Profilbild von cybergirl

cybergirl

Lesejury Star
offline

cybergirl ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit cybergirl über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.01.2021

Eine Familiengeschichte authentisch und tiefgründig erzählt

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
0

Hannah besucht ihre Großmutter Evelyn, die in einer Berliner Seniorenresidenz lebt einmal die Woche.
Evelyn ist fast 100 Jahre und hat mit dem Leben abgeschlossen. Hannah hingegen sucht noch nach ihrem ...

Hannah besucht ihre Großmutter Evelyn, die in einer Berliner Seniorenresidenz lebt einmal die Woche.
Evelyn ist fast 100 Jahre und hat mit dem Leben abgeschlossen. Hannah hingegen sucht noch nach ihrem Weg, nach einem Platz wo sie hingehört.
Bei einem Besuch bei ihrer Großmutter findet Hannah einen Brief aus Israel.
In diesem Brief wir Evelyn als Erbin mehrerer Kunstwerke genannt, die der Familie im Nationalsozialismus gestohlen wurden und bisher verschollen sind.
Hannah ist nichts von jüdischen Vorfahren bekannt.
Ihre Großmutter weigert sich über ihre Vergangenheit und vor allem über ihre Mutter zu sprechen.
Hannah versucht das Familiengeheimnis zu lüften. Das führt zurück bis in die 1920er Jahre.
„Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ ist das Romandebüt von Alena Schröder.
Schon der außergewöhnliche Titel hat mich aufhören lassen, ich musste einen Blick in das Buch werfen.
Es ist die Familiengeschichte von 4 Frauen aus 4 Generationen.
Senta, Evelyn, Silvia und Hannah.
Wobei Senta und Silvia nicht mehr leben.
Die Geschichte wird in 2 Zeitebenen erzählt.
In der Gegenwart begleitet der Leser vor allem Hannah.
Hannah ist eine junge Frau von 27 Jahren die ihren Weg sucht. Ihre Mutter Silvia ist viel zu früh verstorben. Ihre Großmutter Evelyn ist die einzig lebende Verwandte die sie noch hat.
Neben einem verkorksten Liebesleben und einer Dissertation mit der sie nicht so recht vorankommt beschäftigt sie die Vergangenheit ihrer Großmutter.
Hannah stellt sich die Frage, wer sind die jüdischen Vorfahren die eine Kunstsammlung besessen haben?
Evelyn ist die Brücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit.
Zu ihrer Mutter Senta hatte sie zeitlebens nur wenig Kontakt.
Sie weigert sich über ihre Mutter zu sprechen.
Mutterliebe kennt sie nicht. Vielleicht war das Verhältnis zu ihrer Tochter Silvia deshalb eher kühl.
In der Vergangenheit lernt der Leser Senta kennen. Bei ihr sind die Wurzeln der Geschichte zu finden:
Nach und nach erfährt man warum das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter so kühl und gezwungen ist.
Man liest von den Schrecken der Judenverfolgung und den Enteignungen.
Die Protagonisten sind gut in Szene gesetzt und waren mir auch schnell sympathisch.
Der Schreibstil ist unkompliziert und flüssig.
Die Sprache ist vielschichtig, je nach Charakter, Situation und Zeit wandelt sie sich von flippig bis situiert.
„Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ ist ein Debütroman der besonderen Art.
Eine Familiengeschichte so authentisch, tiefgründig und unterhaltsam erzählt kann man nur gut finden.
Ich wünsche mir noch viele so gut erzählte Geschichten aus der Feder von Alena Schröder.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.01.2021

Wer manipuliert hier wen?

Seelen unter dem Eis
0

Tom Döbbe, ein erfolgreicher Werbefachmann fühlt sich durch seine Arbeit in seiner Werbeagentur nicht mehr genügend ausgefüllt.
Seine Mutter ist gerade verstorben, seine Frau ist wegen eines unerfüllten ...

Tom Döbbe, ein erfolgreicher Werbefachmann fühlt sich durch seine Arbeit in seiner Werbeagentur nicht mehr genügend ausgefüllt.
Seine Mutter ist gerade verstorben, seine Frau ist wegen eines unerfüllten Kinderwunschs unzufrieden.
So füllt er die Leere mit einem Lehrauftrag an der Universität aus. Hier begegnet ihm Amal, eine wenig begabte Studentin.
Zwischen Tom und Amal kommt es zu Meinungsverschiedenheiten wegen Amals Leistungen.
Gegen seinen Willen fühlt Tom sich zu Amal hingezogen, er gerät in einen Sog aus Liebe, Hass und Sex.
Tom der sonst immer alle Fäden in der Hand hält verliert allmählig die Kontrolle.
Wie kann er diese Beziehung beenden ohne, dass seine Frau davon erfährt?
Jetzt sitzt Tom im Todestrakt und wartet auf den Termin seiner Hinrichtung.
Auch im Gefängnis ist er der Meinung alle Fäden in Händen zu haben.
Dank eines Gefängniswärters der ihm zugetan ist schreibt er seine Geschichte nieder.
Wie schon in einigen ihrer Bücher greift Astrid Korten in ihrem neuen Psychothriller „Seelen unter dem Eis“ ein brisantes Thema auf.
In diesem Buch ist es die Todesstrafe
Die Kapitel der Geschichte erzählen abwechselnd vom Alltag im Gefängnis, über das Miteinander und über die Rangordnung der Häftlinge und über die Ereignisse die zu der Tat und schließlich zur Todesstrafe geführt haben.
Astrid Korten braucht keine blutigen Szenen um Spannung aufzubauen. Alleine durch Worte und die Vorstellungskraft ihrer Leser wird diese Spannung erzeugt.
Am Anfang des Buchs passiert noch nicht sehr viel, erst im letzten Drittel durchblickt man was die Autorin eigentlich sagen will.
Als Leser fragt man sich was ist wirklich so wie es scheint? Wer manipuliert hier wen?
Das Ende ist dann aufschlussreich, man erfährt überraschendes.
„Seelen unter dem Eis“ ist ein Buch das die Bezeichnung Psychothriller verdient.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.01.2021

