geht um ihrem Mann Blumen aufs Grab zu stellen findet sie ihren Schwagers Siegfried Kaltwasser tot auf.
Die Polizei geht davon aus, dass der Mord im Zusammenhang mit dem Beruf von Siegfried Kaltwasser zu tun hat. Das Opfer war Richter.
Doch kurz darauf wird eine 2. Leiche auf dem Friedhof gefunden.
Martha hört aufmerksam zu was ihre Kundinnen erzählen und stellt eigene Nachforschungen an.

Der Fall ist spannend, es gibt verschiedene Verdächtige und immer wieder wird man als LeserIn in die Irre geführt.
Auch die Zeit der Handlung bringen die Autorinnen sehr authentisch zum Ausdruck.
Was die Mode und die Ausdrucksweise betrifft fühlt man sich in die 1950er Jahre zurückversetzt.

Der Schreibstil der Autorinnen ist flüssig und leicht verständlich.
Durch die Erzählweise aus verschiedenen Perspektiven lernt man die Protagonisten gut kennen.
Die Kapitel sind recht kurz und so liest sich das Buch in Windeseile.

„Frisch ermittelt - Der Fall Kaltwasser“ ist wieder ein gelungener Krimi und ich wünsche mir, dass diese Krimireihe weitergeht.

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Veröffentlicht am 01.02.2023

Gewaltige und berührende Kurzgeschichte

Das dritte Licht
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Covertext:
Irland, zu Beginn der 1980er Jahre. An einem heißen Sommertag liefert ein Vater seine kleine Tochter bei entfernten Verwandten auf einer Farm im tiefsten Wexford ab. Seine Frau ist schon wieder ...

Covertext:
Irland, zu Beginn der 1980er Jahre. An einem heißen Sommertag liefert ein Vater seine kleine Tochter bei entfernten Verwandten auf einer Farm im tiefsten Wexford ab. Seine Frau ist schon wieder schwanger, noch ein Maul wird zu stopfen sein. So findet sich das Mädchen bei dem kinderlosen Ehepaar John und Edna Kinsella wieder. An einem ungewohnt schönen und behaglichen Ort, wo es Milch und Rhabarber und Zuwendung im Überfluss gibt. Aber auch ein trauriges Geheimnis, das einen Schatten auf die leuchtend leichten Tage wirft, in denen das Mädchen lernt, was Familie bedeuten kann.

„Das dritte Licht“ von Claire Keegan ist wohl schon 2013 erschienen. Jetzt hat der Steidl Verlag eine von der Autorin überarbeitete Version neu veröffentlicht.
Der englische Titel ist „Foster“ und passt perfekt zu dieser mit dem Davy Byrnes Award ausgezeichneter Erzählung.
Unter dem Titel „The Quiet Girl“ wurde die Erzählung in Irland verfilmt.

Im Mittelpunkt steht ein kleines Mädchen, dass von seinem Vater zu entfernten Verwandten gebracht wurde.
Das Mädchen bleibt in der Erzählung namenlos.
Zu Hause lebt das Mädchen mit mehreren Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen.
Ein neues Geschwisterchen ist unterwegs und für das Mädchen ist praktisch kein Platz mehr.
Für das Mädchen ist es als komme es in eine andere Welt.
Plötzlich sind da zwei Menschen die sich um sie kümmern, sich um sie sorgen.
Vieles steht in der Geschichte zwischen den Zeilen, wird nicht ausgesprochen.
So stellt sich schnell ein Kopfkino ein.

Claire Keegan erzählt die Geschichte ehrlich und glaubhaft.
Ihre Sprache kommt ganz leise daher, ja, eigentlich schon fast poetisch.
Die Geschichte ist recht kurz, knapp 100 Seiten.
Der Inhalt ist dafür um so gewaltiger.
Ich habe das namenlose Mädchen ganz fest in mein Herz geschlossen.

„Das dritte Licht“ ist eine wunderschöne Erzählung die mich tief im herzen erreicht hat.

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Veröffentlicht am 01.02.2023

Eindrucksvoller Debütroman

Nordstadt (Steidl Pocket)
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Im Mittelpunkt der Geschichte steht Nene.
Sie lebt im Norden der Stadt, da wo die sozial Schwächeren zu Hause sind.
Nene wurde in ihrer Kindheit mit Gewalt durch ihren Vater konfrontiert.
Mehrere Male ...

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Nene.
Sie lebt im Norden der Stadt, da wo die sozial Schwächeren zu Hause sind.
Nene wurde in ihrer Kindheit mit Gewalt durch ihren Vater konfrontiert.
Mehrere Male musste das Jugendamt eingreifen.
Trotz aller Widrigkeiten hat sie es geschafft einen Beruf zu erlernen.
Nene ist Bademeisterin. Schon als Kind hat ihr das Schwimmen viel bedeutet.
Heute arbeitet sie in dem Hallenbad, in dem sie als Kind und Jugendliche immer schwimmen gewesen war.
Dort lernt sie auch Boris kennen.
Boris hatte als kleines Kind Kinderlähmung.
Seine Beine sind verkrüppelt.
Auch er hatte als Kind viel über sich ergehen lassen müssen. Wurde immer gehänselt und als Krüppel bezeichnet.
Nene verliebt sich in Boris.
Die beiden verbringen einen schönen Sommer.
Doch Boris tischt Nene immer wieder Lügen auf, die sie nach einer Weile durchschaut.

„Nordstadt“ ist der Debütroman von Annika Büsing.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Nene erzählt.
Die Autorin schreibt in einem leichten und lockeren Schreibstil und bringt ihren LeserInnen dadurch die eigentlich recht schwere Geschichte auf eine lockere Art näher.
Beim lesen wird man mit Themen wie Gewalt, Mopping, Behinderung und dem Klassenunterschied konfrontiert.
Die Geschichte erzählt aber auch von Liebe und Vertrauen, von Lügen und Verstehen.

„Nordstadt ist eine recht kurze Geschichte. Das Buch hat nur 123 Seiten dafür aber einen gewaltigen Inhalt.
Ich habe das Buch in einem Rutsch verschlungen und freue mich jetzt schon auf den neuen Roman von Annika Büsing.
Koller soll am 28.2.2023 erscheinen.

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Veröffentlicht am 30.01.2023

Emotionaler Auftakt der Lindenhof Trilogie

Die Frauen vom Lindenhof - Ein Neuanfang für uns
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Hohenlohe 1953: Nach dem Tod des Vaters kommen Marianne, ihre Mutter und ihre kleinen Schwestern kaum über die Runden. Die alte Schreinerei, einst Stolz der Familie, verfällt. Doch Marianne will sich dem ...

Hohenlohe 1953: Nach dem Tod des Vaters kommen Marianne, ihre Mutter und ihre kleinen Schwestern kaum über die Runden. Die alte Schreinerei, einst Stolz der Familie, verfällt. Doch Marianne will sich dem Schicksal nicht ergeben. Zu sehr liebt sie den Duft der Werkstatt, die sanfte Wärme des Holzes unter ihren Fingern. Sie will wieder aufbauen, etwas ganz Neues wagen. Nur wer traut ihr das als Frau in diesen Zeiten zu? Marianne muss um ihren Traum kämpfen. Doch dann verliebt sie sich ausgerechnet in den traumatisierten Kriegsheimkehrer Alexandre.

Die Frauen vom Lindenhof-Ein Neuanfang für uns“ ist der erste Band einer Trilogie von Katharina Oswald.
Hinter dem Namen stehen die zwei Autorinnen Andrea Bottlinger und Claudia Hornung.

Die Geschichte entführt uns nach Baden-Württemberg in die Jahre 1953-1957.
Auf dem Lindenhof lebt die Familie Wagner, das sind die Geschwister Marianne, Henni und Lottchen, die Mutter und der Großvater.
Die Mutter versucht die Familie mit Näharbeiten über Wasser zu halten.
Marianne hilft immer da wo Arbeit anfällt, sei es auf den Feldern oder bei der Traubenlese.
Henni zieht es nach der Schule in die Stadt und Lottchen, das Nesthäkchen geht noch zur Schule.
Der Großvater hat seit dem Kriegsende nicht mehr gesprochen. Auch von Menschen hält er sich am liebsten fern. Er ist zufrieden wenn er ein Stück Holz in Händen hält und daraus Figuren schnitzt.

Marianne tut es in der Seele weh, dass die Schreinerei die ihr Vater aufgebaut hat seit seinem Tod verfällt.
Ihr kommt die Idee, die Schreinerei wieder aufzubauen und Puppenmöbel herzustellen.
Doch sie muss erfahren, dass alles schwieriger ist als sie gedacht hatte.
Viele Steine werden ihr in den Weg gelegt. Einer Frau traut keiner zu eine Schreinerei zu führen.
Aber Marianne ist kein Mensch der gleich aufgibt.
Zum Glück findet sie auch einige nette Helfer.
Einer davon ist der Kriegsheimkehrer Alexandre, der über seine Herkunft ein Geheimnis macht.

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Sie erscheinen richtig lebendig.
Besonders hat mir natürlich Marianne gefallen.
Sie sprüht vor Energie wenn sie sich etwas vorgenommen hat.
Marianne hat den Mut etwas Neues zu wagen und in eine Männerdomäne einzudringen.
Auch wenn der Großvater nicht mehr spricht, habe ich immer das Gefühl, dass er Marianne im stillen bewundert.

Alexandre hat mir natürlich auch sehr gut gefallen. Er hat im Krieg traumatische Erfahrungen machen müssen.
Um seine Herkunft ranken sich im Ort Gerüchte. Ist er etwa ein russischer Spion?
Alexandre schert das wenige. Er träumt davon nach Paris zu gehen und zu malen.

Die Geschichte wird emotional erzählt.
Ich habe mit Marianne gelitten und mich mit Marianne gefreut.
Es wird verdeutlicht, wie schwierig es damals war als Frau eine eigen Firma zu gründen.
Noch dazu in einer Branche die eigentlich von Männern ausgeführt wird.

Die zwei Autorinnen schildern die Zeit der Handlung sehr authentisch.
Auch ein paar historischer Ereignisse werden eingeflochten. So findet die Fußball Weltmeisterschaft in der Schweiz 1954 Erwähnung.
Auch der eine oder andere Schlager- oder Filmtitel findet man in der Geschichte wieder.
Der Schreibstil der Autorinnen ist flüssig und gut zu lesen.
Ich war sehr schnell von der Geschichte gefangen und habe das Buch kaum aus der Hand legen können.

Jetzt freue ich mich auf den 2. Band „Die Frauen vom Lindenhof-Zusammen können wir träumen“ der am 24.05.2023 erscheinen soll.

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