Mut zum Neuanfang

Marlenes Erbe
0

Susa hat schon lange den Traum ihre eigenen Kleider zu entwerfen.
Der Mut den sicheren Job aufzugeben und auf eigen Beine zu stehen hatte sie allerdings bisher noch nicht gefunden.
Dann stirbt ihre Freundin ...

Susa hat schon lange den Traum ihre eigenen Kleider zu entwerfen.
Der Mut den sicheren Job aufzugeben und auf eigen Beine zu stehen hatte sie allerdings bisher noch nicht gefunden.
Dann stirbt ihre Freundin Marlene durch einen Unfall und hinterlässt Susa ihr Haus mit Änderungsschneiderein in Seelhausen, einem kleinen Ort in der Eifel.
Nach kurzer Überlegung ergreift Susa diese Chance und zieht von der Großstadt München in das kleine Ort in der Eifel.
Hier führt Susa erste einmal die Änderungsschneiderei von Marlene weiter. Beim Durchstöbern des Hauses entdeckt Susa, dass auch Marlene ihre Geheimnisse hatte und versucht ihnen auf die Spur zu kommen.

„Marlenes Erbe“ ist ein erfrischender und lockerer Roman von Ina Raki.
Susa ist eine junge Frau die mir schnell ans Herz gewachsen ist.
Sie hat einen Traum aber es fehlt ihr der Mut ihn zu verwirklichen.
Ihre Ängste, ihre Zweifel und auch ihre Euphorie werden in dieser Geschichte sehr lebensnah beschrieben.
Ich konnte mich richtig in Susa hineinfühlen.
Der Brief, den die verstorbene Marlene Susa überlassen hat gibt ihr Mut für einen Neuanfang.

Das Buch lebt durch seinen Charaktere die Ina Raki mit sehr viel Liebe zum Leben erweckt hat.
Susa findet schnell Kontakt zu den Bewohnern, findet neue Freunde.
Ich kann nicht sagen, wen ich von den Charakteren am liebsten mag. Sie haben alle ihre liebenswerten Seiten.
Es macht Spaß Susa auf ihrem Weg zu begleiten, mit ihr neue Menschen kennenzulernen, das eine oder andere Glas Wein mit ihr zutrinken ja, und auch mit ihr zu leiden, wenn das Leben eine andere Richtung nimmt als gewollt.
Es macht Spaß zu erleben wie neue Kleider entstehen, wie Susa ihre Gedanken auf ein Blatt Papier bringt.
Und für alle Katzenliebhaber gibt es Eddi, ein wirklich süßer Kater den ich sofort adoptieren würde.
„Marlenes Erbe“ ist ein Buch über einen Neuanfang, über Mut dem Leben eine neue Richtung zu geben. Es macht einfach nur Freude es zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.12.2020

Spannender und rasanter Krimi aber auch etwas unrealistisch

Als die Nacht begann
0

In Berlin wird eine Frau auf der Friedrichstraße erschossen.
Trotzdem die Straße recht belebt war gibt es niemanden der den Täter gesehen oder den Schuss gehört hat.
Ein Tourist hat zufällig gefilmt wie ...

In Berlin wird eine Frau auf der Friedrichstraße erschossen.
Trotzdem die Straße recht belebt war gibt es niemanden der den Täter gesehen oder den Schuss gehört hat.
Ein Tourist hat zufällig gefilmt wie die Frau tot zusammengebrochen ist.
Jan Tommen und sein Team ermitteln ohne auch nur annähernd eine Spur zu finden, die zum Täter führt.
War es ein Heckenschütze der sein Opfer mutwillig ausgesucht hat?
Dann wird ein Mann am Tegeler See gefunden, auch er wurde aus großer Entfernung erschossen. Gibt es zwischen den Opfern einen Zusammenhang?
„Als die Nacht begann“ ist der 7. Band der Jan Tommen Reihe von Alexander Hartung.
Für mich ist es das 1. Buch des Autors, weshalb mir einige Informationen zu dem schon etwas merkwürdig zusammengestellten Team fehlen.
Da ist Jan Tommen der die Ermittlungen zu dem Fall leitet. Er ermittelt mit seinem Team von der Kripo, darüber liest man aber nur wenig. Zeitgleich ermittelt er mit seinen Freunden Zoe, Max und Chandu.
Zoe ist die Gerichtsmedizinerin, Max ist von der IT-Abteilung von der Kripo und Chandu ist jemand, der gute Verbindungen zum kriminellen Milieu hat. Ihn konnte ich am wenigsten einschätzen was daran liegt, dass mir die Informationen der ersten Bände fehlen.
Meist treffen sie sich abends beim Essen oder zu einem Videochat und besprechen das weitere Vorgehen.
Diese unkonventionelle Art der Ermittlung ist schon etwas unrealistisch.
Der Fall ist gut durchdacht und nimmt unerwartete Wendungen. Die Spannung steigert sich je weiter man liest. Am Ende wird es dann recht turbulent, das Ganze nimmt eine rasante Fahrt auf.
Das Ende ist stimmig, wenn auch für mich unerwartet. Also Spannung bis zum Schluss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.12.2020

Ein echtes Highlight zum Jahresende

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
0

1911 wird in Weißensee die erste Kinderklinik eröffnet.
Die Pädiatrie steckt noch in den Kinderschuhen.
Die Waisenschwestern Marlene und Emma Lindow bekommen die Chance dort als Lernschwestern eine Ausbildung ...

1911 wird in Weißensee die erste Kinderklinik eröffnet.
Die Pädiatrie steckt noch in den Kinderschuhen.
Die Waisenschwestern Marlene und Emma Lindow bekommen die Chance dort als Lernschwestern eine Ausbildung zu machen.
Die Schwestern, die nach dem Tod ihrer Mutter im Waisenhaus aufgewachsen sind haben immer zusammengehalten.
Doch in Weißensee entzweien sich die Schwestern.
Marlene, die ältere geht ganz in der Kinderheilkunde auf. Sie entwickelt den Wunsch, nach ihrer Ausbildung als Kinderschwester Medizin zu studieren. Bestärkt in ihrem Wunsch wird sie von Dr. Maximilian von Weilert zu dem sich Marlene hingezogen fühlt.
Emma fühlt sich zu dem Melker Tomasz hingezogen.
Als Marlene Emma warnt, Tomasz würde ihre Beziehung nicht ernst nehmen kommt es zum Zerwürfnis zwischen den Schwestern.
„Kinderklinik Weißensee-Zeit der Wunder“ ist der 1. Band der Buchreihe um die Kinderklinik in Weißensee von Antonia Blum.
Nach ein paar Seiten schon hat mich die Geschichte schon gefangen.
Die Hauptpersonen sind die Schwestern Marlene und Emma Lindow.
Gleich im Prolog ist man als Leser Zeuge wie die Mutter der Schwestern stirbt.
Dann macht die Geschichte einen Sprung 13 Jahre nach vorne.
Die Schwestern die bis dahin im Waisenhaus gelebt haben bekommen die Chance auf eine Ausbildung als Kinderschwester in der Kinderklinik Weißensee.
Man bekommt als Leser vermittelt wie streng es im Waisenhaus zugeht.
Das müssen zu dieser Zeit wohl schlimme Verhältnisse gewesen sein.
Waisenkinder hängt auch immer ein Makel an. Sie werden von oben herab angesehen und auch so behandelt.
Das bekommen die Schwestern auch in der Kinderklinik oft von ihren Mitschwestern oft zu spüren.
Marlene und Emma sind mir schnell ans Herz gewachsen und ich bin mit ihnen durch Höhen und Tiefen gegangen.
Interessant sind auch die Einblicke die man in die Kinderheilkunde bekommt.
Die Kinderklinik Weißensee ist die erste Kinderklinik im Lande und auf das modernste ausgestattet.
Die Hygiene hatte einen sehr hohen Stellenwert. Auch die Ernährung von Säuglingen spielet eine wichtige Rolle. Die Klinik hatte ihre eigene Milchwirtschaft und bereitet die Nahrung für sie Säuglinge auf das sorgfältigste zu.
Antonia Blum hat diese Geschichte wunderschön geschrieben.
Sowohl der Handlungsstrang von Marlene und Emma, ihr Werken in der Kinderklinik, ihre erste Liebe die zum Zerwürfnis der Schwestern führte als auch der medizinische Aspekt waren anschaulich und interessant geschrieben.
Ziemlich schnell hatte ich die passenden Bilder im Kopf.
Die Kinderklinik Weißensee wurde tatsächlich 1911 eröffnet, heute befindet sich dort nur noch eine Ruine.
Die Geschichte der Elevinnen, wie man die Lernschwestern nannte ist zwar fiktiv, doch die Namen der Ärzteschaft und der Oberin Hanny Polsfuß entstammen dem realen Personenstamm der Kinderklinik.
„Kinderklinik Weißensee-Zeit der Wunder“ war noch einmal ein echtes Highlight zum Ende des Lesejahres.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere